Kirchliche Blätter, 1915 (Jahrgang 7, nr. 1-53)

1915-01-02 / nr. 1

Do­­ u · p­­erschienen ist,eine stattliche Zahl,deren sich unsere literarischen Erzeugnisse sonst nicht rühmen können. Um so mehr ist’s Pflicht zu sagen, was nur wenige wissen: die unmittelbare Anregung zur Schaffung des Büchleins ist von Pfarrer Hoch in Schönberg ausgegangen. Das Hauptverdienst um die Zusammenstellung hat nach einer Besprechung im engeren Kreis in Hermannstadt cand. And. Scheiner. Andere haben dann mitgeholfen und namenlos ist es erschienen. Es Sollte doch­ sich wirken. Und es hat gewirkt. Was unsere Soldaten darüber schreiben, gestattet auch einen Eid in die ringenden und doc so zuversichtlichen Seelen der Kämpfenden. Das Büchlein hat vor allem religiöse Kräfte ausgelöst. In den Dankesbriefen klingt das immer wieder durch. „Das übersandte Büchlein ist wirklich ein wahres Geleit für den ev. Christen“ — schreiben sechs Nösner — „der mit frohem und mutigem Herzen den Inhalt hieft und Gott dem Herrn si anvertraut. So wollen auch wir auf ihn vertrauen und auf seine Hilfe bauen“. Ein anderer aus dem Mediatcher Gelände: „Mit freudigem Herzen greif ich nach dem Büchlein, wo die heiligen Worte stehen. Es wird einem weich und warn und ich bete Tag und Nacht zu Gott, er sorge für uns, wo wir gehn und stehn und führe uns wieder frisch und befund in unsere Heimat, wo wir so gerne waren.“ „Das Büchlein ist uns wirklich eine Erquilung und Er­­leichterung für unsere Herzen“, „3 wird auch meiner Seele Führer sein“. „Oft wollte ich treten zu Gott, fand aber außer dem Baterunser wenige Worte. Nun finde ich sie in dem Büchlein.” „Wie freute ich mich, als ich das Büchlein aufmachte und bemerkte die Schönen, mir s­chon bekannten Gebete und Lieder. Etwas anders hätte mich derzeit gar nicht mehr freuen können. Wie freudig lief ich zum Landsmann, der leider noch sein solches Büchlein bekommen hat, und rief ihn zum Singen unserer schönen ev. Kirchen­­lieder, worauf dann alle Sachssenbrüder zus­ammen­­kamen, und es wurden alle 59 Lieder mit schönem Reitverlauf durchgefungen“. Ein Anderer dankt für das kleine Geschenk, „das ein großes Werk ergänzen kann, nämlich das Hoffen auf Freiheit und Denken an Gott!" „Meine Freude ist groß“ — benennt ein anderer — „es ist für mich ein großer Trost, wenn ich mich am Abend nach anstrengender Arbeit dem Gebetsbüchlein widmen kann.“ Erfreulich ist besonders auch das Wort: „Wir Offiziere danken für die erbauende und schöne Spende und versichern, daß uns beim Durchsehn des Inhalts immer Mut und Kraft zum Ertragen der bevor­­stehenden Tage erwachsen ist. Wir haben ein Stück Heimat unter uns in diesem öden Land.“ Damit ist die zweite Gedanken- und Gefühls­­welt bezeichnet, die das Büchlein berührt hat. Als einen Gruß aus der Heimat, speziell ihrer Kirche haben die Empfänger das Büchlein angesehn, immer voll Dank, daß sich beide — Heimat und Kicche — bei mir tragen. Tasche Meine Unteroffiziere haben den ganzen Abend begeistert mit mir darang­ gesungen und gelesen“, berichtet ein Fähnrich. „Mich Hat es gerade in einer Stunde des Schwermuts freundlich getröstet” — schreibt ein hoher Offizier — „meinen Burschen fand ich abends im naßfasten Stroh drin ganz verjunfen.“ In die Heimat — aus jeder Zeile der im Feld Stehenden spricht die glühende Liebe zu ihr und gerade im Anschluß an das Büchlein, das an die Heimat mahnt, kommt diese Liebe zu warmem Aus­­druch. „Wahrlich angenehm ist’s einem zu Mute, wenn man, weit entfernt von der Heimat und zwischen fremden Völkern, an heimatliche Gebete und Lieder erinnert wird, wie wohltuend sind die schönen Morgen- und Abendgebete, man glaubt, wenn man ste Tiert, man sei bei den lieben Angehörigen.” In der Tat haben die Lieder mehr wie einmal beim Wachtfeuer, das freilich jei seltener lobt als in früheren Kriegen, die Seelen erhoben. Wir willen, wie schmerzlich im Feld oft die Lektü­re vermißt wird. Auch da hat das Büchlein Erfab gebracht. „Da dieses Büchlein uns fon so viele Stunden in der köstlich­­sten Weise vertrich, gedenken wir in solchen Stunden gar oft und oft an unsern Heren Bischof, ohne für dieses und so wertvolle Meihod danken zu können. Da wir jedoch in dieser Stunde gerade einige Lieder erklingen ließen und uns liebei wieder einmal an den Heren Bischof so gerne erinnern, haben wir nicht unterlassen, im Namen aller bei uns dienenden sächsi­­schen Brüder unserm Herrn Bischof einen warmen Dant darzubringen.“ Wie freundlich, daß sich hier der Dank gegen die Kirche umjeßt in den Dank gegen die Berfen ! Das Büchlein hat mitgeholfen, dem einzelnen in schweren Fragen, die der Krieg täglich bringt, sich zurecht zu finden. „Oft muß man die Augen schließen, um die Greuel ringsum nicht sehen zu müssen, deren stündlicher Zeuge man is.” „Die Schreden des Krieges" — schreibt ein anderer — „bestehen weniger im feindlichen Schrapnell- und Granatfeuer al in dem furchtbaren Jammer, den die russische Ridzugs­­linie in Form von vernichteten und verbrannten Ortschaften bezeichnet.“ Das Büchlein hat besonders gute Dienste auch bei improvisierten Feldgottesdiensten geleistet. Die Bedienung mit ev. Feldpredigern ist vollständig un­­genügend. Da is­’3 ein gutes Zeichen guten Geistes, daß nicht nur der Kandidat der Theologie unsere Leute zu einem Gottesdienst zusa­mmenruft, wobei sie aus dem Büchlein singen, sondern auch der sächsliche Banfbeamte bereit ist, die Ansprache zu halten. „Von 2 bis 4 Uhr mwährte unser Gottes­­dienst” — schreiben 63 aus dem Nösnerland stam­­mende Soldaten — „wo unser Leutnant, Herr Oskar Wiich, im Beisein unserer Offiziere an uns vor dem Altar eine Ansprache hielt und sodann Kirchenlieder und Vaterlandslieder auf der Orgel spielte, die wir aus dem uns gesandten Kriegsbüchlein fangen, für ,,,, in der

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