Korrespondenzblatt des Vereins für Siebenbürgische Landeskunde, 1930 (53. évfolyam, 1-12. szám)

1930-01-01 / 1-2. szám

vj.-o KORRESPONDENZBLATT des Vereins für siebenbürgische Landeskunde 53. Jalirg. Hermannstadt, Januar—Februar 1930. Np. 1 — 2 Bedeutung und Erforschung der neulateinischen Literatur in Deutschland und bei uns. Von Hermann Schulter. 1. Die in weiterem Sinne neulateinische Dichtung Deutschlands umfasst die humanistische Poesie, welche uni 1475 beginnt und die neulateinische im engeren Sinne d. i. seit dem Anfang des 16. Jahr­hunderts. Diese neulateinische Periode verfügt über bedeutende hu­manistische Grundgedanken, doch fehlt im allgemeinen der Epoche Melanchthons und Job. Sturms jener Schwung, welcher der humani­stischen Bewegung eigen war.1) Ungeachtet dessen, dass — neben -der immer stärker anwachsenden Masse von Schulpoe3ie — wirkliche Dichter noch nicht aussterben, tritt die von der Renaissance in der Erneuerung der Literatur bevorzugte klassische Form und Sprache immer stärker in den Vordergrund, und wo seit der Reformation dem Inhalt wieder neue Nahrung zugeführt wird, ist diese nicht mehr humanistisch. Welch hohe Bedeutung der lateinischen Lite­ratursprache noch immer zukommt, erhellt aus der Tatsache, dass 70 v. H. des deutschen Schrifttums in der zweiten Hälfte des 16. Jahr­hunderts sich ihrer bedient.*) Noch mehr macht sich dies Übergewicht in unserer kleinen siebenbürgisch-deutsclien Literatur bemerkbar, wo überdies die Zahl der deutschen Bücher durch die enge Verbin­dung von Reformation und Humanismus verringert wird.5) Symbo­ *) Georg El linger, Geschichte der neulatein. Literator Deutschlands im 16. Jahrhundert I. Berlin u. Leipzig 1929, S. 2. Die hier für die Poesie gezogenen Orenzen können auch für die Prosaliteratur gelten. *) Otto Behaghel, Geschichte der deutschen Sprache, in Pauls Grundriss I, S. 660. 3) Vgl. Fr. Teutsch, Bilder aus d. Kulturg, der Siebenb. Sachsen I (Aus dein Zeitalter des Humanismus und der Renaissance), S. 183: »Die humanistische Bewegung aber fliesst bei uns mehr noch als in Deutschland mit der Refor­mation in ein Bett zusammen und der grösste Humanist ist auch unser Refor­mator gewesen, Johann Ilonterus.« Es fragt sich hier allerdings, ob nicht Chr.

Next