Neppendorfer Blätter, 1928 (Jahrgang 26, nr. 1-52)

1928-01-01 / nr. 1

° Nr. 1 Neppendorfer Blätter­­ «.. «­ ­S­­eite8 NaProft! Ein fideles Neujahrsliedchen. Ich hab’ an eudy nur einen Wunsch, zieht nicht so’n msesen Neujahrsflunid, trinkt Bund­ ! Soll die Freude recht gedeihn, Zungens, laßt das Maulen sein, trinkt Wein ! Lißt nicht hölzern wie ein Pflock, hockt nicht steif als wie ein Stock, trinkt Grog! Daß eure Zaune fr­­erhole, erhebet eure Glasphiole, trinkt Bowle ! Und jeht! Wie ihr die Gläser stoßt, ermwährt­ euch draus der wahre Troff! na Broft! Die Geschichte einer Liebe und eines Ringes. Ein schöner Abend im Berliner Tiergarten. Alle Bänke sind von Liebespaaren beseßt. Ein Züngling preßt die Hand eines Mädchens, das er vor einer halben Stunde kennen lernte, an die Brust; dabei be­­merkte er, daß ein schöner Ring die Hand der eben gewonnenen Freundin ziert. „Laß mich den Qing "mal anflecken, Schaß, ich möchte probieren, ob er mir paßt.“ Sie ließ es zu, daß er im necklichen Spiel den Ring von ihrem Finger streifte und ihn zum Gescherze, wie er jagte, ansteckte. Na­ einer Weile erhoben sie beide und wanderten, eng aneinandergeschmiegt, dur­ den Park; plößlich schlug der Süngling dem Mädchen vor,­­mal wenig „Fangen“ zu spielen, das sei sehr luffig und bringe das Blut in Wallung. Gie war einverstanden; er löffe seinen Arm behutsam aus ihrem Arm und rief: „Also fange mich!“ und lief davon. Gie rannte ihm ladyend nach, aber er lief so gut, daß er bald ihren Blicken entschwunden war und mit ihm der Ring, der ihm wie angegossen paßte. Vierzehn Tage später sah die Betrogene den Kavalier in der Reipzigerstraße, s­türzte sofort auf ihn zu, hielt ihn fest und veranlaßte, daß er verhaftet wurde. Er wollte sich zwar absolut nicht an sie erinnern, wußte nichts von einem Abend im Tiergarten und nichts von einem Ring, hatte sit) aber dennoch vor Gericht zu verantworten. Nun drehte er auf einmal den Spieß um und erklärte, in Wirklichkeit sei er der Betrogene, der Ring sei nämlich falsch gewesen und habe doch so echt ausgesegen. Auf die Frage des Nickers, warum er das nicht gleich gesagt habe, erwiderte er mit dem Bruffton der Ueberzeugung: „Ich wollte die Dame nicht bloßstellen.“ er gestohlen hatte, wurde zu drei Monaten Gefängnis verurteilt. Schnell geholfen: „Sie sind beschuldigt, am Freitag den Sohn Ihres Nachbarn Müller geschlagen zu haben. Das isf­­f fraffällig.« — „Gut, da hauen wir ihn künffig an einem anderen Tage.“ Im Nestaurant: »HerrOber!Herr Obek!Hören Sie ichwer?« —»Ja,leidek,­Herr.« Wissen Sie,ich hatte Lebek bestellt,nicht Ledet!«« Ganz im Beruf. Salz: „Sagen Sie, Herr Wirt, ich vermisse die reizende kleine Flötistin in Ihrer Damenkapelle ?* — Mirt: „Sa, die isf mir geffern abend leider — flöten gegangen.“ Der rechte Titel. A: „Wie habe ich den geckenhaften Baron im Briefe eigentlich­ zu kitulieren ?* 8.: „Schreib’ doch Hochhohlgeboren.“ ‚In London. — Wissen Sie, was mir in London zuerst in die Augen gefallen it? — Ma was denn? — Kohlenstaub ! Der Fehlbetrag. Kassierer ist traurig. „Sorgen “* „Was heißt Sorgen? Der Kontrolleur hat in meiner Karte einen größeren Fehlbetrag entdeckt.“ „Hat er es angezeigt ?* „Was heißt angezeigt? Teilen habe ich den Lehr­­betrag mit ihm müssen !* Splitter, Nichts deutet so sehr an, daß sich mit den Weibern nicht spaßen läßt, als der Ausdruck: „Ernste Absichten haben.“ * Mancher glaubt Ion deshalb ein Menschen­­kenner zu sein, weil er mehr schlechte als gute Er­­fahrungen gemacht hat. * Die Kette, an der ein Mann am schwersten trägt, is die Kokette. i­n Der Kavalier echt wie der Ring,den . — „Das kam mir gleich so vor !

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