Der Spiegel, 1830. január-június (2. évfolyam, 1-52. szám)

1830-05-29 / 43. szám

Ich hatte Gervais Hand nicht losgelassen, er begriff, daß ich ihn verstand. „UebrigenS," sagte er, „ist nicht Alles in meiner Erinnerung mit Bitterkeit verflochten. Oftmals verseze ich mich ganz in die Ver­gangenheit; ich bilde mir dann ein. daß mein gegenwärtiges Unglük, nur ein Traum sei, und daß nur in meiner vergangenen Glükselig­­keit Wahrheit ist. Ich träume dann, daß sie hier'und blos ein we­nig entfernter, als gewöhnlich bei mit sizt, daß sie schweigt und in Gedanken vertieft ist, von denen unsere Liebe nie ausgeschlossen sein kann. Ach! — wenn die Ewigkeit, die der Herr den frommen See­len vorbehält, nichts als eine unendliche Verlängerung der zartesten Gefühle ist, die sie bewegt, ach, wie glüklich wäre es dann, so bei diesem Gedanken vom Tod überrascht zu werden, aus ewig einzu­­schlafen." „Eines Tages faßen wir auch, wie gewöhnlich, hier an diesem Felsen, und freuten uns der Reinheit der Luft, des Geruchs der Veilchen, des Gesangs der Vögel, besonders der Grasmüke, denn alte diese Waldbewohner waren uns bekannt und kamen auf unfern Rufe zu uns. In solchem Momente war es, wo wir uns, ich weiß nicht wie so, durch ein sonderbar beunruhigendes Vorgefühl plözlich ergriffen, aneinander schmiegten, uns mit unseren Armen umschlangen, als wollte jemand uns trennen, und wie aus einemMunbe riefen wir: — Aus ewig! — Auf ewig! — Ich fühlte, daß Eulalia kaum noch athmete, und daß sie der Ermunterung bedurfte. — Auf ewig Eula­lia — auf ewig, rief ich. — Kann bie Welt, die uns so unglüklich glaubt, das Glük wohl fassen, das ich in deiner Zärtlichkeit, und du in der meinen gefunden hast? Was liegt uns an dem albernen Trei­ben der tobenden Gesellschaft, wo sich so viele Verhältnisse aneinan­der drängen, die mir stets fremd bleiben werden, und die Natur hat wehr für uns gethan, als eS die langen Lehren der Vernunft ,vermö­gen! Wir sind ihnen unvollkommene Geschöpfe, was auch ganz natür­lich ist; denn sie sind noch nicht zur Einsicht gekommen, zu begreifen, baß die wahre Vollkommenheit des Lebens nur darin besteht, zu lieben vnd geliebt zu fein. Sie mögen uns beklagen, wie es ihnen ergeht, haß sie von uns beklagt werben. Die gefährlichste Verblendung, welche die Leidenschaft durch den Vlik hervorbririLt, wird niemals auf uns wirken. Selbst die Zeit hat über zwei Blinde, die sich lieben, ihr strenges Recht verloren. Wir werden nie einer dem andern verändert scheinen, da kein Ereigniß uns zurükstoßen, kein Vergleich uns auffal­len kann. Das Gefühl, das und vereint, ist unaufhörlich wie bas Murmeln unser- Baches, wie der Gesang unserer Lieblingsvögel, wie

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