Neue Zeitung, 1966 (10. évfolyam, 1-52. szám)

1966-06-10 / 23. szám

X. JAHRGANG NUMMER 23 Tn einer Länge von fünf km A zieht sich die Gemeinde Du­naszekcsö die Donau entlang an der Landstrasse Bátaszék-Mohács dahin. Was Gutes und Schlechtes alles der Fluss bieten kann, wur­de dem Dorf zuteil. Die Donau war Gestalter seiner Geschichte und ist auch heute ein Bestim­mungsfaktor seines Lebens. Seit 2000 Jahren besiedelt Die günstige geographische La­ge machte Dunaszekcsö vor 2000 Jahren schon zum Siedlungsort. Die Römer nannten die Siedlung Luggio und bauten eine Festung auf dem noch heute „Várhegy” genannten Hügel. In der heutigen Damjanich-Strasse wurden die Spuren eines entwickelten Was­­serleitungssystemes gefunden. Bei einem Bau im Hofe von István Nagy, dem Kulturhausdirektor, entdeckte man römische Gräber: — Wir deckten sehr wertvolle Funde auf — erzählt er —, einen gezierten Dolch, Degen und Leib­riemen, ausserdem 32 Quarzper­len. Den Forschungen nach leb­ten in der heutigen Damjanich- Strasse Offiziere der Legion. Anonymus erwähnt in seinen Aufzeichnungen den Ort als Sied­lung des Stammes Botond, der die Festung aufrecht erhielt und pflegte. Während der Türkenzeit war in Dunaszekcsö ein Sand­­schaksitz, ein Bezirkszentrum. Die nächsten Aufzeichnungen stammen aus dem 18. Jahrhun­dert. 1786 erwähnte man die Sied­lung als einen ungarisch-deutsch­serbischen Marktflecken. 1810 lebten hier und in Dunafalva, am anderen Ufer der Donau, das da­mals zu Dunaszekcsö gehörte, insgesamt 2783 Einwohner, von denen 1400 Ungarn, 600 angesie­delte freie Bauern aus Bayern, 725 Raizen waren. Die übrigen waren Serben und Kroaten. Die Einwohner waren zum grossen Teil schon damals Bauern und beschäftigten sich hauptsächlich mit dem Anbau von Tabak. Reges Handelsleben charakterisierte das damalige Dunaszekcsö. Sparsames Dorf Zur Zeit hat die Gemeinde 2300 Einwohner, von denen 75 Prozent Ungarn, 25 Prozent Schwaben und sechs Raizenfamilien sind. Die Mehrheit ist in der Landwirt­schaft beschäftigt, die übrigen sind in der Industrie, in Pécs oder in Szekszárd, im Handel und im Verkehr. „Sparsames Dorf” — steht auf einer Tafel am Gebäude des Rat­hauses. Dies bedeutet, dass eine jede Familie ein Sparkassenbuch besitzt. Viele neue Häuser sieht man am Dorfrande. Besonders in den letzten acht bis zehn Jahren baute man hier viel. Von 1956 bis 1965 wurden insgesamt 190 Häu­ser erbaut bzw. erweitert. 156 Familien haben sich schon Fern­sehapparate gekauft. Diese Zah­len und Angaben deuten darauf hin, dass die Leute in Dunaszek­csö in materieller Sicherheit le­ben. Die LPG „Egyetértés” (Ein­tracht) entwickelte sich von Jahr zu Jahr. 1964 betrug der Wert ei­ner Arbeitseinheit 36,40 Forint, 1965 — trotz der Donauüber­schwemmung — 45,25 Forint. Und hier verdienen die meisten ihr Brot. Fast 1000 Mitglieder zählt die LPG, deren Reinvermögen 16 871 000 Forint ausmacht. Au­sser der Pflanzen- und Viehzucht betreibt man sehr erfolgreich auf 70 Joch Gärtnerei, und der Fisch­fang ist auch ein wichtiger Wirt­schaftszweig der LPG. „Unser Rosenhügel” Energisch ist der 36jährige Ratsvorsitzende Ludwig Bocz. Seit acht Jahren steht er an der Spitze des Vollzugsausschusses, und somit trägt er die höchste Verantwortung für die Entwick­lung des Dorfes. Er machte sich damals mit vielen Plänen an die Arbeit und hat schon viele da­von durchgeführt. Zufrieden ist er nie, der 15jährige Perspektiv­plan liegt in seinem Schreibtisch. Oft nimmt er ihn heraus, auch diesmal: — In 15 Jahren wird unser Dorf sein Gesicht völlig verändert ha­ben — sagt er. — Für die grösste Errungenschaft halte ich unsere 15 km lange Wasserleitung, die Dunaszekcső die Gemeinde -zu 98 Prozent mit gesundem Wasser versorgt. Wir leben an der Donau und hatten dennoch immer Wassersorgen. Im Winter musste man oft 15—20 Mi­nuten beim Brunnen hier vor dem Rathaus Schlange stehen. Die Fa­milien, die oben auf dem Vár­hegy wohnen, mussten das Was­ser von hier hochschleppen. Ohne Wasserleitung kann ich mir die rasche Entwicklung in einem Dorf nicht vorstellen. Dies ist das Wichtigste. Wasser ist eine wich­tige Voraussetzung für Hygiene. Zur Zeit haben wir zwei Brun­nen, darum können wir die Er­laubnis für die Einleitung des Wassers in die Häuser nur be­schränkt geben. Wo es ein Bade­zimmer gibt, die können es ma­chen. Vorläufig haben wir 200 solche Häuser. Aber im Septem­ber soll der dritte Tiefbrunnen mit einem Kostenaufwand von 560 000 Forint fertiggestellt wer­den, und dann kann das Wasser in jede Wohnung eingeführt wer­den. Die Gehsteige sind überall aus Betonplatten. Neben dem Rathaus befindet sich ein Kulturhaus im Bau. Vor vier Jahren wurde eine Fischertscharda am Donauufer fertiggestellt, und die Pläne für das neue Wohnviertel „Rosenhü­gel” von Dunaszekcsö sind bereits fertig. — Ich finde es sehr ungünstig, das Dorf noch weiter zu verlän­gern, darum möchten wir die Pläne unseres „Rosenhügels” so schnell wie möglich verwirkli­chen. Dunaszekcsö befindet sich grösstenteils zwischen zwei Hü­geln. Auf dem Várhegy können wir nicht mehr bauen, die Häu­ser stehen hier so dicht beieinan­der, dass es dort überhaupt kei­nen grünen Flecken mehr gibt. 60 Prozent der Häuser sind ohne Garten, und das in einem Dorf! Darum möchten wir ein neues Wohnviertel mit 140 Familienhäu­sern und Gärten bauen. Nächstes Jahr werden wir schon die Bauplätze dort verteilen — er­zählt der agile Ratsvorsitzende begeistert. Warmes Heim für die Alten Seit dem 27. Jänner sind die alten, familienlosen Frauen und Männer des Dorfes nicht mehr allein. Als ich dort war, regnete es in einem fort, der Wind wehte kalt wie im Spätherbst, doch im Tagesheim der Alten war es an­genehm warm. Die örtliche Or­ganisation des Roten Kreuzes und der Rat riefen das Heim ins Le­ben. Liegestühle, bequeme Stüh­le, Radio- und Tonbandgerät, Karten, Schach, Domino und ver­schiedene andere Gesellschafts­spiele stehen den 26 Alten zum Zeitvertreib zur Verfügung. Frau Anna Heim beschäftigt sich mit den Alten. Sie bringt Romane und Kurzgeschichten aus der Bücherei und liest sie ihnen vor. Sie können Zeitungen lesen, handarbeiten, sich wirklich aus­ruhen. Frau Anna Müller ist fast jeden Tag hier zu finden: — Ich habe eine schwere Herzkrankheit, wurde in der letzten Zeit zwei­mal operiert. Aber hier vergisst man alle Schmerzen, der Tag ver­geht wie im Nu. Wir bekommen reichlich Mittagessen. Und was uns sehr gefällt, es wird auf Da­masttischtüchern gedeckt, und Servietten bekommen wir auch. Sehen Sie, jetzt hat man einge­heizt. Was wäre mit mir, wenn ich nicht hierher gekommen wä­re! — sagt sie mit Tränen in den Augen und die anderen nicken stumm dazu. Inzwischen steht Ludwig Bocz schon im Kreise der Alten. — Wir werden es versuchen — höre ich, während wir uns von den Alten verabschieden. — Sie bitten mich — erklärt er nach­her —, wenn wir mehr Platz ha­ben werden, auch kleine Zimmer für zwei, drei Personen einzurich­ten und dann würden sie sehr gerne auch nachts hierbleiben. Zu Hause können sie ja doch nicht 'mehr viel arbeiten. Wer Lust da­zu hat, kann ja ruhig gehen, nur das Mittagessen ist zeitgebunden. Ja, wir werden es versuchen — sagt er fest entschlossen. Auch in der Csokonai-Strasse packte beim Ausheben des Grabens für die Wasserrohren jung und alt tüchtig zu. Der Wert ihrer freiwilligen Arbeit betrug über 250 000 Forint Kein Schlangestehen um Wasser gibt es in Szekcsö, seitdem — gleichzeitig mit dem Bau der 15 km langen Wasserleitung — in den Strassen alle 100 m ein Was­serhahn aufgestellt wurde. Die Entwicklung des Dorfes stand vor kurzem auf einer Ratssitzung zur Diskussion: Auf unserem Bild: Vorsitzende des örtlichen Frauen­rates, Frau Gy. Kiss, Ratsvorsitzender Ludwig Botz, Schuldirektor Lajos Beszik und Parteisekretär Zoltán Suba Preis: 60 Fillér WOCHENBLATT DER DEUTSCHEN WERKTÄTIGEN IN UNGARN BUDAPEST 10. JUNI 1966. Fischer-Kirch weih Seitdem die Eischertscharda mit ihren grossen Fenstern auf die Donau fertig ist, lockt sie viele in- und ausländische Gäste nach Dunaszekcsö. In den letzten Jah­ren entwickelte sich der Frem­denverkehr beträchtlich. Verträ­ge mit den Fremdenverkehrsbü­ros in Pécs und Baja sichern ständig Gäste für die Fischsuppe bei Zigeunermusik. Betriebsaus­flüge, Kurbadausflüge nach Har­kány enden oft in der Szekcsöer Fischertscharda. — Denn nirgends ist die Fisch­suppe so fein wie hier — sagt der Ratsvorsitzende. — Was wird da auf der Fischer-Kirweih sein! Am 26. Juni werden wir sie hal­ten. Alte Bräuche und Traditionen leben wieder auf. Verschiedene Wettbewerbe u. a. für Angler und Motorbootfahrer, ein Kulturpro­gramm und am Abend ein Feuer­werk an der Donau stehen auf dem Programm des Tages. Da er­warten wir viele Gäste! Eva Mayer

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