Der Spiegel, 1840. január-június (13. évfolyam, 1-52. szám)

1840-04-22 / 33. szám

Loge zurük. Nachdem er mit einer Art Unruhe nach allen Seiten lorgnetirt hatte, ob man ihn auch hier noch beobachten konnte, verfiel er wieder in tiefe Gedanken. — Jndeß ging das Vaudeville fast vorüber, und weder die distoniren­­de Stimme einer untergeordneten Sängerin, die man zu solchen Vorspielen ver­wendete, welche einen Theil des Abends ausfüllen, und durch das Klappen der Size und der Logenthüren akkompugnict werden; noch die frivolenKouplets der komischen Person; noch das Gebrülle der besoldeten Klaqueurs konnte den blassen Mann aus seinem Nachsinnen erwcken. Ein leises Klopfen am Logenfenster war es, was den Träumer aufscheuch­­te. — Ein seidenes Kleid rauschte vor der Thüre, er sah durchs Fenster und eilte bann schnell zu offnen. — Eine schlanke, jugendliche, weibliche Gestalt trat eilig herein. „Nun, hier bin ich endlich, guter Alfred!" begann eine sanfte Stimme, „habe ich Sie in Ihrem Kunstgenüsse gestört, durch mein spätes Erscheinen? — doch ich glaube nicht, daß Sie dem Vaudeville so große Aufmerksamkeit schenk­ten, denn ich hatte — Sie wissen, Alfred, Neugierde ist ein Grundton des weiblichen Charakters —» ich hatte, bevor ich klopfte, durch das Logenfenster gesehen, und wohl bemerkt, wie Sie, statt für die Bühne Aug und Ohr zu sein, ganz weggekehrt saßen und den Schauspielern den Stufen kehrten. — „Sie hat­ten ganz recht gesehen, theure Viktorine," entgegnete der blasse, junge Mann, während er die zarte Hand der schönen, blonden Dame mit vieler Zärtlichkeit an seine Lippen drükte, welche ihm freusdtich zulächelte; — „diese Piece ist, wie die Journalisten zu sagen pflegen, unter aller Kritik, — und Sie haben wohl gethan, sich eine langweilige Stunde zu ersparen." — „Nun, und welchen Namen führt das fade Vaudeville?" fragte die Dame. — „Ach, gute Viktori­ne," sagte der junge Mann lächelnd, nachdem er etwas nachgedacht. „Sie se­hen, wie wenig mich dasselbe intressirte, da ich den Titel durchaus vergessen habe. — Ich beschäftigte mich die ganze Zeit über nur mit Ihnen, meine Gedanken umschwärmten Sie wie süße Träume, und ich zählte die Minuten bis zu Ihrem Erscheinen, die mir zu lauter Ewigkeiten wurden!" — „Ach, wie Sie wieder schwärmen, Alfred, als hätten Sie den Lamartine auswendig gelernt." — „Ne­­kerin! — aber finden Sie nicht in der That, daß ich zerstreut bin, da ich jezt erst bemerkte, daß Sie so spät und ohne Begleitung gekommen sind? — Ist Ihre Mutter wieder unpäßlich geworden?" — „Ihre unzertrenntliche Busen­freundin, die liebenswürdige Migräne, hat ihr wieder einen Besuch gemacht, und nach der Ansicht meines Kousins, des Doktors — machen Sie doch keine so furchtbare Miene, als hätten Sie, mit Shakspeare zu reden, Lust, eine ganze Armee mit einem Kochlöffel in die Seine zu jagen, wenn ich Huberts Namen nenne — also nach der Meinung des Arztes dürfte es die süße Freundin auf einen länger» Aufenthalt abgesehen haben, er schifte daher Mama für den Abend ins Bett und hatte die Gefälligkeit mich ins Theater zu begleiten." Der junge Mann wandte sich etwas unwillig von der schönen Rednerin ab, seine Augen rollten wild umher, als suchten sie Jemand. — „Pfui, Alfred, wie Sie unartig sind!" sagte die Dame, ihn mit einem Fächerschlag strafend, „statt, daß Sie für den guten Kousin einige verbindliche Worte des Dankes haben, daß er Ihnen Gelegenheit verschaffte, mit mir zusammen ein trauliches Stündchen verleben zu dürfen, ein Glük, das Sie in Ihren Chansons über den

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