Kirchliche Blätter, 1911 (Jahrgang 3, nr. 1-52)

1911-07-22 / nr. 29

— 39 — aufbringen, die werden. Auf der Gemeinde lastet noch eine Schuld von K 3065679, die bei 61­,°/, Berzinsung in halbjährigen Amortisationsraten von K 126934 gedeckt wird. Dazu wird von den Gemeindegliedern eine Kirchensteuer erhoben, die nach der Leistungs­­fähigkeit der Einzelnen in 4 Waffen 2—16 Kronen beträgt; für den Kirch und Schulbau hat die Ge­­meinde in den letten 15 Jahren über K 50000 — selbst aufgebracht und dazu bisher vom Gustav Adolf- Berein K 1774847 erhalten. Gegenwärtig steht die Gemeinde wieder vor einer schweren Aufgabe, dem Neubau des Pfarrhauses. So bleibt denn diese Gemeinde auch für die Zukunft ein Sorgenfund der Landeskirche, deren geistlicher Führer bei der Bisitation in alle Verhältnisse hineinleuchtete und besonders die in den Herzen schlummernden sittlichen Kräfte zu weden und zu Stärken suchte. Und das ist ihm sicher gelungen und der Segen seines Besuches wird gewiß nicht ausbleiben. 17..Billat. Der Morgen des 23. Juni sah die stattliche Gemeinde noch einmal versammelt um den scheidenden Doberhirten, von dem sie daukend und rührend Ab­­schied nahm, als er den Wagen zur Fahrt nach Billaf bestieg. Ein heftiges Unwetter war in der Nacht über das Sajotal niedergegangen und hatte erheblichen Schaden auf Feldern und Fluren ange­­richtet und die Spuren menschlichen Fleißes ver­­nichtet. Was kurz vorher noch reichen Segen ver­­heißen, das war durch Schlamm und Steine zur W­üste geworden, kaum noch eine Ernte versprechend. Diese Gedanken waren es, die der Bischof in seiner Predigt anflingen ließ. Der Sturn, der über Nacht gekommen, wurde ihm zum Bild des mensch­­lichen Lebens, sowohl des Inzellebens, wie des ganzer Gemeinden. Aber hinter solchen Stürmen und Gewittern, kommen sie nun von außen oder von innen, kommt immer auch­ der Gottestrost. Das hat auch die Gemeinde Billa­ mehr als einmal empfunden; in alter und neuer Zeit ist mancher Sturm über sie dahingebraust, aber sie ist nicht zum Untergang bestimmt gewesen, sondern dazu, ein Zeugnis der Gnade Gottes zu werden. Auch Billaf bereitete dem Bischof einen herz­lichen Empfang, folgte seiner Predigt mit ge­­spannter Aufmerksamkeit und den Bilitationsver­­handlungen mit warmem Interesse. Aus Lebteren ging hervor, daß manche jener bereits öfter er­­wähnten bedenklichen Erscheinungen im Innerleben dieses Kirchenbezirkes hier nicht zu finden ist. Dies gilt namentlich auch von der Volfsbewegung, da hier eine, wenn auch langsame, doch stetige Zunahme der ev. Bevölkerung zu konstatieren ist. (1765: 122; 1851: 301; 1883: 369; 1910: 381.) Eine Zebens­­frage für die Gemeinde ist die Vermehrung des Grundbefibes; denn von dem 3478 Joch umfassenden Gemeindehattert sind bloß 478 Joch im Befib der evangelischen Sadhisen; das übrige ist teils adliger Belis, teils in den Händen der Romänen und Juden. Der im vorigen Jahr gegründete Raiffeisenverein, dessen Unterftügung allen Männern vom Bischof zur Schuldentilgung verwendet­­ war, ans Herz gelegt wurde, ist mit­berufen, den jächrlichen Grundbesit zu mehren oder wenigstens vor weiteren Verlusten zu­ciügen. Bedauernd nahm der Bischof zur Kenntnis, daß der landwirtschaftliche Verein hier seinen festen Boden zu faffen vermochte und daß sein Frauenverein bestehe; die Bildung beider Vereine wurde den Billarter Männern und Frauen empfohlen. Die Abschaffung des Leichenmahles und des Wetterläutens als Unsitte und Aberglauben ernstlich gefordert, die verhältnismäßig Hohen Bei­­träge für den Gustav-Adolf-Verein lobend anerkannt. Nach­ dem Gottesdienst wurde das Pfarramt ein­­gehend visitiert, nachmittags die Schule, in der der Ortpfarrer Friedrich Eisenburger infolge des Mangels an einem Lehrer schon seit Jahren den Unterricht erteilt, und die Kaffagebarung. Der V­isitationstag wurde umgränzt mit dem deutschen Lied, indem die erwachsene Jugend dem Bischof nach dem Mittagessen ein gelungenes Ständen darbrachte, für das er Herzlichst dankte. Am Abend dieses Tages verlieh die Kommission, begleitet von der Musikkapelle und fast der gesamten evangelischen Bevölkerung, die Gemeinde, um in Bistriß zu über­­nachten. &. 63. Gebet, Herr, ich will Dich bitten, daß Du das Licht meines Kindes nicht auslörchert, denn das Licht meines Kindes erhellt meine Tage und meine Nächte; sein Licht erhellt meine Freudentage und meine Trauernächte. Wenn die Klage und die Sorge wächst und wächt und will mich erdrücen, dann leuchtet, Herr, das Licht meines Kindes über mein Leben. Darum bitte ich dich, wie ein Bettler vor des Herr, Herr, Herr, [Reichen Tor, daß Du das Licht meines Kindes nicht auslöschest. Amen, Herr, Amen, Amen! 3. Lehrer. Die zweite Tagung der Konferenz für evang. Gemeindearbeit in Darmstadt am 25. und 26. April. (Fortlegung aus Nr. 27.) 5. Der Gemeindeabend in der großen Turnhalle führte nach dem Abschluß der Verhandlungen die Teilnehmer mit der evang. Bevölkerung Darmstadts zusammen. Die Kirchen­­gesangvereine der Martins- und Johannesgemeinde leiteten den Abend mit dem Chor von oh. Seb. Bach „Dir, dir, Zehova, will ich singen“ stimmungs­­voll ein, worauf Pfarrer Stod aus Groß-Lichter­­felde über das Thema „Die Gemeinde und die Männer” eine Ansprac­he hielt. Dies der Ge­­dankengang:

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