Kirchliche Blätter, 1903. Mai -1904. April (Jahrgang 8, nr. 1-52)

1903-11-25 / nr. 30

Zär.3. »i-» « l Hermannstadt,den 25.November 1903. VII-Jahr.­ Erschein­t jeden Mittwoch Admini­stration W.Krafft,Hermannstadt. Yitrrlilirlieblätter ansdereji.Ulan­dexilis­ire Ritz in den sieben­b.sjlan­derikeilen­ Angarnri­ re ZmRErT aan­ar: Zuhalt: Mein Heiland kommt. — Vortrag über einige Gustav-Ndolf-Gemeinden des Unterwaldes. — Vom Generalkonvent der ungarländisehen ev. Kirche VV. 8. — Von der 47.Versammlung deutscher Philologen und Schulmänner.—Nachrichten­ aus Schule und Kirche.­Bücherschau.­—Anzeigen­. Für das Inland: Halbjährlich K. 3.—. Mai—Oft., Nov. — April. Evang. Wochenschrift für die Glaubensgenossen aller Stände. Für das Ausland: Halbjährlich Mi. 3.—. Mai—Oft., Nov. —April. . Mein Beiland kommt. 1. Stilles Ahnen. (1. Advent.) £ uc. 12, 40. Des Menschen Sohn wird kommen zu der Stunde, da ihr es nicht meinet. Das Kirchenjahr ist zu Ende gegangen. 3 ist auf seinem freud- und leidvollen Wege recht müde geworden. Die Trinitatissonntage, unterbrochen von dem Bußtag, dem Exntedansfest und dem Reformationsfest, haben ihm treu das Geleite gegeben, biß es im Totensonntag einen ernsten Ausklang gefunden. In der Woche vom Totenfest bis zum ersten Advent vollzieht sich ein Frühlingewunder. Wie das erste Veilchen im Lenz erscheint der erste Advent. Neues Hoffen, neues Sehnen! Ya, lasset die Toten! ihre Toten begraben, wir gehören dem Leben. Das ist fein pietätsloses Wort; auch von unsern Toten bleibt uns nur das, was an ihnen unvergänglich ist und ewiges Leben hat. Advent aber bringt neues Leben. Mie wunderbar! Wenn die Natur si zum Schlaf l­­egt, erwacht das junge Kirchenjahr. Mitten in der Nacht ein helles Licht, im Dunkel des Winters ein Ahnen des Frühling. So spürt die junge Mutter, die am Z Toten­­sonntag vielleicht ihr Liebstes betrauert, schon unter dem Herzen das Keimen eines neuen Lebens. Advent, Advent! Wie Morgenrot steigst du herauf, wie ein Bote hellen Sonnenscheins. Die weifen Blätter fallen; siehe, in der Erde reimt ein neues Leben. D Adventszeit, selige Zeit, Jugendzeit, Blütezeit! Das neue Kirchenjahr öffnet Dir, fieber Christ, feine Pforten am ersten Advent. Bist du ? Welch brennende, heiße Frage! Des Menschen Seele läßt sich fehwer Lenfen und läßt sich nicht zwingen. Von unerkennbaren, geheimnisvollen Kräften wird sie bewegt und gelenkt. O daß sie doch offen vor Gott daläge und feinem Hauche sich öffnete! Aber „des Menschen Sohn wird kommen zu der Stunde, da ihr es nicht meinet.“ Wir haben ihn und uns nicht in der Gewalt. Ich spreche nicht vom Ungläubigen, vom Christugverächter, dem Gottes­­­­­eugner. Nein, von dir spreche ich, der du als gläubig giltst, als Christ und Bewerber um das Himmelreich. Hast du nicht erfannt, welch schwanfendes und verzagtes Ding deine Seele ist, bald himmelhoch jauchzend, bald zum Tode betrübt? Wie du an deinem Gott bald ver­­zweifelst, bald fest ihn umklammerst? Ist dein Glaube nicht jedem Wechsel des Wetters ausgejegt und schauert deine Seele nicht vor jedem Windhauch zusammen und verbirgt sich vor Gottes Angesicht? Stimmungen, wie sie der Zotensonntag hervorruft, fünnen uns niederschlagen und ganz haltlos und unglückkic machen, daß wir zu verzw­eifeln meinen. Was muß alles in den Tagen biss zum ersten Advent in uns vorgehen und neu werden, um uns für die Gedanken des Friedens, des Gehorsams und stillen Bescheidens empfänglich zu machen? Doch unentrinnbar ist unsere Seele dem Guten ver­­schrieben. Mag sie sich­ auch winden und wenden, unver­­merkt und unwillkürlich wie nach strengem Naturgesäß saugt sie den Atem der Erwigkeit ein und harret des Gottes. Niemand ann sich dem Einfluß des Göttlichen entziehen; er lebt, und wäre es nur wie im Traume, in Gottes Luft, aus Gottes Hand. Manche Streben seines Lebens werden all für den Verstocterten, selbst gegen seinen Willen, ganz heil von Gottes Geist und Güte. Daneben liegt freilich dunkles Land, in das Gottes Gnadensonne mit hineinleuchten kann. Auch in der Nähe des Leuchtturms und seines Scheinwerfers liegt neben den hellen Streifen der tiefe dunkle Schatten. Durch helles und dunkles Land führt unser Weg, durch Glauben und Unglauben. Das ist das uralte Gebet des Menschenlebens, des Gottsuchens. Aus den Adventsliedern aber klingt, wie ein Wehruf, Leget an die Waffen des Lichts, stehet auf vom Schlafe des Todes! Darum sind diese Lieder so munter und rasch und bringen auch in den Gottesdienst neuen Schwung. Xa, der erste Advent weht uns frischere Luft, Gottesluft, in die Seele. Das Totenfest hat uns mit quälenden Nätfeln entlassen. In dieser Adventszeit suchen wir Antwort auf all die dunkeln Tragen des Lebens. Wir tasten umher und sinnen und stredfen ung nach der Hand, die aus den bereit, einzutreten SE ° Eu & Be BR

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