Kirchliche Blätter, 1913 (Jahrgang 5, nr. 1-52)

1913-01-04 / nr. 1

Hirchlichegkktter Bezugspreis: . s x Verlag: ne aus Der ev, Landeskirche FB. zer vepriert, Hermanns . ,b«.K­­. , » , . . .» Gan«ahrx"hal·1«o mdensiebenkmrg.Tandemzeilenungarng Ausland: Der Raum einer einspaltigen Petitzeile fostet bei einmaligem Einrücken 20 Heller, bei jedem weiteren Einrücen je 15 Heller Zr. 1 Bermannstadt, den 4. Januar 1913 V. Jahrgang Inhalt: Was uns bleibt. — Gebet. (Gedicht.) — Kasualreden. (1. Trauerrede.) — Ein Wort für den Lutherrod. — Aus der Prazis. (1. Predigtfritif.) — Die Sperre der Branntweins dienten an Sonn= und Feiertagen. — Nachrichten aus Nah und Fern. — Amtlicher Teil. — Anzeigen. Ganzj. Mt. 11, haldj. Mi. 5:50 nk Ev. Wocenschrift fir die Glaubensgenosen aller Stände erscheint jeven Sonnabend Insektuspretss Was uns bleibt. I. Cor. 13, 13, An der Schwelle des neuen Jahres blicken wir zurück auf das alte. Die Erfahrungen, die wir in feinem Verlaufe gemacht, sind im einzelnen wohl verschieden, im ganzen aber stimmen wir im End­­urteil überein: e3 war ein schweres Jahr, e3 hat und viel genommen. Wir stehen ärmer an seinem Schluffe­­ld an seinem Anfang und prüfen besorgt, ob das, was uns blieb an Lebenskraft und Zuver­­sicht, noch reicht für die Weiterwanderung. Und da ist es, als hörten wir des Apostels Wort: „Mir aber bleibet Glaube, Liebe, Hoffnung, diese drei.” Es sind die Quellen feiner Kraft und sie haben ihn zum Siege geführt auf einer Bahn, die rauher war als die unsere, in einem Kampf, der größer war, als der uns zu kämpfen bestimmt ist. Ob wir sie auch noch haben, noch haben fünnen ? E38 ist eigen, daß schwere Lebenserfahrungen zu allererst unseren Glaubensihab angreifen. Im Streichmaß der Tage ruht er unangefochten in des Herzens Grund. Man betrachtet ihn als stille Vor­­ausseßung des innern und äußern Gleichmaßes, als eine Art Versicherung gegen dessen Störung. Sobald uns aber Schicsalsstürme treffen, gerät auch der Glaube ins Wanten und Teife oder lauter Klingt die Frage auf: was gilt ein Glaube, der nicht Hilft und nicht Schüßt? Und nagende Not, erschüt­­ternde Schiejalscchläge steigern den Zweifel zur Bitterkeit und zum finstern Entschluß, abzulassen von dem, worauf doch sein Verlaß sei. Dester als ehedem hört man das Wort, daß der Glaube „fein nüge sei“. Lauter als bisher schallt der Ruf durch die Lande, der zum Abfall vom Räterglauben ein­­lädt. Und doch, wenns eine erntliche Entscheidung gilt, dann merkt man, daß die Menschen sich davon nicht Lösen wollen und nicht Lösen können; wie ge­­ring ist die Zahl derer, die auf die Frage nach ihrem Glauben bei der Volkszählung antworteten: ich habe feinen! Und wenn eine ernste Schicsals­­stunde die gleiche Frage ins Menschenleben Hinein­­ruft, dann drängt sie das Iekte Lebensgefühl um den legten Funten von Glauben im Herzen zusammen und aus dunkelster Stunde klingt es auf: „Näher mein Gott zu dir!“ Gerade die bitterste Not bringt es dem Menschen zum Bewußtsein, daß der Glaube bleibt, wenn alles wannt. Denn er ist mehr als eine stille Versicherung gegen Unfälle, die man im Unmut aufsagen kann, er­st das, was unserm innersten Leben Halt und Inhalt gibt, mit dem all unsere feinsten Seelenregungen und unsere stärksten Seelenkräfte unlöslich verbunden sind. Wer ihn wirklich verliert, verliert sein innerstes Sein, wer ihn aufgibt, gibt sich auf. Darum ist das Ende des Glaubenslosen so trübe: die Wogen des Lebens schlagen über ihm zusa­mmen, er geht unter, weil ihn nichts mehr emporhält. Das Jahr Hat unsern Glaubensstand in Frage gestellt; wir antworten Doc alle: er bleibt der Glaube, wir nehmen ihn mit hinüber als unseres Lebens Kern und Stern. Und wenn’ noch schwerer kommt, so halten wir ihn noch höher empor, denn wie wir ihn tragen, so trägt er uns über die Wogen. &o bleibt die Liebe, jagt der Apostel. Der Glaube verbindet und mit Gott, die Liebe mit den Menschen. Auch sie wird wie jener gerade in fritis­­chen Tagen immer wieder in Frage gestellt. Die rohe Selbstsucht drängt vor und stößt nieder, was ihr im Wege steht. Aber sie findet ihre Rechnung nicht; nicht im Urteil der Welt, denn das verwirft sie, und nur im eigenen Glack, denn das ist ge­fährdet durch ähnlich sinnlos waltende rohe Mächte. Und wenn nach der ersten verwirrenden Bestürzung die Besinnung wiederkehrt, dann bändigen die Menscen selbst die rohen Triebe und er steigt verbindend und helfend die Liebe siegreich empor, ja wo eine edle Gesinnung lebte, auch nur wie ein glimmender Sunken im Menschenherzen, da kann es gar nicht zu rohen Gewaltausbrüchen kommen, da lacht der Sturmhauch des Schiefers den Zunfen zur Flamme empor, die die Herzen durchglüht und zu Taten der rettenden Nächstenliebe treibt, sei es auch mit Hin­­gabe des eignen Lebens. E 8 ist eine geheime Wechsel­­beziehung zwischen Glaube und Liebe: jener schafft

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