Kirchliche Blätter, 1908. Mai -1909. April (Jahrgang 13, nr. 1-52)

1909-01-14 / nr. 37

Br. 37. - Hermannstadt vn 1 Sa­ar 1909. X. Jahrg. & Administration: W. Krafft, Hermannstadt. -Kirchliche Blätter aus der ev. Landeskirche RB. B. in den hole Landesteilen ER NR Inhalt: Beinalteben. =­­ Die pesifisch Melanthonisch gerichtete Siebenbürger Kirche. — Auch ein Wort zu den Dienstjahren ü in Aie Landeskirche. — Nachrichten aus Schule und Kirche. — Bücherschau. — Brieflasten. — Anzeigen, Erscheint jeden Donnerstag. Für das Inland, halbjährlg K. 3.—. Mai—Ost., Nov. — April. , Evang. Vorenschrift für die Glaubensgenossen aller Stände. - RER WETTER WEHT RERRET­TE Für das Ausland: Halbjährlich ME. 3.—. Nai—Ott., Nov. — April. wenn Tajialreden. V. Um Sarge des am 1. Januar 1909 verjtorbenen Kronitädter Gymnaftal­­profefjors Fr. W. Seraphin. Allmächtiger, Ewiger, vor dei­ heiliges Angesicht treten wir in Dieser Stunde der Trauer und bringen vor dich unsere Klage. Wie sollen wir Worte und Gedanken finden, da das Gemüt so übermächtig spricht! So sende Du aus Himmelshöhen den befreienden Trost, der das­­ gebeugte Herz wieder aufrichten kann. Unsere Seele liegt im Staube, erquide uns, Herr, nach deinem Wort! Amen. Im Herrn Geliebte! Ein harter Ruf ist an ung­ergangen. Lange haben wir uns gesträubt, ihn auch nur zu vernehmen, geschweige denn ihm zu folgen. Doch immer dringender spochte er an unser Herz, und endlich, endlich sind wir ihm fast wider Willen gefolgt an diese Stätte, die wir in den legten Wochen so gerne betreten hätten, die zu betreten uns aber verwehrt war, weil der schwer­­franke Freund der größten Schonung und sorgsamsten Pflege bedurfte. Doc­ jet sind wir in dichten Scharen erschienen. Iit es ein blindes, grausames Ungefähr, das uns an diesen Sarg zwingt, oder hat uns auch­hieder Gott gerufen? Gilt es wirklich unserm Lieben Seraphin ? Meine Lieben! Zwei Tage sind seit dem Neujahrs­­morgen vergangen. So laßt uns zur Besinnung kommen, laßt uns unsere Pflicht erfüllen, wie sie der Verklärte jederzeit erfüllt hat, laßt uns klar denken, wie er stets an gedacht hat, laßt uns die Kraft finden, den heiligen Namen Gottes auch in dieser Stunde anzurufen. Als unser Herr und Heiland dem Hause des Lazarus nahte, wohin ihn dessen Schwestern gerufen, damit er den toten Bruder aufernrede, da eilte ihm geschäftig Meartha entgegen, und als er nach der Schwester fragt, läuft sie zurück und spricht heimlich zu Maria : dich! Dies Wort will uns nicht aus dem Sinn, seitdem Der Meister ist da und rufet uns die Runde vom Tode des Freundes gekommen: E38 spricht zu uns heimlich: Der Meister ist da, der Herr über Leben und Tod, und rufet Dich ! Dreimal hat er dich gerufen. Er rief dich dereinst ins Leben. Dort in der lieben Schwesterstadt am Zibin im ehrsamen, frommen Bürgerhause stand deine Wiege. Wie oft hast du im trauten Kreis erzählt von der strengen Zucht dieses Hauses, von der vorbildlichen unermüdeten Arbeitsamkeit de Vaters, von der Lebensnot, aber auch­ der Lebenskraft der Kinderreichen Familie, von deinen so verschieden gearteten Lehrern, von deinem eigenen Unter­­richten, das du schon frühe als Schüler begonnen, von deinen mannigfaltigen Neigungen und Studien in jungen Jahren, wie schildertest du leuchtenden Blickes die seligen Jugendfreuden, die dir beim Onkel auf dem poesieumwobenen Kleinschenker Pfarrhof aufgeblüht sind. „So sah’st du " Vergangnes, vorüberschweben, — es war ein glückliches, glücliches Leben.“ Dann zog es dich in die Ferne und weiter all einem andern hat sich dir die Welt aufgetan. Denn rüftigen Schrittes, Haren Auges zogst du einher und jogst die Pracht der Natur in dich ein, die Netze der Kunst und vor allem nach deiner besonderen Neigung und Arlage die Herrlichkeiten der Schufe, die uns das Altertum hinter­­lassen. Aber troß deiner Wanderluft wie eifrig seßhaft am Studiertisch und in der geselligen Runde der Freunde, von denen du viele erwarbst, damals und später, von denen einer nur unlängst ein anziehendes Bild deines Wesens aus jenen Tagen entworfen hat. Doch es erging der zweite Ruf an dich: der Meister rief dich zum Wirken. 3 war sein Zufall, daß du gerade in­­ unsere Stadt damst, mit der dich ein Zug innerer Wesensverwandtschaft ‚verband, in die du dich so rasch einfechtest, die du ung erst feinen lehrtest, sie aus dem Schutt vergangener Jahrhunderte heraushebend, deren ragendes Wahrzeichen, unsere Schwarze Kirche, die du fast sonntäglich ‚in stiller Andacht besuchtest, du in Wort und Schrift­ung verdeutlichtest, in» deren Mitte dir das rechte Lebensglück aufging, als du die Lebensgefährtin wandest, die dir num ! + } ;% Es

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