Der Spiegel, 1840. január-június (13. évfolyam, 1-52. szám)

1840-05-30 / 44. szám

pflegte sorgfältig in geheimen Versieken die Verwundeten, den lezten Bissen mit ihnen theilend. Mancher der edlen Krieger, dem Bellona das Leben erhalten hat, kann seinen Namen in den Kirchenbüchern der Dörfer ausgezeichnet fin­den, da sich fast ein jeder Kindstaufsvater der Gegend darnach drängte, für sei­nen Stammhalter wenigstens, Einen aus den tapfer» Schaaren zum Pathen zu wählen, damit derselbe seinem Pathen den kräftigen, kriegerischen Geist als Ge­schenk einbinde, auf daß es dem'Vaterlande auch künftig nicht an kräftigen Män­nern fehlen möge. Solch hohe Ehrfurcht ward durch die kühnen Thaten dieser tapfern Männer in den Bewohnern der Gegend erregt. Wilhelm, ein junger, freiwilliger Husar und ehemaliger Musensohn, dessen Pferd bei einem Scharmüzel verwandet worden war, und der von seinen Uni­­versitätSjahren her sich erinnerte, daß in einem nahe gelegenen Städtchen der Vesizer der Scharfrichtern als tüchtiger Thierarzt in der ganzen Gegend bekannt war, entschloß sich, seinem getreuen Streitrosse dort Hilfe zu schaffen, und er­hielt von seinen Vorgesezten leicht die Erlaubniß dazu. Gleich seinem Namens­vetter, dem Ritter Wilhelm des Kreuzzuges, saß er ab und führte den getreuen Kampfgefährten am Zügel, den gezogenen Sabel in der Faust, um sich des etwa kommenden Feindes zu erwähren, wenn er gleich nicht glaubte, wie Jener den Sarazenen, einen Franzmann bis auf den Sattel spalten zu können. So wan­­derte er dem Städtchen zu, doch meldete sich Niemand, um gespalten zu werden, und unangefochten erreichte er die Scharfrichterei, die nahe bei der Stadt liegt. Als der junge Husar vor dem Schönen, mit Gärten umgebenen Hause stand, trat ihm die kräftige Gestalt des biedern und wohlhabenden Vesizers entgegen und hieß ihn willkommen. Bald war die Wunde des Gaules untersucht, und der praktische Blik des Arztes überzeugte denselben, daß die Verwundung nur einige Tage der Ruhe für das kranke Thier verlange. „Bringen Sie keine Norurtheile mit, junger Herr," so sprach der freundliche Mann, „und sind Sie geneigt, meinen Stand zu emanzipiren, so biete ich Ihnen mit treuem Herzen ein freundlichesZimmer in meinem Hause au. Da es außerhalb der Stadt liegt, so können Sie im Noth­­fall, wenn wir Feinde gewahren sollten, nach allen Seiten schnell dem Versiek ih­rer Kameraden zueilen." Gern nahm Wilhelm das Anerbieten an, da es ihm nur lieb sein konnte, durch eigene treue Pflege die Herstellung der leichten Verwun­dung seines Rappen mit befördern zu helfen. Bald hatte er es sich in dem gast­freien Hause bequem gemacht, und mit freundlicher Bereitwilligkeit kam ihm sein biederer Wirt- in jeder Hinsicht entgegen. Als Beide Abends vertraulich im Stübchen beisammen saßen, fielen unserm Wilhelm mehrere an der Wand hängende Schwerter ins Auge, worunter sich vorzüglich Eins durch seine alterthümliche Form auszelchnete. Der plözliche An­­blik dieser Waffcnfammluug, deren blanke Griffe im Wiederschein des Lichtes un­heimlich erglänzten, verbunden mit dem Gedanken an ihre furchtbare Bestimmung, erwekten in Wilhelm, troz dem er seit neuester Zeit fast täglich an blutige Sze­nen gewöhnt war, und heim Anblik der kriegerischen Waffen sein Herz ihm von Jugend auf freudig geschlagen hatte, eine grausenhafte Empfindung. Seine Hand griff unwillkürlich nach dem in der Eke neben seinem Sessel lehnenden Säbel, um sich gleichsam mit dem Bewährten gegen die furchbaren Mahner der strafen­den Gerechtigkeit zu währen, deren zischendem Rechtsspruch wohl noch nie Wi-

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