Kaschauer Zeitung, Januar-März 1914 (Jahrgang 76, nr. 1-37)

1914-01-01 / nr. 1

Erscheint­­ jeden 5 Dienstag, Donnerstag und Samstag’ Redaktion und Expedifons-Bureau: Kassa, Fö-utca No. 64. ; Cheiretäkfenr; Dr. BELA KEMENY „Donnerstae. E Januar 1914 ee­ne für loco mit Zustellung i in's Haus : Ganzjährig K. 10.—, Yajährig K. 5.—, 1/sjährig K. 250 Für das Inland mit Postversendung: ende K. 13.20, Ysjährig K. 6.60,­­­sjährig K. 3.30 Rundschau. Andsland. Znläßlich des 70. Geburtstag­s der Königin Elisabeth von Rumänien überh­dt­­ihr der österreich­e ungarische Gesandte das Groß­kreuz des Elisabeth-Ordens. — In rumänischen politiscen Kreisen wird verlautet, daß das Kabinett M­­orescu sich am 12. Januar zurüc­­ziehen und einer liberalen Regierung Ploß mac­hen wird. — Der französische Senat hat den von der Kammer bereits angenommenen Geläß­entwurf betreffend Gewährung eines Vorschusses von 10.000 Frank an Albanien genehmigt. — Nach einer offiziösen Meldung hat sich Griechen­­land bereit erklärt, den von Bulgarien angesuch­ten Schiedespruch des Präsidenten Bonncaré zur Regelung der griechish-bulgarischen Greizfrage anzunehmen. Inland. Am 29. b. hielt das Magnaten­haus eine Sißung, in welcher sämtliche, jüngst im abgeordnetenhause votierten Geseßentwurfe ohne Debatte angenommen wurden. — Die kleine kroatische Opposition fegt mit den Mitteln der ichi­schen Obruktion ein. — Der bosnische Landrag wurde auch den Landes def Potiore? eierlich eröffnet. — Ministerialrat Wilhelm Lers wurde zum Staatssekretär im Handelsministerium ernannt. — Staatssekretär im Kultusministerium Alexander Benedek wird zum zweiten Präsiden­­ten des Verwaltungsgerichtshofes ernannt wer­­den. An seine Stelle wird NeiGstagabgeordneter Ludwig Jlos8vay ernannt, ! '­­­­­ ­ höher zum neuen Jahre. Die Zeit hat wieder einmal eine andere Firma signiert: aus der „13“ ist eine „14“ geworden! Froh haben Glodenklänge dieses Ereignis begrüßt. Und auch die Menschenherzen schlagen Zukunft gegenüber, hat ja immer" etwas Hochbedeutsames, so auch diesmal. Die Tatsache, daß wiederum ein neues Jahr seinen Anfang nimmt, hat für uns mancherlei zu besagen : ernstes und frohes. Denn ein Zeitabschnitt verlangt Inventur, verlangt Abrechnung. Immer wieder sollen wir daran den­ken, daß auf Regen Sonnenschein und­­ auf heiteren Himmel Sturm zu folgen kanntlich schwerer ertragen, pflegt. Nichts kann der Mensch ja­de als eine Reihe von glücklichen, sonnigen Tagen! Das ist einmal so der Welt Lauf und daran werden wir nichts ändern, mögen wir innerlich auch noch so sehr damit hadern und scheh­en! Also nur Feine !­Mederhebung! Auch im soeben begonne­­nen Jahre nicht! So etwas rächt sich immer. Und kommt die Vergeltung auch nicht immer gleich, aus bleibt sie nie­­­mals! Wer bedächtig und beständig , seinen Weg schreitet, wird am sichersten­­ und­ am ehesten zu seinem Ziel gelangen. Auch im politischen Leben der Völker möge das neue Jahr nur Gutes bringen.­­ Sie sehnen sich alle danach. Sie möcht­­en Ne 7 58 wieder schwinden. Die Wunden,­­die der Ballanfrieg unserem­ Wirtschaftsleben geschlagen, müssen nun erst einmal ver­­harrchen. Und auch sonst müssen alle­­ Bängrisse zerflattern, .. die noch­ immer den Horizont verhüllen. Europa braucht­­ eine Erholung und Kräftigung dringend notwendig. Das alte Jahr hatte ihm Böses auferlegt; ganz nahe standen wir am Rande, eines furchtbaren, blutigen Weltkrieges. Handel­ und Wandel liegen gar arg Tarnieder, und die Aussichten auf die nächste Zukunft sind vor der Hand nicht die denkbar­­esten. Wir brauchen Licht, Hoffnung und frohe Zuversicht ! Aber auch hier­ darf nichts überstürzt werden. Alles muß seinen ruhigen, aus sich selbst organisch bedingten Gang gehen. Denn alle Ueberhastung könnte doch nur Schaden bringen. Auch hier darf nicht übers Ziel hinausgeschossen, allzu viel verlangt werden. "Glanz und Licht, Lachen und Fröh­­lichkeit, Hoffnung und Zuversicht sehen an der Pforte des neuen Jahres, dem ‚wir nunmehr zum Willkommensgruß die­­ Hand schütteln.­­ und „mit vollem, freudigen Herzen. Und wir tun es gern Die Welt sieht wieder, einmal anders aus, froher, festlicher, glückver­­heißender! Wer wollte da den Gries­­gram herausbeißen den anderen freuen? und sich nicht mit Mutig sind wir in die neue Zeitepoche hineingeschritten. Selbstvertrauen hat unsere Schritte ge­stählt und gefestigt. Unsere Erwartungen sind gespannt; nicht alles wird freilich erfüllt werden. Aber wir werden uns auch sicherlich mit dem begnügen, was­­ das neue Jahr zu vergeben hat, und stehen „in Erwartung­­­­en heraus aus Kalamitäten, der Ein neues Jahr als sonst: | | | den gegenwärtigen | Das Gedrühtsein muß + JOSEF LOITSCH (vorher Paul Reikel) Oberungarns alleiniges Klavier­ und nen­nd KASSA, Kossuth Lajos­ utca 14. Klavierreparaturen, Stimmungen wer­­den fachgemäss auf Wunsch auch in der Provinz durchgeführt. | | | |­­ | schaft, Jagebneniakeiten­ Es gab einmal eine Zeit so erzählt melancholisch ein Mitarbeiter des „Secolo XIX ", da alle Dienstboten­­ oder doch die meisten von ihnen im Durchschnitt fleißig, ehrlich und anhäng­­­­lich waren. Damals empfand die Magd den Gedanken, irgend­einen Gegenstand­­ aus dem Besitze ihrer Herrschaft sich anzueignen, wie eine Schmach und einen­­ Widersinn, die Dienstboten identifizierten sich, in ihren Gefühlen mit ihrer Herr­­fühlten sich zur Familie gehörig , schreckten in Augenblicken der Ge­­fahr sogar nicht davor zurück, diese Treue durch schwere persönliche Opfer, ja durch­ den Tod zu besiegeln.­­ In der Schredenszeit der französischen Revolution, in­ dieser Blütezeit rachgie­­riger Denunziationen, waren­ die Ange­bereien von Dienstboten eine Seltenheit, und­ doch wäre es allen rachsüchtigen Gemütern ein leichtes­ gewesen, ihre Herrschaften ins Unglaf zu stürzen. Mancher Dienstbote stieg damals als Opfer seiner Treue aufs Schaffott und in den Jahren 1793 und 1794 allein wurden nicht weniger als 8000 Dienst­­mädchen und Diener auillotiniert, weil sie „bei Aristokraten” gedient hatten. Auch früher schon war opferbereite Anhänglichkeit nichts als Choiseur in Ungnade Ungewöhnliches­­ fiel und seinen Haushofmeister Resueur nur schlicht: „Herr Herzog, gewiß werden Sie auch künftig noch einen Küchenjungen brau­­chen, geben Sie mir dabei den Vorzug.“ Und ein anderer Diener bot der Herzo­­gin seine gesamten Ersparnisse : „Ich habe sie in 30 jährigem Dienste bei Ihnen erspart, nehmen Sie das­ Geld, es gehört Ihnen.“ Gewiß gab es auch damals Ausnahmen, aber sie bestätigen nur die Regel und lassen einen troßdem melancho­lisch seufzen: „Ach ja, die schö­­nen alten Zeiten... .“ Gedenktage. Donnerstag, 1. Januar. 1484. Ullrich Zwingli, Begründer der reformierten Kirche geboren. . 1912. Professor Franz Windel, berühmter Gynäkologe gestorben. =­­ Freitag, 2. Januar. 1783. Johann Jakob Bodmer, hervorragender Gelehr­­ter Literaturhistoriker gestorben. — 1801.­­ Joseph Lavater, eine der unerkwürdigsten Persönlichkeiten der deutschen und Drangperiode gestorben. — Sturm. 1905

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