Neue Zeitung, 1998 (42. évfolyam, 1-52. szám)
1998-01-03 / 1. szám
UNGARNDEUTSCHES WOCHENBLATT Preis: 40 Ft Budapest, 3. Jänner 1998 42. Jahrgang, Nr. 1 Lorenz Kerner, Vorsitzender der Landesselbstverwaltung der Ungamdeutschen Gemeinschaftssinn und Selbstvertrauen auf unsere Leistungskraft Glocken läuteten das Weihnachtsfest ein — das Fest des Friedens, der Freude und Besinnlichkeit. In dieser Zeit kreisen unsere Gedanken um all das, was war, was uns ganz persönlich betraf, frohe oder traurige Ereignisse in Familie und Verwandtschaft, man denkt an das Glück, das man hatte, oder an weniger glückliche Stunden. Jeder von uns hatte sie für sich zu verarbeiten, in der Stille oder im Gespräch. Was für das Persönliche gilt, das gilt auch für uns als Minderheit. Vieles ist in Bewegung gesetzt worden - in Dörfern, Städten, in Bildungseinrichtungen und auf kulturellem Gebiet und viele haben daran mitgewirkt, weil sie wollen, daß wir vorankommen. Unsere Aktivitäten sind meßbar, und weil sie es sind, kommt es darauf an, mit klarem Blick das wirklich Erreichte zu benennen, und das weniger Gelungene, vielleicht sogar Mißlungene, deutlich beim Namen zu nennen. Nichts ist so wichtig wie Ehrlichkeit. Sie bestimmt unseren Weg! Mit Stolz können wir drei Ereignisse herausheben, die unseren Weg als Minderheit entscheidend markieren: - den Tag der Ungamdeutschen Selbstverwaltungen als Demonstration der Einheit unserer Volksgruppe, - die zahlreichen würdigen gemeinsamen Gedenkfeiern an Verschleppung und Vertreibung als Zeichen der bewußten Erweckung und Bekennung zur Identität (Fünfkirchen, Bogdan/Dunabogdäny, Almasch/Bácsalmás, Dorog usw.), - die Einführung von Deutsch als Unterrichtssprache in je einer Schülergruppe am Ungarisch-Deutschsprachigen Schulzentrum und im Klara-Leöwey-Gymnasium zu Fünfkirchen. Diese Erfolge sind das Ergebnis unserer wachsenden Gemeinschaft, Sachlichkeit und Verantwortlichkeit. Dafür ist allen daran Mitwirkenden zu danken! Sie wissen, worauf es ankommt, deshalb verdienen sie unsere Anerkennung. Stellvertretend für viele andere: - unsere „ältesten” Kulturgruppen in Nadwar/Nemesnádudvar und Ujflu/Szigetüjfalu, - unsere Selbstverwaltungen im Großraum Budapest für ihre beispielhafte Aktivität, - der erfolgreiche Beginn der Landeswettbewerbe unserer Chöre, Kapellen und Tanzgruppen. Ihrem Landesrat gelang es endlich, vom alten Klischee abzuheben, daß wir nur eine (Fortsetzung auf Seite 2) Nur müssen wir diese Frage eben lösen Gespräch mit Ministerpräsident Gyula Horn Vertreter der Minderheiten sollen bei den kommenden Wahlen ins Parlament einziehen können, betonte Ministerpräsident Gyula Horn bei der feierlichen Übergabe der Minderheitenpreise am 17. Dezember im Budapester Parlament (NZ 51-52/97) und kündigte unverzügliche Konsultationen an, um mit den parlamentarischen Parteien einen Konsens zu erzielen. Vor der Feierstunde empfing Horn eine vierköpfige Abordnung der Landesselbstverwaltungen - unter ihnen auch LdU-Vorsitzenden Lorenz Kerner um über die Lösung der parlamentarischen Vertretung zu sprechen. Nach der Feierstunde beantwortete der Ministerpräsident Fragen der NZ. Herr Ministerpräsident, worin sehen Sie die Bedeutung des Minderheitenpreises? Dieser hat für die Minderheiten eine sehr wichtige Botschaft. Ausgezeichnet werden ja jene, die tatsächlich etwas für die Minderheiten getan haben. Ungarn und Nichtungam, Angehörige anderer Nationalitäten. Dies ist von Bedeutung, weil die Minderheiten, objektiv betrachtet, in jedem Land eine von Nachteilen geprägte Situation erleben. Dies, obwohl sie ebenso staatsbildende Faktoren sind wie die Mehrheitsnation, in unserem Falle die Ungarn. Wir unternahmen vieles, um die Situation zu beheben. Wir wollten jenen, die aus eigenen Stücken auf ihrem Gebiet etwas für die Minderheiten taten, besonderes Augenmerk und Anerkennung schenken. Ich halte es für besonders wichtig, daß endlich jenes Gesetz verabschiedet wird, das die parlamentarische Vertretung der Minderheiten ga(Fortsetzung auf Seite 3) Nach der Überreichung der Minderheitenpreise im Jägersaal des Parlaments: Leo Weiler, stellvertretender Vorstandsvorsitzender der Gemeinnützigen Hermann-Niermann-Stiftung, Uwe Stiemke, Vorstandsvorsitzender der Gemeinnützigen Hermann-Niermann-Stiftung, Hasso Buchrucker, Botschafter der Bundesrepublik Deutschland, Lorenz Kerner, Vorsitzender der Landesselbstverwaltung der Ungarndeutschen, Helga Netzer, Redaktionssekretärin, István Héra, Umbruchredakteur, Irmtraud Orosz, Lektorin und Johann Schuth, Chefredakteur Foto: László Bajtai Aus dem Inhalt Mit der 12-Seiten-Beilage BUSCH-TROMMEL für Deutschpädagogen Tag der ungarländischen Minderheiten In der Wieselburger Móra-Ferenc-Grundschule feierte am 13. Dezember der Komitatsverband Ungamdeutscher Selbstverwaltungen Raab-Ödenburg-Wieselburg den Tag der Minderheiten. Zur Feier wurden Deutschpädagogen der Unterrichtsinstitutionen des Komitates eingeladen. Bei der Feier hielt Alfred Krisch, Vorsitzender des Komitatsverbandes, eine Rede, aus der wir zitieren. Seite 3 Die Ungarndeutschen im Spiegel... Unter der Regierung des Ministerpräsidenten Bethlen wurde im Jahre 1924 die Zulassung der Gründung des Ungarländisch- Deutschen Volksbildungsvereins erteilt. Seinem Namen entsprechend entfaltete dieser seine Tätigkeit: Das kulturelle Leben und das Zusammengehörigkeitsgefühl der ländlichen Bevölkerung sollten durch Bildung von Ortsgruppen, durch Einrichtung von Bibliotheken, Veranstaltung von Volks- und Trachtenfesten, Musik- und kulturellen Wettbewerben belebt und gestärkt werden. Seite 4/6 Ins neue Jahr mit Szabó Nur wer noch nie im Leben Heimweh hatte, weiß nicht, wie fürchterlich es einen erwischen kann, wenn es mal kommt. Denn es meldet sich ganz plötzlich; unbemerkt schleicht es sich heran und bemächtigt sich Körper und Seele seines Opfers. So erging’s mir im ersten Jahr in Deutschland: Am Boden zerstört saß ich zu jener Weihnachtszeit mal in der einen, mal in der anderen Ecke, als ich das erste Mal die Feiertage nicht mit meinen Eltern in Ungarn verbringen konnte. Die mißlungene Kopie des traditionellen Weihnachtsessens trug ebenso zur Steigerung meines Heimwehs bei wie der nahende Silvesterabend. Seite 5 Evangelische Mariä-Feiertage in Dörötschke Zuallererst soll ein Irrglauben zerstreut werden, daß nämlich die Protestanten, darunter auch die Evangelischen, die Jungfrau Maria nicht ehren, das „Gegrüßt seiest Du” nicht beten würden. Sie sprechen es zwar nicht im Gebet, trotzdem aber verehren sie die Jungfrau Maria. Seite 11/12