Kirchliche Blätter, 1903. Mai -1904. April (Jahrgang 8, nr. 1-52)

1903-07-22 / nr. 12

­ jär.12. Für das Juland: Dalbjährli K. 3.— Mai—Ott., Nov. — April. Herinannstcidt,f den 22. Juli 1903. Erscheint jeden Mittwow Hirchliche 9 Evang: Bodenschrift un die Glaubensgenossen aller Stände. . VI. Jahre. Adminiftration: ID. Krafft, PEUDaHE RD lätter aus Der ev. Landeskirche a. B. An den Be Landesteilen Ungarns. in Fıuhalt: Die sieben Brüder. — Die Versuchungsgei­sie — Der Wahrhitsgehalt des Darwinism­us —Nachrichten aus Schule und Kirche. — Büdem­ani. _ Anzeige. Für das Ausland: Halbjährlich Mt. 3.—. Mai—Ost., Nov. — April. Sieben Brüder folgen sich, Sieben flinte Wandrer Grüßen jeden Morgen dich, Aber stets ein andrer. Die Versuchungsgeschicte. 1. In der Wüste vom Teufel versucht. . Matth. 4, 1. Da ward Jesus vom Geist in die Wüste geführt, auf da er vom Teufel versucht wurde, Im Kern, unter dem Scheine der unantastbaren, unbe­­rührten Heiligkeit Heuchelei und Hochmut in sich barg. Auch hierin tut uns die Nachfolge Jon Ch­risti not. Auch wir müssen den Geist haben, der uns in die Wüste führt. Das braucht aber nicht eine Wüste im irdischen, weltlichen Sinne des Wortes, ein wüstes Stich Losd zu sein. Denn nicht das Land macht es aus, sondern das Wesen, das darin wartet und Besiß von uns nimmt. Darum ist es auch sein nüge, wenn wir aufs stille Feld, in die freie Wunderwelt Gottes hinausgehen oder auf die hohen, einsamen Berge hinaufsteigen, so wir dahin ‚ Kommen mit unserer Dual, &o muß eine Wüste im geistigen Sinne sein, ein Ort des Bewußtseins, ein Zustand, in welchem wir uns der Luft und den Netzen der Sinne entziehen, in welchem wir die täglichen Sorgen und Nöten, das Halten und Schaffen des Berufs verlassen haben, in welchem weit ab ‘von uns liegt der Zwang und die Eitelkeit, die Plage und die Verstellungsfrist des gesel­­lschaftlichen Lebens, in welchem wir aus dem Dunst der mit Zeid und Torheit, Schuld und vielem Wehe erfüllten Atmosphäre der inmitten der Freuden der Welt liegenden Wohnungen der Meenschen Hinaufsteigen auf die freien Höhen der die Welt weit hinter sich lassenden Gottes­­betrachtung. Dazu ist uns der Feiertag bestimmt mit seiner Ruhe von den unruhigen Werten des Berufs und mit seinem Gottesdienst im Gotteshaus. Doch das darf nicht ein Gottesdienst sein, zu welchem wir hingehen, uns unterhalten zu lassen, menschliche Kunst zu be­wundern oder die Verkündigung des M­uhms und der Herrlichkeit der gepriesenen Dinge und Verhältnisse des Lebens auf­­ Erden zu hören. Nein, es muß ein Gottesdienst sein, welche ungeprüft und unversucht, innerlich Hohl und faul in welchem alles dazu dient und wir selbst uns darauf Die sieben Brüder. Sechse sind im Werktagsfleisch, Rufen durch die Läden, Auf, und mache dich bereit, An dein Werk zu treten. Einer aber von der Schar, Kommt als schmuder Knabe, Daß er den, der fleißig war, Auch mit Freuden labe, Bevor Zeius in der Öffentlichkeit sein Werk und Wirken, sein Leben, Lehren und Leiden , ‚als Heiland der Welt beginnt, wird er vom Geist in die Wüste geführt. Dort war er einsam mit sich allein. Da drang sein Lärm und Laut des rauchen, rauschenden Lebens der Menschen­­welt, daß uns mit seinen Notwen­digkeiten, Sorgen und Nöten, mit seinen Leiden und Freuden für sich in Ans­­pruch nimmt, zu ihm bin. Losgelöst und frei von allem, was uns selbst entfremdet, befand er sich ganz in der tiefen Stille und der ersten Ruhe der unendlichen Gottes­­natur. Die Emwigkeit lag um ihn her­ausgebreitet und umfing sein ganzes Wesen, als sein Sinnen und seine Gedanken, also daß ihm allein das vollkommne Maß der Ewigkeit gegenwärtig war, sie­, die Mensc­hen und die Dinge und Wesen der Welt damit zu messen und zu richten. Das Maß der Ewigkeit regte sich aber in seinem Innern auf die Weise durch­, daß er ward „vom Geist in die Wüste geführt, auf daß er vom Teufel versucht würde.“ Das war das Ziel, der Zweck seines Aufenthaltes in der Wüste. Er mußte dort versucht werden, damit seine Tugend, sein Gottesfindschaftsbewußtsein im Feuer der Prüfung geläutert und durch den Kampf mit der Versuchung zu einer Macht gemacht werde, die die Welt überwindet und den Sieg behält. Dadurch hat er die Gerechtigkeit errungen und gewonnen, die da­s besser ist als die Gerechtigkeit der Schriftgelehrten und Pharisäer. Nimm denn frisch die Arbeit auf Mit den Werktags h­aben, Und du wirst, ich wette drauf, rohen Sonntag Haben! Georg Lang. %

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