Neue Zeitung, 1983 (27. évfolyam, 1-53. szám)
1983-01-01 / 1. szám
Neue Zeitung WOCHENBLATT DES DEMOKRATISCHEN VERBANDES DER ÜNBARNDEHTSCHEN 27. Jahrgang, Nr. 1 Preis: 1,40 Ft Budapest, 1. Januar 1983 Claus Klotz: Kongressjahr 1983 Mir wurde'erst nach der Sitzung des Landesrates, nachdem ich den Arbeitsplan unseres Verbandes nochmal gründlich durchblätterte, eigentlich so richtig klar, daß wir in diesem Jahr unseren 6. Verbandskongreß abhalten. Dieser Umstand gibt mehr denn je Anlaß zum Rückblick, zum Nachsinnen über das seit dem m Jahre 1978 abgehaltenen 5. Kongreß Geleistete, gleichzeitig aber auch zum erneuten Durchdenken mancher Grundsätze unserer Verbandsarbeit, die sicherlich auch unsere zukünftigen Vorhaben mitprägen werden. Im bereits erwähnten und von unserem Landesrat gutgeheißenen Plan des Verbandes wird dieser Gedanke unter den Hauptaufgaben folgendermaßen formuliert: „Eingehende, detaillierte Analyse der Verbandsarbeit aufgrund der Beschlüsse des letzten Verbandskongresses sowie Bericht über die Lage der Ungarndeutschen im Spiegel der nationalitätenpolitischen Beschlüsse der US AP und der diesbezüglichen staatlichen Maßnahmen“ einerseits, andererseits „Pestlegung der Hauptaufgaben, wichtigsten Zielsetzungen des Verbandes der Ungarndeutschen für die kommenden fünf Jahre, im Einklang mit der Nationalitätenpolitik der USAP“. Es ist nicht meine, sondern Aufgabe der Körperschaften des Verbandes, zu diesen Zielsetzungen Detailliertes auszusagen; meine Betrachtungen knüpfen dort an, was bereits in den beiden wichtigsten Verbandsdokumenten des Jahres (Rechenschaftsbericht, Arbeitsplan) festgehalten wurde. Ich halte es für selbstverständlich, daß bei unseren Plänen für das Jahr 1983 die würdige Vorbereitung und Abhaltung der nahenden Landesberatung den größten Platz einnimmt. Vorstand, Landesrat, Fachausschüsse, Sektionen widmen ihre Arbeit, ihre Sitzungen diesem für das Ungarndeutschtum zweifelsohne wichtigsten Ereignis im Jahr 1983. Wir würden aber den Planern der Verbandsarbeit Unrecht tun, erwähnten wir nicht, daß die grundlegenden laufenden Aufgaben nach wie vor berücksichtigt worden sind. Stand und steht die Verbandsarbeit seit langer Zeit im Zeichen der Kontinuität in der Verwirklichung wohldurchdachter Zielsetzungen, so beweist der Arbeitsplan für das Kongreßjahr einmal mehr, daß diese Kontinuität auch für die kommende Zeit beibehalten werden soll. Hier ist gleich die Frage des Muttersprachunterrichtes. Wie Anton Reger in seinem Rückblick in der Weihnachtsnummer der „Neuen Zeitung“ kein Blatt vor den Mund nehmend, feststellte, daß wir gerade auf diesem für das Fortbestehen unserer Volksgruppe so wichtigen Gebiet der nationalitätenpolitischen Praxis nicht die erwünschten Ergebnisse erzielten, so stellt der Arbeitsplan genauso offen und verantwortungsbewußt fest: „Der Verband soll auch weiterhin“, also kontinuierlich, „seinem wichtigsten unterrichtspolitischen Ziel, der Einführung des zweisprachigen Unterrichtes in Kindergärten und Grundschule, nachgehen. Noch vor dem Kongreß soll geklärt werden, welche von uns vorgeschlagenen Ortschaften für dieses Vorhaben im Schuljahr 1983/84 vorgesehen sind.“ Hinzugefügt wird, „die bereits errungene Zweisprachigkeit in der Grundschule von BohljBóly mit allen Verbandsmitteln zu stärken, die Schule selbst zu unterstützen ist auch für unsere diesbezüglichen weiteren Pläne von größter Wichtigkeit“. Das ist ein klares Wort. Um noch eindeutiger zu werden, zählt der Verbandsarbeitsplan auch diejenigen Ortschaften auf, die für den zweisprachigen Unterricht von ihm vorgeschlagen worden sind. Sie sollen das erste Mal, seit wir dieses Thema in unserem Blatt aufgeworfen haben, auch hier stehen: Nadasch/Mecseknádasd, Fünfkirchen/ Pécs, Wieland/Villány im Komitat Baranya; Hartau/Harta, Nadwar/ Nemesnádudvar, Tschasartet/Császártöltés, Frankenstadt/Baja im Komi tat Bács-Kiskun; Ödenburg/ Sopron im Komitat Raab-Ödenburg/Győr-Sopron; Moor/Mór im Komitat Weißenburg/Fejör; Schemling/Vértessomló, Tscholnok/Csolnok im Komitat Komorn/Komárom; W erischwar/Pilis vörös vár, Bogdan / Dunabogdány im Komitat Pest ; Jink/Gyönk, Grofimanok/Nagymányok, Bonnhard/Bonyhád im Komitat Tolnau; Güns/Kőszeg im Komitat Eisenburg/Vas; Herend im Komitat Wesprim/Veszprém; Budapest (Schulkomplex). Natürlich kann hier nur stufenweise, nach der Schaffung der zum zweisprachigen Unterricht nötigen Voraussetzungen, vorangegangen werden. Es steht jedoch außer Zweifel, daß in den kommenden Jahren mehr dafür getan werden soll als bisher. Freilich befürwortet der Verband nach wie vor auch das Heben des Niveaus des Unterrichtes in Kindergärten und Schulen mit Muttersprachstunden. Gerade deshalb, weil dieser Unterrichtstyp das Erlernen der Muttersprache auf einer erforderlichen Ebene zur Zeit nicht gewährleisten kann, will der Verband die in diesen Einrichtungen geleistete außerunterrichtliche kulturelle Tätigkeit verstärkt fördern. Nicht anders als auf dem Gebiet des Muttersprachunterrichtes wird die Kulturarbeit des Verbandes den bisherigen Grundsätzen gemäß fortgesetzt, d. h., daß der Verband die ungarndeutsche Kultur als ein komplexes Phänomen auffaßt und seine diesbezügliche Tätigkeit auch in Zukunft danach richten wird. Das bekräftigen auch die im Arbeitsplan konkret festgelegten kulturellen Aufgaben, von denen hier nur einige der wichtigsten genannt werden sollen. So kommt es 1983 zum 4. Ungarndeutschen Bläser treffen, diesmal in Bonnhard/Bonyhád, und traditionsgemäß werden die Seminare für Tanzgruppenleiter sowie Volkskundler abgehalten. Aber auch die neuen Betätigungsformen wie bildende Kunst und Puppentheater kommen zu Wort. Für die Sektion der bildenden Künstler sind wieder mehrere Ausstellungen und die Wiederholung der erfolgreichen Ungarndeutschen Künstlerkolonie, für das Puppentheater des Janus-Pannonius- Gymnasiums eine Rundreise geplant. Freilich soll auch die Szekszárder deutsche Bühne, deren Wirken als erster Schritt für ein ungarndeutsches Theater betrachtet werden kann, vom Verband voll unterstützt werden. Trotz des Kongreßjahres, wo die Kräfte für die Vorbereitung und Abwicklung des Kongresses doch ziemlich stark in Anspruch genommen werden, kann man im Arbeitsplan auch neue kulturelle Vorhaben entdecken. So wird 1983 vom Zentralkomitee des Kommunistischen Jugendverbandes in Zusammenarbeit mit den Natiönalitätenverbänden ein kulturelles Landestreffen der Nationalitätenjugend veranstaltet. Auch die im Kultur- und Informationszentrum der DDR in Budapest für Januar-Februar vorgesehene gemeinsame Veranstaltungsreihe unter dem Motto „Die Ungarndeutschen heute“ verdient unsere Aufmerksamkeit: Volkskundeausstellung des Totiser Ungarndeutschen Landesmuseums, Ausstellung der Künstler Stefan Nyergesi und Ladislaus Vizur, ein nationalitätenpolitisches Forum mit leitenden Vertretern unseres Verbandes, ungarndeutscher Musikabend, Filmvortrag mit Kostproben aus dem Programm der Schorokscharer Tanzgruppe über den ungarndeutschen Volkstanz, ungarndeutscher Literaturabend, Werkstattgespräche mit ungarndeutschen Autoren, ein Abend mit den Redakteuren unserer ungarndeutschen Medien sind alles Programme, die im Rahmen dieser Veranstaltungsreihe das Ungarndeutschtum auch den Budapestem plastisch vorstellen sollen. Es wird einem bereits von dieser flüchtigen Aufzählung einiger Aufgaben aus dem Arbeitsplan 1983 schwindlig, dabei wird dem ungarndeutschen Presse- und Verlagswesen, der Förderung der ungarndeutschen Literatur und Wissenschaft, der Zusammenarbeit mit anderen Organen und Institutionen keinesfalls weniger Aufmerksamkeit geschenkt. Uns stehen also arbeitsreiche zwölf Monate bevor, zu denen ich allen unseren Verbandsaktivisten und lieben Lesern die allerbesten Neujahrsgrüße mit einem Goethe- Wort entbieten möchte: „Ein neues Jahr hat neue Pflichten, ein neuer Morgen ruft zu frischer Tat. So wünsche ich ein fröhliches Verrichten und Mut und Kraft zur Arbeit früh und spat.“ AUS DEM INHALT Zum Muttersprachunterricht Körpernahe Begegnung in der Baranya mit’m Hirsch Seite 3 Seite 3 Hallo Studio — Hallo Hörer! Seite 3 Liawa Freund Wastl! Das Jahr 1982 in Bildern Seite 4/5 Seite 7 Deutsch lernen, ohne im Abschied von einem Ausland gewesen zu sein denkwürdigen Jahr Seite 6 Seite 2 ^Vorstand und Landesrat berieten Géza Hambuch neuer Generalsekretär des Verbandes Es gab Wichtiges zu besprechen, über Wichtiges abzustimmen, als am 17. Dezember zunächst der Vorstand des Demokratischen Verbandes der Ungarndeutschen und dann der Landesrat zu einer Sitzung zusammentraten. Im Vorstand ging es um den deutschsprachigen Unterricht, im Landesrat um den Rechenschaftsbericht 1982 und den Arbeitsplan 1983. Doch der dritte Tagesordnungspunkt im Landesrat brachte diesmal die meiste Spannung mit sich : Er hieß personelle Fragen, und das bedeutete, daß ein neuer Generalsekretär an die Spitze des deutschen Verbandes gewählt werden sollte. Der neue Generalsekretär des Demokratischen Verbandes der Ungarndeutschen, Géza Hambuch, ist am 24. November 1931 in MutschingjMucsi in der Tolnau geboren. In der Bauernfamilie, in der er mit seiner Schwester (heute Näherin) und seinem Bruder ( Rundfun kredakteur ) aufgewach sen ist, begegnete er früh der harten Arbeit, aber auch der Menschlichkeit. Beides prägte in ihm einen unverkennbaren Gemeinschaftssinn. Der Diplom-Deutschlehrer absolvierte 1956 die Universität Loránd Eötvös (ELTE) in Budapest. Anschließend unterrichtete er im Fünfkirchener Gymnasium Lajos Nagy und war Mitgestalter der deutschsprachigen Sendung von Studio Fünfkirchen. Nach dieser Tätigkeit in der Baranya kam er 1957 nach Budapest zur Neuen Zeitung. Bis 1970 war er als Mitarbeiter, Ressortleiter, Sitzredakteur, Chefredakteur und dann wieder als Ressortleiter bei der NZ tätig. Von 1970 bis zu seiner Wahl zum Generalsekretär des Verbandes arbeitete er bei der deutsch- und englischsprachigen Tageszeitung Neueste Nachrichten\Daily News, wo er zuletzt stellvertretender Chefredakteur war. Schon als Student beteiligte er sich an ungarndeutscher Kulturarbeit und war seit 1957 einer der bekanntesten Mitstreiter des deutschen Verbandes, dessen Vizepräsident er 1973 wurde. Als Gestalter der Gruß-und-Kuß-Sendungen von Radio Budapest darf er sich einer großen Popularität erfreuen. Géza Hambuch hat einen Sohn und zwei Töchter, seine Frau ist Bibliothekarin, und seine Mutter lebt heute noch in Mutsching als LPG-Rentnerin. Seine Rücktrittsabsicht hatte Generalsekretär Anton Reger bereits auf der Vorstandssitzung im November erklärt. Dieses Gremium nominierte damals nach ausführlicher Diskussion und nach einer geheimen Abstimmung zwei Kandidaten: Géza Hambuch, stellvertretender Chefredakteur der zweisprachigen Tageszeitung Neueste Nachrichten/Daily News, stellvertretender Vorsitzender des Verbandes, und Claus Klotz, Sekretär des Demokratischen Verbandes der Ungarndeutschen. An der Sitzung des Landesrates beteiligten sich 71 Mitglieder mit Stimmrecht. Nachdem Antoii Reger seinen Rücktritt begründete („Ein solches Amt verbraucht den Menschen, mir drohten die Gefahren der Routinearbeit, und das will ich nicht. Ich stelle mein Amt einer frischen Kraft zur Verfügung.“), wurden die zwei Kandidaten vorgestellt. In der durchaus demokratischen, geheim abgelaufenen Wahl erhielt Géza Hambuch von den 71 Stimmen 49. Auszeichnung für Anton Reger Gratulationen durfte aber nicht nur der neue, sondern auch der alte Generalsekretär entgegennehmen, denn die stellvertretende Ministerin für Bildungswesen hielt eine Überraschung parat: Frau Dr. Mária Hanga überreichte Anton Reger die Auszeichnung des Präsidialrates der Ungarischen Volksrepublik, den Arbeitsverdienstorden in Gold. Gerührt bedankte sich der Ausgezeichnete für den Orden und für die Unterstützung, die ihm von Partei, Ministerium, Volksfront und nicht zuletzt den Kollegen und Verbandsaktivs zuteil wurde. Anton Reger versprach, auch weiterhin aktiv an der Verwirklichung nationalitätenpolitischer Aufgaben mitzuwirken. Sein neuer Arbeitsplatz wird der alte sein: Hauptabteilung Auslandssendungen des Üngarischen Rundfunks. Géza Hambuch bedankte sich nach seiner Wahl für das Vertrauen und sagte u.a.: „... mit den Kongreßbeschlüssen haben wir auch ein klares Programm. Hinzu kommen die Partei- und Regierungsbeschlüsse sowie die einschlägigen Bestimmungen der Verfassung. Der Rahmen für unsere Tätigkeit ist also ziemlich genau und deutlich abgesteckt. Ünd in diesen Rahmen passen auch eigentlich alle meine Vorstellungen.“ Zu Géza Hambuchs ersten Gratulanten gehörte auch Claus Klotz, der beteuerte, daß er als Verbandssekretär „nach wie vor mit bestem Gewissen und allen Kräften der Sache des Ungarndeutschtums dienen möchte und werde.“ (Die Rede des neuen Generalsekretärs sowie weiteres über die Sitzung des Landesrates lesen Sie in unserer nächsten Nummer.) - pi - Allen unseren Lesern wünschen wir ein glückliches, erfolgreiches neues Jahr!