Neue Zeitung, 1971 (15. évfolyam, 1-53. szám)

1971-01-01 / 1. szám

NEUE ZEITUNG XV. JAHRGANG, NUMMER 1 Preis: 80 Fillér BUDAPEST, 1. JANUAR 1971 Wochenblatt des Demokratischen Verbandes der Deutschen in Dngarn N un beginnt wieder ein neues Jahr, das Kalenderjahr 1971 ist eingezo­gen, bringt neue Aufgaben, neues Erleben, fordert ein Meistern des sich Ereignenden. Vorher aber verabschie­deten wir uns vom Jahre 1970, das uns Erlebnisse und Arbeit in reicher Fülle bescherte, und dem wir daher dankend nachwinken, weil es uns vergönnt war, die von ihm bescherten Tage in wert­voller Weise auszunützen. Grosse Festlichkeiten prägten den Charakter des Jahres 1970: die fort­schrittlichen Menschen auf der ganzen Welt gedachten des 100. Jahrestages der Geburt des grossen geschichtegestalten­den Mannes und Revolutionärs, Wladi­mir Iljitsch Lenins, des genialen Füh­rers der Werktätigen der Erde. Am 25. April jährte sich zum 25. Male der Tag der Befreiung unseres Vaterlandes durch die ruhmreiche Sowjetarmee und ihre Verbündeten. Mit diesem geschichtli­chen Datum begann die grosse Wende im Leben der ungarländischen Nationa­litäten, so dass Feierlichkeiten und Fe­stesfreude im ganzen Land einheitlich und ungeteilt waren. In das letzte Quar­tal dieses Jahres fiel der X. Parteitag der USAP, mit seinen richtunggeben­den, wichtigen Beschlüssen, seiner syste­matischen Vorarbeit, nicht nur für ein Jahr, sondern auch für die kommenden vier Jahre. Der X. Parteitag, wie die Erfahrung der vergangenen Jahrzehnte, bestätigten die Wahrheit, dass die Füh­rung unserer ganzen Gesellschaft durch unsere Partei der grundlegende politi­sche Faktor ist, um das siegreiche Vor­­ansohreiten unseres Vaterlandes auf dem Wege des Sozialismus gewährlei­sten zu können. Die USAP entfaltete und entfaltet auch zur Zeit eine um­fassende politische und organisatorische Tätigkeit zur Verallgemeinerung und Festigung der sozialistischen Produk­tionsverhältnisse, zur Schaffung einer einheitlichen sozialistischen Gesell­schaft, zur Entwicklung einer starken materiell-technischen Grundlage des So­zialismus. Der X. Parteitag war und ist für alle Menschen unseres Vaterlan­des, ungeachtet ihrer Nationalität, ein Anlass, sich noch mehr dafür einzu­setzen, um mit ihrer ganzen Tatkraft für die Verwirklichung der Beschlüsse des grossen Programms zu arbeiten und zu kämpfen. D ie parteipolitischen Arbeitstage, das Gedenken an den Schöpfer der er­sten proletarischen Kampfpartei, wie das hohe Fest des 25. Jahrestages unserer Befreiung gaben auch der Ar­beit des Deutschen Verbandes Ansporn und Aufschwung. Wie eben erwähnt, nahm die deutsche Nationalität vollen Anteil an diesen Tagen geschichtlichen Geschehens. So wirkte der Deutsche Verband bei den Feierlichkeiten des 25. Jahrestages der Befreiung unseres Va­terlandes am 19. April an der in Buda­pest im Madäch-Theater stattgefunde­nen gemeinsamen Nationalitäten-Ver­­anstaltung mit. Die Festrede hielt un­ser Minister für Bildungswesen, Pál Ilku, der u. a. betonte, dass die ge­rechte Lösung der nationalen Frage die Gewährleistung der völligen Gleichbe­rechtigung sämtlicher Staatsbürger, oh­ne Unterschied der Nationalität, ihre aktive Teilnahme an der Gestaltung un­seres Lebens, einen bedeutenden We­senszug unserer, sich in voller Entwick­lung und Vervollkommnung befinden­den sozialistischen Demokratie bilden. Zwei weitere, zu den Hauptereignis­sen in unserem Notionalitätenwirken zählende Veranstaltungen waren die beiden Tagungen unseres Landesaus­schusses im März und Oktober sowie die Sitzungen der Ausschüsse für Kul­tur und Unterricht. A m 4. Oktober jährte sich zum 15. Male der Gründungstag des Deut­schen Verbandes, und zum 20. bzw. 21. Male das Beginnen der Kultur­arbeit unter den ungarländischen Deut­schen. Die Tragweite, die sich hieraus ergeben hat, ist von grösster Bedeu­tung für die politische und kulturelle Entwicklung unserer Nationalität. Wahrheitsgetreu, und ohne zu über­treiben, dürfen wir 1970 als ein sehr positives, fruchtbringendes Jahr be­zeichnen. Erwähnen wir nur kurz, dass während der vergangenen zwölf Mona­te unsere Partei und unser sozialisti­sches Vaterland ständig und voller Auf­merksamkeit bemüht waren, die An­sprüche jeder Nationalität, also auch der deutschsprachigen Bevölkerung nach Möglichkeit zu erfüllen. Es waren also Bemühungen um all das am Werke, was wertvoll und human in der rei­chen Tradition unserer Heimat ist, um das Eigenartige und gleichzeitig Ver­bindliche vieler alter und neuer Über­lieferungen : die zahlreichen Faktoren, die unser Dasein bestimmen. Dazu ge­hören unsere Kindergärten, unsere Schu­len, die Rundfunksendungen in deut­scher Sprache von Radio Pécs, die Tä­tigkeit des deutschsprachigen Wochen­blattes, der Neuen Zeitung, der Auf­schwung einer vielschichtigen Kultur­bewegung. Dazu gehört nicht zuletzt das allgemeine Bild unserer Heimat, in der wir unseren festen Platz haben, wo­mit der tagtägliohe Auftrag verbunden ist, leistungsreich zu leben und zu wir­ken und an der Gestaltung unseres neuen Seins nach Kräften teilzunehmen. U ber 1970 sprechend, dürfen wir mit Freude und einem gewissen Stolz feststellen, dass im Leben der Deut­schen in Ungarn hinsichtlich der Pflege der Muttersprache und der Entfaltung ihrer kulturellen Schätze ein gesteiger­tes Entwicklungstempo eingetreten ist. So erfuhren unsere seit 10, 15 oder 20 Jahren wirkenden Kulturgruppen, vor allem Csolnok, Hajós, Kecskéd, Mecsek­­nádasd, Nemesnádudvar, Pilisvörösvár, Sopron, Szigetújfalu, Városlöd einen höchsterfreulichen Fortschritt. Die Gruppen von Meeseknádasd und Pilis­vörösvár waren 1970 als „komitatsbeste Kulturgruppen” aus den Wettbewerben hervorgegangen, aber auch andere Gruppen stehen auf der Rangliste der „Besten”. Vor und im Laufe des Jah­res 1970 wurden neue Kulturgruppen und Gesangschöre in Etyek, Mány, Pa­­lotabozsok, Solymár, Töttös, Üjpetre, Véménd und in mehreren anderen Ge­meinden gegründet. Sie alle sind emsig bestrebt, die Kulturschätze der Deut­schen in Ungarn zu fördern und zu ver­breiten. 1970 waren wir bestrebt, unsere Kul­turarbeit durah neue, vorwärtsbringende Züge zu erweitern. Zu Ehren des 25. Jahrestages der Befreiung wurde ein li­terarisches Preisausschreiben veröffent­licht, das sich einer solch guten Beteili­gung erfreute, wie selbst wir es nicht vorauszusetzen vermochten. Mit Freu­de haben wir erfahren und feststellen können, dass auf dem Gebiete dieser Kunstgattung, deren vomehmliohes Ausdruoksmittel die Sprache ist, Ta­lente vorhanden sind, die glücklich er­fasst und ermutigt, die Fähigkeit be­sitzen, den Deutsanen m Ungarn, in der reichen Vielfalt ihrer individuellen Veranlagung und gesellschaftlichen Be­ziehungen, wenn auch bescheiden, aber trotzdem, in deutscher Sprache Lese­stoff zu bieten. Auch die Wettstreite für die schwä­bischen Musikkapellen (auf dem Bild oben sehen Sie die Blaskapelle aus Ba­barc) wurden zu Eheren der 25. Jah­reswende unserer Befreiung veranstal­tet. Die Blasorchester nahmen mit Dank und grosser Anerkennung zur Kenntnis, dass wir auf ihre Arbeit, auf ihre künstlerische Weiterentwicklung und selbstredend auf ihr Fortbestehen ent­schlossen Anspruch erheben. Das von seiten des Publikums bekundete grosse Interesse übertraf alle unsere Erwartun­gen. D as Leistungsniveau unserer künstle­rischen Ensembles war auch 1970 in ständigem Ansteigen begriffen. Einen ausgezeichneten Beweis dafür lie­ferte das Ende September in Sopron veranstaltete Erste Deutsche Tanzfesti­val. Die daran teilnehmenden Tanz­gruppen: Kecskéd, Meeseknádasd, Pilis­vörösvár, Sopron und Szigetújfalu über­raschten durch ihre hohen künstleri­schen Leistungen. Der Motivenreichtum und die Inhaltstiefe der aufgeführten Tänze stellten unter Beweis, wie reich die deutsche Nationalität an Tanzüber­lieferungen ist. Wir alle waren und sind sehr, sehr stolz auf unsere Tänze und Tänzer. Wir freuen uns, wenn das schwäbische Tanzfestival auch in Zu­kunft in jedem zweiten Jahr in Sopron abgehalten werden kann. Über den Austausch der Tanzgrup­pen zwischen Schkopau-Magdeburg und Pilisvörösvár-Mecseknádasd äusserte sich Heribert Reisenweber, Direktor des Kultur- und Informationszentrums der DDR in Budapest wie folgt: „Die Kul­turarbeit der Tanzgruppen ist schön und freudebringend. Durch die selbst­lose Tätigkeit, die die Mitglieder der Pilisvörösvárer und Mecseknádasder Volkstanzgruppen in ihrer Freizeit leisten, unterstützen sie die grossen Be­mühungen unserer beiden sozialisti­schen Länder und die Völkerver­ständigung. Diesbezüglich möchten wir unserer Hoffnung Ausdruck geben, dass wir auch 1971 unsere so gut be­gonnene Zusammenarbeit fortsetzen werden.” Selbstredend gehen wir mit obiger Äusserung Direktor Heribert Reisenwebers gerne einig. Auch 1970 zeigte unser Staat seine Wertschätzung und Würdigung für die Arbeit und Leistungen jener Schaffen­den, die die kulturpolitische Arbeit unter den Deutschsprachigen in Un­garn anleiten und lenken. A n dieser Stelle möchte ich auch allen gratulieren, die eine staat­liche Auszeichnung erhielten, György Gräber, Erika Áts, Géza Hambuch, Dr. Karl Vargha, Katharina D onovald, Theophil Rétfalvi, Stefan Brieber, Ni­kolaus Holzmann und Elly Kiss. In Würdigung hervorragender Verdienste und Leistungen für die Entwicklung und Vertiefung freundschaftlicher Be­ziehungen zwischen den Völkern wur­den der Generalsekretär des Deutschen Verbandes und Hochschuladjunkt Béla Szende von der Liga für Völkerfreund­schaft der DDR mit der Ehrennadel in Gold bzw. in Silber bedacht. Dies be­weist, dass die Tätigkeit unserer Kul­turschaffenden nicht nur im In-, sondern auch im Ausland Anerkennung und Würdigung findet. 1970 leisteten das Ministerium für Bildungswesen, die Neue Zeitung und der Deutsche Verband gesteigerte Hilfe bei der Gründung von deutschen Kin­dergärten und bei der Einführung des Muttersprachunterrichtes in weiteren Grundschulen. Und damit gelangen wir zu dem Themenkreis, der ab 1971 im Mittelpunkt unseres Interesses und un­serer Tätigkeit stehen wird, zur Er­haltung und Pflege unserer Mutter­sprache. I n dieser Absicht gemessen und brauchen wir die Hilfe und Un­terstützung der überwiegenden Mehr­heit der deutschen Eltern und aller Deutschlehrer und Kulturschaffenden. Es handelt sich hierbei um kein neues Thema in unserem Arbeitsplan, wohl aber um eine neue, gesteigerte Ar­beitsphase in dieser Hinsicht. In diesem Sinne wollen wir in Zukunft die Be­schäftigung mit der deutschen Sprache in den Kindergärten und in den Mutter­sprachunterricht erteilenden Schulen systematisch und auf langfristige Wirkung gestalten. Das zahlenmässige Anwachsen, das die deutschen Kinder­gärten und die Muttersprachunterricht erteilenden Grundschulen aufweisen, fordern von uns, alle Möglichkeiten auszunützen. Die Feststellung, dass die Zahl der Kindergärten und der Grund­schulen, in denen auch Deutschunter­richt erteilt wird, im Steigen begriffen ist, stellt uns vor die Aufgabe, be­sonderes Gewicht auf die Uberzeu­­gungs- und Werbungsarbeit der Eltern zu legen, dass sie für ihre Kinder den Deutschunterricht verlangen. S tändiges Interesse und besondere Aufmerksamkeit wollen wir in Zukunft der Kulturarbeit der Schulen widmen. Was die einzelnen Schulen auf dem Gebiet der Kulturarbeit leisten können, dafür können wir zu beher­zigende Beispiele anführen; wir nennen hier nur Hajós, Harta, Máriahalom, Meeseknádasd, Nemesnádudvar, Pécs, Pilisvörösvár, Sopron, Szigetszentmár­­ton, Gemeinden, in deren Schulen eine rege und erfolgreiche Kulturarbeit ge­leistet und so der Nachwuchs für die Erwachsenen-Kulturgruppen gesichert wird. Wenn heute die Mädchen und Jungen in diesem Schulen mit den alten Motiven des Volkstanzes, mit der Kunst des Musizierens, mit dem Laienspiel vertraut gemacht werden, so verdanken sie das ihren begeisterten Lehrerinnen und Lehrern, von denen wir beispiels­weise folgende erwähnen: die Lehre­rinnen Márta Czifra, Katharina Dono­raid, Margit Kelemen, Elvira Környei, Magdalena Lachegyi, Elisabeth Mezöfi, Susanne Pintér, Magdalena Schwalm, Helene Schwarzkopf, Katharina Szabó, weiter die Schuldirektoren Rudolf Gal­lai und Rudolf Ray, wie die Lehrer Anton Geng, Wilhelm Graf, Georg Hi­das, Laurenz Kerner, Simon Kishegyi, Peter Leipold, Johann Mandulás, Hein­rich Rajnai, Johann Schmidt, Theophil Rétfalvi, Johann Tarján und Johann Wagenhoff er. O hne Zweifel ist eine der wichtigsten Aufgaben der Deutschlehrer die Erziehung des Nachwuchses, die Aus­breitung der Kulturarbeit um auf diese Weise die Eltern und immer grössere Massen für die Pflege des althergebrächten Kulturgutes zu ge­winnen. Wir würdigen den Schwung und die Opferbereitschaft, mit denen diese Pädagogen sich in den Dienst dieser edlen Aufgabe stellen, alles zur Belebung und Förderung der Kultur­tätigkeit unternehmen und Beachtliches leisteten. Zur Belebung der Kulturarbeit und des kulturellen Kreislaufes planen das Ministerium für Bildungswesen und der Deutsche Verband, in Zusammenar­beit Wettbewerbe zu veranstalten, die die Erwachsenen, aber auch die Schü­ler zu einer viel erspriesslicheren kul­turellen Tätigkeit anregen. Z usammenfassend können wir fest­stellen, dass 1970 in der Wertungs­skala der Geschichte und der Nationali­tätenpolitik unserer Heimat als ein an wichtigen Ereignissen und auch Er­folgen reiches Jahr bezeichnet werden 'kann. Diese Feststellung nehmen wir gerne zum Anlass, um allen unseren lieben und geschätzten Kulturschaffen­den, Lehrern, Kindergärtnerinnen, Kul­turgruppenleitern und Mitgliedern für ihre keineswegs leichte Arbeit, die sie während des Jahres und bisher über­haupt geleistet haben, zu danken. Wir hoffen, dass sie dieser schönen Arbeit weiterhin treu bleiben und bitten auch fernerhin um ihre tatkräftige Unter­stützung und Hilfe. Mit diesen Gedanken entbieten un­seren lieben Lesern der Deutsche Verband und die Neue Zeitung die al­lerbesten Neujahrsgrüsse. Möge 1971 uns allen Gesundheit, Frieden, unver­minderte Schaffenskraft, Glück, Wohl­stand, persönliches Wohlergehen und gute Erfolge bringen. Dr. Friedrich Wild: Rückblick und Vorschau Unser Bild wurde auf der Jahresschlussfeier der Schule in Pilisszentiván geknipst, wo die Kinder von Lehrer Péter Hargita in ihrer Muttersprache unterwiesen wer­den y / - / / 9 Der gemischte Chor von Szalatnak trat im Laufe des Jahres 1970 öfters erfolgreich auf li/ff* wünschen allen unseren Lesern ein glückliches, friedvolles Neues Jahr!

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