Der Spiegel, 1843. január-június (16. évfolyam, 1-51. szám)

1843-03-22 / 23. szám

179 Der Spiegel 1843 unb noch im Kopfe und im Herzen das Bild der vollendeten Schönheit tragen, erin­nern Sie sich, was Sie je Himmlisches, Göttliches geträumt, und Sie. werden eine Idee von jener Frau bekommen, welche ich vor mir erblikte. Sie hatte blondes Haar und blaue Augen, wie sie einst Eva im Paradiese gehabt. Ihr weißer Teint konnte mit dem schönsten Elfenbein weitteifern, der Ausdruk ihrer Physiognomie — mit einem Worte, ich glaubte einen Engel vor mir zu erbliken. Nachdem sie dreimal ihre schönen Augen umhergeworfen, als suchte sie den schönsten Punkt der Umgegend zu erspähen, und sich am äußersten Rande des Gebälkes niedergelassen batte, fing sie auf einer Tafel zu zeichnen an. Ein leiser Wind spielte in ihrem Haar, welches die Strahlen der Sonne golden gefärbt, und der Strom, welcher ihr zur Seite rieselte, plätscherte harmonisch in den Wogen. Schon wurde in mir der Wunsch rege, zu erfahren, wer jene Unbe­kannte sei, als eine neue Entdekung meinen Muthmaßungen zu Hilfe kam. Am Ein­tritt zu den Tempel-Ruinen, am Fuße der Säule, bemerkte ich eine alte Frau mit zwei Negern, und vier Pferde, welche hier angebunden waren. Ich erkannte das Geleit der jungen Griechinen von Stande, und zweifelte keinen Augenblik, daß meine schöne Künstlerin irgend einer vornehmen Familie in Athen angehöre. Ich war schon willens, die alte Begleiterin oder einen der Schwarzen nach ihrem Namen zu fragen, als ein Zufall, welcher eben so schreklich als unerwartet war, mich sofort mit ihr in Verbin­dung sezte. Der Theil der Mauer, auf welchem sie saß, fing plözlich zu sinken an, sie stieß einen Schrei aus, der mich vor Schrek erbeben ließ, und verschwand mitten in ei­ner Staubwolke unter dem brausenden Geröll der Steine. Die Alte mit ihren Negern stürzten herbei, während ich ihnen zuvoreilte .... Ich suchte die Unglükliche ohne sie zu finden, als ein wiederholter Hilferuf mich sie entdeken ließ. Sie hing an dem Abhange des Felsens und hatte mit der einen Hanv sich in den Zweigen verwikelt, welche eben zu brechen droheten; der Saum ihres Gewandes berührte bereits die Ober­fläche des Stromeö.'— „Hilfe! Hilfeschrie sie, als sie mich bemerkte. Nach einigen Sekunden stand ich neben ihr, ergriff die eine Hand, welche frei war, umfaßte ihre Füße und zog sie so an mich heran. In dem Augenblik, als ich den Rand betrat, glitt ich aus und hätte so die himmliche Gestalt fallen lassen, wenn sie mich in demselben Augenblike nicht gehalten hätte. Einer von den Schwarzen hatte die Geistesgegenwart, mir seinen langen Gürtel zuzuwerfen, und so gelang cs mir, sie in Sicherheit zu bringen. Die junge Unbekannte sank erschöpft in Ohnmacht, ihre Begleitung eilte ihr zur Hilfe, so erholte sie sich bald wieder und meine Belohnung war — ihr erster Blik. — „Ach, mein Herr!" rief Sie bewegt, „wie lohne ich Ihre edle That?" — „Indem Sie mich wißen lassen, wem ich das Glük hatte, sie zu erweisen," erwiderte ich. (Fortsezung folgt.) Portfolio der Meuigkeitem WA-Ansichten. Wiener Ariefe. Mitte März 1813. »Fasten kam und bracht uns wieder Musikanten eine Schaar, Sinn - und wortlose Lieder: Ist die Welt doch sonderbar!« Ich habe mir angeivöhnt, Motto über meine Berichte zu fezen, sie immer als künst­liche Gallableiter benuzend; habe ich mir mit einem derben Spruche ein wenig Lust ge­macht , dann kann ich noch erträglich — groit sein. Und, in der That, wünschte ich den Hiob zu kennen, der bei den Musikzu­ständen und Konzertverhältniffen Wien's ma­nierlichbliebe, wenn ihm die zukersüße Pflicht übertragen ist, sie zu beobachten und zu be­sprechen. Drei Konzerte an einem Tage (vier waren schon angezeigt; eines unterblieb krank­heitshalber) , und Unbedeutenheit (wenn nichts Schlimmeres) verdrängt Unbedeuten­heit, dazu hat man die Wonne, wenn eine dieser Produktionen ja einiges Interesse hat, wie die Spirituel - Konzerts zwei Stunden lang in unerträglicher Hize zu ste­hen; denn der Kommitp ist so artig, den guten geduldigen Referenten eben so kräftige Beine als einen starken Magen zuzutrauen. „Sie können stehen, die Size brauchen wir für Andere", heißt es, und die guten, ge­duldigen Referenten mit den Straußenma­gen und den Herrmannsschenkeln lassen sich das gefallen.—Der Cellist Laureati (sich Mar­chese nennend) hat hereits zweimal sein Auf­

Next