Neue Zeitung, 1994 (38. évfolyam, 1-53. szám)
1994-01-01 / 1. szám
UNGARNDEUTSCHES WOCHENBLATT 38. Jahrgang, Nr. 1 Preis: 10 Ft Budapest, 1. Jänner 1994 Medien, oh Medien Die Medien der Minderheiten in Ungarn sind fast in keiner Weise mit den ungarischen Landesmedien zu vergleichen. Auch die Bezeichnung Medien ist z.B. für einige Stunden deutsche Sendung im Rundfunk und 25 Minuten wöchentlich im Fernsehen oder wöchentlich eine Zeitung etwas hochgegriffen, aber das Kind muß irgendeinen Namen haben. Trotz alldem gibt es Ähnlichkeiten: hier wie dort heftige Diskussionen darüber, was wem gehört, was alles getan und nicht getan werden soll, wer das darf und wer nicht. Also Medienstreit im kleinen wie im großen. Ist die Krankheit, die Ansteckungsgefahr unvermeidbar? Es gibt noch eine starke Ähnlichkeit in diesen Medienstreitigkeiten: Einige machen sich dabei besonders wichtig, fühlen sich im Besitz der absoluten Wahrheit, während die Mehrheit das alles nur am Rande interessiert. Diese Mehrheit will einfach gute Sendungen hören und sehen, gute Zeitungen lesen. Hier sollte man ansetzen, auch bei den ungamdeutschen Medien. Haben wir diese guten Medien? Die Antwort ist komplizierter als ja oder nein. Doch nicht alle sehen das so. Ein kleiner, aber sehr aktiver Kreis spricht energisch zum Thema und scheut nicht davor zurück, Zuhörer und Leser durch Pauschalurteile zu irritieren wie: Die NZ ist nicht unsere Zeitung, sie tut nichts für das Ungarndeutschtum, ja sie ist deutschfeindlich, wurde auch schon mal gesagt; der Rundfunk ist auf dem falschen Gleis und Unser Bildschirm sowieso. Nicht der Rede wert, sollte man meinen. Doch diese Pauschalurteile werden dann auch noch auf vielen Foren mit Halbwahrheiten vermischt, und das kann schon die Gemüter erregen. Denn wahr ist, daß die Sendezeiten zu kurz sind und eine Zeitung zu wenig ist — zum Beispiel. Doch wahr ist auch, daß die Redaktionen unter den jetzigen Voraussetzungen nicht imstande sind, viel mehr zu leisten. Wie auch wahr ist, daß die Voraussetzungen — unter den jetzigen Zuständen des Landes — gar nicht so schlecht sind. 1993 brachte für die Rundfunkkollegen akzeptable Sendezeiten, angeglichene Gehälter, und dasselbe trifft — wenn auch nicht in dem Maße — auch für Unser Bildschirm zu. Zwar passierte in dieser Hinsicht bei der Zeitung nichts Neues, doch ist sie auch 1993 vom Staat finanziert worden. Derselbe Staat hat mehr als eine wichtige kulturelle Zeitung im Lande untergehen lassen müssen. Dennoch ist wahr, daß die ungarndeutschen Medien kein Tummelplatz für jüngere und ältere Kollegen sind. Es ist wahr, daß alles besser sein könnte und müßte. Aber es wird nicht besser dadurch, wenn hauptsächlich Besserwisser, Traumjäger und vor allem Bekämpf er am Werk sind. Bekämpfer, die auch das Wenige und die Wenigen wegekeln wollen, die noch da sind, und wollen eine Alternative bieten, die keine ist. Wer in den Medien arbeitet, muß sich natürlich Kritik gefallen lassen, sich dafür sogar bedanken. Doch Schläge unter der Gürtellinie, Wühlarbeit? Das Ungarndeutschtum ist nicht mehr in der Lage, sich das leisten zu können! Es ist viel zu schwach geworden dafür. (Fortsetzung auf Seite 3) Wir wünschen den Lesern der Neuen Zeitung ein gesundes, erfolgreiches, glückliches neues Jahr! iá Aus dem Inhalt Ungarndeutsche Christliche Nachrichten Seite 7/8 Traditionspflege in Agendorf Seite 4 Tanzgruppe „Bürderlichkeit“ Ödenburg Seite 4 Sitte und Brauch: Silvester und Neujahr Seite 5 Die deutschen Minderheiten warten auf Hilfe Seite 6 Ja, ja die Namensforschung Seite 6 Vollversammlung zum Unterricht Seite 9 Viele fühlen sich berufen, wenige sind erwählt! Unbedingt förderungswürdig Deutsch-Ungarisches Schulzentrum im Ausbau Mit einer sehr guten Nachricht verabschiedete uns das alte Jahr. In der Fünfkirchner Tiborc-Straße begann der Ausbau des Deutsch-Ungarischen Schulzentrums. Seit 1991 bringt hier der zweisprachige Unterricht anerkennenswerte Erfolge (siehe dazu den NZ-Bericht vom 5. Juni 1993). In der bisherigen Grundschule sollen ab September 1994 bereits zwei erste Gymnasialklassen starten. Damit beginnt der Aufbau des Gymnasiums, das die Schülerinnen bis zur zweisprachigen Matura führen soll. Hierzu müssen aber entsprechende Räume geschaffen werden, auch wenn die zwei ersten Klassen noch im jetzigen Gebäude untergebracht werden könnten. Jedenfalls soll bis zum 25. August 1994 das neue, acht Klassenräume umfassende Schulgebäude stehen, dem sich später eine Mehrzweckhalle anschließen wird. Über 300 Millionen Forint trieb die Stadt Fünfkirchen für dieses Vorhaben auf, weil sie entgegen manchen Ungarndeutschen diese zweisprachige Begegnungsschule für unbedingt förderungswürdig hielt und hält. Man hat in der Stadt richtig erkannt, daß in der Tiborc-Straße auf Grund einer sorgfältig ausgearbeiteten Konzeption von guten Pädagoglnnen zweisprachiger Unterricht erteilt wird. Davon legten Schülerinnen und Deutschlehrerinnen bei einem kleinen Weihnachtskonzert am 17. Dezember Zeugnis ab. Im DUS — so die Abkürzung der Begegnungsschule — wird neben intensivem Sprachunterricht auch die Vermittlung von deutscher und ungarndeutscher Kultur erfolgreich betrieben. Man kann nur wünschen, daß die wohlfundierten Pläne in Fünfkirchen in Erfüllung gehen, denn davon profitiert nicht nur die Stadt Fünfkirchen oder das Komitat Branau, sondern unsere ganze ungarndeutsche Gemeinschaft. (NZ)