Der Spiegel, 1844. január-december (17. évfolyam, 1-104. szám)

1844-05-29 / 43. szám

DER SPIEGEL für Kunst, Eleganz und Mode. Zlrb) enter Jahrgang. Redakteur; Sam. Rosenthal Verleger: Fr. Wiesen'» Wittwe und S. Rosenthal 1844. Pesth und Ofen, Mittwoch, 29. Mat. 4«l. Sühn e. rau Sara Menassen, treue Ehegenossin des Herrn Venjamen Menassen, reichen Handelsherrn zu Antwerpen, saß im reichen Morgennegligee, eine dampfende Theekanne vor sich, ein Diener in prächtiger Livree goß die Tasse voll, und wich ehrerbietig einige Schritte zurük, der weitern Befehle seiner gestrengen Gebieterin gewärtig. Sie gab ihm ein Zei­chen mit der Hand, und .eS entfernte sich der Geschäftige; in der Thür kehrte er noch einmal um, und sagte: -.Sie haben befohlen, gnädige Frau —"— -Za, ja," erwiderte fie schnell, «bald hätte ich es verges­sen, gehe und rufe den Hausherrn, ich erwarte ihn beim Frühstük, er möchte eilends kommen, ich habe dringend mit ihm zu sprechen." Der Bediente entfernte fich. — Sie stand auf, ging zur Kommode und nahm einen Brief, den fie so eben erhalten hatte, zur Hand, durchlief ihn nochmals mit den Augen, und ihre Züge verwandelten sich in ein mißfälliges Lächeln. Sie kam zurük, fegte fich abermals nieder und legte den Brief vor sich hin. Indessen erschien ihr Gemahl, eine große, hagere Figur, im seidenen Schlafroke, die goldgestikte Müze auf dem Haupte und nahm nachlässig hingestrekt an ihrer Seite Plaz. Sie zeigte stillschweigend auf den Brief, er nahm ihn und las ihn durch. «Vollkommen meinen Wünschen entsprechend," sagte er nach einer Pause und gab ihn zurük. — «Und weiter nichts," entgegnete Frau Sara besorgt. — «WaS weiter, waS weiter," rief hurtig Menaffen, «bleibe mir mit deinen Anmerkungen vom Leibe; mein alter Freund wirbt hier," indem er auf das Schreiben hinwieS, «kurz und bündig, wie ich es gerne habe, um unsere Tochter Das Mädchen zählt bereits achtzehn Jahre, und da ist eS Zeit, eS an Mann zu bringen; zudem ist Vetter Salomon ganz der Mann, wie ich ihn für unser Kind nur wünschen mag, jung, tölpelhaft, reich, und waS sein AeußereS betrifft, und —" — «Und seine Dummheit?" — »Wird mit Gold ausgewogen." — »Und seine Laster?" — »Entschul­digt die Jugend. Zudem." fuhr er fort, «ist unsere Tochter zu wohl erzogen, alS daß fie fich unfern Wünschen widersezen sollte, und zu klug, um eine Parthie auszuschlagen, die je­des Mädchen mit beiden Hänven ergreifen würde. Kurz und gut, künftigen Sonntag Verlo­bung, in vierzehn Tagen Hochzeit; fie davon zu unterrichten, bleibt dir überlassen, und somit basta." Er goß sich eine Taffe voll, und schlürfte fie in einem Zuge. »Hast du mir noch ElmaS zu sagen?" — Sie schüttelte verneinend daS Haupt. — Der Gemahl ging. — Herr Me­naffen war einer von den seltenen Menschen, die, waS sie sich einmal vorgenommen hatten, mit unbeugsamen Starrsinn behauvteten; auch war er einer von denen, die, wie man zu sa­­gen pflegt, mit Nichts angesangen hatten, aber mit Ausdauer und Glük hatte er fich ungeheure

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