Freies Leben, 1955 (2. évfolyam, 1-23. szám)
1955-01-01 / 1. szám
Budapest, im Januar 1955 Nur 14 Frauen wohnen auf Spitzbergen — die Geburt eines Kindes ist daher ein seltenes Ereignis. Die letzte Frau, welche die Einwohnerschaft der Polarinsel um einen Erdenbürger vergrösserte, ist einé Wienerin, Frau Berta Niedermayer aus Döbling. Sie ist die erste Frau aus südlichen Breitegraden, die auf Spitzbergen ein Kind geboren hat. Das Kind hat übrigens bis heute nicht das Licht der Welt erblickt, denn in Spitzbergen is* jetzt für ein halbes Jahr Nacht. * 8854 m hoch ist der Mount Everest, haben indische' Geometer kürzlich festgestellt. *• Mit Gabel und Messer zu essen is gaK, nicht so selbstverständlich, wie man glauben möchte. Ein holländischer Professor hat ’.n einem umfangreichen Werk festgestellt, dass von den Erdbewohnern nur 16 Prozent mit Gabel und Messer speisen, 37 Prozent benützen die Finger als Besteck, 26 Prozent essen mit Stäbchen und 21 Prozent mit anderen Geräten. * 375.000mal von Schiffen durchquert wurde der Suezkanal seit seiner Fertigstellung im Jahre 1869, teilt die Suezkanalgesellschaft mit. Während im ersten Jahr nur 486 Schiffe den Kanal befuhren, werden es heuer rund 13.000 sein. ♦ ... kürzlich erhielt ein Mann aus Goslar von einer Leichenbestattung die Rechnung für sein eigenes Begräbnis. Er rief sofort bei der Firma an und fragte, wie er die Rechnung begleichen könne, da er sich schon im Jenseits befände. Die Antwort lautete: „Es muss ein Irrtum vorliegen, werfen Sie die Rechnung weg und ruhen Sie sanft.“ * Recht unbeliebt bei ihren Landsleuten hat sich Mrs. Myram Baldo, Verfasserin des „Weltkochbuches” gemacht. Sie bescheinigt aufhentisch, dass die amerikanische Küche miserabel ist. Am besten kocht man, so sagt sie, in Frankreich, China und Italien. Die deutsche Küche sei dabei, sich zu entwickeln, und am schlechtesten werde in England gekocht. Unter den Deputierten des Obersten Sowjets der UdSSR sind, laut neuester Statistik 280 Frauen. Über 2,7 Millionen Frauen arbeiten an wissenschaftlichen Instituten, über 1,3 Millionen studieren an den Hoch- und Fachschulen. Für überragende Leistungen auf den Gebieten von Wissenschaft, Erfindungswesen, Literatur und Kunst sind 741 Frauen mit dem Stalinpreis ausgezeichnet worden. Etwa 900,000 Frauen, Wissenschaftlerinnen, Kulturschaffende. Aktivisten oder Neuerer in der Industrie oder auf dem Land wurden für besondere Leistungen ausgezeichnet. Wo schwere physische Arbeit geleistet werden muss, werden Frauen nicht eingestellt. * Der erste Nachkriegsfilm Henny Portern, der bei der DEFA in der DDR gedrehte Zirkusfilm „Carola Lamberti”, wurde im Berliner Filmtheater „Babylon” uraufgeführt. Hunderte von- Berlinern bereiteten der Schauspielerin, die seit 1944 nicht mehr in einem Film mitgewirkt hatte, einen begeisterten Empfang. ♦ Der Brand des grossen Basars in Konstantinopel wird in der Türkei als nationale Katastrophe empfunden. Der Basar, der noch zur Zeit Solimans des Grossen vollständig aus Holz erbaut worden ist, fiel zweimal den Flammen zum Opfer. Im Jahre 1702 wurde er dann aus Stein erbaut und im Jahre 1894 durch Erdbeben wieder vernichtet. Man erbaute ihn nun zum viertenmal, etwas später aber wurde er, 1898 durch einen Grossbrand abermals zerstört. Der Basar, der eine eigene „Stadt” bildete, beherbergte nicht weniger als 1800 Geschäfte und orientalische Läden. Das Feuer entstand in der „Gasse” der Matratzenläden, verbreitete sich mit Windeseile und konnte, trotzdem die Konstantinopler Feuerwehr technisch gut ausgerüstet ist, nicht mehr gelöscht werden. Die Abschiedsbesuche des deutschen Dozenten Edgar Kirsch ln Gesellschaft einiger Funktionäre des Unterrichtsministeriums und des Ministeriums für Volksbildung, besuchte Edgar Kirsch, Dozent der Universität Halle vor seiner Abreise aus Ungarn u. a. auch die deutsche Schule in Pilisvörösvár, hauptsächlich aber eine deutsche Unterrichtsstunde. Die Schüler unter der Leitung ihrer Lehrerin, Frau Deák, waren gerade dabei, eine Sprechübung zu halten, wobei sich mit guten Antworten Grete Mirk, Lieschen Klecker und Susi Gábor hervortaten, wohl auch durch den Vortrag hübscher Lieder und heiterer Tänze. In der Pause wurde der Gast von Knaben und Mädchen des Jahrganges geradezu umschwärmt, die ihn in der freundlichen Fremde in ihrer Muttersprache begrüssten. Der Präsident des Gemeinderates und andere Funktionäre berichteten dann im Lehrzimmer über die wirtschaftliche und kulturelle Lage des Ortes, wobei Dozent Kirsch auch einen Einblick in die Fragen des deutschen Unterrichtes in Ungarn erhielt. In Csolnok traf die Gesellschaft in den Abendstunden ein, ergötzte sich an dem Programm im Kulturhause, das aus Volksliedern und Tänzen, erstere in ungarischer und deutscher Sprache, bestand. Dozent Kirsch wies in seinen Dankesworten auf das friedliche Zusammenleben der Völker hin, das sich bei diesem zweisprachigen Abend in besonders schöner Weise dokumentierte. Auf der Heimfahrt sprach man naturgemäss viel über Kunst und Literatur, über den sozialistischen Realismus in der DDR, wobei Dozent Kirsch auch über Fehler und Mängel, wie sie in der DDR Vorkommen, berichtete. Ein Gespräch über die revolutionären Aufgaben der Kunst beendete die eindrucksvolle kleine Reise. Die Bemerkung des deutschen Gastes, wonach „die Darstellung der Werktätigen der wahre Prüfstein der Literatur und der Künste sei”, dürfte noch 'ange in Erinnerung bleiben ... Georg Pécsi Fachreferent des Unterrichtsministeriums Bisher: 25 Haupttreffer Am 30. Dezember fand in Szombathely die dritte Ziehung der dritten Friedensanleihe statt, die gleichzeitig auch die fünfundzwanzigste bisher abgehaltene Ziehung war. Es sei restgestellt, dass die Ziehung pünktlich und genau den Zeichnungen entsprechend erfolgte und dass unser Staat sein Versprechen eingehalten hat. Bisher hat die Volksdemokratie im Laufe der Ziehungen den Zeichnern insgesamt eine Milliarde 559 Millionen Forint zurückgezahlt, darunter befanden sich 25 Haupttreffer von 100.000 Forint, und mehrere tausend kleinere Gewinste. X Zwanzig Deutsche im Gemeinderat Kleiner Berieht ans Budakeszi Der stellvertretende Vorsitzende des Rates der Gemeinde Budakeszi, Anton Martin, ist ein vielbeschäftigter Mann. • Um 12 Uhr mittags suchen wir ihn auf, aber es geht auf eins, bis wir dazu kommen, mit ihm über die Angelegenheiten zu sprechen, die die Bevölkerung dieses fleissigen Ortes schon seit lan-gem beschäftigen: die Ausbesserung der Strassen oder die lang erwartete Ankunft der längst bestellten Eber . .. Mit zahlreichen Ortsbewohnern verhandelt dieser Vizepräsident, selbst Deutscher; naturgemäss in deutscher Sprache. Er versucht ihre Angelegenheiten rasch zu erledi-. gen, zuckt aber oft auch bedauernd mit der Achsel, wenn sich die Dinge nicht so gestalten, als es die Klienten wünschen. Man möchte glauben, dass Martin schon lange im Amte sitzt. Dies ist aber nicht der Fall, denn erst jetzt, anlässlich der Wahlen in den Gemeinderat wurde er einstimmig zum Vizepräsidenten gewählt. . Ausser Martin befinden sich im Gemeinderate der gemischtsp^acV igen Ortschaft etwa 20 Räte deutscher Nationalität. Bereits im Jahre 1949 wurde hier die LPG „Előre“ gegründet und unter den ersten Mitgliedern befanden sich auch Martin und sein Vater. Heute zählt die LPG 130 Köpfe und bebaut bereits 920 Joch Feld. „Für die LPG habe ich“ sagt Martin, „ein neues Programm ausgearbeitet und hoffe, mit gründlicherer Tierzucht und einer gut angelegten Obstwirtschaft Erfolge zu erreichen, wobei ich noch erwähne, dass wir schon bald mit der Pflanzung von Pfirsichbäumen beginnen. Wir hoffen auch, dass die LPG im Jahre 1955 über 130 Joch Viehweide verfügen wird.“ Der Vizepräsident des Rates, dessen reinliches Haus ich ebenfalls besuchte, hat drei Kinder daheim. Der älteste Sohn besucht das landwirtschaftliche Technikum, die beiden Jüngsten zählen zu den fleissigsten Schülern der Grundschule. „Seit der Durchführung des Regierungsprogrammes“, meint Martin bedächtig, „sieht es bei uns bereits besser aus. Die Zukunft und unsere Arbeit verspricht ein schöneres Leben.“ „Ja“, meint die in der Wirtschaft viel beschäftigte Ehefrau Martins, „es wird alles schön werden, wenn uns der Friede gesichert ist.“ Nun ist es plötzlich ganz still in dem kleinen Zimmer, wo wir beisammen sitzen. Die Stimme Martins wird auf einmal hart und scharf: „Wer zum Schwerte greift, kommt durch las Schwert um“, sagt er nachdenklich und setzt sogleich fort: „Ich glaube an diese Wahrheit und erinnere mich sehr gut an die Hitler-Faschisten und an die Kriegstreiber, die nichts zugelernt-haben. Aber ich glaube auch an die Friedensliebe, den Friedenswillen und an die Kraft der friedliebenden Völker und daran, dass mein Volk, das deutsche Volk nicht in den Sold der Imperialisten geraten wird. Kann es doch die vielen Leiden und die Greuel des Krieges nicht vergessen . .. Wir brauchen den Frieden, wie die reine, frische Luft. .. Wir wollen auch hier, in diesem kleinen Orte gute Arbeit verrichten und dafür sorgen, dass unser friedliches Leben nicht gestört werde.“ Ehrliche und aufrichtige Worte. Mir kam es vor, als ob aus dem Mund dieses braven Mannes der sehnliche Wunsch aller unserer ungarländischen Deutschen gesprochen hätte. ... S. JÁK Der Altersvorsitzende, Károly Iván, eröffnet die konstituierende Versammlung. Photo: Oszkár Kardos Anton Martin vor seiner Wahl zum Vizepräsidenten des Rates. Photo: Oszkár Kardos FREIES LEBEN ISTVÁN SIMON: cDeutschland Ost und lOest Gipfel, durchfurcht mit Felsenklüften, Zwergfichten, grünbehaart, Und Birken mit wiegend weissen Hüften Begrüssen den Gast auf der Fahrt. Gewundener Bergpfad und daneben Die Grenze verschlungen und krumm. Der enge Verband, er würgt am Leben. Millionen leiden es stumm. Millionen deutsche Herzen fragen: Zwei Heimaten sollen es sein? Selbst Blätter flattern, vom Wind getragen, Hinüber, herüber und aus und ein . . . Vor kurzer Zeit fand ln Wien ein internationales Treffen der Landjugend aus 69 Ländern statt, anlässlich welchem die aktuellen Probleme der Landjugenden zur Sprache gelangten. Vertreten war u. a. auch die deutsche Landjugend aus Ost und West, die sich für die Vereinigung Deutschlands ausgesprochen hatte. Ein deutscher Delegierter wies darauf hin, es sei ein Bedürfnis, besonders die Jugend Frankreichs, Italiens und der Sowjetunion kennenzulernen, um die internationale Jugendfreundschaft zu festigen.