Der Spiegel, 1840. július-december (13. évfolyam, 53-105. szám)

1840-10-07 / 81. szám

teste Weise entstellen. War der Fremde etwa in unbekannter Verkleidung Brigh­ton , Lovely, Macready, diese Helden deS englischen TheaterS? Nein; keiner von ihnen hat dieses hinreißende Spiel, diese tief ergreifende Stimme, diesen ernsten, steckenden Blik. Wozu aber auch den Schauspieler kritisiren, Vermothun­­gen, Vergleiche anstellen? die Rolle des Vukligen ist ganz für ihn geschaffen, höchst dramatisch und effektreich. Nicht mehr die Szene, das wirkliche Leben glaubt man vor sich zu sehen. Nicht ein Komödiant ist eS, der dort oben steht und sich nach den Regeln der Kunst abmüht, nein ein Mann, der fühlt und em­­findet, der seinen Mienen Worte, seinem Scherz Lachen, seinem Gram Thrä­­nen leiht. Die Zuschauer sind tief bewegt, bald von Freude gehoben, bald von Furcht gequält. Stumm und mit gespanntester Aufmerksamkeit folgen sie dem Drama» in das der Dichter seine ganze Seele goß, das der Darsteller mit seiner ganzen Kunst beseelte, und wenn sich oft ihr Gefühl in Beifall Lust machte, so ward dieser schnell wieder underdrükt, daß kein Wort des tief durchdachten Kunstwerks verloren gehe. Wie ein allgemeiner Zauber wirkte der Bukelige. Und auch auf den Darsteller wirkte dieser Zauber, den er übte, mehr und mehr zurük, er ward immer größer, sein Spiel von Szene zu Szene durchdachter, vollendeter, mit einem Donner des Beifalls fiel der Vorhang. Stük und Schauspieler hat­ten den glänzendsten Erfolg, solch einen Erfolg, von dem die Theatergeschichte noch in späten Zeiten berichten wird, davongetragen. — „Der Dichter! der Dichter'" erscholl es von den Logen, von den Gallerien, aus dem Parterre. „Sie hören das Verlangen des Publikums, Herr," sagte Kemble seinem unbekannten Kollegen, der erschöpft, aber strahlend in Stolz und Freude in ei­nen Sessel niedergesunken war. — „Nun denn, so sagen Sie, Sheridan Know­­les sei des Dichters Name." — „Sheridan Knowles," rief der Direktor über­rascht, „derselbe, der den William Tell geschrieben?" — „Derselbe." — Bei diesem schon mehrfach mit Lob und Ehre gekrönten Namen bricht von Neuem ein Beifallssturm los, ihm folgte noch einmal lauter und ungestümer Ruf nach dem Namen des Schauspielers. — Da steht der Fremde von seinem Sessel auf, er zittert vor Freuden, nur von Kemble gehalten, vermag er aufrecht zu stehen. „Sein Name," durchtönt es wieder tausendstimmig den Saal. — „Sheridan," wiederholt noch einmal der Fremde. — Jezt erreicht der Enthusiasmus der Zu­schauer seinen höchsten Gipfel, die Szene wird erstiegen, Sheridan Knowles wird in seinem grotesken Theaterkoftüm im Triumph durch die Straßen bis zu feiner ärmlichen Wohnung getragen. Lady Anna erlag fast der Freude und dem Glük. Am andern Morgen enthielten alle Blätter Londons Folgendes: „Sheri­dan Knowles hat gestern in seinem eigenen Drama the Hunch Bak’t gespielt. Gr wurde sehr applaudirt und noch an demselben Abende hat ihn Charles Kemble, Direktor von Coventgarden, für fein Theater mit einem jährlichen Gehalt von 1600 Pfund Sterling engagirt. Unser erster dramatischer Dichter ist auch unser erster Schauspieler geworden." — So versöhnte der erste jezt lebende dramati­sche Dichter, der Verfasser von „Virginius", „William Tell", „der Bukelige" die Ungunst deS Schiksals, die auf ihm gelastet.

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