Landwirtschaftliche Blätter, 1922 (Jahrgang 50, nr. 1-53)

1922-05-14 / nr. 20

— »k-«-.-s-s«..——i s-—.-- ---.«.-·....-— ..-- 186 weder die Saatkartoffelzüchtung. Die Züchtung beginnt damit, daß, sobald die Kartoffeln ereßt sind, das Aufgehen und Aufwachsen derselben am Beide beobachtet wird. Diejenigen Stöce, im ganzen 100 bis 200, die sich durch besonders raiche und kräftige Entwicklung auszeichnen, werden durch Einstec­ken einer Kerte oder eines Stabes markiert. Diese so gekennzeichneten Kartoffelstöbe werden nun während der ganzen Wachstumszeit namentlich auf ihre Widerstandsfähigkeit gegen Krankheiten genau beobachtet. Von jenen Stauden, die S Krankheiterscheinungen zeigen, dann von allen jenen, die einige wenige schwächliche Serantitengel befigen, werden die Stäbe entfernt, d. h. diese Stauden kommen für die Weiterrichtung nicht mehr in Betracht. Die Übrigen gesunden Pflanzen läßt man vollständig ausreifen und erntet jede für sich. Diejenigen Stauden, die mindestens zehn gleichmäßig große und gesunde Stnollen enthalten, werden nach guter Überwinterung zur Weiterzucht verwendet, während solche Pflanzen, die nur einige sehr große und daneben auch noch mittlere und feine Knollen bejagen, aus­cheiden. Die Kartoffeln der besten Pflanzen werden­­ separat gut aufbewahrt und im nächsten Frühjahr nebeneinander giößt. Jede im ersten Jahr ausgewählte Pflanze hat jebt eine­nzahl Nachkommen; die Kartoffelpflanzen jedes einzelnen Stammes werden wieder beobachtet und die untauglichen aus­­geschieden. Bei der Ernte hält man die Stämme (Reihen) sorg­­fältig auseinander, baut sie im dritten Jahre wieder an und trifft die Auswahl wie im ersten und zweiten Jahre. Im vierten Jahre kann man die besten Stämme schon feldmäßig anbauen, wird aber noch immer die besten Pflanzen zur Weiterzucht vers­tenden. Dieses Staudenaudleseverfahren führt zu einem wirklich­er Ereig und wurde in Kartoffelsaatgutwirtschaften wiederholt erprobt. Eine andere einfachere, allerdings nicht so gute Art der sogenannten ungeschlechtlichen Weiterzüchtung von Kartoffelsaat­­gut, ist die sogenannte Stauden- und Knollenauslese. In einer guten S Kartoffelgegend, wo neu eingeführte Kartoffelsorten halb­­wegs ihre Originalität bewahren und auch noch einige Jahre beim Nachbau Feinen Ertragsrückgang gegenüber dem Original­­saatgut zeigen, verfährt man dabei in der Weise, daß man einen entsprechenden Teil der S Kartoffelanbaufläche der Saatgut­erzeugung widmet. Auf dieser Fläche werden zu Beginn nur­rößere Knollen­felcher Stauden als Saatgut verwendet, die eh auf dem Saatgutfeld durch Gesundheit und Üppigkeit aus­­zeichneten. Der Rest der Knollen, die auf diesem Saatgutfeld gro werden, dient dann als Saatgut für die übrige Krtoffelanbaufläche der eigenen Wirtschaft.­ Natürlich kann eine solche Auslese von Pflanzen und Knollen zur Gewinnung von gutem Saatgut auch jährlich im allgemeinen Bestand vor­­genommen werden. Dub man selbst an einem Ort, der fü­r den Kartoffelanbau ungünstiger ist. Durch eine derartige Sorgfalt bei der Saatgutgewinnung die Erträge steigern kann, haben Berfuche des Brofefjord Dr. Karl Fınwirth an der land­­wirtschaftlichen Hochschule in Hohenheim gezeigt. Dort hat die Kartoffelsorte „Reichelanzler", welche bereits­ieben Jahre hin­­durch­ ohne weitere Sorgfalt gebaut worden war, nach Ein­­führung der Stauden­ und Knollenauslese in drei folgenden Jahren 25,/,, 15'/, und 25 Meterzentner pro Hektar mehr als beim einfachen Weiterbau ohne Auslese ergeben. Der S Hermannsädter Zuchtviiermarkt. Der alljährlich in der Regel vor dem Frühjahrsviehmarkte in Hermannstadt stattfindende­­­uchtviehmarkt ist von großer tierzüchterischer Bedeutung, da auf demselben der größte Teil der Stiere für die Gemeinden des Komitates eingetauft wird und außerdem der Stand und die Leitungen der Viehzucht einer fachmännischen Beurteilung und werden pflegen. Die sächsischen Landwirte des Hermannstädter Komitates erfreuen sich mit voller Berechtigung des Mutes, hervorragende Züchter zu sein, da sie in der Vergangenheit gelegentlich der Einführung edlerer Nafsen für den Sport hochwertiger Zuchttiere Mühe und Kosten nicht gescheut haben und in der Gegenwart troß der bestehenden vielfachen Schwierig­­keiten mit Liebe und Verständnis für die Sache, sowie mit atem Erfolge weiterarbeiten auf diesem Gebiete. Der Hermann­­ädter Zuchtviehmarkt hat daher namentlich in früheren Jahren große Anziehungskraft ausgeübt und aus allen Zeiten des andes fanden sich Käufer ein, so daß die Züchter in der Lage waren, ihre Tiere leicht preiswert zu verlaufen, wodurch ihre Arbeit voll belohnt wurde, . Leider hat der Krieg auch der Viehzuchtsgroße Wunden geschlagen,es fehlt häufig ander für nachhaltige Erfolge uus erläßlichen Sachkenntnis und Zielbewußtheit.Dann geschieht von Seite der Regierung und mancher behördlicher Abgage herzlich wenig zur Förderung und Hebung der Viehzucht, ja deren fortschrittliche Entwicklung wird gerade im Herman­­städter Komitate durch die ungerechtfertigte Art, in welcher die Komitatsveterinärbehörde die­se von Simmenthaler Stieren dur­ dhie Gemeinden zu­ verhindern, trachtet, stark ges­temmt. Diese unermeb­lichen Baustände bilden auch die Ursache und Erklärung dafür, daß die volfswirtschaftliche Kommission­­ des Komitates heuer, am 28. April, nur einen einfachen Stierw­­markt veranstaltet hat, während die sonst übliche mit Prämiierung verbundene Ausstellung unterblieben ist. Der Auftrieb regte sich zusammen aus: 50 Simmenthaler, 98 Pinzgauer und 7 Büffelstieren, im ganzen 155 Grad. Dem Kenner bot sich hier die will­ommene Gelegenheit zum Vergleich der Simmenthaler mit der Pinzgauer Ratse. Ent­­sprechend der größeren Verbreitung, welche legtere im Komitat besißt, war auch der Auftrieb an Pinzgauer Stieren fast doppelt so groß, wie derjenige von Simmenthalern, während sich aller­­dings unter ersteren viele noch nicht sprungfähige Jungstiere befanden. Schon auf den ersten Blick fiel er auf, wie viel Die Pinzgauer Rafje im Laufe der Jahre an Wüchsigkeit und Masse eingebüßt hat. Diese Stiere waren im allgemeinen verhältniss­mäßig Hein, der Rumpf besißt nicht mehr die für eine be­­friedigende SFleischproduktion erforderliche Breite und Form, häufig findet­ man Sentraden und eine nicht ganz einwandfreie Beinftelung. Die Pinzgamer Rasse hat ganz entschieden viel von ihrem früheren Wert eingebüßt, da sie heute im allgemeinen mehr von romanischen Büchtern gehalten wird. Ohne eine Zus­fuhr von frischem Blut durch Einfuhr von Tieren aus dem Stammland wird eine Hebung dieser Raffe fan möglich ein. Die Simmenthaler Stiere waren, entsprechend der dieser Raffe innewohnenden Frohwüchsigkeit, im allgemeinen von stattl lchem, gutentwickeltem Körperbau. Neben vielen Tieren mit sehr ausgeglichenen Formen, fanden sich auch einige weniger durch» Sean Etiere. Vorwiegend in der Farbe war das Hellere­igment. Auf auswärtige Käufer hatte man nicht sehr gerechnet, doch erwartete man troßdem, da die Gemeinden des Komitates ihren Bedarf an Batertieren größtenteils noch nicht gedecht hatten, eine lebhafte Nachfrage. Sehr gesucht waren hochwertige Stiere und die besten wurden gleich zu Beginn des Marktes zu höheren Preisen verkauft. Der höchste Preis im Betrag von 18.000 Lei wurde von der Stadt Hermannstadt für einen aus Reußmarkt stammenden Binzgauer Stier gezahlt. Einige wenige Stiere fanden noch zu­dem Preise von 16.000 Lei Abjah, während die Mehrzahl der Simmenthaler für 12.000—13.000 Lei und der Binzgauer für durchschnittlich 10.000 Zei verkauft wurde. Im ganzen wurden 55 Stück abgeseßt, und zwar der Rafse nach: 40 Pinzgauer, 9 Simmenthaler und 6 Büffelstiere. In Prozenten de Auftriebes wurden verkauft: von den Pinzgauern 41 °­, und von den Simmenthalern 18%,. Wenn auch der Hermannstädter Zuchtstiermarkt ein bedeutend günstigeres Ergebnis als der ap vorbereitete Medinischer Zuchte­viehmarkt aufzu­weisen hat, so befriedigt dasselbe in vieler Hin- Überprüfung unterzogen zu­ Sofjef Bedrilla.

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