Der Spiegel, 1829. január-június (1. évfolyam, 1-51. szám)

1829-06-10 / 46. szám

sein müsse. Er überreichte Rousseau eineu Brief. Dieser entsiegel­te , las ihn flüchtig durch, zerknautschte ihu dann »und warf ihn auf den Voden. Bin ich ein Bettler, daß man mir etwas zum essen und trinken schikt? — rief er aus. — Sagt Eurem Herrn, daß ich keine Almosen annehme. Ich bin freier Mensch, und wenn ich arm bin> so ist es mir doch verhaßt , daß man mich das fühlen läßt. Ich weiß es zu ertragen, ohne mich darüber zu beschweren. Gewiß hat man diesen Augenblik absichtlich gewählt, um vor der ganzen Welt mit einem kränkenden Mitleid zu prunken. Man will mich erniedrigen, denn man behandelt mich wie einen schamlosen zudringlichen Bettler, der nach allen Seiten und nach Jedermann seine Hand ausstrekt. E§ geht fast kein Tag vorüber, wo mir dergleichen sich vornehm dünkende Jammcrmenschen solche Schmach anthun; aber, dem Himmel sei eS gedankt l Rousseau lebt nicht von entehrendem Gnadenbrot. Ich bin nicht der Sklave meines Magens. Fort mit Eurem Korb und dem was darin ist, und laßt es Euch nie mehr beikommen, meine Schwelle wieder zu betreten. Der Bediente verzog seine Miene zu einem kaum merkbaren Lächeln, nahm schweigend den niedergeseztcn Korb wieder auf, und die Mutter Lavasseur gab ihm das Geleite, um, wie sie leise vor sich murmelte, die Albernheit ihres Schwiegersohnes wieder gut zu machen. Therese traf Vorkehrungen zu dem Frühstük, während Rousseau, wieder ruhiger, Marmontel zeigte, wie sauber er Noten abschreiben konnte, und ihn bat, ihn zu dergleichen Arbeiten, wenn er Gelegenheit dazu haben sollte, doch zu empfehlen; da er aber merkte, daß Marmontel, ganz bestürzt über die Szene mit dem Vedievten, Zerstreuung verrieth, und dabei immer nach der Cho­­kolatenkanne schielte, so hielt er plözlich inne und zukte mit einem verächtlichen Mitleid die Achseln. Die Chokolate war nicht zu genießen und verbrannt. Rous­seau schenkte aber seinen Gästen fleißig ein; Diderot, dem man­che Dinge durch den Kopf gingen, stürzte sie hinunter, ohne zu wis­sen, was er trank. Mam ont e l suchte seine Tasse unbemert in die Kohlen des Kamins zu leeren. Er lenkte das Gespräch nicht ohne Absicht auf die Forsten von Montmorency und aus das schöne Wild, das darin in Ueberfluß sein und den Bewohnern der Nachbarschaft manchen Lekerbissen liefern müsse in der Hoffnung, das der Genfer Philosoph sich erweichen lassen und

Next