Kirchliche Blätter, 1897. Mai -1898. April (Jahrgang 2, nr. 1-52)

1897-09-15 / nr. 20

Eu­ “ = Erfdeint jeden Hitkooe: N Sn Hstmannstadt den a September. NR w. d. Kraft, Bermannstadt. irchliche Blätter aus der ein Landeskirche A. B. in den siehendb. Landesteilen Ungarns, Für das Inland: Halbjährlich fl. 1.50. Evang. Wochenschrift für die Glaubensgenossen aller Stände. Für das Ausland: Halbjährli­ch.3.—. Subhalt: Das naceriliische Judentum. Nachrichten aus Schule und Kirche. Aus der Mappe eines abgedankten Poeten. Bücherschau. 1897. — Das nacheriliische Judentum.*­ «Von D­r.Josef Capesius. »Ein Jahrtausend iraelitischer Geschichte hat uns an "den vergangenen Abenden das Ringen des augerwählten Volkesumwe­hblotteserkenntnis um rechten Gottesdienst gezeigt Als Schlachtengott als Herr der Heerscharen hat Jahwe ihm im Sieg über die Feinde seine jetzige Heimat zum Besitz gegeben als Gewittergott der im Sturm mit Donner und Blitz daherfahrt aber auch dem Sonnenschein und Regengebiet ergiebt oder entzieht er den Fluren das Gedeihen, denn er ist zugleich der heilige und gerechte, der seinem Volk in altererbter Vätersitte eine strenge Ordnung 068 gesamten Lebens gegeben, in deren Beobachtung Israel eben als das eine auserwählte Welt unter dem einen Gotte sich, weiß, der seinen anderen neben sich duldet, während die übrigen Völker zu vielen Göttern beten und seine rechte Heiligung des Lebens rennen. Denn das Bewußtsein, einer höheren Macht zu dienen, ihre Gebote, ihren Willen im eigenen Leben zur Darstellung zu bringen, giebt diesem Wort in der That eine Richtung auf das Göttliche, einen sittlichen und religiösen Ernst, wie ihn sein anderes Bolf des Altertums aufzuweien hat. Zunächst beschränkt als Glaube an den eigenen Nationalgott erhebt er sich durch den Weit- und Tiefbild der Propheten zur Erkenntnis des einen allmächtigen Gottes Himmels und der Erde, dessen heiligen Zwecen alle Völker zu dienen haben, den man nicht verehrt durch Opfer und Gebete, sondern durch Rechttum­ und durch lautere Gesinnung. Ja im politischen Qusantinenbeug­ des Neic­es Juda vollzieht sich die völlige Scheidung des unern dem Hyßern, und Jeremia, der größte, wenn auch unglücklichste Sohn seines Volkes, erblickt schon in gottinnigem Schauen den neuen Bund, da Gott sein Gesäß in Herz und Sinn schreiben wird, und feiner mehr den anderen lehren soll, sondern alle von Gott selbst gelehrt werden. Der baby­­lonische Sejaja aber erkennt im Leiden Jsraels, des Gottes­­*) Die dritte aus der Reihe der diesjähr. Fastenvorlesungen. unechtes und feiner Beten nur das von Gott geordnete­­ Mittel, alle zur rechten Gotteserkenntnis zu führen. Aber so tief, so wahr das Schauen dieser Männer zu den ewigen Heilsgedanken des göttlichen Weltplanes vorgedruungen war, so bald sollte er sich nicht erfüllen. Noch sollte mehr als ein halbes Jahrtausend vergehen, bis man von solcher Erfüllung prechen konnte. Denn die baby­­lonische Gefangenschaft, in die das Volk nunmehr geriet, rückte den Schmerz um die verlorene Heimat wieder in den Vordergrund und der einflußreichste Prophet D­ieser Zeit, zechiel, spricht wohl das tiefe Wort vom neuen Herzen und neuen Geist, den „Gott dem B Wolfe geben werde, der nicht den Tod des Sünders wolle, sondern daß er sich befehre von seinem bösen Wesen und lebe, aber noch viel ausführlicher weiß er zu reden von der Wiederkehr in das Land der Väter und dem neuen Tempel, den man daselbst bauen solle, genau nach den Maßen, die Gott ihm gesagt, und von den Priestern dieses Tempels und den Opfern in demselben, und wie das heilige Land in gleichen Biereden nach der Schnur an die zwölf Stämme ausgeteilt werden solle. 8 fann uns demnach nicht wundern, daß die Juden, welche von Cyrus, dem Besieger des babylonischen Reiches, das Recht zur Rückkehr in die Heimat erhielten, vor allem den Neubau des Tempels betrieben, wobei sie den stark mit heidnischen Elementen vermischten Samaritern die Teilnahme verwehrten, und daß man die entscheidende That zur Retzung des auserwählten Bolfes in der Ver­­kündigung des nunmehr erst mit Peinlichkeit bis in die kleinsten Bestimmungen ausgeführten Gesetes sah, wie­s der Schriftgelehrte Esra um die Mitte des 5. Jahr­­hunderts dem versammelten V­olfe vorlas unter eidlicher Verpflichtung auf strenge Beobachtung desselben. Nun wurden, um nur ja alle Verunreinigung abzu­­thun, vor allem die fremden Weiber ausgestoßen und nur in­­­ichterischer Form wagte der Berfaffer des Lieblichen Foylls von der Moabiterin Ruth eine Schupfschrift für das gute Herzensrecht der fremdländischen Gattinnen, ebenso wie ein anderer im grämlichen Gesellen Jonas, der ich) .

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