Landwirtschaftliche Blätter, 1910 (Jahrgang 38, nr. 1-52)

1910-12-04 / nr. 49

Landwirts­chaftliche Blätter Siebenbürgen. Organ des Siebenbürgisch-Fächsischen Landwirtschaftsvereines und des Verbandes der Zini­feifenschen Genossenschaften a.D. Nr. 49. . Hermannstadt, 4. Dezember 1910. XXXVIII. Jahrgang. Diese Blätter erscheinen jeden Sonntag 1 °/s Bogen­mark. Für den fachlichen Teil dieser Blätter bestimmte Aufläge und Mitteilungen sind an die Obervermwaltung, für den unterhaltenden Teil bestimmte Zusendungen sind an Prediger Augus Schuster in Hermannstadt zu richten.­­­ Manuskripte werden nicht zurückgestellt. Pränumerationspreis für Nichtmitglieder ganzjährig 5 h, halbjährig 2 K 50h, vierteljährig 1 K 25 h. Mitglieder, bzw. je zwei Teilnehmer des Vereines erhalten das Vereins­­organ unentgeltlich, und wird dasselbe fumulativ an die Ortsvereine gesendet, die die Verteilung zu besorgen haben. P­ränumerationsgelder sind an die Oberverwaltung des Siebend.-fächsichen Landwirtschaftsvereines zu senden. Inserate und Insertionsgebühren übernimmt der Verleger ®. Krafft in Hermannstadt und alle Annoncen-Bureaus. Inhalt: Fort mit der Konkurrenz im Gemüsebau! — Für Wein- und Obstgartenbefiger. — Die Vorbereitung des Gemiüselandes im Herbst und Winter. — Gutes von der Krähe. — Die Faulbrut der Bienenwölfer und ihre Erfennung durch den Bienenzüchter. — Mitteilungen. — Notizen. — Literatur. — Marktbericht. — Unterhaltendes und Belehrendes: Betrachtung, Luk. 21, 27. — Morgenländische Weisheit. — Aus dem Leben eines siebenbürgisch-sächsischen D­orfpredigers. — Graf Leo Tolstoi. — Die Frage nach dem Übel in der Welt. — Die listige Frau und die zwei betrogenen Kuruzzen! — Aus Heimat und Fremde. — Mannigfaltiges. — Humoristische Ede. —BZum Zeitvertreib. — Berichtigung — m­erate. Insertionspreis: 1/s ©. (480 D-cm) 56K, 1/. ©. (240 D-cm) 30K, 1, ©. (120 D-cm) 16K, 1/s ©. (60 D-cm) 8SK 50h, 1/6 ©. (30 D-cm) 4­K 50­h, 1/a ©. (15 D-cm) 2K 50h. Bei größeren Aufträgen entsprechender Nachlap. Fort mit der Konkurrenz im Gemüsebau­ Bon M. Englijch, Mediajch. ch Habe bereits vor drei Jahren in­­diesen Blättern Ge­­legenheit genommen, die Aufmerksamkeit unserer Landwirte auf die hohe Bedeutung des Gemüsebaues in unserer fächsischen Land­­wirtschaft zu lenken. Die vielerorts anzutreffende Gleichgültigkeit dem Gemüsebau gegenüber veranlaßt mich, diese Angelegenheit nochmals aufzugreifen. Wenn wir auf unserem Vereinsgebiet diesbezüglich Umschau halten, so finden wir, daß der Gemüsebau zu den von unnseren sächsischen Bauern am wenigsten berücksichtigten Betriebszweigen gehört. Die bulgarischen Gemüsebauern („Serwianer”) sind in fast allen Städten anzutreffen, und es kann dem aufmerksamen Beobachter nicht entgehen, daß die von diesen Gemüsebauern be­­baute Fläche von Jahr zu Jahr wählt, daß die Konkurrenz dieser Ausländer für unseren jährlichen Gemüsebau immer verhängnis­­voller wird. Was Wunder, wenn die Klage unserer Gemüse­auern immer lauter wird, das erzeugte Gemüse könnte oft bei den tiefsten Preisen nicht an den Mann gebracht werden, und wenn so mancher dem Gemüsebau den Rüden kehrt. E 3 wäre verfehlt, diesem offenbaren Rücgang unseres Ge­­müsebaues mit verschränkten Armen zuzusehen. Hätten wir in der Zeit, wo der erste „Serwianer” seinen Fug auf unseren Boden gejegt, mit aller Kraft daran gearbeitet, unseren Gemüsebau zu heben, so wären wir der Konkurrenz leicht losgeworden. Doc glaube ich, könnte das V­ersäumte auch je­ noch­ nachgeholt werden. E 3 soll Aufgabe der folgenden Zeilen sein, zu untersuchen, auf welche Art es möglich sei, unserem sächsischen Gemüsebau den Markt wieder ganz zurückzuerobern. Das, was den bulgarischen Gemüsebauern vorwärts Hilft, sind ohne Zweifel in erster Linie ihre ausgezeichneten Kenntnisse im Gemüsebau. Wer gewinnbringenden Gemüsebau treiben will, muß sich vorerst über die mannigfachen Arbeiten im Klaren sein. Wie vieles wird von unserem sächsischen Gemüsebauer noch verkehrt angepacht! ES braucht und da gar nicht zu wundern,­­wenn er, entmutigt durch die Schwachen Erfolge, zur weiteren Arbeit jede Luft verliert. Mit der Luft gehen aber auch die Geduld und Genauigkeit, zwei im Gemüsebau unbedingt notwendige Eigen­­schaften, verloren. Der Erfolg ist der größte Ansporn zur weiteren erfolgreichen Arbeit. Eine erfolgreiche Arbeit können wir im Ge­­müsebau nur dann leisten, wenn wir und mit den Sortischritten, die bisher erzielt worden sind, vertraut machen. Es kann nicht meine Aufgabe sein, in diesen kurzen Ausführungen all die prak­­­­tischen Arbeiten, die ein Gemüsebauer durchzuführen hat, und die unsere Konkurrenten mit großem Verständnis tatsächlich durch­­führen, näher zu besprechen. Es wird eine dankbare Aufgabe unserer Leitungen sein, durch Vorträge, Aufläge und nicht in legter Linie durch Demonstrationen in musterhaft eingerichteten Gemüsegärten auf unseren hiebei interessierten Gemeinden unseren Gemüsebauern das notwendige Maß von Kenntnissen beizu­­bringen.*) Ein nicht zu unterschäßender Faktor bei der Bekämpfung der Konkurrenz wird der sein, sämtliches vom Käufer begehrtes Gemüse anzubauen. &s ist mir geradezu unerklärlich, warum unsere fächliichen Gemüsebauern mehrere begehrte Gemüsearten gar nicht anbauen, sondern — ich möchte jagen — den Anbau derselben als ein ausschließliches Recht der fremden Gemüsebauern ansehen. Es gibt Gemüsearten, die hierzulande überhaupt nicht (auch von der Konkurrenz nicht) angebaut werden, obwohl bei unseren städtischen Käufern erwiesenermaßen ein Bedürfnis d­arnach) vorhanden ist. Abgesehen davon, daß wir aus den in unseren Gemüsewirt­­schaften bisher nicht angebauten Gemüsearten ohne Zweifel Gewinn b­erausschlagen könnten, hat diese Sache noch eine andere, dem Geschäftsmann — und ein solcher muß ja auch unser Gemüsebauer sein — recht wohl bekannte gute Seite: Bin ich in der Lage, unserem Käufer alle begehrte Gemüsearten anzubieten, so wird dieser seinen Bedarf sicherer bei mir deden und den bulgarischen Gemüsebauern auf der Seite lasfen — vorausgesegt selbstver­­ständlich, daß ich das Gemüse in derselben Güte und in demselben Preise wie der Konkurrent verkaufe. Es liegt ja auf der Hand, daß der Käufer seinen Bedarf an den verschiedenen Gemiüsearten mit Rücksicht auf die Zeitersparnis und Einfachheit, wenn nur möglich, bei einem Verkäufer dect­. Der Käufer merkt fi den Verkäufer, der ihm alles bieten kann und bleibt für immer seine Kundschaft. Zu dem von unseren Käufern begehrten, bei unseren Gemüse­­bauern aber wenig bekannten Gemüsearten gehört auch das Früh­­gemüse. Unsere klimatischen Verhältnisse ziehen uns allerdings gerade betreffs des Anbaues von Frühgemüse eine Grenze. Trob alledem glaube ich, fünnten wir biß zu einem gewissen, ziemlich hohen Grade Frühgemüsebau treiben. Immer mehr bürgert sie der Gebrauch in unseren jährlichen Städten ein, aus Südungarn ? *) Auf eine Anfrage der Verwaltung des Mediajcher landwirtschaft­­lichen Bezirksvereines haben eine Reihe von Ortevereinen den Wunsch ausgesprochen, es mögen dortselbst Kurse oder Vorträge über Gemüsebau abgehalten werden. Der Wunsch wird erfüllt werden. Wäre das Vorgehen nicht auch sonstwo, z.B. im Hermannstädter Bezirksverein empfehlenswert

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