Neue Zeitung, 1957 (1. évfolyam, 1-15. szám)
1957-09-20 / 1. szám
4 Die neuen Aufgaben des deutschen Schulunterrichts Von PETER KOVÁCS Loiter der Nationalitätenabteilung des Ministeriums für Kulturwesen Der Minister für Kulturwesen, Julius Kállai, sprach in seiner Begrüssungsrede im Rundfunk zum neuen Schuljahr, unter anderem auch über die neuen Aufgaben des Unterrichts. „Die Eltern bitte ich, gute Mitarbeiter der Pädagogen zu sein, im Einverständnis mit ihnen auf ihre Kinder mit dem wirksamsten Mittel, dem Vorbild, zu wirken, die Schule bei ihrer Erziehungsarbeit zu unterstützen, mit den Erziehern der Kinder in enger Verbindung zu bleiben. Die gesamte ungarische Öffentlichkeit helfe den Schulen und unterstütze die Erziehung unserer Jugend im sozialistischen Geist. Schüler der Grund- und Mittelschulen, Industrielehrlinge! Geht zu Beginn des Schuljahres 1957/58 mit Freude an die Arbeit. Arbeitet fleissig und ehrlich! Ehrt eure Eltern und Erzieher, seid diszipliniert und bescheiden, auch ausserhalb der Schule! Diese Aufgaben sind allgemeinen Charakters, sie gelten für jeden Pädagogen, jeden Schüler und für alle Eltern und so natürlich auch für die deutschen Pädagogen, Schüler und Eltern. Einige Worte möchte ich aber noch über die speziellen Aufgaben, Pflichten und Rechte sagen, die sich nur auf die deutschsprachige Bevölkerung beziehen. Die Hauptaufgabe und höchste Pflicht ist, so zu lernen und zu lehren, damit es in unserer Heimat soviel wie möglich gebildete deutschsprachige Werktätige gebe. Bestehen dazu die notwendigen Voraussetzungen? Heute können wir schon ruhig behaupten: ja! Wir führten einen langen, mühevollen Kampf, bis wir soweit kamen, aber wir sind so weit, da in den letzten 4 bis 5 Jahren unsere Bestrebungen von den kompetenten Partei- und Staatsorganen, den Eltern und Pädagogen unterstützt wurden. Warum können wir nun so positiv antworten? Weil heute schon vom Kindergarten angefangen, bis zur Universität, der deutschen, lernbegierigen Jugend, ein deutschsprachiges Schulnetz zur Verfügung steht. immer bessere Bedingungen... Über die Anfangsschwierigkeiten der Arbeit, die die Organisierung und die Lehrmöglichkeit sichert, sind wir also hinaus. In unseren Kindergärten, Grund- und Mittelschulen hat der Unterricht, hat die Erziehungsarbeit begonnen und wird unter immer besseren Bedingungen fortgesetzt. Auch an den Hochschulen und Universitäten wird der Unterricht immer besser und auch die Passivität der Eltern beginnt zu schwinden. Dies ergibt sioh auch aus der Tatsache, dass sich für die erste Klasse des deutschsprachigen Gymnasiums in Baja nahezu 40 Schüler meldeten. Für das nächste Schuljahr werden daher parallele erste Klassen eingeführt werden müsen. Aus den angeführten Aufgaben ergeben sich für die Eltern, Schüler und Pädagogen folgende Hauptpflichten : 1. Mit allen Mitteln der Aufklärung, der Entlarvung, gegen Elemente deutscher oder ungarischer Nationalität zu kämpfen, die versuchen, die Solidarität der ungarischen und deutschen Werktätigen zu untergraben, die die ehrlichen, hervorragend arbeitenden deutschen Einwohner unserer Heimat in den Dienst ihrer reaktionären Bestrebungen stellen wollen. 2. Mit aller Kraft und gesetzlichen Mitteln die Muttersprache zu pflegen, zu entwickeln. Den Unterricht in der Muttersprache in den deutschen Schulen zu verbessern. 3. Die Eigenheiten der deutschen Volkstradition, die Kultur zu pflegen und weiter zu entwickeln. 4. Die Bestrebungen zu festigen, die der Erhaltung des Friedens, der Entstehung eines einheitlichen, demokratischen Deutschlands dienen. Die Erfüllung solcher Pflichten sichert den deutschsprachigen Werktätigen unserer Heimat immer grössere Rechte. Dies können wir ruhig sagen, trotz der Aussiedlung der Deutschen, den Übergriffen bei der Beschlagnahme von Häusern und Vermögen in den vergangenen Jahren, da die Revolutionäre-Arbeiter- und Bauern-Regierung unseres Landes einen erfolgreichen Kampf zur Beseitigung der alten Fehler führt. Ich bin sicher, dass in dem jetzt eröffneten neuen ’ Schuljahr die Weiterentwicklung unserer kulturellen Arbeit in grossem Ausmasse gefördert wird. Ich bitte die in der Produktionsarbeit, im politischen und kulturellen Leben ausgezeichneten deutschen Werktätigen, die Leiter und Pädagogen der deutschen Schulen, ihr Amt ehrenvoll zu erfüllen, zu helfen, die noch bestehende Passivität, die Befürchtungen der deutschen Bevölkerung zu bekämpfen, und sie für unsere demokratischen Zielsetzungen zu gewinnen. Sie alle sollen unserem deutschen Volke die Fackel vorantragen und den Weg weisen, kommen sie doch aus dessen Reihen und sind mit ihm- durch Millionen unzerreissbare Fäden verbunden. All jene, die für die Demokratisierung der deutschen Nationalität kämpfen, sollen mutig und mit erhöhtem Vertrauen die unter der Leitung der Partei und der Regierung arbeitenden Organe unterstützen und zwar auf Grund der Weisungen der Nationalitäten- Abteilung des Ministeriums für Kulturwesen, des Demokratischen Verbandes der Deutschen Werktätigen in Ungarn und des deutschsprachigen Blattes „Neue Zeitung“. So wird es leichter und erfolgreicher sein. Zu dieser Zusammenarbeit ^wünsche ich allen Lesern und allen deutschen Eltern und Schülern unserer Heimat Kraft und Gesundheit. Budapest, 20. September 1957 Glückwimschdepesche an die Redaktion unseres Blattes Vom Leiter der Nationalitäten-Abteilungen des Ministeriums für Kulturwesen erhielten wir anlässlich des Erscheinens der ersten Nummer unserer Wochenzeitung folgendes Begrüssungstelegramm: Redaktion NEUE ZEITUNG, Budapest Wir begrüssen das Erscheinen der NEUEN ZEITUNG mit grosser Freude. Wir wünschen viel Erfolg zu Ihrer Arbeit auf demGabiet der Aufklärung, der Verbreitung des Wissens und der Förderung des Bildungswesens der deutschen Wertätigen in Ungarn. Wir wünschen Glück und Frieden den Lesern des Blattes der deutschen Nationalität in unserem Heimatlande, Budapest, den 16. September 1957. Peter KOVÁCS Leiter der Nationalitäten-Abteilung des Ministeriums für Kulturwesen Bei den zukünftigen deutschen Kindergärtnerinnen Lächelnde junge Mädchen sitzen im sonnigen, hellen Lehrraum, aus dessen breiten Fenstern sich eine malerische Aussicht auf den grünen Abhang des Budapester Szabadság-Berges eröffnet. Die Schülerinnen sind alle aus den Nationalitäten-Gegenden des Landes: deutscher, rumänischer, slowakischer und serbischer Muttersprache, die nach zwei Jahren die Haupstadt mit dem Kindergärtnerininen-Diplom verlassen, um in ihre engere Heimat, in die verschiedenen Gegenden des Landes zurückzukehren. Wir sind also in einer Klasse der Bildungsanstalt für Kindergärtnerinnen Therese Brunswick, in der zehnten Nationalitäten- Oberschule Ungarns, in der Anfang September zum erstenmal der Unterricht begann. Mit der Gründung dieser Kindergärtnerinnen-Anstalit verfolgt unsere Regierung das Ziel, dass in den Kindergärten der Nationalitäten-Gegenden ausgezeichnet gebildete, die Sprache der einzelnen Nationalitäten beherrschende Kindergärtnerinnen die Kinder betreuen. In die Schule werden ausschliesslich Schülerinnen nichtungarischer Muttersprache aufgenommen und zwar nach erfolgreicher Absolvierung der ersten Klasse des Gymnasiums. Das Studium dauert zwei Jahre und nach Beendigung erhalten die Schülerinnen Diplome. Wir sprechen mit zwei Mädchen deutscher Muttersprache, die hier ihre deutschen Sprachkenmtnisse vervollkammen. Die stille etwas schüchterne Maria Wessmer kam aus HÖgyész, Wo ihr Vater in der Staatlichen Wirtschaft arbeitet. Ihre Benommenheit ist verständlich, denn sie ist jetzt zum ersten Male in Pest und zum ersten Male steht sie einem Journalisten gegenüber. Es ist ihr alter Wunsch, Kindergärtnerin zu werden — sagt sie — und wir wollen sie nicht noch mehr in Verwirrung bringen mit der scherzenden Bemerkung, dass sie ja erst 15 Jahre ist, also ihr Wunch noch nicht so sehr „alt“ könne. Aber die Kinder von HÖgyész werden sicher i;n Maria Wessmer eine ausgezeichnete Kindergärtnerin in zwei Jahren begrüssen. — Aus Nemesnádudvar kam Viktoria Molter, und auch sie beginnt damit, dass sie schon lange Kindergärtnerin werden wollte, da bei ihr zuhause solche sehr fehlen, denn die deutschen Kindergärten sind überfüllt und es gibt nur wenig Betreuerinnen. Langsam beteiligen sich die übrigen Mädchen am Gespräch. Sie erzählten, womit sie sich nach dem Unterricht im Kollegium beschäftigen. Natürlich lernen sie, aber sie haben auch Zeit, sich zu bilden und zu unterhalten. Alle sind aus der Provinz, am Sonntag besichtigen sie Budapest — wenn nicht eben Familienbesuch erscheint... Aber für den Winter gibt es auch Programme ... Theater, Kino, Museen, Konzerte ... Wir verabschieden uns von Lajos Domonkos, dem Direktor der Schule mit dem Bewusstsein, dass diese Kindergärtnerininen-Anstalit in guten Händen ist. Die fröhlichen Mädchen denken gar nicht daran, wie rasch solche zwei Unterrichtsjahre vergehen, nach denen sie sich einst vielleicht noch zurücksehnen werden. A. L. Kurzer Besuch in Mecseknádasd Von unserem Berichterstatter Auf den kleinen Anhöhen der Gemeinde Mecseknádasd, unweit der Weingärten, sind es die Steinmetzen, die mit Hammer und Meissei dabei sind, den groben Blöcken Gestalt zu verleihen, um sich so in die Symphonie der Werktagsarbeit einzufügen. Einige Bauern gehen ihrem Tagwerk nach, der Ortsverkehr ist spärlich. Die Ursache: der Grossteil der Bevölkerung arbeitet in den naheliegenden Gruben oder betreibt das (neben der Fassbinderei und der Steinmetzkunst) traditionelle Gewerbe der Deutschen des Mecsekgebiets — das Maurerhandwerk in nahen und entfernten Ortschaften. - Auf den Feldern ruht vorübergehend die Arbeit. Die Mitglieder der Landwirtschaftlichen Genossenschaft „Kossuth“ haben das vom Regen gefährdete Heu in die Scheunen geschafft und emsig geht es auch in den Gehöften zu. Die Mitgliedschaft lief während der Konterrevolution nicht auseinander. Die bisherigen Erfolge und der etwa 40,— Forint erreichende Gegenwert der Arbeitseinheit, sowie der gesunde Menschenverstand der hier angesiedelten ungarischen und der einheimischen deutschen Bauern trugen das ihrige dazu bei. Frischgetünchte Häuserreihen erfreuen das Auge, nur hie und da bemerkt man vernachlässigte Frontalwände. Selbst dem minder aufmerksamen Beobachter fällt es auf, dass in manchen Höfen einige kleine Kammern, von den Scheunen abgesondert, errichtet wurden. Unser Begleiter erklärt: — Das sind all«® Garagen. Es gibt heute in Mecseknádasd schon 76 Motorräder, mehr als die Zahl der Fahrräder vor dem Kriege! Die Zahl jener jungen Leute, die im Sparkassenbüohlein die Summe zum Ankauf eines Motorrades fast beisammen haben, kann aber noch höher sein. Wir klopfen an einigen Türen an. Reine Stuben, zeitgemässe Möbel, Rundfunkgeräte, Bücher, neues Geschirr bieten einen erfreulichen Anblick. Wo ist die Quelle dieses Wohlstandes zu finden? Vor allem im Golde des Mecsek, im Kohlenschatz, der an den Tag strebt und mit zäher menschlicher Arbeit seiner Bestimmung zugeführt wird. Die verantwortungsvolle Arbeit der Bergleute wird aber auch ihrer Bedeutung entsprechend, belohnt. Davon zeugen die Haushaltsbücher, in die oft Monatseinkünfte von 3000—6000 Forint eingetragen werden. Ausserdem schlossen sich die Nachkommen der in der alten Chronik des Jahres 1015 bereits erwähnten Fassbinder zur kollektiven Arbeit zusammen und erwerben so Summen, die dem Lohne der Bergleute beiläufig gleichkommen. Der Vorsitzende beklagt sich aber trotzdem: die Genossenschaft benötigt nämlich viel mehr Raum, dazu eine Spezialmaschine und die gesicherte Materialzuteilung, um den sich mehrenden Bestellungen nachkommen zu können. In der Hauptstrasse glänzen die ausgestellten schmucken Industriewaren in den Schaufenstern des sogenannten „kleinen Warenhauses“, das den Ansprüchen der Gemeinde entsprechend, eine Auswahl bietet, um die es sogar von hauptstädtischen Hausfrauen beneidet werden könnte. Der Weg führt weiter, zum ehemaligen bischöflichen Palast, der jetzt an Stelle der einstigen beklemmenden Finsternis dem Lichte der Bildung dient. Hier wurde nämlich die Schule eingerichtet. Das kleine Sehulmuseum zeugt von den Ergebnissen der hingebungsvollen Kulturarbeit des ehemaligen Schuldirektors. Alle ausgestellten Gegenstände stammen aus der Umgebung von Mecseknádasd. Diese Sammlerarbeit förderte das Interesse der ungarischen und deutschen Kinder am geschichtlichen Schatz der heimatlichen Erde. Die vergangenen Jahre, deren gesellschaftsformende Ereignisse sich tief in das Gedächtnis der Einwohner beider Nationalitäten prägten, reissen aber noch immer einige ungeheilte Wunden auf, über, die wenn auch zögernd, dennoch gesprochen wird, zumal in letzter Zeit oft von der Wiedergutmachung einiger krasser Übelstände die Rede war. Im Vordergrund steht natürlich die Regelung der Hausbesitz- und Wohnungsfragen. B. B. — In Kürze wird das 50. Exportschiff in der Obudaer Schiffswerft fertiggestellt sein. Das Schiff „Dobroljubov“ für 450 Personen, wurde für die Sowjetunion gebaut. Die Werft erzeugte 1952 nur sechs Schiffe, [seitdem werden jährlich 20—25. Schiffe vom Stapel gelassen.