Evangelischen Gymnasiums, Nagyszeben, 1924

. An­ die Spitze des heutigen Jahresberichtes mußleider eine Trauernachricht gestellt werde­t: Ortseerrektor ist gestorben. Wilhelm Schiller war im Jahre 1864 in Cohalm-Reps geboren. Er besuchte­­ das Gymnasium in Bragov-Kronstadt, studierte dann an den Hochschulen zu Wien, Jena, Tübingen und Ofenpest Theologie und Elaffische Philologie. Die erste Anstellung fand er an der hiesigen evang. Mädchenschule und trat von hier an das Gymnasium über. Als Gymnasialprofessor hat Wilhelm Schiller neben seiner eigentlichen Berufsarbeit, die hauptsächlich dem Elafsischen Altertum galt, für das er immer wieder in den Herzen seiner Schüler Liebe zu erwecken wußte, viele Jahre hindurch als Schriftfü­hrer des Presbyteriums seine ihm noch zur Verfügung stehende Zeit in den Dienst der evang. Kirchengemeinde gestellt und oft Die Nächte geopfert, um dieser Aufgabe, die ihm wie alles, was er einmal übernommen, Herzensfadhe war, gerecht zu werden. Im Jahre 1914 war es ihm vergönnt, im Verein mit noch zwei Kollegen, im Jahre 1923 allein, Studienreisen nach Oesterreich und Deutschland zu machen, um das dortige Schulwesen aus eigener Anschauung kennen zu lernen, wobei er si natürlich in erster Reihe für sein Lieblings­­gebiet, die Klassische Philologie, interessierte. Hochbefriedigt und innerlich gehoben kehrte er von jeder dieser Reisen wieder in die Heimat zurück, und die Erfahrungen und Eindrücke, die er damals gesammelt und in fi aufgenommen hat, sind später seiner geliebten Schule zugute gekommen. Nach der Wahl Carl Albrichs zum Schulrat übernahm Wilhelm Schiller mit 1. April 1922 die Zeitung der vereinigten Mittelschulen. Als Rektor bat er hauptsächlich den Lateinunterricht in den beiden obersten Klassen des Gymnasiums erteilt, und als überzeugter Klassischer Philologe hat es ihn tief geschmerzt, daß die Entwicklung auch bei uns immer mehr dahin ging, das Lateinische und Griechische zugunsten der realen Fächer einzuschränken, eine Entwicklung, die er natürlich nicht aufhalten konnte. Immer wieder hat­te­ Berewigte versucht zu retten, was zu retten war, aber die Verhältnisse waren stärker als er, und es ist ein eigenes Zusammentreffen, daß mit dem GSchlusse des Schuljahres 1924/25, in dem sein Tod erfolgte, auch das flaffische Gymnasium, an dem er mit so viel Liebe hing, endgültig zu bestehen aufhörte. Bis zum Sommer 1924 immer gesund, zeigten sich mit Beginn des Schuljahres bei ihm immer deutlicher die ersten Anzeichen einer ernsten Erkrankung, sodaß er sich im November 1924 einer schweren Operation unterziehen mußte, die ihm aber die erhoffte Heilung nicht lernte. Am 11. Juli geschah dann das lange Gefürchtete — unter Direktor Schloß seine Augen für immer. Die Professorenkonferenz gab folgende Barte heraus: „Die Professorenkonferenz erfüllt eine traurige Pflicht mitzuteilen, daß ihr verehrter Direktor Wilhelm Schiller Sonnabend, den 11. Juli 1925, nach langem, schweren Leiden verschieden ist. Ein warmer Freund der Jugend, ein treuer Freund seiner Kollegen, ein umsichtiger Leiter seiner Schule, ein tiefer Kenner seiner Wissenschaft ist uns mit dem Entschlafenen entrisfen worden. Bewegten Herzens rufen wir ihm den legten Gruß zu: Have anima pia!" Am 13. Juli haben wir ihn zur legten Ruhe gebettet. Professoren trugen den Sarg, in der Kapelle sang der Brufenthalchor einen Choral, und die Blasmuftt der Brufenthalschule geleitete unseren toten Direktor mit einem Trauermann zum Grabe. Sowohl der Brufenthalchor als auch die „Blasia“, wie er sie getauft, haben in ihm stets einen warmen Freund und eifrigen Förderer bei der Ueberwindung der Anfangsschwierigkeiten gehabt. An dem Sarge sprach der berichterstattende Professor, der ihn auch während seiner Krankheit im Amte vertreten hatte, noch ein kurzes Ab­­schiedswort, worauf der Sarg unter den Klängen eines Chorals in die Erde versenft wurde. Das Andenken Direktor Schillers als das eines aufrechten Mannes, der seine Pflicht bis zum legten Atemzuge erfüllte, den echt römische virtus adelte, wird unter uns niemals verlöschen, sein Name niemals vergessen werden!

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