Neppendorfer Blätter, 1924 (Jahrgang 22, nr. 1-53)

1924-04-20 / nr. 17

Nr.17 Hermannstadt, 20. April 1924 Kepgendorfer mwochen Schriftfurss Humor und Satire 22. Jahr Preis 3 Lei­blätter Ostern. Es streckten schon vor einem M­eilchen die blauen und die weißen Vieriäen die Köpfchen aus dem Schoß der Erde — es wiederholt fi Gottes „Werde“. ’5 isf Ostern, linde Lüfte wehen, und die­ Natur muß auferstehen. Die Raupe streift die Puppenhülle und fliegt empor in Farbenfülle ; der Engerling beschließt den Schlummer, selbst — eine Neppendorfer Nummer erscheint mit köfflich neuen Wien, mit frühlingsgleichen Geistesblißen. Natürlich weckt sie Int’ressenten und es ersfehen — Abonnenten ! Die Knoipen weiten si und springen, im Wald, im Hain hallt Fabeln, Singen , am Feld die zarten Halme sprießen, — nur uns, den Menschen, kann’s verdrießen, daß er, der Herr von so viel Dingen, es nicht versteht, sich zu verjüngen. Verzweifelt holt er sich den — Schneider und kauft fi­ schön’re neue Kleider. Umsonft: der kahle Kopf, die Falten — sie bleiben ihm im Lenz erhalten. Do eins muß jedermann gelingen: es kann der Mensch — sein Herz verjüngen zu Böstlich neuem, jungem Triebe, zur Güte, Nachlicht, Menschenliebe, so daß aus altem Haß, aus Rache, ein süßer F­riedenslenz erwache. — — Für uns sei Differn, Auferstehen , ein treues Miteinandergehen ! Than Ein verdächtiges Tier. „Ic habe euc­ jet von der Klapper- Mer kennt ein ähnliches Tier, dem Rehrer: ich lange erzählt, man nicht frauen darf? Nun, Frißchen?* — „Der Klapperstord­, Herr Lehrer !“ Sehr geehrter Herr Redakteur ! Ihre Anfrage in betreff des Schnadahüpfels auf Geile 8 der Nummer 16 Ihres geschäßten Blattes freut mich direkt, ich nehme sie als eine Art Preisfrage, etwa wie bei einem Retterbild „Wo liegt der Haffe“ ? Wahrscheinlich haben Sie an mehrere Ihrer Abonnen­­ten eine Rundfrage gefickt. Also meiner Meinung nach konnte man auch fragen: „Wo liegt der Hund begraben“, und auf diesen Punkt los wird man, glaube ich, am besten durch die kleine Geschichte geleitet, die ich vor 1—2 Monaten in ihrem geschäßten Blatt gelesen habe: „Die Wahlen in einer kleinen Stadt.“ Da wurden jähhfiiche Frauen aus einem sächsiichen Presbyterium herausgewählt. Daran war natürlich wieder unser ewiger Pflegnisrüstungskampf schuld. Frauen pflegen bekannt,­ immer die Pflegnng zu pflegen, während manche Männer manchmal mehr für die Pflege ihres von der N­üffung beengten Embonpoints ein­­genommen sind. — Nun, da kann man nichts dazu sagen, das ist sozusagen eine Frage der höhern Aesthe­­tik, dem einen gefällt Don Quichotte, dem andern Fal­­staff, und da nur selber eisen­fett hat, so muß der Salltaff-Freund eben seine ganze Kraft auf diese Arbeit zur Erreichung seines Sieles verwenden. Die Frauen sind, teils aus Idealismus, teils der Mode wegen mehr für das Magere und leisten darum Unglaubliches in G Selbstlosigkeit, was natürlich immer der Pflegnisrüstung zugute kommt, dabei muten sie aber in verbohrter Frauenart dies auch den Männern zu. Na­da kann man sich vorstellen, daß der Pflegnis­­rüf­tungskampf heftig tobt. Die Frauen mit der Rüstung haben es vielleicht noch schwerer als die Männer mit dem Embonpoint, und darum vereinigen sie sie zu Pfingsten mit ihren Schestern, wie man hört. Nur dieser Sache kann der Schnadahüpfel gelten. Zugleich hätte man­­ hiermit auch „die Kleine Stadt“ ihrer kleinen Geschichte er­­raten. (Merkwürdig, daß es außer der „kleinen Stadt“, die der liebe alte Hermannstädter samt ihrem Vorort Unterwinzendorf uns Allen so interessant gemacht hat, noc eine „kleine Stadt“ im Gachsenland gibt.) ' _

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