Magyar Építőművészet, 1961 (10. évfolyam, 1-6. szám)

UNGARISCHE ARCHITEKTUR No. I. 1961 Judit G. Dér: DIE REKONSTRUKTION DER MITTELALTERLICHEN BURG IN OFEN (BUDA)....................... S. 49 Es wird kaum jemand in Ungarn geben, der während eines Spazierganges am Pester Donaukai nicht einen neugieri­gen Blick auf die monumentale Burg in Ofen werfen würde. Das Interesse steigt stetig, seitdem die Ausgrabungen und Wiederherstellung der Burg und des Schlosses aus der Árpáden-Zeit ihren Anfang nahm. Die Arbeiten bestehen eigentlich aus zwei Teilen; der erste die Wiederherstellung des barocken Königsschlosses der Habsburger, während der Belagerung der Stadt (1944—1945) schwer beschädigt; — der zweite die Rekonstruktionsarbeiten an der Königsburg und Festungsresten der Árpádén. Autor befasst sich mit dem zweiten Themenkreis, und führt uns im Laufe eines Spazierganges den jetzigen Stand der Ausgrabungen und Rekonstruktionsarbeiten vor Augen. UNGARISCHE ARCHITEKTUR ZEITSCHRIFT DES VERBANDES UNGARISCHER ARCHITEKTEN Abonnement im Auslande bei „KULTURA” Aussenhandelsunternehmen für Bücherund Zeitschriften (Bp. 62, P. O. B. 149) und bei den Vertretern des Unternehmens „KULTURA” im Auslande. M. Major: DIE „UNGARISCHE ARCHITEKTUR“ IM AUSLANDE.................................................................................. S. 3 In Nr. 6/1960 der Zeitschrift wurde schon auf einige Fälle Bezug genommen, wo durch die Erfolge der Zeitschrift „Ungarische Architektur“ die Architektur Ungarns gewisse internationale Erfolge verzeichnen konnte. Es wird auf dieses Thema zurückgegriffen und zahlenmässige Tatsachen bekanntgegeben. Während des Jahres 1960 war die durchschnittliche Auflage je Nummer 4000; davon gingen 1200 Exemplare ins Ausland, also 30% der Auflage. Aus den Detailangaben bot die hohe Zahl der nach der Sowjetunion gehenden Exemplare — nämlich mehr als 700! — eine höchst angenehme Überraschung. Dieser über einen bedeutenden Sektor ungarischer Kultur dem Ausland zufliessende Nachrichtenstrom ist gleichbedeutend mit überaus verantwortungsvollen Verpflichtungen. J. Egressy: VERSUCHSWOHNUNGEN UND NEUE EINRICHTUNGEN IM WOHNVIERTEL VON ÓBUDA (ALTOFEN)............................................................................................................................................................................................ S. 4 Die Vorarbeiten des grosszügigen Wohnbauprogramms des zweiten Fünfjahrplanes wurden auf Grund des 3jährigen technischenökonomischen Planes des Ministeriums für Bauwesen in Arbeit genommen. Gemäss den einzelnen Kapi­teln des Planes, wurde die Entwicklungsarbeit in bezug auf die neuen Baustoffe, Konstruktionen, Einrichtungen, Mechanisierung, Baumethoden, aber auch auf die mit den konservativen Baumethoden zu errichtenden modernen Wohnungen und deren eingebaute und mobile Einrichtungsgegenstände gleichzeitig in Arbeit genommen. Das Ministerium für Bauwesen hat die hochbegabten Bauingenieure der staatlichen Ent­wurfsbüros im Wege einer Plankonkurrenz zur Lösung der Aufgaben miteinbezogen. Im ersten Takt wurden die Plankonkurrenz für Baukonstruktionen, im zweiten die Landes-Wohnbau —und als Drittes die Landes-Wohnmöbel und Einrichtungs-Plankonkurrenz durchgeführt. Nach dem Abschluss der Wettbewerbe ging man zur Ausarbeitung der Pläne der Prototypen und nach der Beurteilung der Pläne und der sich nötig zeigenden Korrekturen, schritt man zur Durchführung. Die Prototypen der Wohnhäuser wurden in der Versuchssiedlung in Altofen (Óbuda) errichtet, das nach erfolgter Fertigstellung der ersten Gebäude, doch noch während den Bauarbeiten den Führern des Baugewerbes und dem grossen Publikum zugänglich gemacht worden war mit dem Zweck, den Fachleuten und den Bewohnern gleichfalls Gelegenheit zu bieten Vorstellungen der Architekten und Ergebnisse der Wohnbau- und Möbelplanung vor Augen zu führen und Kritik zu üben. Es wurden auch voll eingerichtete Wohnungen gezeigt mit dem Ziei, die entsprechendsten zwecks Typisierung auszuwählen. Die Planarbeiten und deren Kritik gab zur Korrektur bisher nicht erkannter Fehler günstige Gelegenheit, der massenhafte Aufbau von Wohnungen hingegen die Erprobung von neuen Einbaueinrichtungen, Tür- und Fensterkonstruktionen, Wandverkleidungen, Wärme­­und Schallisolierstoffen. Die Versuchswohnsiedlung ergab positive und negative Erkenntnisse, welche bei der Ausarbeitung der Typenpläne, — sei es für herkömmliche oder moderne Mittel — oder Grossblockbauweise, — entsprechend verwertet werden. Die Einrichtung der Wohnungen sollte eindeutig beweisen, dass die Grundbedingung für deren Brauchbarkeit die serienweise Grossproduktion der zeitgemässen Wohnmöbel ist, die variabel verwendet und einzelweise zu kaufen sind. A. Benkhard: DIE NEUE ELISABETH-BRÜCKE............................................................................................................................ S. 14 Seit Jahrhunderten war der Ort, wo die Budapester Elisabeth-Brücke stand, ein wichtiger Übergangs-Platz zwischen den östlichen und westlichen Ufern der Donau. Die Rolle wuchs des späteren an Wichtigkeit, als im Karpatenbecken sich das heutige Ungarn konsolidierte und die Stelle nicht ein Grenzpunkt zweier Weltsysteme, sondern Mittelpunkt eines Landes wurde. Die Brücke, welche unmittelbar nach der Jahrhundertwende fertig wurde, hatte entscheidenden Einfluss auf die Entfaltung der Stadt-Struktur. Der jahrtausendealte Übersetzungsstrassenzug erhält seinen endgültigen Sinn durch die Errichtung der Brücke. Die neue Verkehrs-Magistrale der Stadt enfaltet sich. Die alte Elisabeth- Brücke war seinerzeit eine technische Maximalleistung, und bot durch ihre aesthätische Linienführung und mit den, dem Geschmack der Zeit entsprechenden Verzierungen ein Höchstmass. Einen besonders glücklichen Umstand bedeuteten die Reihe der Thermalbäder am Ofner Brückenkopf, die fast inmitten einer Weltstadt einen ruhigen kleinen Kurort hinzauberten. Die Rolle der Brücke blieb unverändert bis zum Zeitpunkt, wo die schlanken Arme und Türme der Wut der Nazi-Kriegsverbrecher zum Opfer fielen und in die Wogen sanken. Der Wiederaufbau der Brücken von Budapest war eine bravouröse Tat und alle entstanden breiter und kräftiger wieder. Im Falle der Elisabeth-Brücke aber wartete den Ingenieuren, den Arbeitern eine ganz besonders schwere Aufgabe. Verkehrspolitische Anforderungen wünschen eine breitere und grösseren Belastungen entsprechende Konstruktion. Ein« sehr lange Debatte wurde bezüglich des endgültigen Standortes ausgetragen. Auch war das System und Prinzip der Konstruktion scharf umstritten. Bedeutende technische und materielle Werte blieben verhältnismässig in wenig beschädigtem Zustand erhalten: dies sprach für die ursprüngliche Baustelle. Wird die neue Brücke in Form und Konstruktion gleich modern und fortschrittlich sein, wie es vor 60 Jahren ihr Vorgänger gewesen ist, so wird sie deren noblen Traditionen gerecht werden; dies schliesst jedoch die ursprünglichen Abmes­sungen und die Kettenkonstruktion von vornherein aus. Zur Ausführung gelangt eine zeitgemässe Kabelhänge­brücke. Infolge äusserst eingehender Studien und sorgfältiger Planung, wird das Eigengewicht der Brücke trotz grösserer Breite und Tragfähigkeit das der verwüsteten Brücke nicht übersteigen. A. Gregor—G. Maroti: MODERNE WOHNUNGSBELEUCHTUNG.................................................................................. S. 33 Die elektrischen Installationen der Wohnungen liefern die nötigen Energien für die Beleuchtung und für die Haus­haltsmaschinen. Den Architekten und den Kunstgewerbler interessiert in erster Linie die Beleuchtungsfrage, denn abgesehen von den funktionellen Aufgaben, geben formelle Ausbildung der Leuchtkörper, aber auch der raum­gestaltende Effekt des Lichtes selbst ein sehr bedeutendes Mittel, um die heimlichkeit einer Wohnung, die aesthä­­tischen Wirkungen zu steigern. Zwecks Herstellung von Licht, zu der Verteilung der Lichtquellen, zur allgemeinen qualitativen Regulierung werden Leuchtkörper benötigt. Diese haben bestimmte Abmessungen, ihre richtige Ein­stellung wird durch die Gesetze der Lichttechnik bestimmt. Aufgabe der Allgemeinbeleuchtung ist entsprechendes Licht zur Orientierung, zum Aufenthalt, und in ganz besonderen Fällen zur Erledigung einzelner Funktionen im Zimmer zu spenden. Ziel der örtlichen Beleuchtung ist die Aufmerksamkeit auf ein Bild, auf eine Zierpflanze, auf ein Interieur — Detail der fraglichen Wohnung zu richten, und dadurch den Eindruck der Wohnung zu steigern. Die Leuchtkörper der allgemeinen, der örtlichen und der speziellen Beleuchtung sind nach Mass, Ort und Farbeffekt dem Interieur der Wohnung richtig einzufügen. Zu der glatten Linienführung moderner Möbel heutiger Wohnungen passen Hänge- und Wandleuchtkörper von einfacher Formbildung und mit interessanten Farbeffekten. Sie haben ausserdem natürlich in Form und Material auch auf die Möblierung der Wohnung Rücksicht zu nehmen. Neben diesen rein künstlerischen Gesichtspunkten, bilden die beleuchtungstechnischen Forderungen den eigentlichen Ausgangspunkt. ]. Kathy: FAMILIENWOH NH AUS — BAUERNHAUS.............................................................................................................. S. 37 Die Verwirrung beim Entwerfen von Bauernhäusern ist das Resultat der bestehenden doppelten Funktion und deren falsche Auswertung. Die betriebsmässige Funktion wurde teilweise stark übertrieben, teilweise zu wenig beachtet, man hat nicht an die Trennbarkeit der beiden Funktionen gedacht, womit dieses Problem in zeitgemässer Form leicht zu lösen wäre. Grundlegende Aenderungen sind nötig, damit die dörfische Wohnkultur in moderner Richtung sich entwickle. Das hat nicht den Bruch mit den Traditionen zu bedeuten, sondern ist eine Rückkehr zu den wertvollsten Vermächtnissen. Bezüglich Form sind Tradition und zeitgemässe Lösung ebenso natürliche Folgen von­einander, wie es im Falle der Funktion ist. Die richtige Entwicklung ist ohne staatlichen Eingriff kaum möglich. F. Erdei: EINIGE SOZIAL-WIRTSCHAFTLICHE PROBLEME DES SOZIALISTISCHEN DORFES ...T.............. S. 40 Die Urbanisierung des Dorfes, die grossindustrielle Umstellung der Landwirtschaft ist ein Weltsymptom. Im Kapi­talismus besteht zwischen Stadt und Dorf, zwischen Industrie und Landwirtschaft ein Gegensatz. In den entwickelten westlichen kapitalistischen Ländern ist die sog. „vertikale Integration“ eine höchst interessante, fast modische Er­scheinung. Dieses Verhältnis bedeutet, dass die landwirtschaftliche Produktion von den kommerziellen, industriellen Unternehmungen, oder von den Banken organisiert wird; diese stellen fest, was zu produzieren ist, verkaufen die produzierten Güter und Produktionsgüter, und der Landwirtschaft bleibt eigentlich nur die Durchführung des Produktionsprogrammes übrig. \m Sozialismus besteht zwischen Stadt und Dorf, zwischen Industrie und Landwirtschaft dieser grundlegende Interes­sengegensatz nicht mehr, ohne natürlich, dass dieser Gegensatz von einem Tag auf den anderen verschwinden würde. Durch die grundlegende Annäherung der Eigentums-Formen, infolge der Mechanisierung und der Entwicklung der Technik wurden diese Gegensätze Schritt für Schritt beseitigt; immer geringere, unbedeutende Gegensätze sind noch bestehend, die während den verschiedenen Etappen der industriellen Entwicklung in stets veränderter Form zum Vorschein treten. Der Author behandelt die allgemeinen Richtungen der Entwicklung, die Gestaltung der Produktionsverhältnisse, die Siedlungsformen, und die Veränderungen der Arbeitsbedingungen der landwirtschaft­lichen Bevölkerung. Es werden die Richtungen der sozial-ökonomischen Entwicklung der Landwirtschaft und des Dorfes festgestellt. Die Entwicklung der Landwirtschaft geht den Weg des sozialistischen Grossbetriebes, die soziale Entfaltung der Bevölkerung in landwirtschaftlichen Betrieben tätig, den der sozialen Bedingungen. Das stetig stei­gende Tempo der Entwicklung bringt den Zeitpunkt, wo die Gegensätze zwischen Stadt und Dorf, zwischen Industrie und Landwirtschaft somit aufgehoben, jeder heute noch bedeutende Unterschied verschwinden wird, in greifbare Nähe. M. Kubinszky: GEDANKEN ÜBER DIE UNGARISCHE ARCHITEKTUR NACH DER JAHRHUNDERTWENDE S. 43 Diese Periode entfiel auf den Zeitpunkt des voll entfalteten Kapitalismus. In der Kunst wandte sich das Interesse in steigendem Masse der ungarischen Landschaft, den Traditionen des ungarischen Dorfes zu. Der Nationalismus dieser Periode glaubte noch immer — im Taumel der kaum einige Jahrzehnte-alten relativen Freiheit, — daselbst die Quelle der nationalen Kräfte aufzufinden. Die Architektur dieser Periode spiegelt dies unverkennbar. Diese Architektur ist aber auch nicht von den ausländischen Richtungen zu trennen. Der Kampf ging um die harmo­nische Synthese von Inhalt und Form, dafür kämpfte van de Velde, Otto Wagner, gleichwie auf nationaler Basis Ödön Lechner. Die neue Form ist in erster Linie durch die neuartige Ausdrucksweise der Baumassen und Raum­gestaltung zu erreichen. Als die Architektur dies erkannt hatte, spielte sich jener qualitative Sprung ab, der das Moderne vom Konservativen abgrenzte. Zweifellos fiel diese Phase in die Zeit der Stylbestrebungen der Jahrhun­dertwende und ist demnach als das entscheidende Glied in der Entwicklung der Moderne zu betrachten. Die Vielheit der konstruktioneilen Möglichkeiten und der Aufgaben ergaben bezüglich der Formenerneuerung eine Vielfalt der Richtungen, welche zu systematisieren fast unmöglich war. Es wird der Versuch dieser Systematisierung unter­nommen mit der Feststellung, dass die ungarische Architektur der Jahrhundertwende mit der Räterepublik ihren Abschluss fand.

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