Kirchliche Blätter, 1900. Mai -1901. April (Jahrgang 5, nr. 1-52)

1900-05-02 / nr. 1

- ‘ Nr. 1. an jeden Mittwod. - Kirchliche Blätter aus Der eh. Landeskirche A.B. in den siebenb. Landesteilen Ungarns. a ea non 2 #. Iupalt: Zum Beginn des neuen Jahrgangs. — Der Mangel an a­kademischen Kandidaten. — Pastorallonieren­ des Hermannstädter Kirchenbezirkes. — Nachrichten Für das Ham: Halbjährlich K. 3.—. u e German, den 2. Mai 1900.­­ Evang. Wocenschrift für die Glaubensgenossen aller Stände, aus Schule und Kirche. — Wachershau, — Briefe und Sendungen. — Anzeige. IV. Jahre. Administration: W. Kraft, Bermannstadt. Für das Ausland: Halbjährlich ME. 3.—. ««»daß die Fahrt keine vergebliche sei. Zum Beginn des neuen a Unter der alten Flagge beginnt das kleine Schifflein unseres Blattes die neue Ausfahrt. Das Ziel ist ge­­geben, die Wege sind in den verflossenen drei Jahren erprobt worden, die Mannschaft noch gering, doch im Wachen begriffen, so ist die Hoffnung wohl berechtigt, Und wenn uns im Zusammenhang mit dem Bilde die Erinnerung an des Herrn Wort sich einstellt: Fahret auf die Höhe, so ist­­ damit mindestens unser Bestreben auch bezeichnet, das Beste zu geben, was wir vermögen. Die „Kirchl. Blätter” haben in der vorigen­ Nummer, am S­tuch des 3. Jahrgangs zusammenfassend sich selbst das, was sie bisher gewollt und geleistet. Damit ist­ auch schon eigentlich ausgesprochen, was sie auch im neuen Jahrgang mindestens erstreben wollen. Wenn wir ver­­suchen, was dort im einzelnen auseinander geseßt ist, was die „Skirchl. Blätter“ bisher gewollt und was sie weiter zu erreichen sich vorlegen, unter einen gemeinsamen Ge­­sichtspunkt zu bringen, so könnten wir sagen: wir wollen mithelfen an unserm Teil an der großen Aufgabe, die die Gegenwart uns gejebt hat, an der Erneuerung unseres Bollstehens, an der Reform desselben durch die evangelische Kirche, auf dem Boden des Protestantismus und mit Hülfe jener Güter und jener Gaben, die dieser num einmal der Welt gebracht hat. Wer die einzelnen Menschen mustert, der wird finden, daß Wissen und Willen des Menschen so vielfach den rechten Zusammenhang ver­­missen läßt. && giebt kaum einen, der nicht wissen sollte, daß das Lügen und Betrügen verboten ist — nicht das irdische Gesäß meinen wir hier — und doch, wenns daran kommt, macht er sich sein Gewissen daraus, auch seinen Bruder zu belügen und zu betrügen. Das Beispiel läßt sich auch auf das V­olfsganze übertragen — nicht auf unser 3 allein, sondern auf alle Völker, auch auf die evangelischen. Es ist eine Fülle von Erkenntnis in ihnen, wie am Leben auf evangelischer Grundlage gefaltet sein müßte und welche Forderungen im einzelnen sich daraus ergeben, — aber wenns nun darauf ankommt, sie in Thaten umzufiegen, dann versagt das Leben. Es ist auch auf diesem Gebiet Leichter, die richtigen Wege zu wandeln, wenn es nicht ganz neue Geleite sind, die man erst legen muß, wenn es genügt, ein Erbe der Vergangenheit auszugestalten und den Reitverhältnisen anzupassen. Das ist ja der Beweis für den göttlichen Ursprung des Christentums, daß es stark genug war, die Bildungselemente aller Zeiten in sich aufzunehmen, zu verarbeiten und neue Kraft ebenso daraus zu schöpfen, all jene, Elemente mit neuer Kraft zu erfüllen. Und wir sind in der glückichen Lage, auch hier ein Erbe der Ver­­gangenheit zu betten, daß wir auszugestalten berufen sind und zu dessen Ausgestaltung die tiefgehende Arbeit der evangelischen Kirche in Deutschland uns die Wege weist. Wenn wir von dem geistigen Erbe der Vergangenheit­­ reden, das uns die Güter nationalen und religiösen Lebens zusammen überliefert hat, dann ist es fast schon lebens­­art geworden, z­wei Namen als Träger dieses Lebens zusammenzustellen: Honterus und Bischof Teutich. In der That spannt sich eine Brüde vom 16. Jahrhundert zum 19., und zu den S Pfeilern D derselben gehören die beiden Genannten, beide entschiedene Naturen im Wollen und Handeln, beide darin einig, daß­ ihre zukunftsfreudige Sinnesweise über vorhandene Parteigegenläge Hinübersah und die Besten im Dienst des Ganzen zu vereinigen wußte. “ Unserer innerkirchlichen Arbeit konnte seine größere Gefahr erwachsen, und sein größeres Unheil könnten wir selber ihr zufügen, als wenn wir innerhalb der Kirche Parteien aufkommen ließen, die ich vom theologischen Standpunkt aus befehdeten, und religiöse Anschauungen zum Schlagwort für Parteien würden, die einander bek­rümpften. &8 ist dabei natürlich, daß die Extremsten zu­­erst auf einander träfen, hier Liberalismus einerseit3 und dort Orxthodorie andererseit3. Halten wir­ ung an­ die beiden genannten Männer, so wird ich ergeben, daß der vulgäre Liberalismus beiden fremd war, wie allen tieferen Naturen, nämlich jener Liberalismus, der überhaupt nichts

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