Neue Zeitung, 1959 (3. évfolyam, 1-52. szám)

1959-01-02 / 1. szám

2 ln des Jahres letzten Stunden ‘—' Stehen alte Bilder auf, Träumend schweift der Blick hinüber in verflossner Tage Lauf. Ist es nicht als ob die Glocken Tote Freunde aufgeweckt, All die Freuden, die uns blühten, All das Weh, das uns geschreckt? Und mit stiller Wehmut grüsse Ich die Freuden und die Schmerzen: Ausgekämpft und durchgerungen, Sind sie lieb und traut dem Herzen. Welch ein schmerzlich-süss Erinnern! Glockentöne rufen ’s wach. Träumend, halbgeschlossenen Auges Blick’ ich den Gestalten nach. Hangsam gleiten sie vorüber — Voller tönt der Glocken Schlag, Und mit hellem Jubelklange Grüssen sie den neuen Tag. E. Gebhardt T HEATER O ER WOCHE „Meine Familie“ (Az én családom), Schauspiel von Edu­ardo de Filippo im Theater der Volksar­mee. Der durch sei­ ne Theaterstücke und Filme bei uns gutbe­kannte Eduardo de Filippo ist ein uni­verseller Theater­­mann, Schriftsteller, Schauspieler und Di­rektor in einer Per­son, eine prägnante Persönlichkeit der progressiven Theater­literatur unseres Zeit­alters, selbst wenn der Bühnentechniker bei ihm ausgeprägter in den Vordergrund tritt, als der Dichter. „Meine Familie“ han­delt von Menschen, deren Zusammenge­hörigkeit höchstens durch Blutbande und die gemeinsame Woh­nung bedingt, als Fa­milie bezeichnet wer­den kann, deren Mit­glieder sich sonst aber wenig um einander kümmern, ihre eige­nen Wege gehen und sich gegenseitig zur Last fallen. Es han­delt sich hier um ei­nen allbekannten Fa­milientyp der „Nylon- Epoche“, der überall auf der Welt zu fin­den ist. Es ist eine Familie, in der die Jugend durch das Fehlen des elterlichen Beispiels fast täglich den moralischen Bo­den unter den Füssen verliert, ln solchen Familien entwickeln sich die Sprösslinge zu „Halbstarken“, zu leichtsinnigen, skru­pellosen Geniessern des leichtfertigen Le­bens. Filippo lässt diese Gesellschaft bis zum Abgrund des Verderbens schlittern, um sodann ein wenig sentimental und mit etwas Optimismus zu zeigen, dass ihr Le­ben letzten Endes doch nicht hoffnungs­los sein muss. Der Mensch ist im Grun­de genommen doch nicht verdorben, es ist nicht wahr, dass ihm nicht geholfen, dass er nicht auf den richtigen Weg gelenkt werden kann. Von den Hauptdarstellern sind besonders Antal Páger und Mária Su­lyok zu erwähnen, deren mitreissendes Spiel die Zuschauer in ihren Bann zog. Gut in ihre Rollen finden sich auch Éva Schubert, Sándor Pe­­thes und Gyula Ben­­kö. „Gelbe Lilie“ (Sár­ga Liliom), Schauspiel von Lajos Biró im Jókai-Theater. Lajos Biró ist ein ausgezeichneter Pu­blizist und Schrift­steller des Franz-Jo­­seph’schen Zeitalters. Sein Theaterstück „Gelbe Lilie“ wurde bereits damals mit grossem Erfolg auf­genommen. Es ist auch heute lehrreich und die Wiederauf­führung erscheint be­rechtigt. In diesem, einer Epocheskizze gleichkommenden Stück, tritt ein jun­ger Arzt heldenhaft der von der Herren­clique beherrschten gesellschaftlichen Ordnung entgegen. — Natürlicherweise kommt er in diesem Kampf zu Fall. Der Autor beleuchtet hie­bei grell die_ Nieder­trächtigkeit der k. und k. Zeiten. Es war damals gewagt, radi­kale Ideen zu ver­künden und dies spricht zweifellos für den Schriftsteller — aber wenn wir das Stück mit heutigen Augen ansehen — so sagt es uns noch viel mehr. Es zeigt uns gleichzeitig auch die Schwächen der für die damalige Zeit so­genannten fortschritt­lichen Bürger auf und erbringt den Beweis, dass das Bürgertum auch damals nicht konsequent fort­schrittlich zu handeln vermochte und daher nicht der leitende Träger der Zukunfts­ideen sein konnte. Über dieses ausge­zeichnete Stück ist noch zu bemerken, dass es im Jahre 1910 nur weitgehend ge­mildert, mit einem verlogenen Schluss erstaufgeführt vmrde und erst jetzt in je­ner Fassung heraus­gebracht werden konnte, die Biró in seinem Roman „Das Land der Diener“ (41. Fortsetzung) A ber den Stertzingern, dem alten und auch dem jungen, ist das, scheint’s nicht genug, denn vor ein paar Tagen hat man die Leiche eines achtzehnjäh­rigen Mädchens aus dem Mühlbach her­ausgefischt, und wie ich von Hohenau auf dem Heimweg kam, kam der alte Lechner mit dem Sarg angefahren. Er hielt mich an und fragte mich nach ei­nem Streichholz, um seine Pfeife anzu­stecken. Ganz zerknittert sah er aus, der alte Lechner, denn er geht schon auf die Siebzig los und ist schon an die dreissig Jahr auf dem Stertzingerhof als Knecht und Schafhirt, und jetzt nur so als fünf­tes Rad am Wagen, und es geht die Rede über ihn, dass er im Kopf auch schon ein bissei durcheinander wär’... Er rauchte also an, der Lechner, und dann hat er mich aus seinen entzünde­ten Augen angeschaut, wie ein alter kranker Hund, und ich hab’ zu ihm ge­sagt: „Das ist ein recht trauriges Amt, das du da übernommen hast, Lechner... Und wie ich gehört hab’, war das Mäd­chen, das du jetzt da hinauffährst, noch blutjung ...“ „Achtzehn Jahre war sie alt, die Nast­­ja“, sagte der Lechner drauf, „und als sie zu uns gekommen ist, war sie ge­sund und frisch wie ein Apfel... Es sind halt arg traurige Zeiten, Zwinkerer, und meiner Ansicht nach nimmt das alles auch einmal ein trauriges Ende für uns...“ Mehr sagte er nicht, und dann hat er seinen Gaul wieder angetrieben, der alte Lechner. Die alte Stute, die Stute, die schon halb blind ist und sonst nur noch zum Milchfahren eingespannt wird, ist dann auch wieder traurig wei­tergetappt und dann nach rechts abge­bogen, und ich bin mitgegangen, weil es mir nichts ausmachte, einen kleinen Umweg zu machen, vorbei am Russen­friedhof. „Warst, scheint’s ganz gut be­kannt mit dieser Nastja“, fragte ich den Lechner, „weil dir auch ihr Vorname so geläufig ist?“ „Eine Zeitlang paffte der alte Lechner schweigend dicke Tabakwolken in die kalte Luft und dann erst hat er mich wieder so tieftraurig aus seinen kranken Augen angeschaut und ist wieder ste­hengeblieben und mit ihm die alte Stu­te, weil es bergauf ging und weil es glatt war auf dem frischen Schnee. Jnd dann hat mir der alte Lechner berichtet, was er von der Nastja wusste, und warum sie in den Mühl­bach gesprungen ist. „Ich hab’ sie gut gekannt, die Nastja,“ sagte der alte Lechner mit einem tiefen Seufzer, „und wenn ich bedenk’, dass ich sie jetzt da hinauffahren und begraben muss, dreht sich mir schier das Herz im Leib um, Zwinkerer, denn sie war ein lebenslustiges und kreuzbraves Mäd­chen, aber grad deswegen hat sie ster­ben müssen..Und hier machte der alte Lechner eine Pause und stierte wie abwesend ins Weite. „Die Brüder Stert­­zinger haben sich nämlich auch schon Ländereien ausgesucht gehabt“, fuhr er dann fort, „in Polen und Serbien und in der Ukraine, bloss eh’ sie sich einig geworden sind, wo sie ihren Stammsitz aufschlagen sollen, da sind zwei von ih­nen grad da erschlagen worden, und üb­rig geblieben ist nur der Jüngste, der Jo­seph, und der hat immer noch geglaubt, dass wir mit den Russen doch noch fer­tig werden. Aber auch der hat sich ver­rechnet und er selber ist mit einer blut­roten Schramme über der Stirn heimge­­kommen und auch sein rechtes Auge hat er in Kiew lassen müssen. Und grad der hat es auf die Nastja abgesehen, und wie er gemerkt hat, dass die Nastja für ihn nur Verachtung übrig hatte, da hat der Satan seiner Rachsucht freien Lauf gelassen. Eine drztliché Untersuchung hat er verlangt und dazu hat er einen von seinen Kumpanen bestellt und der hat erklärt, dass die Nastja geschlechts­krank sein soll und isoliert werden muss, und dann ist sie mit Gewalt in die Bodenkammer geschleppt worden und hat Spritzen gekriegt und darauf ist sie eingeschlafen ■.. Und nachher hat die­ser Herr Doktor gesagt, sie wäre jetzt wieder gesund, aber später hat sich her­ausgestellt, dass die Nastja geschwän­gert worden ist... Und wie sie das offen gesagt hat, da hat der Joseph, der Lump der elendige, sie vor Gericht laden las­sen und ausgesagt, dass die Nastja sich nachts bei den russischen Männern herumgetrieben hätt’... und dass er sich von so einem liederlichen Frauen­zimmer nicht noch obendrein beleidigen lassen und sie nicht auf dem Hof behal­ten will. Die Nastja hat aber nun schon gewusst, was ihr droht und wo man schon viele hingebracht hat, nämlich in die Stadt... ins Hurenhaus. Und als sie mit dem Auto abgeholt werden sollt’ — war sie nicht mehr da. Sie ist ins Was­ser gegangen aus Gram über soviel Sünd’ und Schand’ und Niedertracht...” Tnd dann hat der alte Lechner sei­­' nen Gaul wieder angetrieben, aber da ihm seine Pfeife ausgegangen war, hat er mich noch einmal um Feuer ge­beten, und weil es jetzt so stark schnei­te, und der alte Lechner gar so krank schaute und seine Hand mit dem Streichholz so zitterte, hab’ ich gesagt: „Ich werd’ dir helfen, Lechner, den Sarg ins Grab zu legen und auch zuzuschau­feln.“ Und er nickte bloss und sagte: „Wenn es dir nicht zuviel ist, Zwinkerer, nehm’ ich’s mit Dank an.“ Und als wir fertig waren mit dem Grab, da hat der Lechner mit dem Pferd einen grossen Stein vom Wald herangeschleift und ihn aufs Grab gelegt und gesagt: „Die Rus­sen haben mich gebeten, ein Merkzei­chen am Grab anzubringen, dass sie es auch im Schnee finden können.“ Und dann ist er noch so eine Weile neben mir gestanden, der alte Lechner, und wir haben zugeschaut, wie der Schnee auf das Grab gefallen ist, und nach ei­ner Weile hat der Lechner gesagt: „Mir bleibt das Gebet im Hals stecken, Zwin­kerer, denn wie soll man da noch von unserem Herrgott verlangen, dass er auch das den Schuldigem vergeben soll...“ } (Ende) ADAM SCHAERER: XIX. Warum es auf dem Fuchsberg einen Russenfriedhof gibt, und warum der alte Lechner ein Gebet nicht bis zu Ende gesprochen hat Ul Ur KJ yfáue Deutsche Kulturdeiegation im Komitat Csongrád Die Leiterin des Kultusministe­riums der DDR, Gertrude Sorgers, der Leiter der Abteilung für i Volksbildung des Rates von Karl | Marx-Stadt und der Direktor des Kulturhauses von Mosendorf, Pe­ter Feldenhauer, besuchten die Kulturzentren des Landes, u. a. verschiedene Hochschulen und Universitäten und nahmen an ei­nigen populärwissenschaftlichen Vorträgen im Komitat Csongrád teil. ---------«fc-»-------------­ Ein besonders Unentwegter Ende November traf in der britischen Hauptstadt der 25jäh­­rige Dawid Kwan aus Singapur ein, der zu Fuss und per Fahr­rad etwa 30 000 km zurückgelegt hat. All dies: um einmal den Ka­nal durchschwimmen zu können. Kwan, der Mitte Mai 1957 mit 15 Franken in der Tasche von Singapur loszog, hielt sich unter­wegs mit allen möglichen Hilfs­arbeiten am Leben und erklär­te, er hoffe in England Arbeit zu finden, um daneben für die Ka­naldurchquerung zu trainieren. y\^^/V»/WWVWWWVl/IA^*/WWWV\AAr«/VW Budapest, 2. Januar 1959. Der „Kindergarten-Chor" singt Weihnachtslieder Die Zentrale der Staatlichen Wirtschaft Helvécia (Komitat Bács-Kiskun) veranstaltete eine Weihnachtsfeier im Kindergarten JVVY7Y7TYYYYYYYYYYYYYYYYYYYYTYYYVVVYYYVYYYYYYYYYYYYYVYYYYYYY'CVYYrY7 (2ion ^j-euchhoatiger QESTORBEN An Idealismus, Kämpfen und Arbeit reich war das Leben des mit dem Nationalpreis der Deut­schen Demokratischen Republik und dem Ehrendoktor-Titel der Humboldt-Universität ausgezeich­neten grossen deutschen Schrift­stellers Lion Feuchtwanger, der vergangene Woche im Alter von 74 Jahren, fern der Heimat, in Kalifornien verstorben ist. Den aus München stammenden Schriftsteller, verband die innigste Freundschaft mit seinem Kampf­genossen Thomas Mann. Schon in seiner Jugend, kaum zwanzig­jährig, fiel er mit seinen ersten Romanen auf und bald ernteten seine Werke Welterfolg, wie „Jud Süss”, „Die hässliche Herzogin”, „Der Erfolg”, „Der falsche Nero”, ^^^✓>/WW>jWWWWWtA/>/WWWVWWVWWWW>/V»/WWVW<AA^A/W>/WV\A/W\/»^./«W*, um nur einige zu erwähnen. Lion Feuchtwanger war leidenschaft­licher antifaschistischer Schrift­steller, dessen Kampf sich jedoch nicht in der Aufdeckung der Un­menschlichkeit des Faschismus er­schöpfte, in allen Schriften zeich­nete und anerkannte er den ge­schichtlichen Fortschritt. Im Jahre 1936 besuchte er die Sowjetunion und blieb bis zum Lebensende ein Freund der dort sich vollziehenden, gewaltigen ge­schichtlichen Aufbauarbeit. Über gewisse weltanschauliche Begriffe konnte er sich — wie er selbst öfter zugab—, mcht hinwegsetzen, aber seine Sympathie gehörte, und mit seiner Wahrheitsliebe stellte er sich auf die Seite des Sozialis­mus und der Sozialisten. Wenige konnten die tragische Zukunft des deutschen Volkes, die schreck­lichen Hitlerschen Abenteuer so klar voraussehen wie Lion Feucht­wanger, und wenige riefen mit solch überzeugender und auf­rüttelnder Kraft, eben in den dunkelsten Tagen, dass sich das deutsche Volk nicht mit Hitler und den Faschisten identifizieren darf. Seine schwärmerische Liebe zum deutschen Volk Goethes, Schillers, Marx’ und Heines, cha­rakterisieren Lion Feuchtwanger als Schriftsteller und Mensch. (A) konnten die tragische Zukunft des , 5 deutschen Volkes, die schreck­(Szolgak orszaga) als | ijchen Hitlerschen Abenteuer so richtige Lösung an- 1 klar voraussehen wie Lion Feucht­­gedeutet hat. Das Jó->wanger, und wenige riefen mit kai-Theater hat uns 5 solch überzeugender und auf­­mit- diesem Stück ei-1 rüttelnder Kraft, eben in den ne anerkennungswür-1 dunkelsten Tagen, dass sich das dige Vorstellung ge- < deutsche Volk nicht mit Hitler geben. Von den Dar- S und den Faschisten identifizieren Stellern sind in er-j darf. Seine schwärmerische Liebe ster Linie László Ka-1 zum deutschen Volk Goethes, zár und Pál Beszter-1 Schillers, Marx’ und Heines, cha­­cei hervorzuheben. j rakterisieren Lion Feuchtwanger Leon Andor < als Schriftsteller und Mensch. (A) Y7Y7Y7Y VVYT7YVYYYY77YVYYYY7Y77Y7Y7Y77Y7YYYY77YY77Y7YT7YYYYYYYYY7YY7Y7YY7YYVVV7777V»»7* t . i

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