Kaschauer Zeitung, Oktober-Dezember 1910 (Jahrgang 72, nr. 112-150)

1910-10-01 / nr. 112

Ersoheint jeden Redaction und Expeditions-Burcau : Kassa, Hauptgasse Nr. 64. || fur das | Abonnementspreise des Blattes: 13.20, 5 „ 6.69, für leco mit Zustellung in's Haus ganzjährig K. 14.—, Inland mit Postversendung 5 Samstag, 1. Oktober 1910. KASSA-EPERJESI ERTESITO. Chefredakteur: Dr. BELA KEMÉNY. Bei Inseraten wird die sechsmal gespaltene Petitzeile oder deren Raum mit 10 h bereohns. Dienstag, Donnerstag und Samstag. halbjährig K. 5.—, vierteljährig E. 2.50 INSERATE | werden in ungarischer und deutscher Sprache = s 8.30 || ausgenommen. g. eil /Betrachtungen. Nach den langen Sommerferien haben sich die Agen­­den bei der Stadt angehäuft und wurde der vorgestrigen städt. Generalversammlung ein aus 53 Bunk­en bestehendes Bensum zur Erledigung vorgelegt. Ein überaus großes Interesse wurde von unseren Stadtvätern auch im Allge­­meinen an den Tag gelegt, aber der Brennpunkt der Ver­­handlung war Punkt 9, die Bewegung der vakanten stäbt. Oberfiskalstelle. Der Bewegung einer solche" wichtigen Stelle pflegt sonst in der Regel ein längerer Federkrieg vorauszugehen. Die Presse nimmt sich das Recht, für den einen oder den an­­dern Kandidaten Partei zu ergreifen. Diesmal herrschte voll­­ständige Rube, welcher Umstand darin seine Erklärung findet, daß diesmal sich Hier durchwegs gewiegte Männer um diese Stelle bewarben. Jeder Einzelne war würdig diesen verantwortungsvollen Posten zu bekleiden und darum war es der Presse unmöglich, für einen der Kandidaten Bartel zu ergreifen. Aehnliche Stimmung herrscte auch unter den Stadtverordneten, was auch aus der Tatsache hervorgeht, daß die Bewerber fast gleiche Stimmenanzahl erhielten, womit der deutlichste Beweis erbracht wurde, daß die Bewerber annähernd des gleiche Vertrauen ihrer Mit­­bürger genießen. Mit 37 Stimmen ging der Name Dr. Bernhard Sichermann's aus der Urne siegreich hervor, während Dr. Bela Weiß 33, Dr. Ludwig Horváth 31 Stimmen erhielten. Wir nehmen dieses Resultat mit aufrichtiger Freude zur Kenntnis, denn diese Wahl bedeutet entschieden einen Gewinn für unser öffentliches Leben, ist doch der Name Dr. Sichermann's auch über die Grenzen unseres Vater­­landes wohl bekannt, indem er schon mehreremal in der Vertretung Ungarns an internationalen juridtischen Kon­ferenzen fie rühmlichst beteiligte, so in leßterer Zeit in Hay, London. Wir sind überzeugt, daß die Eigensc­haften des neuen Leben ausüben werden, ist doch seine öffentliche Tätigkeit stets vom höheren Gesichtspunkte geleitet und von Bors­eingenommenheit und von dem bei uns leider nur zu oft sich geltend machenden Klick- und Parteigeist völlig fern. Besonders aber erwarten wir von unserem neuen stadt, Anwalt, daß durch seine Mitwirkung die erschütterten finanziellen Angelegenheiten unserer Stadt endlich die er­wünschte Heilung erfahren und in das richtige Geleise ges­bracht werden. Wir wünschen Herrn Dr. Sichermann bleibende Er­­folge in seinem neuen Wirkungskreise. * Das Militär-Verordnungsblatt bringt­ in seiner ges­wohnten trockenen Weise folgende al. Entschließung : „Se. k. u. k. Epostolische Majestät geruhten aller anädigst zu verleihen: das Ritterkreuz­­ des Franz Josef- Ordens , dem Hauptmannauditor Jaroslav Kunz des Garnisonsgerichtes in Wien, sowie anzubefehlen, daß aus gleichem Anlaß der Ausdruc der ah. Zufriedenheit bes­kannt gegeben werde: dem Hauptmannauditor Doktor der Rechte Anton Cikánek des­­ Garnisonsgerichtes in Temesvár." Auszeichnungen werden häufig verliehen; auch uns würden diese Namen unter den vielen Ausgezeichneten, welche die lezte Nummer des Verordnungsblattes aufführt, nicht auffallen, aber diese Auszeichnungen haben einen bes­­onders interessanten Hintergrund, welcher uns Anlaß gibt, daß wir uns mit dieser Tatsache beschäftigen. Hauptmann- Auditor Kunz und Dr. Eikanek hatten des kanntlich die Untersuchung in der Aufsehen erregenden Hof­­richteraffaire geführt, und eben dieser Umstand ist er, welcher uns zwingt, daß wir über diese Auszeichnungen nicht einfach hinweggehen, sondern unseren Bemerkungen Ausdau verleihen. Der Fall Hofrichter war von keiner so eminent krimi­­nalistischer Bedeutung. Er gewann nur dadurch einen sen­sationellen Anstrig, weil hier der Täter ein aktiver Offizier war. Die Chronik bringt uns sehr häufig viel ge­­wichtigere Fälle, bei deren Verhandlung bedeutende An­­der Senate gestellt werden. Wir müssen die Hingebung bewundern, mit welcher die Untersuchungsrichter und Ge­­richteräte, die an sie gestellten Anforderungen erledigen, aber wir können uns nicht erinnern, daß man die Tätigkeit eines königlich-ungarischen Richters aus Anlaß eines einzigen mittelmäßigen Falles an hoher Stelle in fol glänzender Weise gewürdigt hätte. Wir sind zwar davon überzeugt, daß unsere verdienste­vollen Civili-Nichter keine Auszeichnungen anstreben, es schadet aber dennoch nicht, solche interessante Symptome unseres öffentlichen Lebens festzuhalten. * Die leidige Straßenbahnfrage beschäftigt schon seit mehr als zwei Jahrzehnte die öffentliche Meinung unserer Stadt. Zur Lösung dieser Angelegenheit hatten unsere Stadtweisen bisher die verschiedenartigsten Propositionen gestellt, jeder aber alles vergeblich. Kein einziges Projekt konnte durchgeführt werden, und zwar aus dem einfachen Grunde, weil unter den jenigen Verhältnissen eine endgültige und für die Stadt vorteilhafte Lösung unmöglich ist. Die Stadt muß in erster Linie das hiesige Elektrizitätswerk ab­­lösen, wenn dasselbe Eigentum der Stadt bildet, so kann dieser Betrieb durch Erweiterungen auch die Straßenbahn übernehmen. Welche Vorteile der Stadt hiedur< erwachsen können, sehen wir in vielen Städten, wo selbst eine gesunde Wirtsc­haftspolitik diese Frage auf der oberwähnten Weise gelöst hat.­­ Natürlich kann man eine Frage von fold, großer Trag­­weite nicht oberflächlich behandeln, sondern dieser Schritt muß vorerst­­ gründlich erwägt werden, aber auch auf die hieraus erwachsenden Consequenzen muß man bedat sein. Jedoch unterliegt es keinem Zweifel, daß die Stadt zu diesem zentralisierten Unternehmen bedeutend weniger Opfer bringen wird, als sie sehr als Beitrag für die elete frische Straßenbahn leisten will. Dr. Kb. Zieuillekon. Herbsttage im Qrientk. Novellette von A. Hinze. (Fortsehung.) (NachdruF verboten.) „IH danke Euch für Euren Schuß, den Ihr mir an­­bietet, Herr, allein ich bedarf dessen i­hr nicht,“ gab sie mit sanfter, aber traurig klingender Stimme zuäd. „Dieser Tempel ist dem Propheten geweiht, hier herein wird sich der Muschi nicht wagen.” „Trachtete er nach Eurem Leben? Ich vernahm einen „Die Tat hatte keine Zeugen, Herr. Wer der Mörder war, ertiet ich erst, als der Muschi seinen Haß auf mich übertrug, — ein Mädchen aber findet kein Gehör, Herr.“ „So will ich für Euch reden !" fiel Lenz erregt ein. „I kann nicht wißentlich geschehen lassen, daß auch Euch ein Leid geschieht.“ Ihre Gazellenaugen waren mit sonderbarem Ausdrug an ihm hängen geblieben — selbstvergessen sah sie ihn an. Dann hob sie abwehrend die Hand: „Mich in Schuß nehmen, hieße Euer eigenes Leben in Gefahr bringen, Herr, denn der Muschi würde es entbehen und Euch zu finden wissen. Ihr aber folt leben bleiben, denn ihr seid ein Künstler,“ vollendete sie und ihre Hand wies auf die Studienmappe, die er trug. Verwundert über ihre Worte und entzügt, daß dieses reizende Wesen die Kunst und die Künstler so hoch schärte, versicherte er eifrig: „Sorgt Euch nicht um mich, denn ich bin ein Mann. Ja bin glücklich, daß ihr Euch für die Kunst interessiert. 39 bin ein deutscher Bildhauer und heiße Gerhard Lenz. Darf ich nun auch Euren Namen er­­fahren ?" „I heiße Fatme Nasac,“ sagte sie wie nebensächlich. Desto lebhafter rief sie: „Ihr seid Bildhauer, Herr? Und ich hatte längst den Wunsch, meinem Bruder, der in Konstantinopel lebt, mein Bildnis zu s­enken! Wollt Ihr meine Büste modellieren, Herr? Ja bin reich, ich werde­n." Er wehrte hastig ab, bevor sie noch ausgesprochen und versicherte strahlend : „Es wird mir ein Bergnagen sein, Euren Auftrag auszuführen. Beginnen wir schon morgen !” In der Tat hätte es für ihn keine schönere Aufgabe gegeben als diese. Von nun an wanderte er alle Morgen nach dem Hause, das Fatme Nasac und ihre alte Ver­wandte bewohnten, den die beiden Frauen“hatten es zur Bedingung gemacht, daß er die Arbeit in ihrem Hause aus­­führe und er respektierte diesen Wunsc. In der Zeit, die nun folgte, schienen der Bildhauer und sein Modell die Ursache ihrer Bekanntschaft miteinander, den rachefü­h­tigen Sizilianer, vergessen zu haben. Bei dem Eifer, mit dem ersterer seine Aufgabe löste, und der Ausdauer, die Fatme bei den Sitzungen bekundete, war dies allerdings zu begreifen. „So bitte, recht lebhaft zu erzählen, während ich arbeite," hatte Lenz gesagt, denn je belebter das Mienen­­spiel ist, desto Iehenswahrer wird das Werk werden.“ Und Fatme hatte geplaudert und der Zuhörer aus den kindlichen und da so sinnigen Worten in der Seele des Mädchen gelesen. Wie ein reines, lilienweißes Blatt, in einem unbeschriebenen Buche, lag sie offen vor ihm da. Seelig, wer das selig, wer es fand, dies erste Wort hineinschreiben durfte — erste Wort... . § Heimlich schöne Herbsttage waren es. Der Künstler erinnerte sich dunkel nur, daß in der nordischen Heimat jetzt rauhe Stürme hausten. Hier, unter dem Himmel des Morgenlandes lachte die Sonne; es lachte das Leben ; es late die Blume der Liebe, deren exotischer Duft ihm wie ein Rausch zu Kopfe stieg, gleich dem Duft der Blüten des Orients. Er hatte sein ganzes Können bei dem Werke eingesetz, das jeit seiner Vollendung entgegenging, denn er hatte mit hellem Eifer geschafft, wie sehr er auf die Frist hinaus gewünscht. Gestern hatte Fatme ihm gesagt: „Ueberlegen Sie ich, welchen Preis Sie für Ihre Arbeit haben wollen, denn ich zahle meine Schulden gern, sofort.“ Darauf hatte er erwidert, wenn schon ihm das Herz laut gepocht hatte: „Ich befürgte, Fatme Nasac, daß Euch der Preis zu hoc sein wird, den ich beanspruche.“­­ Sie niete: „Ja, Herr, und war der Zufall verhinderte, daß ich getroffen ward.“ „Wenn ihr mir sagen wollt, aus welchem Grunde er Euch verfolgt, so will ich sehen, und fortan vor ihm zu schüßen,“ gab er an. Sie kämpfte offenbar, ob sie sprechen sollen Prüfend, ob sie dem Fremden trauen könne, sah sie zu ihm hinüber. Das Urteil mußte günstig ausgefallen sein, denn plößlich kam es wie ein Strom über ihre Lippen: „3 bin eine Waise und lebe bei einer alten Ver­­wandten. Der Muschi war im Dienste meines Baters. Da er aber ein unbrauchbarer und gewalttätiger Mensc war, so jagte ihn mein Vater fort. Es sollte ihm das Leben kosten. Der Muschi hat meinen Bater erschaffen.“ „Gibt es denn hier zu Lande keine Gerechtigkeit ? So der gefährliche Mensch nicht bestraft worden?" rief der Bildhauer ganz erregt... : (Schluß folgt.) Kraushaar Utóda Firmatafel-Maler Kassa, Hauptgasse Nr. 51. Verfertigt Firmatafeln in modernster Ausführung. — Neuheiten, auf Glas gra­­v­­iirte Inschrift. Specialist in Mosaiktafeln, so Bitte auf die Firma zu achten! uri es női divat­­elyem, csipke, szalag különlegességek Töröknél bámulatos olcsón 2 = . Fő-u 40, adömmal szembe :

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