Neppendorfer Blätter, 1928 (Jahrgang 26, nr. 1-52)

1928-08-05 / nr. 32

Nr. 32 Preis 4 Lei Keppendorfer Blätter .­Wochenschriftsteier- Humor und Hati­e Hermannstadt, 5. August 1928 26. Jahr Serienwetter. Von allen Dächern regnet es noch immer schon seit ’nem guten halben Jahr und von der Gonne siehlte keinen Schimmer im Januar. Im nächsten Monat ändert sie der Kimmel in Reiner Well’, er bleibt so wie er war. Und aussehn tut er wie ein ala im Februar. Nun sollten eigentlich die Veilchen sprießen, sie können nicht. Es greift mir an das Herz, wenn von dem Himmel Mafjerkähe schießen im Monat März. Wann wirft du, Petrus, uns die Sonne [dicken ? Herr geh­t, ich hab’ es endlich satt, ich will nit ewig Wassertropfen auf den Rücken noch im April. Läßt fi der Himmel endlich mal bewegen ? Wird es Schön Wetter? Nein, es bleibt dabei; Gewitter, Sturm und Blik und Regen wie einst im Mai. Für jeden schönen Tag will ji der Himmel rächen! Nach Regen Sonnenschein? Ein falscher Schluß, nein, gießen fuss in vollen Wasserbächen im Suni und im Sulius. Doch nein, seit Mitte Zuli iff es furchtbar heiß, es scheißt die holde Maid, die Frau, der Mann, und niemand uns wohl zu berichten weiß, was der August noch bringen kann. Auf den Mond kann man vorläufig nicht fliegen, weil der Raketen- Kraftwagen bei seiner rechten Probefahrt zertrümmert wurde.­­­­. ‚Die Königin. Skizze von D. Et. „Mit den Blumen fängt man an, bei der Weib­­lichkeit!“ So dachte auch Mori X, Bankier aus Budapest, als er, aber nicht in Okkaston, einen Strauß von wun­­derschönen Blumen kaufte und sich damit in das Königs­theater begab. Dort sang nämlich die berühmte Operetten­­sängerin Mizzi KR­ allabendlig in der Operette „Die Königin“ die Königin derart königlich, dab­ei­ Morik­a wünschte, der König zu sein. Nachdem aber ein sol­­cher in diesem Stück gar nicht vorkam und ein P­räsident für Mori etwas zu minderwertig ist, so nahm er vor=­lieb mit seinem Plab in der ersten Loge rechts. Eigentlich hätte er auch keine richtige Bühnenfigur gehabt und wäre vielleicht noch in den Verdacht eines schlecht ge­­druckten Fragezeichens gekommen, spielerischen Talent ganz abgesehen. Das Theater war bereits dicht gefüllt. Es wurde dunkel, das Stück begann und nahm seinen gewohnten erfolgreichen Verlauf. Nach dem zweiten Aktschluß, als die Blumenspenden­­ auf die Bühne gebracht wurden, erschien dort auch der von Morik engagierte Xogen= Schließer und drückte, ganz vertragsgemäß, den Blumen­­strauß in der Künstlerin Hände. Sie verneigte sich, dankbar lächelnd, vor dem Publikum, welches ihr flür­­mische Opalionen darbrachte. Mori­k rau­chte mit seinen großen Händen wie beseisen und es flog ihm dabei sein Opernglas in den Orchesterraum, wo es krachend auf einer Bachgeige landete. Der betreffende Musiker rief ihm mindestens ein Dußend Höflichkeiten und Kompli­­mente hinauf, die Mori gar nicht beachtete, da sein ganzes Denken dahin ging, ob die Sängerin wohl sein Brieflein bemerken wird, welches er in den Blumen­­strauß gesteckt hatte. Als sich die Künstlerin wieder ein­­mal verneigte, fiel das Brieflein aus den Blumen heraus und flatterte zierlich zu Boden, doch­­ Mori gewahrte es mit Schrecken — sie hatte es gar nicht bemerkt. Er von seinem ichaus

Next