Kaschauer Zeitung, Oktober-Dezember 1912 (Jahrgang 74, nr. 112-150)

1912-10-01 / nr. 112

Vierundsiebzigster Jahrgang. Erscheint jeden Dienstag, Donnerstag und Samstag | Redaktion und Expeditions-Bureau: Kassa, Fö-utca No. 64. KASSA-EPERJESI ERTESITÖ Chefredakteur: Dr. BÉLA KEMÉNY Abonnementspreise für loco mit Zustellung in Haus‘ Ganzjährig K. 10.—, Vajährig K. 5.—, 1/jährig K. 2.50 Für das Inland. mit Postversendung : Ganzjährig K. 13.20, 1/sjährig K. 6.60, 1/sjährig K. 3.30 Er ERIERPER Die Plazierung der Räköczi= Reit­erstatue. Die­ Frage, wo, an welcher Stelle der Stadt, die Räköczi-Reiterstatue errichtet werden soll, beschäftigt jekt die öffentliche Meinung in einer anregenden Weise, die der Sache würdig ist. Schon in der Sagung der Kommission, die den Plan der Errichtung der Räköczi-Reiterstatue von der Minute des leisen Wunsches der ganzen Nation, Räköczi ein Denkmal in in der alten Kurupenstadt zu seen, als die Asche des großen Fürsten von Nor­dosto in den Kaffaer Dom überführt wurde, mit Prunk und Landesjubel, bis zu dem zur Tat werden sollenden Ge- Ei der Er werttätig, lie­­evoll, hingebew­egte, zeigten sich PER NEIBAR­A i­ dieser­­ gelegenheit. Löbliche Meinungsverschie­­denheiten, denn jeder Träger einer neuen I­dee betreff der Plazierung der Räköczi­­-Reiterstatue ist von patriotischem Ge­fühle durchseßt, jede neue Meinungs­­äußerung ist von dem Wunsche beseelt, dem Andenken« Räköczis m­ ug Wirkens eine je schönere, der Stadt passen­­ere, weibungsvollere Stätte zu sichern.­­ Diesbezüglich ist keine Meinungsver­­schiedenheit. Die beginnt erst bei der Durchführung des Wunsches. Und da werden die verschiedenartigsten Pläne vorgebracht, selbstverständlich, auch mit Argumenten­­ unterstüßt, die allenfalls mehr Räköczi­­­­liebe als Sachverständnis in sich bergen.­­ Jeder möchte Räköczis Reiterstatue näher­­ zu sich haben, an sein Herz schließen, in­­ der weihevollen Stimmung, die die Sta­­tue ausströmt, wandeln. Daher können wir es begreifen, wenn sich­ eine be­­trächtliche Zahl kompetenter Faktoren für die Errichtung der Rákóczi-Reiter­­statue in dem Zentrum der Stadt, auf dem Szabadsäg­ter, der herrlichen Park­­anlage, die sich zwischen dem Dome und dem Theater hinzieht, begeistert. Hier schlägt die große Pulsader des Ver­­kehrs, hier laufen alle verzweigten Mer­­­­venäsfchen zusammen, hier konzentriert sich das City, hier schlängelt sich der Korso dahin, hier wandeln Gläubige in den Dom und Vergnügungslustige in die Kirche der Thalia, hier wird gescha­­uchert und gefeilscht, hier wird gebetet und getheatert, hier ist das pochende­­ Herz Kafjas: hier soll­ es auch den­­ großen Fürsten, den es viel seines Lebens verdankt, an sich schließen. So schön dieser Plan ist, so nicht schön wäre die Ausführung in künstlerischer ,­­ überhäuft mit Sehenswürdigkeiten, unter­­ denen die Rákóczi-Reiterstatue verschwind Und die Pläne werden­­den würde. Und dann wäre auch die Zukunft des Szabadjdgterer Parkes ge­fährdet, den, wenn der müßte fast ganz­­ verschwin­­dte Reiterstatue hier errichtet werden sollte, denn wir können uns nicht vorstellen, daß die Reiterstatue den Bäumen versteckt stehen sollte, hinter Vergessen wir auch nicht, daß das heutige Geschlecht nicht würdig­ ist, Rákoczi an sich zu schließen. Die gleichen „politischen Verhältnisse,­­die heute herr­­schen, herrschten­ auch­ zu Rákóczis Zeit. Der Rákoczi-Aufstand wurde dadurch geboren, da „in Ungarn infolge der gewaltsamen Militäraushebung und der schweren Steuern die Erregung, in dem Dolke wuchs:" Und wie ähneln die Zu­­stände ?. „Vergebens­ machten Christof, ‚Erdödy und Palation Esiterházy die Regierung hierauf aufmerksam, sie­ kehrte sich nicht­ daran." Das war aber ein anderes­­ Geschlecht damals: „An „der Spike der unzufriedenen Bauern „stellten sich Kurugenführer und schickten im Frühling: «1705 ‚Abgeordnete zu..Rákoczi mit­ der Bitte, dem bedrängten Dolke zu Hilfe zu kommen.“ | Don, da an. organi­­+ sich der Rákóczische Aufstand. Und enter — — Beziehung. Die Fe­­utcza ist sowieso Diese historische Rückerinnerung haben einen +. Dei­­n Feuilleton. Meermädel. Von Alfred Kerr, (Schluß.) Wundersam sehnattert sie, in den Hüften „gee­wissermaßen gewiegt von junger Krötenluft. "Einmal erzählt­ sie wir von der­ Familie, Mutter kom­mt dazwischen, dich, lebhaft, scheißend „und sagt: »Quel beau jour, Monsieur !­«x Was für ein schöner Tag! Recht hat sie... Die Kleine fährt fort, zu erzählen, zu funkeln,­­zu­ Angeln, zu geistern, zu lachen, zu schwabbeln. Wie sie das vorbringt, voll grüner Drolligkeit, voll höchster Lebenskraft. Sie erzählt von ihrer Schwester (sieben Geschwister sind sie) = die Schwester hat einen ebennste geheiratet, einen besseren Tischler aus dem Oit, der erbt aus Kanada nach einem Jahr so viel, daß sie herumreisen, ganz plößlich. Sie tun nichts mehr, reisen bloß herum — die hat's gut! Sie möchte gern auf Reisen leben. 99 sage: „Nenette, Sie müssen dann später einen heiraten, der auch in Kanada geerbt hat." Sie ladyt. Ueberhaupt nicht! Dabei macht das Balg­zeuglein, als ob es ihr tiefster Wunsch wäre, morgen anzufangen. Sie erzählt, daß hier am Ort keiner für sie paßt... Familiengeschich­­ten. Also es sind vier Töchter und drei Jun­­gens da. Was nun die zweite Schwester ist, de­ren Mann war Bereiter. Auch im Ort. Der ist vor anderthalb Jahren plößlich gestorben. Woran? „An der Brust.“ — „Wieso? war er schwindsüchtig ?" — „Nein, kein Gedanke !“ Also was? Sie erzählt, wie wenn sie sich wunderte, daß man das nicht weiß. Einer von meinen Brüdern hat ihm doch einen Tritt in den Leib gegeben —­­un coup de pied dans l’estomac [ — Aber warum, frag’ ich — waren sie vers feindet ? — Feine Idee! ils se sont amuses comme ca, sie haben es zum Spaß getan... So sch waßt sie weiter. Dann von sich selber. Glauben Sie, ich schlafe viel? Aber nein. Ich schlafe Nachts nicht — ich ruhe mich nur, ne bors pas — je me repose. Gegen zwölf steig’ ich­­ rauf in mein Zimmerle, aber da wasch! ich noch meine weißen Schuhe und stell sie vors Fenster. Dann erst um eins geh' ich ins Bett, gegen Morgen schlaf' ich ein, um Sieben bin ich auf — so wenig Schlaf brauch" "ich . .­­ Glauben "Sie, ich esse viel? Aber nein. Tenez, ce Soir pour diner, j’ai pris un- peu de bouillon, c’etait tout, Einen Löffel Brühe, so wenig Speisen brauch’ ich.­ch wundre mich selber, daß eine mit so wenig Schlaf und so wenig Essen auskommen kann; das ist vielleicht die Luft hier — die macht satt, man ist am Tage wie gewiegt. . . . Die himmlische Jöhre.­­ Sie [wagte fort: „Am Morgen um Sieben mach ich mein Billard sauber, mit einer Biste, = 004, die Spieler nehmen immer viel zu viel Kreide, das braucht ein geldhichter Mensch gar nicht ! Und dann . . ." 4. Der Abend sank manchmal hernieder, der Tag schien eher ermüdet als diese kraftstarrende, schwarze, junge Kreatur. , Aber. gegen. neun, herum, Fam, in, ihr selig, holdes Geschnatter manchmal ein verschollener, langsamerer Zug, sie sah nach dem Meer und stemmte die Arme resolut: (und voll Vergessen­­heit), in die Hüften... . : Wär'­ ich ein Maler, ich hätte diese­ Range so oft gemalt wie der heimgegangene Feuerbach die Römerin, deren Antliß wieder und immer und nochmals in seinem Werk auftaucht. Je

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