Neppendorfer Blätter, 1923 (Jahrgang 21, nr. 22-52)

1923-11-25 / nr. 48

Mr. 48 Hermannstadt, 25. November 1923 21. Sahr Preis 3 Lei Respen­dorfer a Wochenschrift für a und Satire (di­eter Mieterschut, Der Hausherren Not ledy unlängst besang; heut’ jet meiner Feder eherner Klang geweiht dem Glücke der Mieter, mit dem ihre materiellen, irdischen Güter sie schweigend vermehren zu immensen Schäßen und dadurch die Hausbefiber verlegen.­­­­Ein Körnchen Wahrheit ist schon dabei, nur unterscheide man zweierlei: ein Hausbefißer ii niemals ganz arm, die Mieter dagegen, — daß Gott sich erbarm’ — die sind in bedeutender Ueberzahl, die Nermiten der Armen überall, daß der Staat sie Schüßl in diesen Seiten, müßte nicht zugleich auch leid bereiten und könnte als­ Wohlfahrtssache betrachtet, gefeglich geregelt, von allen beachtet, — beenden den hißigen Krau­enkampf. Das Rezept ist einfach, im Prinzip auch gerecht und könnte befriedigen Herrn und Knecht, der Staat seine Diener entsprechend bezahle! Dann wird auch der Mieter in jedem Falle­­ entsprechende Linie dem Hausherrn bringen, so daß zum Schlusse dann beide singen: OÖ jerum, jerum, jerum, OÖ que mutatio rerum, fi Serbsts­onnenträume! Mit dem beneidenswerten Behagen, das eine solgenlose Existenz erzeugt, war es für Rentier Wimpfler wie es schien, endgültig vorbei. Wie schön hatte er si alles ausgedacht und zurechtgelegt. Nach seinem 50. Jahr wollte er sein Geschäft aufgeben, der Kompagnon konnte es haben, gegen entsprechende Abfindung na­­türlich). Dreißig Arbeitsjahre, vom geplagten Lehrling bis zum Geschäftsbesißer in der begehrterten Handels­­zentrale, das war Lebensarbeit genug und nun sollte Aubhe und Behagen folgen. Ein paar Wochen lang erfüllten si alle Träume des neugebackenen Herrn Reniiers. Täglich bei guter Jagdzeit zog er mit seiner Diana und dem PDoppels frußen hinaus ins Revier­ und sah beim Nachaufe­­kommen voll Schadenfreude noch Kit im Kontor seines Kompagnons, der ih nun allein plagen mußte. Wenn er nit zur Jagd ging, wachte er regelmäßig früh auf, weil unten im Haus die Rolläden des Ges­­chäftes aufgezogen wurden, dann fühlte er beglückt seine Freiheit, legte sich noch einmal aufs Ohr und schlief sorgenlos bis in den hohen Morgen. Schon begann, sich stattlich der Rentnerband zu­ runden und hell strahlten die Neuglern über den feilten Wangen. Dann aber allmählic, und doch unaufhaltsam rolle die neue Seil heran, wie eine Schlammlawine, oder besser gesagt: eine frühe Flut, die fachte höher stieg. Zuerst unangenehm an den G Stiefelfohlen fühlber, fortsteigend bald am Knöchel, am Knie am Hals an« gelangt konnte man nur noch mit ffolgerhobenem Haupt der Gefahr entgehen, zu ertrinken. Die Schönen Bündel Rentnerwertpapiere halten bald nur Makulaturwert und Herr Wimpfler legte jedes halbe Jahr betrübter die feine neue Kuponschere aus der Hand, ja da mußte vorsichtig bescheiden gelebt, gespart, geknaufert werden! Doc immer wieder überstiegen die Ausgaben die Einnahmen.­­ Herr Wimpfler fiel zusehends ab. An die Jagd dachte er nicht mehr, Hund, Gewehr und Jagdrüftung war verkauft und bei alledem brachte ihn der Berger­fall um, wenn er sah, wie er das Geschäft des einstigen Kompagnons vergrößerte, der hatte die Konjunktur erfaßt und war zu großem R Reichtum ge­­langt. Natürlich nicht eingestandenermaßen, ob Gott bewahre, da konnte Reiner so eindrucksvoll über die schwere Zeit, die Regie, die Steuern, Abgaben, Balufa- Schwankungen klagen, wie der Herr Kompagnon. Drei Häuser hatte er mit dem vielen Schaden erstanden. Mimpfler war voll Sorgen und Kummer, aber heute lockte ihn doch das schöne M­elter hinaus nach dem Elsen. Weil Sonntag war, hatte ihm seine Refi _

Next