Literarische Berichte aus Ungarn 1. (Budapest, 1877)

2. szám - II. Koloman Szily: Unsere Thätigkeit auf dem Gebiete der Naturwissenschaften im letzten Jahrzehnt

NATURWISSENSCHAFTEN IM LETZTEN JAHRZEHNT. 201 «während das Land in so vielen anderen Dingen, insbesondere auf dem weitverzweigten Gebiete der Naturwissenschaften so arm, so erbarmungswürdig arm sei; es wäre passender gewesen, diesen einen patriotischen Altar zu errichten und Opfer zu bringen, da aus der Entwicklung) der Naturwissenschaften und ihrer Anwen­dung auf das bürgerliche Leben für die Nationen die meiste Cultur, die meiste wirkliche Kraft erwachse.»* Das Publicum, welches über die gelehrte Gesellschaft derart urtheilte, unterstützte natürlicherweise auch das «Magazin für Wissenschaft» (Tudománytár) nicht, wiewohl dieses gerade für die Gebildeten der Nation bestimmt war. Das «Tudománytár» wurde nach zehnjährigem Vegetiren (1834-1843) mit dem Jahre 1844 eingestellt, weil dasselbe — nach dem Berichte des Akademiesecretärs vom Jahre 1844 — wegen seiner geringen Leserzahl die entspsrechende geistige Wirkung auszuüben nicht vermochte. Die Beaction gegen die fehlerhafte Richtung der gelehrten Gesellschaft nahm aber auch ausserhalb des grossen Publicums, in den Kreisen der Akademiker selbst und insbesondere unter den Mitgliedern der mathematischen und naturwissenschaftlichen Classen einen energischen Charakter an. Da sie von dem natur­wissenschaftlichen Wirken der Akademie keinen Erfolg erhofften, zogen sich die Fleissigeren und Fähigeren allmälilig von ihr zurück und gingen an die Bildung selbständiger, von der Akademie unabhängiger Vereine und Gesellschaften. So berief Franz Bene, Decan der medicinischen Facultät der kön. ungar. Universität und Ehrenmitglied der ungar. gelehrten Gesellschaft, die Aerzte und Naturforscher Ungarns für die letzten drei Tage des Monates Mai 1841 nach Pest zusammen, um darüber zu berathschlagen, wie es möglich wäre, bei uns eine ähnliche Association ins Leben zu rufen, wie sie in den Wanderversammlungen der deutschen Aerzte und Naturforscher bestand. Dem zur rechten Zeit ergan­­nen Aufrufe kam eine lebhafte Theilnahme entgegen; die in * Vgl. Graf Stefan Széchenyi «IJeber die ungarische Akademie».

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