Der Spiegel, 1839. január-június (12. évfolyam, 1-52. szám)

1839-05-04 / 36. szám

serS. Die Leute hatten bloS zum Scheine 'Zukerwasser gefordert, und sich nur die Hände gewaschen, ganz so sieht es aus. Das Gerücht der Ermordung der Frau Renaut verbreitet sich nun, und gibt diesen an sich unbedeutenden Ereignissen Gewicht. Die Leute, denen sie begegnet sind, sprechen davon, und machen dem Jnstruktionsrichter ihre Aussagen. Bald gelingt es den spähenden Polizeidienern, die in Paris noch listiger wie Spizbu- Len sind, und oft Mittel anweuden, diese zu fangen, die fast an's Unerlaubte grenzen, zwei Männer, Lesage und Soufflard, die erst kürzlich aus dem Vagno gekommen sind, auf das Korn zu nehmen. Der Leztere, Soufflard, steht in einem vertrauten Verhältniß mit einem öffentlichen Mädchen, die Alliette heißt. Solche Mädchen arbeiten oft, ohne es zu wollen, der Polizei in die Hände, oft stehen sie auch in deren Sold. Hier war das Leztere nicht der Fall. Nun begegnen sich Erscheinungen, wie sie oft nur die Liebe hervorbringen kann, mit den schwär­zesten und ruchlosesten Frevelthaten, und sind die Ursache, daß ein ganzes Nest von gemeinen Verbrechern den Gerichten bekannt, und eine Kette von Diebstäh­len an's Licht gezogen wird. Soufflard's Leidenschaft für jene Alliette, seine Eifersucht gegen einen andern Spizbuben, Namens Micaud, sind die Hauptrieb­­federn, welche Uebereilungen und aus Rachsucht gemachte Entdekungen hecbei­­führen. Dies Alles wird der Gegenstand einer zehntätigen enormen Verhand­lung, die, selbst im kurzen Ueberblik hier wiedergegeben, die Leser ermüden dürfte. Soufflard wird zuerst eingefangen und ganz gekleidet, wie am Tage be§ Ver­brechens» in der Mitte zweier Gendarmen, in Renaut's Wohnung geführt. Die Gendarmen sind ebenfalls bürgerlich gekleidet, um in dem ungeheuer belebte» Stadtviertel kein unnöthiges Aufsehen zu errregen. Der Portier aber, der in seiner Loge eben beim Frühstük sizt, besieht sich die Ankommenden flüchtig, und da er Soufflard erblikt, so fühlte er sich von Unwohlsein ergriffen, denn er erkennt sogleich einen jener Männer in ihm, die am Tage des Mordes zur Frau Renaut hinaufgingen, und von ihm befragt wurden, wohin sie wollten. Lesage's Ver­haftung erfolgte auch, obgleich er seinen Vakén - und Schnurrbart abnehmen ließ, und Alles that, um sich unkenntlich zu machen. Unüberlegte Aeußerungen, wie z. V. daß er kein Geld habe und einen großen Koup ausführen muffe, ge­gen Personen seines Gelichters, worunter sich jedoch Polizeispione befinden, füh­ren auf seine Entdekung. Ein altes Weib, die Vollard, welche lange bei Renaut's aus - und einging, und aus Mitleid Arbeit erhielt, auch dann und wann etwas verkaufte, womit schlechte Matrazen zu füllen waren, und die mit dem Gesindel im vertrauten Verkehre steht, dient dazu, Ort und Gelegenheit zu erspähen, und Alles den Verbrechern zu hinterbringen, damit diese ihr Opfer desto sicherer fassen können. Ein Verrä'thec gibt den andern an, vor allen aber Micaud, der ohne Rükhalt seine Geständnisse macht, und das Tribunal sieht sich in dem Fall, statt die Untersuchung über den Mord, allein zu führen, eine lange Serie von Verbrechen aufzuwühlen, die seit lange schon auf allen Punkten der Hauptstadt verübt wurden, und stets der gleichen Quelle entsprossen waren. Kein Zweifel bleibt indessen, daß Lesage und Soufflard allein den Mord an der Renaut ver­übt haben, troz ihres beharrlichsten Läugnens. Sie werden konfrontirt; man erkennt sie dafür, daß sie an jenem Nachmittage zur Frau Renaut hinaufgingen,

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