Landwirtschaftliche Blätter, 1901 (Jahrgang 29, nr. 1-24)

1901-01-05 / nr. 1

196 a ” 3. ihr in Bälde gelingen möge, heimische Rebe an, wo nur möglich, an Berglehnen, two nie eine Nebe gestanden, und wenn die Neblaus sich später auch dahin wagen sollte, so bearbeitet sie mit der Kohlenspiige, bis ihr der Atem ausgeht. Wartet nur nicht so lange, bis euch, ihr Lieben M Weinbauern, der Atem ausgeht, sonst wünschen wir euch umsonst einen vollen Weinkeller. Und nun kommen wir an den dritten Wunsch des alten Spruches. Unsere Großväter wünschten sich viel Vieh, denn sie brauchten wenig Geld. Auch das schlechtgenährte und Darum billig verfaufte Vieh konnte des Hauses geringe Bedürfnisse befriedigen. Der Bauer von heute soll­ wenig, aber­ schönes Vieh züchten, das erzielt auf jedem Markt gute Preise. Nach dem Futtervorrat richte sich auch die Zahl­ der V­iehftüide. Jedes Frühjahr teures Futter kaufen für das im Winter abgemagerte Vieh, zeigt von schlechter Wirtschaft. Das Nind bringt uns mehr Geld als das Pferd. Wir wollen die einheimische Ninderrasse nicht beseitigen. Aber wir billigen auch die Bestrebungen der Löbt. Oberverwaltung unseres Landwirtschafts-Vereines, schönes Pinzgauer Vieh in unserem Vereinsgebiet zu verbreiten, und wir fünnen nur wünschen, daß die beabsichtigte Gebirgsweide zur Aufzucht des Pinzgauer Rindes auf den schönen Weidepläben unserer Gebirgswaldungen einzurichten, von denen jegt der romän nische Pächter und Schafzüchter allein seinen Nuten zieht. Wir erhielten dann bald einen noch kräftigeren, an unser Klima ge­­wöhnten P­inzgauer Schlag, dessen rasche Entwickklung die Mühe unserer Viehzüchter reichlich Lohnt. Nur muß unser Bauer ein rechter Viehzüchter und nicht bloß Viehhalter sein. Wer immer gleich das schönste Stück aus seinen Stall auf den Markt bringt, sorgt schlecht für stattlichen Nachwuchs. Das Beste aber bringt der alte Sachsenspruch am Schluffe: Gottes Segen muß ruhen auf der Arbeit und dem Eigentum unseren Bauern auch in dem neuen Jahre Wenn der Herr des Himmels und der Erde nicht zur rechten Zeit Regen und Sonnene­ichein giebt und dem verheerenden Unwetter wehrt, so ist auch die fleißigste und geschickteste Arbeit des Bauern auf dem Felde vergebens gethan. Wenn der Allgütige nicht die verderbliche Seuche von seinem Getalle fernhält, wenn er nicht auch in dem neuen Jahre unseren Bauern mit Weib und Kind und Gesind gesund erhält, so kann das Glükf in den Bauernhof nicht ein­­ziehen, darum wünschen wir mit dem frommen Sänger Gerol „gummenen Jahr dem alten Vater, Des starfer Arm die Welten Hält; Er hat sein Volk seit grauen Tagen Auf Adlersflü­geln treu getragen, Ihm sei die Zukunft Heimgesstellt, am neuen Sahr dem alten­ Bater, Des starrer Arm die Welten Hält!“ Aus dem Grohschenker fandw. Bezirksverein. Am 24. Oktober 1. $. wurde in Agnethlen eine Versammlung des Schenker Tandın, Bezirksvereines im Nathaussaale abgehalten. Außer etwa 100 Vereinsmitgliedern aus fast allen Gemeinden des Bezirkes waren noch viele Säfte aus Agnethsen erschienen, um den auf der Tagesordnung stehenden Vortrag des Wanderlehrers PB. Herbert über „Zuckerrübenbau auch mit Nachsicht auf die Vier­­haltung" anzuhören. Den ersten Verhandlungsgegenstand bildete die Neuwahl des V­orstandes, da M. Lang, Pfarrer in Hundertbücheln, durch seine­­ Berufung in die Pfarre nach Merchendorf aus dem Vereine ge­­schieden. Vorstand-Stellvertreter M. Bredm­er, Markt-Vorstand in Agnethlen, eröffnete die Situng und ersuchte nach Begrüßung der Anmwesenden, die Neuwahl vorzunehmen. Für das neue Amt wurden zwei Mitglieder vorgeschlagen ; daher wurde schriftlich abgestimmt. Pfarrer H. Müller aus Schön­­berg erhielt von 85 abgegebenen Stimmen 75 und übernahm, der Versammlung für das ihm geschenkte Vertrauen dankend, sogleich den Vorfig und ersuchte den Vereinsfaflrer Mich. Zat aus G.­Schent die bereits von 2 Mitgliedern geprüfte Jahresrechnung pro 1899 vorzulegen. Die wirklichen Einnahmen betragen 1194 ff. _ 71 fr., die Ausgaben 679 fl. 03 fr. Somit ergiebt sich ein Raffareft von 515 fl. 68 fr. Werden Hinzugerechnet Die rücständigen Einnahmen. mit 184 fl. 70 fr., so beträgt das Aktivum 700 fl. 38 fr. Der Antrag, die Rechnung zur Kenntnis zu nehmen und dem Kassier das Absolutorium zu erteilen, wird angenommen und gleichzeitig beschlossen, den Ausschuß zu er­­mächtigen, die Nachstände, soweit dies möglich, einzuheben und uneinbringliche Nachstände abzuschreiben. Hierauf wird Wander­­lehren B. Herbert ersucht, seinen Vortrag über „Zuderrüben auch mit Rücksicht auf Die ee zu halten. Derselbe führt in freiem Vortrage aus, daß in Deutschland die Zucerrübe seit den 30er Jahren angebaut werde und der Wohlstand in Gegenden, welche den Anbau in größerem Umfange betreiben, sich bedeutend geholten habe. Dies sei auch im Burzen­­lande der Fall, wo den einzelnen Gemeinden durch die Kultur der Nähe sich eine bedeutende Einnahmequelle erschlossen habe, die ihnen große Geldsummen zuführe. In der Hermannstädter Gegend seien auch wiederholt Anbauversuche gemacht worden. Nach eingehender Hervorhebung der Merkmale einer guten Ruderrübe weist der Bortragende darauf hin, daß die Nübe ein gemäßigtes Klima mit warmem, trockem Sommer liebe. In wassem, faltem, undurchläsfigem Boden gedeihe die Nübe sehr schlecht; daher sei gründliche, tiefe Bearbeitung (30—35 Zenti­­meter) vor Winter und durchlaffender Untergrund unerläßliche Be­­dingung für das Gedeihen der Zucerrübe. Sollte sich im Früh­­jahr­ viel Unfraut zeigen, sei nochmaliges Pflügen erforderlich. Bei reinem, unfrau­tfreiem Boden könne auch nur der Eakiepator angewendet werden. Guter, verrotteter Dünger müsse im Herbste vor dem An­­bau eingeadert werden. Kalk und Asche seien vorzügliche Dünge­­mittel, dagegen Jauche und Latrine schädlich. U V­orfrucht seien Gerste, Noggen, Weizen und Frucht­­kartoffeln zu empfehlen. Eine schlechte V­orfrucht sei der Hafer. Die Zeit der Aussaat ist der April und­­­ieselbe wird mit der Maschine bewerkstelligt. Die Reihenentfernung beträgt 37 B Zenti­­meter und die Entfernung der einzelnen Pflanzen 25 Zentimeter. An Saatgut sind für ein Joch 15—18 lg. erforderlich. Der Boden wird vor der Saat mit einer gewöhnlichen Walze geebnet und nachher die Niegelwaße angewendet. Um hohe Rübenerträge zu gewinnen, reicht die vortrefflichste Bearbeitung des Bodens und der größte Düngerreichtum nicht aus; dieselben werden mitbedingt durch die Pflege während des Wachs­­tums der Pflanze. Dieselbe besteht in Säten, Behaden und ver­­einzeln. Säten und Behaden wird je nach Bedürfnis zwei-, drei- bis viermal wiederholt. Die Arbeit mit der Hade ist dem Pfluge vorzuziehen. Bei der Ernte bedient man sich einer zweizinsigen Gabel, um damit den Boden zu lodern. Die ausgehobenen Rüben werden von der Erde gereinigt, geköpft, dann in keine Haufen gelegt und mit Blättern eingedect, um etwaigen Gewichtsverlust zu vermeiden. Der Ertrag schwankt je nach dem Boden und der Bearbeitung desselben zwischen 105 bis 250 Meterzentner per Joch. In der Hermannstädter Gegend ist der Durchschnitt 120 Meterzentner. Ein Rentner wird mit 85 fr. bezahlt.­­ Mit Rücksicht auf die hohen Transportkosten von Agnetheln bis Schäßburg würde sich sowohl hier als auch in der Umgegend der Anbau nicht rentieren,obwohl der Boden sich dazu eigne. Auch in Bezug auf die Viehzucht gestalte sich der Anbau mit Rü­cksicht auf den Umstand,daß«die Preßrückstände hier­it» verwertet werden könnten,nicht glänzend.Nur die Köpfe in Blätter ließen sich als Futter verwendun­g Sollten sich jedoch einmal die Verhältnisse mit Bezug auf den Transport günstiger gestalten, so sei der Anbau auch in dieser Gegend zu empfehlen. Von Futterrüben wird die Oberndorfer und Edendorfer zum Anbau empfohlen. Ueder Aufforderung giebt hierauf Wanderlehrer Herbert noch Winse und Belehrungen über Klee und Grassamenbau und

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