Studia Slavica 1. (1955)

4. szám

P. KIRÁLY der erwähnten Zeilen als Bibliothekar an der Landesbibliothek Széchényi wirkte. Gegen Ende des Jahres 1876 war das Fragment dem kroatischen Historiker Ivan Kukuljevic zur Einsichtnahme leihweise übersandt worden,4 der es dann — mit Fraknóis Einwilligung5 — Miklosich zukommen liess. Das Denkmal gelangte schließlich von Miklosich zu Fraknói zurück und ging später — als Geschenk — in den Besitz der Nationalbibliothek über. Wir wissen aber auch, dass Fraknói es war, der das Denkmal entdeckt hatte. Um Fraknóis eigene Worte zu zitieren : »Auch wir hatten das Glück, vor kurzem die Fragmente eines glagolitischen Legendäre aus dem 14. Jahr­hundert ablösen zu können, denen der hervorragendste Literarhistoriker des Altslawischen, Miklosich, außerordentlichen Wert heimißt.«6 Der glagolitische Text unseres Denkmals ist bereits entziffert ; aus den in der Handschriftenabteilung der Ungarischen Nationalbibliothek befind­lichen Aufzeichnungen geht hervor, daß Ivan Bojnicic (späterer Zagreber Archäologe und Historiker, der damals — in den Jahren 1877/8 — Diurnist an der Bibliothek des Ungarischen Nationalmuseums war, vgl. MK.), sowie Ivan Kukuljevic (Zagreber Historiker) und Franz Miklosich den glagolitischen Text im wesentlichen richtig gelesen haben. Es sind von ihnen auch Tran­skriptionen des Textes in kyrillischer (seitens Kukuljevic in glagolitischer) Schrift angefertigt worden. Mit Recht könnte man wohl daraufhin annehmen, daß unser Denkmal bereits veröffentlicht wurde. Obwohl auch wir dieser Ansicht waren, konnten Indem ich mich dieser Bitte entledige, brauche ich Sie nicht zu versichern, daß die Fragmente treu u[n]d redlich zurückgestellt werden. Die Adresse sammt Karte liegt bei. Ivan Kukuljevic Recto-Seite des Briefumschlages : Poststempel : Josefstadt — Wien 24 Juli. Hernn Dr. Fraknói Bibliothekar des Nationalmuseums fr. recommandiert in Budapest Verso-Seite des Umschlages : Miklosich Josefstädter Straße 11 Der Brief trägt fünf Siegel mit dem Monogramm F[ranz] M[iklosich], Datum des Poststempels : Budapest, 25. Juli [ 187]7. 4 Laut einer Eintragung im Ausleihregister der Handschriftenabteilung blieb das glagolitische Fragment vom 5. Dezember 1876 bis zum 28. April 1877 bei Kukuljevié. — Es sei bemerkt, daß das Fragment damals noch mit keiner Signatur versehen, somit wahrscheinlich auch nicht ins Zuwachsregister der Handschriftenabteilung eingetragen worden war. 5 Fraknói hat im Laufe seiner Forschungen auch noch andere slawische Denk­mäler aufgefunden, u. a. z. B. ein kyrillisches Bruchstück des 15. Jahrhunderts (vgl. L. Thallóczy—V. Jagic, Slavische Fragmente aus der Bibliothek S. Giacomo della Marca in Monteprandone. AslPh. 27 (1905) 79-—91, hauptsächlich 81). 6 Fraknói Vilmos, Könyvtáblákban fölfedezett XVI. és XVII. századbeli magyar ősnyomtatványok. [In Buchdeckeln entdeckte ungarische Drucke des 16. und 17. Jahr­hunderts.] MK. 3 (1878) 253 ; Fraknói war damals Gustos an der Bibliothek des Unga­rischen Nationalmuseums (vgl. MK. 1877—8).

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