Kirchliche Blätter, 1903. Mai -1904. April (Jahrgang 8, nr. 1-52)

1903-08-05 / nr. 14

"sr.14. Erschein­t jeden­l­rittwoch. Für das Inland: Halbjährlich K. 3.—. Mai—Ost., Nov.— April. EL «Hermannstadt,den 5.2 August 1905. Administration: W. Krafft, Hermannstadt, irchliche Blätter aus der ei. Landeskirche A. B. in den siebenb. Tandesteilen Ungarns, Bemune Ben­ern usa Subalt: Wetterregel. — Die Verjuhungsgeschichte. — Der Wahrheitsgehalt des Darwinismus. — Nachrichten aus Schule und Kirche. — Bücerihau. — Anzeigen. Evang. Wochenschrift für die Glaubensgenossen aller Stände. VII-Jahr. Für das Ausland: Halbjährlich ME. 3.—. Mai—Ost., Nov.—April, Messerregel, Du sollst den Tag nicht vor dem Abend loben: So helt der Morgen und so schön der Tag. Oft hat noch spät sich schwill Gemwölf erhoben, Der Abend schloß mit Sturm und Wetterschlag. Die Versuchungsgeschichte, 3. Gott versuchen. Matth. 4, 5— 7. Da führte ihn der Teufel mit sich in die heilige Stadt und stellte ihn auf die Sinne des Tempels, und sprach zu­­ ihm: bist du Gottes Sohn, so laß dich hinab; denn es stehet ges­­chrieben: er wird seinen Engeln über dir Befehl tun, und sie werden dich auf den Händen tragen, auf daß du deinen Fuß nicht an einen Stein stoßen­. Da sprach Jesus zu ihm; wiederum stehet auch geschrieben: du sollst Gott, deinen Herrn, nicht versuchen. Am schönen Morgen tobe du den Morgen, Am heißen Tag zu redlich deine Pflicht, Und für den Abend laß den Himmel sorgen, Der beides schickt, Gemwelt und Sonnenlicht! Aus der Wüste führte der Teufel Sesum in die heilige Stadt und stellte ihn auf die Zinne des Tempels. In der Wüste hatte das leibliche Bedürfnis, der brennende Hunger nicht verfangen. Nımn griff er in der Heiligen Stadt zum Wort Gottes selbst. Weil dem auf den Messias ge­­deuteten Bjalmwort: „er wird seinen Engeln über dir Befehl tun, und sie werden dich auf den Händen tragen, daß du deinen Fuß BI an einen Stein stoßest“, wollte er ihn, den Heiligen in Israel, fängen. Aber wieder schlug ihn der Heiland. Denn er wußte auch ein anderes Schrift­­wort, das Wed­es geboten hatte, das Wort: „du sollst Gott, deinen Herrn, nicht versuchen". Hiemit wollte er die Wahrheit des ersten Wortes nicht aufheben. Aber die falsche Deutung desselben wies er entschieden zur. Denn es wäre eine falsche Deutung ge­wesen, wenn er es in welchem Sinn verstanden hätte, daß ihn die Engel auf den Händen tragen sollten, und wenn er im Vertrauen darauf das Unnatürliche gewagt und sich ohne Not, mit Beratung der in die Natur der Dinge gelegten Gejege, aus reinem Mutwillen, — wenn er sie also von der Inne des Tempels hinuntergestürzt und erwartet hätte, er sollte nicht zerschellen. Das wäre Gott versuchen gewesen. Du sollst den Tag nicht vor dem Abend !­ Nach Negengüffen und nach Sturmesnot Oft fahst du, wie die Wolfen sich erhellten, Der Tag verglomm in goldnem Abendrot. Karl Gerof.­­ Und da war sein Wagen Wohl hat er es gewagt und sein Leben aufs Spiel ge­­­faßt. Doch das geschah im bittern Ernst, als es galt, die­­ Wahrheit des Glaubens an den Bater im Himmel troß dem Willen und Toben der Feinde zu bezeugen und mit dem eignen Blut zu besiegeln,­­ nicht darauf gebaut, daß sich die Geiege der Natur an ihm nicht vollziehen sollten. Er hat diesen Gelegen mit dem Tode am Kreuz seinen Tribut gezahlt. Und doch Hat der Herr seinen Engeln Befehl über ihm getan, daß sie ihn auf den Händen getragen haben durch Todesnot und Grabesnacht, daß er auch auf dem dunkelsten Gang durchs Leidental seinen Fuß an seinen Stein angestoßen, seinen Schaden genommen hat, sondern heil und in Voll­kommenheit zur ewigen Herrlichkeit gelangt it. So hat sie das Psalmmwort doch an ihm erfüllt, aber im Sinn des Moseswortes nach dem Maß der ewigen Wahrheit gemessen und verstanden. Ob dieser Teil der Berfuchungsgeschichte Ans und­ unserer Zeit nicht auch begegnen sollte? « In­ die heilige Stadt werden auch wir geführt,in das Zu­sam­mensein der Menschen,in­ Verhältnisse,de­n­en das Glaubensleben ihr charakteristisches Wesen,ihre Be­i­deutung verleiht,denen Fröm­migkeit eigen ist.Da lohnt es sich nun aber der Mühe,darüber nachzudenken,ob uns ni­cht der Versuch er dahin begleitet,dahin­ führt und uns durch das Wort Gottes selbst fangen und zu Falle bringen will.Dabei müssen wir beachten,daß dass ein Kunstgriff ist,ein Wort für sich allein uns vorzuhalten und uns es ohne Zusam­menhang mit den andern Worten

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