Landwirtschaftliche Blätter, 1933 (Jahrgang 61, nr. 1-53)

1933-01-01 / nr. 1

Seite 2—­—Nr.1 Landwirtschaftliche Blätter x 1. Januar 1933 wachten Lebens, um das tägliche Brot. Dreißig Millionen Arbeitsrose warten heute auf Beschäftigung. Spannungen sondergleichen beherrschen die ganze Menschheit. Niemand kann heute jagen, wohin die Entwicklung führen wird: zur Befreiung von unerträglichem Druc oder zu noch größerem Chaos, vor allem auf wirtschaftlichen Gebiete. Nur das eine Gefühl beherrscht uns alle, daß mir in einer großen Beitermwende leben. Zeiten aber, wie heute, for­­dern die höchste Leistung von jedem einzelnen, vor allem an in seinem Berufe. Die Tüchtigkeit in der Berufs­­leistung ist heute genau so eine nationale Pflicht, wie Die Zahlung von Kirchensteunern. Unser Voll­mann nur bes­­tehen, wenn es aus tüchtigen Menschen zusammengejest ist. Die erste Pflicht für den Einzelnen erwächst gerade in der möglichst vollko­mmenen Ausfüllung des Postens, auf den ihn das Schicsal­ hingestellt hat. Hiedurch leistet er nicht nur fi, sondern auch seinem Volke als Gesamtheit den wertvollsten Dienst. Wir brauchen willensstarre und tüchtige Menschen. Solche allein können unserem Bolfe seine Zukunft sichern. Dieses hat nichts mit dem sogenann­­ten Materialismus zu tun, und es steht auch damit nicht im Gegenfaß, wenn gesagt wird, daß auch das unwirtschaft­­lige Vorwärtskommen eines Volfes von seinen inneren Eigenschaften abhängig ist. Dieses ist eine Binsenwahre beit, von niemandem je bestritten, denn nur innerlich wert­­volle Menschen können auch in ihrem Berufe wertvolles leisten. Es soll Daher Hier zum Ausdruch gebracht werden, daß nicht große N Redensarten, wenn sie auch noch so sehr dem politischen Tagesgeschrei entnommen sein mögen, den Einzelnen und unser Volk vorwärts bringen künnen, sondern nur vertiefte und positive Arbeit. Und ivo hätte diese — jeder ohne Ausnahme — in erster Linie an­­dersivo zu leisten, als auf seinem ureigensten Berufs­­gebiete? Diese Mahnung gilt heute besonders für unseren Land­­wirten, für unseren Bauern. Seine wirtschaftliche Lage leidet unter der Angunst der Verhältnisse, unter dem schwe­­ren Konkurrenzkampf am allermeisten. Seit vielen Jahr­­zehnten hat es einen solchen P­reistiefstand für landwirt­­schaftliche Erzeugnisse nicht gegeben, während gleichzeitig die Auslagen des Bauern noch stark oben geblieben sind, ausgenommen die Zinsen für geliehenes Kapital, die durch die Umschuldung stark verringert worden sind. Die wirt­­schaftliche Lage der Landwirtschaft bleibt daher auch wei­­terhin höchst ungünstig. Dieses gilt freilich nicht nur für und, sondern für die ganze Welt. Aber nir nur der Zandwirtschaft, sondern auch dort anderen Berufsz­weigen geht es heute schlecht, schon aus dem Grunde, weil es der Zandwirtschaft schlecht geht. Daher Krise überall und Tag für Tag sich häufende Schwierigkeiten. Auch die Staaten können heute ihre Ausgaben mit den Einnahmen nur mehr in Einklang bringen. Daher in allen Ländern große Finanzschwierigkeiten. Dazu kommt noch Hinzu die Ge­­fährdung der Währung. Besonders zu ihrem Schule, aber auch der einheimischen Wirtschaft im allgemeinen vor der ausländischen Konkurrenz haben die einzelnen Länder die Wareneinfuhr kontingentiert, die Zölle stark erhöht, den ausländischen Zahlungsverkehr gedrosselt usw. Durch die­­sen Abschluß der einzelnen Länder voneinander vergrößert sie aber nur das Gesamtübel in der Welt und Der Han­­del gelangt immer mehr in Abhängigkeit von staatlichen oder durch den Staat kontrollierten Zentralstellen. Sollen wir angesichts dieser Entwicklung der Verhält­­nisse verzweifeln? Wir wären nicht würdig, Deutsche zu sein, wenn wir nun die Hände in den Schoß legten und nun willenlos dem Schiefal überließen. — Sebt heißt es erst recht, sich unwillensstarr und tüchtig zu erweisen. Wir miüssten unsere Leistungen steigern, unsere Betriebe den Schiefalshaft gegebenen Umständen anpassen, besser und bilfiger erzeugen. Wir müssen die Verwertung unserer Erzeugnisse in die Hand nehmen. Wir müssen die Ins­­­­eressen unseres Bauernstandes nicht nur innerhalb uns­­erer Volfsgemeinschaft, sondern vor allen Dingen au gegenüber den staatlichen Faktoren mit Nachdruch ver­­treten. Dies­ ist aber alles nur möglich, wenn sich unsere Bauern zu einer machtvollen Organisation im Landw­irt­­schaftsverein zusammenschließen. Denn dieser kann sie in ihrem Berufe beraten und ihre Belange, besonders auch der Regierung gegenüber, wahrnehmen, u. zw. um jo mehr, je mehr Mitglieder er­zählt. Darum sächsischer Bauer, stehe nicht Bei Seite, sondern schliefe Dich dem Landiwirtschaftsverein an und nimm lebendigen Anteil an seiner Arbeit! Die Arbeit des Landiwirtschaftsvereines ist Dienst am sächsischen Volke im wahren Sinne des Wortes. Denn sie ist nicht geleitet von einseitiger Interesfenwahrung eines Standes oder einer Partei, sondern von dem Gedanken an das Gesamtwohl unseres Volkes, das aus 75% Bauern besteht. Es ist daher Pflicht aller aufgesinnten Männer und Frauen unseres Volkes, ihre Mitarbeit den Zielen der Landwirtschaftsvereines zu leihen. Sie alle sind bes rufen mitzuhelfen an der Hebung des Lebenswillens uns­­eres Bauernstandes, als der nie versiegenden Kraftquelle unseres Volkes. Sing Eonwert. Die neue Steuerbemessung. In diesen Tagen wird der Neingewinn nach dem land­­wirtschaftlichen Besit in den einzelnen Gemeinden von neuem festgelegt. Unter dem V­orsige des Steuercontrol­­lers des Bezirkes arbeitet in jeder Gemeinde eine Kom­­mission, sie schafft die Grundlage, die in den nächsten 5 Jahren für die Aus­wertung der Steuern maßgebend bleibt. Dabei ist es nun im Interesse der Landwirte ge­­legen, darüber zu wachen, daß der Reingewinn nach Ader, Wiesen, Gärten us. unter Berücksichtigung der heutigen schweren wirtschaftlichen Lage der Landwirtschaft erfolge. Ungerete Festlegung dieser Steuerbasis bedeutet eine ungerechte Besteuerung unserer Landwirte in den näch­sten 5 Jahren. Die Errechnung des Reingewinnes man natürlich in den Gemeinden verschieden sein, es hat js in der Ver­­gangenheit gezeigt, daß Bürger unseres Staates ver ungleichmäßig besteuert waren. Dabei haben die ange­­schlossenen Gebiete größere Lasten getragen, als das Alt­­reich, und es ist weiter Dachaus möglich, daß eine rumä­­nische Nachbargemeinde im Verhältnis weniger Steuern bezahlt, als Die eigene jährliche Gemeinde. Man sollte nun annehmen, daß die Steuerorgane Des Staates bestrebt seien, unter Berücksichtigung gegebener Verhältnisse eine gerechte Steuergrundlage zu schaffen. . Mean sollte annehmen, daß seit der legten Steuerbemes­­sung des Jahres 1927 der Reingewinn des landwirt­­schaftlichen Refiges gesenkt werde. Bon all diesem ist seine Rede, wenn wir die untenstehenden Zahlen, der in der Gemeinde Martinsdorf erfolgten Schägung sorg­­fältig miteinander vergleichen. Die Gemeinde gehört in die II. Region. Der Reingewinn pro Toch in Lei:

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