Der Spiegel, 1839. január-június (12. évfolyam, 1-52. szám)

1839-05-29 / 43. szám

übel, hoher Herr!" erwiderte der kleine Mann, ohne recht zu wissen, was er sagte, und mit Staunen den General anstarrend, der ihm freundschaftlich die Hand reichte. — „Ah, so, du hast also dein Glük gemacht, daß du gegen deine alten Freunde den Stolzen spielst^ Sieh, eine Viertelstunde lang strek' ich dir schon die Hand hin, und du drükst mir sie nicht, sacrebleu!" — „Um Vergebung, mein General, aber ich habe nicht die Ehre . . . ." — „Ei was! machen dich zehn Jahre so vergeßlich, daß du deinen besten Freund nicht erkennst, deinen Wirthshauskameraden, den du so oft mit einem GlaS Wein und einem Cotelette bewirthet hast ... den fröhlichen Gardisten Francois — Joseph Lefebvre? Komm', mein Alter, weg mit der Ueberraschung! Umarme mich. Weil man Her­zog von Danzig und Marschall von Frankreich ist, darum ist man doch nicht stolzer geworden, gech! ... Ich lade mich bei dir za einem Frühstük ein. Laß den besten Wein holen, zwei Cotelettes; oder lieber vier, das wird nicht schaden, eS lebe die Lustigkeit! Wir wollen auf die Zeit unserer Jugend trinken, und mor­gen dinirst du bei mir, in meinem Pallaste, mit meinem Weibe, der Frau Her­zogin, die bovum nicht stolzer und nicht schlechter ist, und die sich noch gar wohl erinnert, wie sie alS Marketenderin die Feldflasche auf der Schulter trug." Nun denkt Euch die Freude, die Rührung des Vater Molin. Er lachte, weinte, umarmte den Marschall, drükte ihm die Hand, schrie zu seinen Jungen: „Das ist mein Freund Francois!" und gab ihnen hundert entgegengesezte Be­fehle wegen des Frühstüks. Der Herzog von Danzig lehnte, fast eben so bewegt, an dem vierekigen Pfeiler des Schwibbogens, als ec sich seinerseits auf die Schul­ter klopfen fühlte. Er wandte sich um . . . Sein Erstaunen und feine Bewe­gung glichen wenigstens dem Erstaunen und der Bewegung, von der Vater Mo­li» eine Weile vorher so sonderbare Beweise geliefert hatte. Er erröthete, nahm achtungsvoll seinen Hut ab und stammelte, einige Worte, die eine Gebehrde des neu Angekommenen sogleich unterbrach. — „Marschall," sagte er, „ich habe meine Börse vergessen. oder vielmehr mir stehlen lassen. Ich gehe in ei» Kasse- Haus, um zu frühstüken, und wie ich zahlen soll, finde ich, daß ich kein Geld bei mir habe. Ich weiß nicht, wie ich mir aus der Verlegenheit geholfen hätte, hätte ich Sie nicht von Weitem gefehn. Zahlen Sie meine Schuld diesem Kellner, der mich begleitet, und geben Sie ihm ein Napoleonsd'or Trinkgeld."' Derjenige, der so mit dem Marschall sprach, war ein Mann von mittlerer Gestalt, und dessen blauer Ueberrok und runder Hut, vermöge ihrer altvateri­schen Form und ihres alterschwachen Zustandes, eher auf Armuth schließen las­sen konnten, als die Freigebigkeit, mit der ec den Kaffehauskellner beschenkte. Als der Mann mit der Schürze bezahlt war, nahm der Fremde den Mar­­schall unter den Arm und führte ihn ohne weitere Umstände fort. Bestürzt, seinen erlauchten Gast sich, entfernen zu sehen, lief der Vater Molin dem Mar­schall sogleich nach. „Und unser Frühstük," frug ec, „und unser Frühstük, Franz?" Der Herzog von Danzig trug ihm durch einen geheimnißvollen Wink Stillschweigen auf and folgte dem Unbekannten, mit welchem er bald hinter den Arkaden verschwand. Während der Schneider in seinen Laden zurükkehrte und nicht wenig von der bösen Laune, die ihm quälte, auf seine Handlungsdiener fallen ließ, verließ der Marschall mit seinem Gefährten das Palais Royal und stieg in einen Fiacre.

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