Freies Leben, 1954 (1. évfolyam, 1-6. szám)

1954-07-01 / 1. szám

WIRTSCHAFTLICHES, POLITISCHES UND KULTURELLES ORGAN DER DEUTSCHEN WERKTÄTIGEN IN UNGARN DEM LESER ZUM GRUSS! Wieder einmal erscheint in Ungarn nach langer Zeit ein Blatt in deutscher Sprache, dessen erste Nummer wir hiermit in die Hand des deutschen Lesers legen. Unwillkür­lich denkt man hierbei an frühere Zeiten zurück, in denen es auch Presseorgane in dieser Sprache gab. Doch waren das durchweg Blätter, die den Interessen einer bevorrechteten Klasse dienten, wie alles im feudalen und kapitalistischen Ungarn der Vergangenheit. Die deutschen Werktätigen Un­garns, deren Wohl und Wehe immer aufs engste mit dem Schicksal der unterdrückten ungarischen Bevölkerung ver­flochten war, kamen dabei so gut wie nie zu Worte. Die Befreiung des ungarischen Volkes und mit ihm auch der in Ungarn lebenden Nationalitäten hat einen Trennungs­strich zwischen Einst und Jetzt gezogen. Im neuen Ungarn der Volksdemokratie haben auch die Worte der deutschen Sprache, der Sprache Goethes und Marxens, der Mutter­sprache unserer Leser, einen tönenderen Klang. Unser Blatt will dazu beitragen, dass die in der Verfassung der Volks­republik Ungarn verbrieften politischen und kulturellen Rechte der deutschsprachigen Werktätigen zur Entfaltung kommen. Indem wir das alte Kulturerbe des deutschen Volkes, seine fortschrittlichen Traditionen hochhalten, wollen und werden wir die beruflichen und kulturellen Angelegen­heiten unserer deutschsprachigen Werktätigen offen und ehrlich in unseren Spalten behandeln. Wir wollen ihnen be­hilflich sein, den ihnen von unserem Volksstaat zugesicherten Betätigungsraum auszufüllen. Wir haben uns zur Aufgabe gestellt, den Inhalt unseres Blatte* möglichst anregend zu gestalten. Wir -..011011 von unseren Lesern nicht nur gelesen, sondern auch als ihr eige­nes Blatt empfunden werden. Wir glauben hierbei das Blickfeld unserer Leser nicht einengen zu dürfen. Wir wollen daher nicht nur die Entwicklung in unserem Vaterlande ver­folgen, die Fortschritte unserer Aufbauarbeit registrieren, sondern, in gebotener Kürze, auch über die Ereignisse des internationalen politischen Lebens berichten. Wir leben in einer Zeit, in der wichtige Entscheidungen heranreifen. Jeder Werktätige weiss, dass die imperialistischen Kräfte der Zer­störung drauf und dran sind, die friedliche sozialistische Auf­bauarbeit von 900 Millionen Menschen in den Staaten des Friedenslagers, in der Sowjetunion und den volksdemokrati­schen Ländern zu vereiteln, die Greuel eines neuen Krieges über die Völker heraufzubeschwören. Die Kräfte des Lebens aber sind stärker. Das mächtige Friedenslager schreitet von Sieg zu Sieg. Wir wollen unsere Leser über die einzelnen Etappen der im Weltmasstab zusehends erstarkenden Frie­densbewegung fortlaufend unterrichten. Des Kampfes, deT auch in den Staaten des Kapitalismus und der Kolonialherr­schaft um die Befreiung der Werktätigen von der imperial! stischen Ausbeutung geführt wird. Das ,.Freie Leben“ wird aber noch eine grosse Anzahl von Rubriken und Beiträgen enthalten, die sich mit wirt­schaftlichen Fragen, mit Literatur und Kunst, mit den Proble­men der Frauen, der Jugend, des Sports, kurzum mit dem Alltag der Leserschaft befassen. Um aber ein getreues Abbild des Lebens zu sein, muss ein Blatt einen engsten, innigsten Kontakt mit seinen Lesern aufrechterhalten. Wir werden bestrebt sein, uns auf die aktive Mitarbeit unserer Leser zu stützen, sie in unsere Arbeit einzubeziehen, die Spalten unseres Blattes ihren Sorgen, ihren Vorschlägen und Anregungen, ihren Fragen und ihrer Kritik offen zu halten. Hierbei hoffen wir, dass unser, einstweilen monatlich einmal erscheinendes Blatt sich späterhin öfter an seine Leser wird wenden können. Mängel, die den ersten Schritten natürgemäss anhaften, werden wir in Hinkunft nach unserem besten Können ausmerzen. Wir entbieten unseren Willkommgruss den künftigen Lesern des „Freien Leben“, allen, die tätig mitwirken an der sozialistischen Aufbauarbeit, die unter der Leitung der Partei der Ungarischen Werktätigen unser volksdemokratisches Land einer sonnigen Zukunft entgegenführt. Wir entbieten ihnen unseren Willkommgruss mit den Worten des deutschen Freiheitsdichters Schiller: „Wir wollen sein ein einig Volk von Brüdern.“ Bei Erscheinen des FREIENjLEBEN begrüssen wir unsere deutschen Werktätigen und die Leser. Wir wünschen, dass das Blatt sie in ihrer Arbeit unterstütze, dass es sie in Fragen der Aussen- und Innenpolitik informiere, und ehrenvoll der Sache der deutschen Werktätigen unseres Landes diene. NATIONALITÄTENABTEILUNG DES MINISTERIUMS FÜR VOLKSBILDUNG Mit Freude begrüssen wir das Blatt der deutschen Werk­tätigen unseres Vaterlandes FREIES LEBEN. Wir wollen gemeinsam £ür Hebung der Kultur unserer Nationalitäten und in der Leitung unserer Nationalitäten-Schulpolitik Zusammenarbeiten, damit wir die Nationalitätpolitik unserer Partei und Regierung im Geiste unserer Verfassung richtig und schöpferisch anwenden. Zu dieser Arbeit wünschen wir viel Erfolg. LEITUNG DER NATIONALITÄTENABTEILUNG IM UNTERRICHTSMINISTERIUM Landwirtschaft und Regierungsprogramm Während der letzten 8 Jahre vollzog sich im Leben des unga­rischen Volkes ein grundlegender Wandel. Die Werktätigen in Stadt und Land leben besser als vor dem Krieg. Nicht unerheblich sind auch die Bedürfnisse der Bauern gestiegen. Die Bauern­schaft konsumiert heute von ihrer Produktion einen wesentlich grös­seren Teil als je zuvor. Der Bedarf der Städte an land­wirtschaftlicher Produktion ist bedeutend höher als im Jahre 1938. Die Zahl der Lohnempfänger ist gewaltig gestiegen. Dement­sprechend stieg auch die Zahl der Verbraucher von Lebensmitteln und Bedarfsartikeln. Unsere Landwirtschaft ver­mochte aber mit diesen dauernd steigenden Anforderungen nicht Schritt zu halten, u. a. deshalb weil sie in den vergangenen Jahren gegenüber der Schwerindustrie stark vernachlässigt wurde. Die übertriebene Bevorzugang der Schwerindustrie, hat die ge­sunde Entwicklung der übrigen volkswirtschaftlichen Sektoren — in erster Linie die def Land­wirtschaft und der Leichfur-lSfi . ie behindert und so ist unsere (Wirt­schaftspolitik zu den Gesetzmäs­sigkeiten ihrer Entwicklung in Widerspruch geraten. Unter sol­chen Umständen blieb die land­wirtschaftliche Produktion unge­fähr auf der Höhe der Vorkriegs­jahre stehen, wogegen die der Fabrikstindustrie mit 1938 ver­glichen auf das dreieinhalbfache stieg. Es ist demnach klar, weshalb die Förderung der Land­wirtschaft in den Vordergrund des neuen Regierungsprogramms gestellt werden musste. Der Beschluss, den die Partei und Regierung im Juni vergange­nen Jahres gefasst hat, sowie die ihn ergänzenden Beschlüsse, ma­chen unseren Entwicklungsweg von Hindernissen frei. Damit wurde in Ungarn eine neue Etap­pe des Aufbaus des Sozialismus eingeleitet. Auf dem III. Parteitag der Par­tei der Ungarischen Werktätigen stellte man u. a. fest: „Die Be­schlüsse, durch die das ZK unse­rer Partei die Grundlage einer neuen Periode in der Entwicklung unserer Volksdemokratie legte, definieren die einzig .richtige und zum Ziel führende Politik des Aufbaus des Sozialismus. Die er­- (Fortsetzung S. 2) Was geschieht in Guatemala? Vor zwei Jahren führte die demokratische Regierung in Guatemala eine radikale Bodenreform durch. Eine halbe Mil­lion Joch Grund, die dem Mammuthunternehmen United Fruit Company in der USA gehörte, wurden enteignet, aber auch den Grossgrundbesitzern ebensoviel abgenommen. Der Boden wurde hierauf unter 60.000 armen Kleinbauern ver­teilt. (Eine Gruppe derselben ist auf dem obigen Bild zu sehen, in dem Augenblicke, da sie die amtliche Verständi­gung erwarten, die ihnen den Boden in die Hände gibt.) Die Fruit Company gab sich aber mit diesen Massnah­men nicht zufrieden. Sie ertrug es nicht, dass sie den Nutzen von vielen Millionen Dollar, den sie seit 50 Jahren von Jahr zu Jahr in die Tasche steckte, verlor. Hielt sie doch einen Grossteil des Kaffee- und Bananenertrages in ihrer Hand, ausserdem den gesamten Eisenbahnverkehr, den Export und Import des Landes. Da sie aber ausser Bedrohungen und Forderungen nichts anderes vorbrachte, und diese kein Re­sultat zeitigten, mobilisirte sie zum Schluss die grossen Geld­leute de'- Vereinigten Staaten, die die Regierungsgewalt kon­trollieren, Nun kam sogleich ein Resultat zustande. Nach verschiedenen vorhergegangenen diplomatischen Geplänkeln, an denen selbst Aussenminister Dulles teilnahm, wurde aus den, unter dem Einfluss der Vereinigten Staaten stehenden Ländern, Nicaragua und Honduras ein offener Angriff mit Waffen gegen Guatemala inszeniert, und unter der Führung eines entflohenen und davongejagten Obersten wurde der Angriff, mit amerikanischen Waffen und bei Einsatz ameri­kanischer Bombern fortgesetzt. Der Kampf ist im Gange. Das guatemaltekische Volk wehrt sich tapfer und mit Erfolg. Die schwerste Niederlage erlitt bis jetzt die USA. Denn der Zynismus, mit dem sie im Rate der Vereinten Natio­nen den Schutz der berech­tigten Interessen Guatemalas vereiteln, — und die mora­lische Verurteilung der An­greifer zu verhindern trach­tet, — bewies wieder, dass die amerikanischen Phrasen von Freiheit, Recht und De­mokratie wie Luftblasen zerplatzen — sobald es sich um die Taschen der Wall­street handelt. Was immer geschehen mag, die Bodenreform in Guate­mala wird sich nicht rückgängig machen lassen!

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