Neue Zeitung, 1979 (23. évfolyam, 1-52. szám)

1979-01-05 / 1. szám

NEUE ZEITUNG XXIII. JAHRGANG, NUMMER 1 Press: 80 Fillér BUDAPEST, 5. JANUAR 1979 Wochenblatt des Demokratischen Verbandes der Ungarndeutschen W ir stehen — wenn diese NZ­­Nummer erscheint — auf der fünften der 365 Stufen des Jah­res 1979. Greifbar nah noch das alte Jahr, das neue hat kaum begonnen. Wir sind dabei, in der Familie, am Arbeitsplatz, die Aufgaben für dieses jüngste Kind der Geschichte zu for­mulieren. Treppen beginnen nicht im Boden­losen. Alles, was für uns im Kleinen und im Grossen 1979 zu tun ist, ba­siert auf den Ergebnissen bereits er­klommener Stufen. Diese unsere nicht geringen Ergebnisse müssen wir hoch achten, sie machten das bessere Le­ben, das wir haben, möglich. Unsere Rückschau paart sich aber auch mit einer gesunden Unzufriedenheit. Zwar haben wir von den uns für 1978 ge­stellten Zielen vieles erreicht, könnten jedoch von noch mehr berichten, hät­ten wir unsere Arbeit genauer auf­einander abgestimmt, mit den unse­ren Absichten und Zielen zuwiderlau­fenden ungünstigen Tendenzen und Prozessen der Weltwirtschaft bewusster kalkuliert. E ine ernste, tiefgreifende Bilanz der jüngsten Vergangenheit zog im letzten Monat des alten Jah­res das ZK der Ungarischen Sozialisti­schen Arbeiterpartei und setzte die Zeichen auch für die Aufgaben des neuen. Das Parlament, das den Staats­haushalt ’79 zum Gesetz erhob, be­kräftigte die Schlussfolgerungen des ZK. Demnach stieg die Produktion, was das Volumen anbelangt, den Plänen entsprechend und unser Lebensstan^ dard ist sogar etwas höher als geplant. Hierin verkörpern sich der tägliche Fleiss unseres Volkes, Werte, die wir unter in mancher Hinsicht ungünsti­gen wirtschaftlichen Verhältnissen schufen. Auf diese Ergebnisse kön­nen wir stolz sein. Doch das ZK ana­lysierte auch die Sorgen und Unzu­länglichkeiten, vor allem fasste es die Probleme der Gleichgewichtslage unse­rer Volkswirtschaft ins Auge. Die Qua­lität, das technische Niveau, die Wirt­schaftlichkeit und dementsprechend die Wettbewerbsfähigkeit der Produkte haben sich nämlich nicht im er­wünschten Masse erhöht. Der Anstieg der Produktion ging nicht mit der ent­sprechenden Modernisierung der Pro­duktionsstruktur einher. D ie Herstellung des Gleichgewichts ist Aufgabe auf lange Sicht. Wichtigstes Ziel des Volkswirt­schaftsplanes 1979 ist die Stabilisie­rung des Erreichten, zugleich müssen jedoch Qualität und Effektivität in erhöhtem Masse zur Geltung kommen, es muss die Basis für ein ausgegliche­nes Wachstum geschaffen werden. Das Jahr 1979 besitzt also hervorgehobene Bedeutung, es muss eine Entwicklung »•}{' Girrd qualitativer Veränderungen einleiten. Was dies für die einzelnen Produk­tionsstätten und Werkstätten des Gei­stes bedeutet, wird in schöpferischer Zu im snarbeit von Leitung und Werktätigen zu erarbeiten sein. Es gibt also für einen jeden von uns zu tun. Nun ist freilich Arbeit und Schöpfer­tum seit Menschheitsgedenken mit Kraftanstrengungen verbunden. Seit Menschheitsgedenken kennen wir Er­denbürger aber auch das befriedigen­de Glück wohlgetaner Arbeit und der Freude am Geschaffenen. So habe wir trotz aller Schwierig­keiten guten Grund, den sich noch vor uns türmenden 360 Stufen optimistisch entgegenzublicken. Wir haben in den letzten dreissig Jahren unsere Welt von grundauf verändert, auch das hat Mühe und Schweiss gekostet. Die ver­änderte Welt hat aber auch uns nach ihrem Antlitz geprägt. Wir schufen neue Traditionen, Verhaltensformen, neue befolgenswerte Bräuche. Ver­schafften der guten Arbeit, der Quali­tät des Arbeitsstückes und der Quali­tät der Lebensform, dem Schutz der geschaffenen Werte, der sich in Taten umsetzenden Verantwortung für die Mitmenschen gesellschaftlichen Rang. Die neuen Traditionen wurzeln in un­serer bisherigen politischen, kulturel­len und geistigen Entwicklung, im si­cheren Gefühl des schaffenden Men­schen, dass diese Ordnung seine Ord­nung sei. Dazu gehört auch, dass wir uns — wie selbstverständlich — Ge­danken machen über den gesellschaft­lichen Nutzen unserer eigenen Arbeit, der eigenen Lebensführung. Es sind sozialistische Traditionen, die Ener­gien mobilisieren. W er die Arbeit liebt, am Verändern seiner Umgebung Freude emp­findet r— sei es bei der Herstel­lung eines Werkstücks, dem Entwer­fen eines Bauplanes oder beim öffnen des Geistes von Menschenknospen —, wird die sehr einfa^g.-gigftfrúijg ■&; oSÍ*re5 19TS Wohl verstehen: Wir kön­nen nur geniessen, was wir geschaf­fen haben, nur verbrauchen, was wir erwirtschafteten und nur auf die Qua­lität Anspruch erheben, die wir pro­duzieren. Also fordert von uns 1979 Zielstrebigkeit, Disziplin, das Mitgehen mit der Gemeinschaft und ihren schöpferischen Kräften. Kraft unserer Arbeit bestimmen wir mit, wie unser Volk, unsere Kinder und Kindeskinder auf den höheren Stufen unserer Ge­schichte leben werden. Auf der fünften Stufe des Jahres Dem Muttersprachunterricht auf der Spur In Tax lernen 376 Kinder deutsch „Jetzt folgt ein Spiel mit Wörtern. Wer möchte mitmachen?” Viele Kin­der melden sich. Die Lehrerin, Frau Katharina Szabó, wählt drei aus. Sie stellen sich ans Ende der Bankreihe. Ich wohne einer Deutschstunde der Klasse 5/a in der Grundschule in Tax/ Taksony, Komitat Pest, bei. Nun das Spiel: Die Lehrerin fragt Worte in ungarisch, wer richtig — deutsch ant­wortet, kann einen Schritt vorwärts kommen. Gabi Feil meldet sich zum ersten Male, sie kann antworten genau wie Bea Bálint. Sie erreicht dann als erste das Katheder und erhält eine Fünf. Nun öffnen die Kinder ihre Übungs­hefte. Sie müssen aufgrund des Lese­stücks „Am Radio” Fragesätzte stellen. Andreas Lindwurm: „Sprechen die Leute in Österreich deutsch?” fragt er und schreibt die Frage an die Tafel; die Schüler in ihre Hefte. In der ganzen Stunde wird nur deutsch ge­sprochen. Zur Entspannung folgt auch ein Lied. Es klingelt, die Kinder ver­abschieden sich, denn jetzt nehmen die Schüler der Klasse 5/b das Kabinett in Besitz. „Das ist hier unser Deutsch-Klassen­zimmer”, erklärt mir Deutschlehrerin und Komitatsfachinspektorin für Deutsch. Frau Katharina Szabó. „Wir haben die grammatischen Tafeln selbst hergestellt. Hier werden alle deutsch­sprachigen Bücher, Schallplatten und eine kleine Sammlung alter schwäbi­scher Gebrauchsgegenstände aufbe­wahrt. In unserer Schule nehmen 376 von den insgesamt 644 Schülern am Muttersprachunterricht teil. Die Deutschstunden wurden in den Stun­denplan eingebaut. Die Kinder sind trotzdem belastet, weil unsere Schule sehr alt ist und sich in den letzten Jahren als eng erwies. Zur Zeit be­findet sich der neue Flügel mit vier Klassenzimmern im Bau. Dies wird vor­übergehend unsere Sorgen lösen.” In Tax unterrichten sechs Pädagogen die deutsche Sprache. Nicht jede Schu­le ist in einer so günstigen Lage: (Fortsetzung auf Seite 2) Deutschlehrerin, Frau Szabó: „Wer meldet sich zum Wortspiel?” (OOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOO-ooooooooooooooooooo^^^ AUS DEM INHALT: Reisebericht aus Hermannstadt: Seite 3 * Betreffs „Unser Bildschirm”: Seite 2 Vielseitiges Repertoire der Sankt- Martiner beim letzten Gastspiel: Seite 5 * 60 Jahre kommunitische Jugend­bewegung in Ungarn: Seite 6 Zeit und Ländergrenzen über­brückend...: Seite 6 * Wo das schwarze Gold geschürft wurde: Seite 7 %>(><><>O^X>00<>0<>0-0-00-0-00-0-0-00<X>00<>0-00<>0-00-00-00<>-0-00-00-0-0^>00-00-0-0-0-0-0-00 Ein besonderes Geburtstagsgeschenk: Seite 4 J ubiläumsausstellung im Petschwarer Kultur­zentrum: Seite 5 * OO-OOOCHXK/ Der erste Schwabenball Die Stimmung war prima „Der Stadtausschuss der Patrioti­schen Volksfront und die Direktion der Konsumgenossenschaft von Domb­óvár veranstalten am 9. Dezember 1978 den ersten Bezirksscnwabenbau i?, Gaststätte Hotel Dombóvár, zu dem Sie herzlichst erwartet werden. Viel Spass und gute Unterhaltung!” Diese zweisprachige Einladung war besonders erfreulich, auch wenn ein Schwabenball ausserhalb der Fa­schingszeit etwas Ungewöhnliches ist. In der Umgebung und in Dombóvár selbst leben viele Schwaben — in den letzten Jahren zogen ja viele ungarn­deutsche Familien in die Stadt. Dieser erste Schwabenball sollte nun eine Art „Test” sein. Und der Versuch glückte vollauf. Zwar war die Gast­stätte um halb acht noch beängsti­gend leer, doch im Laufe des Abendes wurden alle Plätze besetzt und „die Stimmung war prima”, wie Josef Bíró aus Kurd bemerkte. Daran hatte die Musik von Nagyhajmás unter der Lei­tung von Anton Schvab wesentlichen Anteil. Fast pausenlos spielten die Blä­ser zur Freude der etwa 200 Gäste, tr-s is der Stadt, aus Kurd, Csikóstöt­­*J-, Hőgyész, sogar aus Fünfkirchen gekommen waren, um sich zu unter­halten. Cheforganisator des Balles, Stefan Zarth, Abteilungsleiter der Konsumge­nossenschaft, konnte zufrieden sein: „Wir haben uns vorgenommen, hier in Dombóvár jedes Jahr einen Schwaben­ball zu veranstalten. Das ist gut für die Konsumgenossenschaft und auch gut für die Gäste.” Dem pflichtete auch der städtische Volksfrontvorsitzende, Ferenc Bánfai, bei. Und wenn in einigen Monaten das städtische Kulturzentrum fertig­gestellt wird, kann man dann auch dort verschiedene kulturelle Veranstal­tungen für die Ungamdeutschen ab­wickeln — eine Kulturrundreise bei­spielsweise würde man sehr begrüssen. Der erste Schritt ist nun getan. Nationalitätenschau im Bezirk Ráckeve „Auf Wiedersehen im nächsten Jahr!” mit diesen Worten ging die letzte Na­tionalitätenschau der Volkstanzgruppen 1978 im Bezirk Ráckeve zu Ende. Ini­tiator und Veranstalter der Schau war das Kulturzentrum der Csepel-Auto­­werke, das vor kurzem zum Bezirks­kulturzentrum für Methodik ernannt wurde. Sieben Tanzgruppen, vier deutsche, zwei südslawische und eine ungarische — sie alle brachten die besten Tänze aus ihrem Repertoire mit — sorgten für Stimmung und gute Laune im über­füllten Saal des Kulturzentrums. Diese Veranstaltung verdiente umso mehr Aufmerksamkeit — war sie doch nach langer Zeit wieder die erste sol­che grossangelegte im Bezirk Rác­keve —, da sie den Teilnehmern gute Gelegenheit bot, Erfahrungen und Er­folge zu sammeln. Eingeladen wurde auch Maria Keszler, Mitarbeiterin im Institut für Volksbildung, die die Mög­lichkeit nutzte, die Gruppen fach­lich in ihrer weiteren Arbeit zu be­raten, ihre Darbietungen auszuwerten. Die meisten Tanzensembles sind noch relativ jung, deshalb wenig bekannt: so tanzen die Mitglieder aus Duna­­haraszti erst seit 1975, die aus Taksony — beide Gruppen unter Leitung von Josef Gyurján — seit fünf Jahren und die aus Sankt-Martin/Szigetszentmár­­ton — geleitet vom Ehepaar Nagy — seit 1970. Die älteste deutsche Tanz­gruppe auf dieser Veranstaltung war die aus Szigetújfalu, deren Leiterin Frau Eva Kovács ist. Auf dem Programm standen unter anderem die „Kreuzpolka” getanzt von Dunaharaszti; der „Müllertanz” und die „Ödenburger Tänze”, in der Dar­bietung der Gruppe aus Taksony; der „Ceglédberceler Springer” und die „Tänze aus Baranya”, vorgetragen von den Sankt-Martinern. Das Team aus Szigetújfalu brachte zwei lustigen Pol­kas mit, die im Dorf beheimatet sind. Teilnehmern wie Veranstaltern sind leider auch einige Pannen unterlau­fen, so hätten die Organisatoren mehr darauf acht geben müssen, die Leiter der Tanzgruppen und die Choreogra­phen namentlich zu nennen sowie die Gruppen dem Publikum kurz vorzu­stellen. „Die Ensembles müssen in der Zu­kunft mehr Wert auf die Musikbeglei­tung legen”, betonte Maria Keszler in ihrer Auswertung, „denn die einfache Klavierbegleitung liess vieles von der Gesamtwirkung verlorengehen.” Doch das Fehlen guter Begleitmusik wurde durch Elan, Begeisterung und Freude der Tänzer voll ausgeglichen. „Eine Schau solcher relativ junger und unerfahrener Gruppen ist sehr be­­grüssenswert, denn alle verfügen über grosse Reserven und sind vollauf ent­wicklungsfähig. Der erste Schritt ist nun auch im Bezirk Ráckeve wieder getan worden und wir freuen uns auf die versprochene Fortsetzung im kom­menden Jahr”, schloss Maria Keszler.

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