Neue Zeitung, 1985 (29. évfolyam, 1-52. szám)
1985-01-05 / 1. szám
NEUE ZEITUNG Unser Kindergarten (Gibt es noch Aufgaben der Patriotischen Volksfront in den Kleindörfern?) In der Nr. 15 der Neuen Zeitung konnten wir das Schreiben „Unsere Schule“ lesen. Mit etwas Gewissensbissen gingen wir täglich am Gebäude vorbei, das uns einst so vertraut und teuer war. Jetzt steht ein herrliches Gebäude hier und wartet auf die Kinder. Doch möchte ich der Reihe nach berichten. Vor zwanzig Jahren wurde das letzte Strohdachhaus unseres Dorfes umgebaut. Es wäre an sich ja nicht so bedeutend, denn es gab ja zuvor über zwanzig davon, und auch in anderen Ortschaften wurden die Strohdachhäuser umgeändert. Aber als der Eigentümer beim Gemeinderat um Erlaubnis bat, sagte man ihm: „Zum Wohnungsbau gibt es in diesem Dorf keine Erlaubnis mehr. Es ist nämlich zum Zurückentwickeln, zum Verkümmern verurteilt. Dieses Dorf hat keine Zukunft mehr, sondern nur eine Vergangenheit. Wenn Sie aber doch bauen wollen, dann bitte, bauen Sie in Schömberg oder Mohatsch.“ Wir konnten nicht verstehen, warum unser Geburtsort, wo ein so rascher Aufstieg begonnen hat, zum Zurückentwickeln verurteilt wurde. In den vorangegangenen zehn Jahren hatten wir fast ein neues Dorf gebaut. Es war viel schöner als zuvor. Auch hatten wir unsere schöne Sprache wieder, die uns so lieb und teuer war, und die wir an unsere Kinder Weitergaben. Wir stellten uns die Frage: Ist denn unsere Heimat so reich, daß man uns in die Stadt wünscht ? Gibt es in den Städten keine Wohnungsprobleme? Was wird mit den schönen Obstbäumen geschehen ? Kurze Zeit später aber brachte die Komitatszeitung die Nachricht, daß die Einwohner Gyűrűfű, eine Kleingemeinde in der Baranya, verlassen haben. Ein Dorf starb aus. Ein Dorf, wo sich jahrhundertelang Menschen glücklich und geborgen fühlten. Also der „erste Erfolg“. Sollte dies das Schicksal aller Kleindörfer werden ? Wir hielten es für unmöglich. Doch Gyűrűfű war eine Warnung. So man die sagten: Wenn man die kleinen Bächlein nicht instandhält, stört man auch die Flüsse und Ströme. Das Zurückentwicklen der Kleindörfer wird sich auf das Gedeihen des Landes schädlich auswirken. Viele Familien aber verloren das Vertrauen und sagten dem Geburtsort Lebewohl. Da es in der Mehrzahl jüngere Menschen waren, wurde der sowieso nicht allzureiche Kindersegen noch schwächer. Die Fortgezogenen aber kamen sehr viel auf Besuch, um ihr Heimweh zu lindern, da sie sich in der neuen Umwelt lange fremd fühlten. Die Entwicklung blieb aber bei uns doch nicht stehen. In kurzer Zeit bekamen alle Kleindörfer eine Verbindungsstraße. In Schömberg baute man eine neue Schule, die Kinder wurden dahin gebracht. Das alte Schulgebäude im Heimatdorf aber wurde seinem Schicksal und dem langsamen Verfall überlassen. Im Januar 1984 brach dann eine schon lange Jahre nicht erlebte furchtbare Witterung heran. Der Wind wehte mehrere Meter hohe Schneehindernisse auf die Straße. Unser Dorf wurde von der Außenwelt abgeschnitten. Verzweifelt warteten die Heimgebliebenen auf ihre Angehörigen, um die Kinder fürchtete man sich am meisten. Die LPG stellte Kettenschrauben zur Verfügung, welche über das Ackerfeld die Kinder nach Hause brachten, und die Gemeinde versorgten. Wie bereits in der Nr. 15 der Neuen Zeitung zu lesen war, wurde im Februar von der Volksfront eine Dorfversammlung einberufen, wo die Bevölkerung und der Gemeinderat sich vereinbarten, mit gemeinsamer Kraft im alten Schulgebäude einen neuen Kindergarten zu errichten. Unsere örtliche Volksfrontsekreterin, die 29jährige Eva Reiter, die selbst Mutter von zwei kleinen Kindern ist, vertrat die Meinung, daß beinahe alle Dorfbewohner gerne einige Tage bei der Umgestaltung des Schulgebäudes mithelfen werden. Sie versprach, daß sie alle jungen Eltern dann rufen wird, wann man sie am notwendigsten braucht. Als dann endlich die Brigade des Gemeinderates mit der Arbeit begann, meldeten sich schon die Dorfbewohner zur freiwilligen Arbeit. Neben den von Frau Eva Reiter organisierten jungen Vätern und Müttern erschienen auch die Großeltern, die alle einst diese Schule besuchten, um sich an der Umgestaltung des Gebäudes zu beteiligen. Das runzlige Gesicht von „Mutter Schule“ wurde glatt und empfing am 10. Dezember wieder ihre Kinder. An der Eröffnung nahmen sehr viele Dorfbewohner teil. Sie wollten alle dabei sein und sich mit den Kindern freuen. Bei der Eröffnung sollte uns aber noch eine Überraschung beschert sein. Im Namen der örtlichen LPG schenkte Josef Gasler den Kindern einen Fernseher und viel Spielzeug. Ratsvorsitzender Gyula Dombai übergab das Gebäude seiner Bestimmung. Die Kinder bedankten sich mit einem sehr schönen Programm. Großen Applaus erntete der Tanz „Die Tiroler sind lustig, die Tiroler sind froh“ sowie „Fuchs, du hast die Gans gestohlen“. Ja, wenn die Kinder zu Hause Deutsch lernen, im Kindergarten beim Spielen sich in unserer Sprache ausdrticken, dann, und nur dann wird es in der Schule und auch später im Leben weniger Probleme mit der Muttersprache geben. Ich aber bin zu der Überzeugung gelangt, daß es noch für die Volksfront Aufgaben gibt in den Kleindörfern. Franz Siebert Ketsdiinge/Görcsönydoboka (Fortsetzung von S. 1) sowie seit 30 Jahren eine ungarndeutsche Kulturgruppe. Die Großgemeinde mit beträchtlicher deutscher Einwohnerschaft könnte zu einem Zentrum für die Sprach- und Kulturpflege entfaltet werden. In FünfkirchenlPécs suchten der Verbandsvorsitzende Dr. Béla Szende, der Generalsekretär und der Sekretär den ersten Sekretär János Lukács und den Sekretär József Rajnai des Komitatsausschusses Branau/Baranya der USAP sowie den Vorsitzenden des Stadtrates Zoltán Piti auf. Gesprächsthemen waren außer der Zusammenarbeit, die positiv eingeschätzt wurde, die Schaffung besserer Bedingungen für den Deutschunterricht und für die in Fünfkirchen wirkenden zwei Deutschklubs. In der neuen modernen Grundschule im Stadtinneren soll in acht Klassen der zweisprachige Unterricht und in weiteren acht Klassen der erweiterte Deutschunterricht eingeführt werden. Bei der Einschulung kommen Kinder aus der Stadt und aus der nächsten Umgebung in Frage. Der Bau eines Schülerwohnheimes ist nicht geplant. Für die Kosten, die bei der Realisierung dieses Planes anfallen (z. B. Lehrerplanstellen, Wohnungen) kommt der Stadtrat auf. An der Grundschule ist übrigens im Herbst der Deutschunterricht (wöchentlich drei Stunden) eingeführt worden. Das Interesse dafür hat alle Erwartungen übertroffen. Die Verbandsleiter wohnten einer Deutschstunde bei, die die begeisterte junge Lehrerin Erika Hesz (sie absolviert im Fernstudium die Hochschule in Frankenstadt/Baja) für 14 ABC-Schützen hielt. Die Kinder, die größtenteils erst seit einigen Monaten Deutsch lernen, haben sich bereits erstaunlich umfangreiche Sprachkenntnisse angeeignet. Sie finden merklich viel Spaß am Deutschunterricht. Erika Hesz, die andere Deutschlehrerin Frau Vargha Eva Path, die Schuldirektorin Frau J. Dobribdn und der stellvertretende Direktor Andreas Auth sprachen vom großen Interesse für den zweisprachigen Unterricht und den erweiterten Deutschunterricht und tragen sich mit dem Gedanken, bereits im nächsten Schuljahr — auch ohne vorerst nicht vorhandene entsprechende Lehrbücher — Versuche mit den effektiveren Formen des Deutschunterrichts zu unternehmen. Ebenfalls in der Fünfkirchner Innenstadt soll ein dreigeschossiges Gebäude renoviert werden-, in dem auch die beiden Deutschklubs (Erwachsene und Jugendliche) eine ständige Heimstatt finden würden. Den größeren Teil der Renovierui •kosten bringt der Stadtrat auf, allerdings auch mit zentraler terstützung sowie mit der Hilfe Genossenschaften, Staatsgüt Gruben und Fabriken rechnet denen auch zahlreiche Ungarndt sehe beschäftigt sind. Beim Stad, rat erfuhren die Verbandsleiter aucl die Nachricht, daß ab Septembei 1985 am Deutschen Klassenzug des Leöwey-Gymnasiums zwei erste Klassen eingeschult werden können. Einen diesbezüglichen Vorschlag hatte der Verband im Frühjahr 1984 vorgetragen. Mit der Rektorin der Fünfkirchner Universität Janus Pannonius, Frau Mária Ormos, erörterten die Verbandsleiter Vorschläge des Vorstandes, die auf die Ausbildung von mehr Deutsch-Pädagogen an den Deutschen Lehrstühlen in Fünfkirchen, Frankenstadt (Lehrer) und Ödenburg/Sopron (Kindergärtnerinnen) sowie auf eine stärkere Berücksichtigung der Geschichte und Kultur der Ungarndeutechen im Lehrstoff abzielen. Johann Keiül Beim Weißen des Kindergartens Frau Eva Reiter rief die Eltern zur freiwilligen Arbeit zusammen Aurel Koch: Bäume, Pastell 1/1985 Dio Fiinfkirehner Genossenschaft für Handschuhe und Lederwaren errichtete in Kooperation mit der bundesdeutschen Firma Reinberger einen neuen Betriebsteil, in dein Sehuhoberteile hergestelit werden. Unser Bild entstand bei der feierlichen Übergabe des Betriebsteiles. — czakofoto — Zufriedenstellende Ergebnisse Trotz des nicht besonders günstigen Wetters können die landwirtschaftlichen Großbetriebe der Tolnau mit ihren Ergebnissen zufrieden sein. Sie erzielten 1984 einen Gewinn von 1,4 Milliarden Ft, beinahe soviel wie im vorangehenden Jahre. Die Ergebnisse erforderten von den Betrieben größere Anstrengungen, denn durch das straffere ökonomische Lenkungssystem mußten ab 1. Januar 1984 — vor allem wegen Kostenanstieg auf mehreren Gebieten — Maßnahmen zur Steigerung der Produktionstätigkeit bzw. zur Verbesserung der Ertragslage ergriffen werden. Das Wirtschaftsjahr 1984 begann eigentlich gut, denn vom Sommergetreide wurden hohe Durchschnittserträge geerntet. Bei den Herbstfrüchten (vor allem bei Mais) mußten — besonders auf sandigen Böden — Ertragseinbußen hingenommen werden. In der LPG ..Haladás“ in Kier/Németkér ging der Gewinn um 30% zurück, in erster Linie deshalb, weil wegen der anhaltenden Dürre im Sommer die Erträge der wichtigsten Herbstfrüchte (Mais, Sonnenblumen) unter dem Vorjahresergebnis lagen. Ackern und Säen war aber nach den ausgiebigen Regenfällen im Herbst leichter. Einige Großbetriebe hat auch der Hagelschlag im Sommer hart getroffen. Dies war vor allem in der LPG „Aranyfürt“ von Szekszárd der Fall, wo nur im Weinbau mehr als 10 Millionen Ft Einnahmen ausgefallen sind, was letzten Endes zum beträchtlichen Gewinnschwund beitragen wird. Die Tätigkeit der Tolnauer landwirtschaftlichen Großbetriebe betrachtend, muß es als eindeutig günstig beurteilt werden, daß unter den erschwerten wirtschaftlichen Umständen etwa ein Drittel der LPGs des Komitates 1984 ihren Gewinn in diesem Jahr vergrößern konnte. Diese Betriebe können ihre bessere Leistung in erster Linie den höheren Getreideerträgen, dem größeren Warenausstoß der Tie’ zucht und nicht zuletzt der besse- Kostenwirtschaft verdanken, wird der Gewinn u. a. in folgen LPG beträchtlich — in einigen sog. auf das Mehrfache — ansteigen: „Völgység Népe“ in Möcsény, „Üj Élet“ in Szakcs, „Űj Barázda“ in Gyulaj, „Vörös Csillag“ von Attala. Und wie schon gesagt: der bessere Stand der Herbstarbeiten, die bessere Qualität der Aussaat können die Grundlage für noch günstigere Ergebnisse des nächsten Wirtschaftsjahres sein. Josef Gál