Neue Zeitung, 1968 (12. évfolyam, 1-52. szám)
1968-03-22 / 12. szám
NEUE ZEITUNG DER DEUTSCHEN WERKTÄTIGEN IN UNGARN XII. JAHRGANG, NUMMER 12 Preis: 80 Fillér BUDAPEST, 22. MÄRZ 1968 WOCHENBLATT Arbeitswettbewerb 1968 ... TVie Wirtschaftsreform strebt konsequent danach hin, die materielle Interessiertheit auf allen Gebieten der Produktion zur Geltung kommen zu lassen — getrennt für den Arbeiter, den Leiter, den Betrieb, das Unternehmen. Dieses gründlich ausgearbeitete System der materiellen Interessiertheit erhielt bei der Anspornung zur Steigerung der Produktion ein besonderes Gewicht, so dass vor manchen Menschen der Arbeitswettbewerb, der der Begeisterung und dem Selbstbewusstsein der Werktätigen entspringt, fast als unnötig erscheint. Wozu eigentlich ein Wettbewerb, wo doch heutzutage alles in Forint umrechenbar und auszahlbar ist? Einige meinen sogar, Arbeitswettbewerb und die materielle Interessiertheit laufen einander zuwider. Wenn dem so wäre, würden wir wahrscheinlich nirgends einen Arbeitswettbewerb finden. Dabei gibt es ihn. In irgendeiner Form begann er auch in diesem Jahr überall. Nicht so laut und nicht in den früheren Formen, sondern mit dem Ernst, wie die Verantwortung des Betriebes und der einzelnen Menschen in der Wirtschaft des Unternehmens anstieg. Der Arbeitswettbewerb wurde durch die Wirtschaftsreform nicht nur nicht überflüssig, sondern notwendiger als je zuvor. Dazu nämlich, dass die selbständig wirtschaftenden Unternehmen ihren Gewinn erhöhen können, müssen sie alle Reserven erschliessen. Eine dieser Reserven ist der von den Werktätigen angeregte Arbeitswettbewerb. T m neuen ökonomischen System wuchs die materielle Interessiertheit der einzelnen Menschen an rentabler Produktion beträchtlich an, denn vom Gewinn des Unternehmens hängen ja z. B. der Gewinnanteil, die Erhöhung des Grundlohnes, die verschiedenen Zuwendungen ab, auf die man rechnen kann, und nicht zuletzt die Belohnung, die die Werktätigen für ihre im Arbeitswettbewerb erzielten Ergebnisse erhalten können. Dass der Arbeitswettbewerb heute nicht laut an Fabrikstoren verkündet, sondern in Stille abgewickelt wird, hat seine Erklärung ebenfalls im neuen ökonomischen System: Mit der grösseren Selbständigkeit wurde der Arbeitswettbewerb zu einer inneren Angelegenheit der Unternehmen, denn es liegen ja keine zentralen Normen mehr zugrunde, die Produktionsziele und die Bedingungen wurden in den einzelnen Betrieben den speziellen Umständen entsprechend geformt, festgelegt. Aus diesem Grunde hören wir heute kaum darüber, dass ein Betrieb alle Betriebe oder die eines Bezirkes zum Wettbewerb aufruft. Die wirtschaftlichen Ziele des Arbeitswettbewerbes wurden konkreter, das beschränkte ihn indessen nicht ausschliesslich auf die Wirtschaftsbereiche. Dazu würde vollauf genügen, mit Zielprämien für die Aufgaben zu mobilisieren. Der Arbeitswettbewerb ist auch laut dem gemeinsamen Beschluss der Regierung und des Zentralrates der Ungarischen Gewerkschaften ... „die Methode der Formung des sozialistischen Bewusstseins, die Offenbarung der brüderlichen Zusammenarbeit und Hilfeleistung. Er schliesst in sich die Bestrebungen ein, die sich auf die Erhöhung der politischen, allgemeinen und kulturellen Bildung und der Fachbildung richten.” \ 11 das zeigt, dass der Arbeitswettbewerb der heutigen Wirtschaftsführung intensiv dient und gleichzeitig auch zur Verbesserung des Lebens der Arbeiter beiträgt. Diesem Ziel dient auch einer der häufigsten Wettbewerbspunkte dieses Jahres: In vielen Betrieben verpflichtete man sich, die Voraussetzungen für die 44-Stunden-Arbeitswoche zu schaffen. Und obwohl diese Beschlüsse erst Anfang des Jahres gefasst wurden, zeigt sich bereits schon, wie wichtig diese sind. In einigen Betrieben, die bereits am 1. Januar auf die 44-Stunden-Woche übergingen, stellte es sich nämlich heraus, dass der Übergang nicht gründlich vorbereitet wurde und dass jetzt die Pläne bei ständigem Zeitmangel und nur mit unverhältnismässig überspannter Arbeit erfüllt werden können. Diejenigen, die jetzt über ganzjährige Versuche, bis ins kleinste die Vorbereitung ausarbeiten, können die vorher angeführten Probleme vermeiden. Das ist nicht einfach eine Aufgabe der technischen Entwicklung, der Arbeitsorganisation, sondern sozusagen gemeinsame Sache des gesamten Arbeitskollektivs. In jedem Punkt muss die Probe durchgeführt werden, damit im nächsten Jahr die verkürzten Arbeitswochen in voller Sicherheit eingeführt werden können. Diese Aufgabe, Verpflichtung, die sämtliche Werktätigen der Betriebe berührt, schliesst den Arbeitswettbewerb vieler Betriebe in sich ein. TT\ er bedeutendste Wettbewerbspunkt des Jahres oder viel mehr die Grundlage sämtlicher Verpflichtungen ist die Zielsetzung: „Im ersten Jahre des ökonomischen Systems die Zukunft unseres Unternehmens zu fundieren”. Es ist gut, wenn das Arbeiterkollektiv sich dieser Aufgabe annimmt, denn wahrscheinlich wird die Leitung des Unternehmens öfters in eine Lage kommen, wo sie zwischen dem momentanen Vorteil eines höheren Gewinns oder der Sicherheit eines späteren Vorwärtskommens wählen muss. Wenn sie Hunderte und Tausende der Arbeiter hinter sich spürt, ist anzunehmen, dass sie leichter auf den augenblicklichen Vorteil verzichtet, denn schliesslich und endlich ist doch von unser aller Zukunft die Rede. Die Arbeiter übernahmen für die Zukunft des Unternehmens die Patenschaft. Das ist der Wettbewerbspunkt, der ausschliesslich im Arbeitswettbewerb von 1968, des ersten Jahres des neuen ökonomischen Systems seine Gültigkeit hat, der für ihn aufgestellt wurde. Darin unterscheidet sich der Arbeitswettbewerb 1968 von allen früheren und in einigen Punkten von allen späteren. Júlia Szél Beispiellose finanzielle Krise in der westlichen Welt Genfer Konferenz erfolgreich abgeschlossen — Robert Kennedy kämpft für die Präsidentschaftskandidatur — Die Rede A. Dubceks in Brno — In diesen Tagen kam es in der westlichen Welt zur schwersten Finanzkrise der letzten Jahrzehnte. Auf den Börsen der Welt fanden Goldankäufe von riesigem Ausmass statt. Auf den Börsen wurden mehrere 100 Tonnen Gold verkauft und wie die Westpresse feststellte, steht das Ausmass des Dollarwechsels beispiellos dar. Ein jeder ist darin einer Meinung, dass die Grundlage der Krise das Misstrauen dem Dollar gegenüber, genauer gesagt, den Vereinigten Staaten gegenüber ist. Die New York Times schreibt folgendes: Das Goldfieber ist eine Misstrauensabstimmung gegen die USA, die unfähig sind, ihre wirtschaftlichen und politischen Angelegenheiten zu regeln. Washington versuchte mit den verschiedensten Methoden die Lage des Dollars zu stabilisieren. Das Gold, das zur Deckung des inländischen Geldverkehrs dient, wurde im Werte von 10,5 Milliarden Dollar zur Deckung der internationalen Anfrage nach Gold freigestellt. Die früher beschlossenen Sparmassnahmen wurden weiter gesteigert. Der Zinsfuss wurde von 4,5 Prozent auf 5 Porzent erhöht und Beobachter sind der Meinung, dass weitere Steuererhöhungen bevorstehen. All dies verbesserte jedoch die Lage nicht. Letzten Endes wurden zur Lösung der Dollarkrise die führenden Bankiers des internationalen Goldpools, einem Geschäfskonsortium, das sieben Mitgliedsstaaten — die USA, England, die Bundesrepublik Deutschland, Italien, die Schweiz, Belgien und die Niederlande umfasst — einberufen. Die Finanzleute kamen überein, dass die Mitglieder des Goldpools im Verkehr mit staatlichen Notenbanken den bisherigen Goldpreis aufrechterhalten. Ansonsten würde der Goldpreis lediglich aufgrund der Anfrage und des Angebotes geregelt werden. Offensichtlich wird diese Massnahme keine dauerhafte Besserung zur Folge haben, da dieser legale Schwarzmarkt zwangsweise früher oder später zur Erhöhung des offiziellen Goldpreises, d. h. zur Herabsetzung des Dollars führen wird. Nicht zu sprechen von Frankreich, das noch im Vorjahr aus dem internationalen Goldpool austrat und deshalb durch die Vereinbarung keineswegs gebunden ist. Die USA gerieten in diese schwere, finanzielle Krise als Folge des Vietnamkrieges. Die durch den Vietnamkrieg verursachten viele Milliarden ausmachenden Lasten, die Umgestaltung des amerikanischen Wirtschaftslebens zu einer Kriegswirtschaft erschütterten mit Recht das Vertrauen zum amerikanischen Geld. Vielleicht können die Zwangsmassnahmen die Dollarvertrauenskrise vorübergehend mildern. Eine endgültige Besserung kann jedoch nur durch die Abschaffung der Kriegspolitik erzielt werden. die Bestrebungen verwirklichen, die vom Genfer Vertreter der SU, Roschtschin, zusammengefasst wurden: 1963 soll das Jahr des Atomsperrvertrages sein. Die Genfer Ergebnisse bedeuten jedoch nicht, dass auf der UNO-Vollversammlung im Laufe der Behandlung des Atomsperrvertragsentwurfes keine vielseitigen Debatten stattfinden werden. Schon im Laufe der Genfer Verhandlungen betonten die Vertreter einiger Staaten, dass sie sich das Recht Vorbehalten, im Laufe der Vollversammlung weitere Modifizierungsvorschläge zu unterbreiten.' Die Haltung einzelner westdeutscher Politiker gibt im Verhältnis dieser Vorbehalte jedoch Grund zu unvergleichlich grösserer Besorgnis. Aus Bonn wurden mehrere Versuche gestartet, das Zustandekommen einer Harmonie im Zusammenhang mit dem Vertrag zu verzögern, sogar zu verhindern. Diese Bestrebungen sind auch nach der erfolgreichen Beendigung der Arbeit der Genfer Abrüstungskonferenz wahrnehmbar. Der Finanzminister der Bonner Regierung, der einstige Kriegsminister Franz Josef Strauss, bezeichnete in seiner Rundfunkerklärung den Atomsperrvertrag als unannehmbar. Der Vorsitzende der CDU-Bundestagsfraktion Rainer Barzel nahm ebenfalls gegen die Unterzeichnung des Vertrages Stellung. pagne immer spürbarer. Auf der ersten Probewahl im Staate Newhampshire erhielt Senator McCarthy, eine bedeutende Persönlichkeit des Kampfes gegen die Vietnampolitik Johnsons, 42 Prozent der Stimmen der Demokratischen Partei. Aus der Probewahl kann man natürlich keine unmittelbaren Schlussfolgerungen hinsichtlich des Ergebnisses der Präsidentschaftswahlen ziehen, doch ist dies charakteristisch dafür, wie gross die Enttäuschung über Johnson sogar in der Demokratischen Partei selbst ist. Ncch wichtiger ist {lie Bekanntmachung des Senators Robert Kennedy, des Bruders des ermordeten Präsidenten, nach der er sich am Präsidentschaftswahlkampf beteiligen will. Senator Kennedy gehört ebenfalls zu den wirksamsten Gegnern der Vietnampolitik Johnsons, doch vertrat er bisher den Standpunkt, man dürfte die Chancen Johnsons nicht verschlechtern und er wollte, die Parteiinteressen vor Augen haltend, bei diesen Wahlen nicht kandidieren. Wie er in seiner Presseerklärung darlegte, trat als Folge der Politik Johnsons aber sowieso eine Spaltung in der Demokratischen Partei ein Auf der Abrüstungskonferenz in Genf: der Leiter der sowjetischen Delegation Roschtschin begrüsst den amerikanischen Delegationsleiter Foster Roschtschin: 1968 soll das Jahr des Atomsperrvertrages sein Die Tatsache, dass die Genfer Abrüstungskonferenz in Frage des Textes der Meldung, die der UNO-Vollversammlung unterbreitet werden soll, übereinkam, ist ein wichtiger Schritt auf dem Weg zum Abschluss des Atomsperrvertrages. Man kann die Hoffnung zum Abschluss des Atomsperrvertrages vor allem auf die Erkenntnis der führenden Atommächte, der Sowjetunion und der USA aufbauen, laut der man die weitere Verbreitung der Atomwaffen unbedingt verhindern müsse. Grossbritannien, das ebenfalls über eine bedeutende Atommacht verfügt, tritt auch für den Abschluss des Vertrages ein. Die jetzt abgeschlossenen Verhandlungen der Genfer Abrüstungskonferenz bedeuten auch in der Beziehung einen Fortschritt, dass zur Aufhebung eventueller Bedenken der nicht nuklearen Mächte entsprechende Vorschläge ausgearbeitet wurden. Im Sinne dieser Vorschläge erhalten die nicht nuklearen Staaten für den Fall, dass sie den Vertrag unterzeichnen, entsprechende Garantien gegen die Gefahren eines eventuellen Atomangriffes. Aufgrund all dessen besteht die Hoffnung, dass sich Aus dem Inhalt: Vor 49 Jahren 2 Unter den Menschen leben 2 Babarc 3 Jubiläumsfest in Mecseknádasd 4 Jüngste Kulturrundfahrt 5 Stürmische Demonstrationen gegen den Vietnamkrieg Die Offensive der patriotischen Kräfte Südvietnams verursacht der amerikanischen Kriegsführung grosse Sorgen. Laut einer Meldung der französischen Nachrichtenagentur AFP hat die Offensive die Unsicherheit der amerikanischen Kriegsführung völlig blossgestellt. Der Saigoner Berichterstatter der französischen Nachrichtenagentur stellt fest, das die Vorausberechnungen der amerikanischen Kommandantur durch die erfolgten Tatsachen niemals bewiesen wurden. In dieser Lage werden die Stimmen, die die amerik^iische Politik verurteilen, immer lauter. USA-Aussenminister Dean Rusk erlebte bittere Stunden im auswärtigen Ausschuss des amerikanischen Senats, wo zahlreiche Redner die Vietnampolitik der Regierung als schädlich bezeichneten. Auch in der amerikanischen Presse wird die Regierung immer mehr verurteilt. Die angesehene Zeitung New York Times schreibt folgendes: „Die Zeit ist gekommen, der Politik der Niederlagen ein Ende zu bereiten.” Eine Welle der Demonstrationen, die den Vietnamkrieg verurteilen, schlägt in Westeuropa hoch. Im Laufe der letzten Tage kam es in Westdeutschland, Italien und Frankreich und vor allem in England zu antiamerikanischen Demonstrationen. Vor der Londoner Botschaft der Vereinigten Staaten kam es zur grössten Massendemonstration der letzten Jahre in England. Charakteristisch für das Ausmass der Demonstrationen ist, dass -laut einzelnen Pressemeldungen die Zahl der Verhafteten bei über 300 liegt. Zwischen den Manifestanten und den Polizisten, die zur Verteidigung der amerikanischen Botschaft herbeikommandiert wurden, kam es zu mehreren Zusammenstössen. Die Stimmung, die gegen die Politik der amerikanischen Regierung aufkommt, macht sich auch im Laufe der wichtigsten innenpolitischen Aktion der USA, bei der Präsidentschaftswahlkam und deshalb sei er der Meinung, dass er sich an der Wahlkampagne beteiligen müsse. Die Hauptparole des Programms von Senator Kennedy ist, dass man dem Blutvergiessen in Vietnam ein Ende bereiten müsse. Er erklärte sich bereit, den gegen die Demokratische Republik Vietnam geführten Luftkrieg einzustellen, um auf diese Weise die Möglichkeit zu Beginn von Verhandlungen zu bieten. Dubcek: Selbständigkeit, Unabhängigkeit, Internationalismus Die internationale öffentliche Meinung verfolgt mit grossem Interesse die anwachsende politische Aktivität, die sich in der Tschechoslowakei im Zusammenhang mit dem im Januar und Dezember gefassten Beschlüssen der Kommunistischen Partei entfaltet. Dementsprechend befasste sich die Weltpresse eingehend mit der Rede, die der erste Sekretär der Kommunistischen Partei der CSSR, Alexandr Dubéek auf der Parteikonferenz der Stadt Brno, hielt. Dubéek betonte die führende Rolle der Partei und wies darauf hin, dass die Aktivität der Partei jenen Zielen entspricht, die auf den Dezember- und Januar Sitzungen des Zentralkomitees gesetzt wurden. Er führte aus, dass in der derzeitigen Lage eine baldmögliche Veröffentlichung des Aktionsprogramms der Partei notwendig sei. Das Aktionsprogramm soll im Laufe der Sitzung des ZK am 28. März unterbreitet werden. Dubcek betonte, dass die Lenkung der heutigen Entwicklung Angelegenheit der ganzen Partei sei. Über aussenpolitische Fragen sprechend, hob er hervor, dass der Ausgangspunkt die Selbständigkeit und Unabhängigkeit des Landes sowie die gemeinsamen internationalen Interessen des Sozialismus seien. Dubcek erklärte, dass die stabile Grundlage der tschechoslowakischen Aussenpolitik die Festigung des bestehenden Bündnisses mit der SU und den anderen sozialistischen Staaten sei. Die Tschechoslowakei ist bestrebt, die antiimperialistische Front zu stärken. Gleichzeitig wünscht sie den Prinzipien der friedlichen Koexistenz entsprechend, die gegenseitig vorteilhaften Beziehungen zu den verschiedenen Staaten und internationalen Organisationen zu entwickeln. Georg Kertész