Neue Zeitung, 2004 (48. évfolyam, 1-53. szám)
2004-01-02 / 1. szám
Neue Zeitung UNGARNDEUTSCHES WOCHENBLATT 48. Jahrgang, Nr. 1 Preis: 75 Ft Budapest, 2. Jänner 2004 Unser aller Europa Vor dem ungarischen Parlament steht, wie jedes Jahr, ein wunderschöner Christbaum. Diesmal ist es aber ein ganz besonderer Baum: Er stammt aus dem Garten einer pensionierten Lehrerin in Pilisszentkereszt, einem kleinen slowakischen Ort im Pilischer Gebirge. „Mindenki karácsonyfája“ heißt die schön geschmückte Fichte. „Unser aller Weihnachtsbaum“. Der Weihnachtsbaum gehört, wie das Parlament, wie das Land, uns allen. Unser aller Land. Und weil das so ist, weil das so in der ungarischen Verfassung steht, haben wir das Recht, als Deutsche in Ungarn zu leben, unsere Muttersprache zu pflegen, unsere Identität zu bewahren. Und vor allem haben wir das Recht, unsere Autonomie auszubauen und dabei die Unterstützung des Staates zu verlangen. 2003 haben wir - mit Hilfe der Regierung, unseres Mutterlandes und unserer Freunde in Südtirol -wichtige Schritte in diese Richtung tun können. In Fünfkirchen wurde ein neues Schülerheim eröffnet, in Szekszárd haben wir Mitspracherecht bei der Zukunftsgestaltung der Deutschen Bühnt erreicht. In Nadasch konnte ein neues Haus für die ungamdeutsche Jugend eingerichtet werden. Vielerorts wurden Begegnungsstätten, Altentagesstätten übergeben. Wir haben gezeigt, daß wir als deutsche Minderheit in Ungarn gerne bereit sind, Verantwortung für unsere Zukunft zu übernehmen, für das Gemeinwohl zu arbeiten. Aber wir haben auch immer wieder deutlich gemacht, daß wir mit den heutigen Rahmenbedingungen ganz und gar nicht zufrieden sind. Sie entsprechen nicht mehr unseren Vorstellungen, sie fördern nicht mehr unser Vorankommen. Deshalb setzen wir uns deutlich und eindeutig für die Verbesserung des Minderheitenrechts in Ungarn ein. In weniger als einem halben Jahr werden wir auch offiziell europäische Bürgerinnen und Bürger sein. Die Mitgliedschaft in der Europäischen Union ist für uns eine neue Herausforderung, aber auch eine neue Chance. Unsere Muttersprache ist eine wichtige Sprache in Europa, unsere Mentalität ist eine europäische Mentalität, unser Wertesystem ist ein europäisches Weitesystem. Ich bin mir sicher: Wir werden Europa bereichern und werden auch selber reicher. Reicher, weil erfahrener, weltgewandter, toleranter. Und ich bin mir auch sicher: Wir werden uns dafür einsetzen, daß der alte Kontinent unser aller Europa wird. In diesem Sinne wünsche ich Ihnen, Euch allen ein gutes, ein erfolgreiches neues Jahr! Otto Heinek Vorsitzender der Landesselbstverwaltung der U ngamdeutschen Minderheitenpreise des Ministerpräsidenten Die Minderheitenfrage sei für alle verantwortungsbewußt Denkenden eine wichtige Frage, „... die regierenden und die oppositionellen politischen Kräfte können gar nicht anders in Sache Minderheiten denken, als daß wir durch sie reicher werden, durch sie reicher sind“, betonte Ministerpräsident Péter Medgyessy bei der Verleihung der Minderheitenpreise am 17. Dezember im Parlament. Auf die Siebenbürger Abstammung seiner Familie verweisend, sagte Medgyessy, auch er fühle sich in irgendeiner Weise den Minderheiten zugehörig. „Die Minderheiten kann ich also von Herzen und aus tiefer Überzeugung vertreten“, fügte er hinzu. „Ohne die Minderheiten wäre die ungarische Nationalkultur ärmer, ... auch Europa wäre ärmer, wenn der Kontinent nicht derart vom Dasein der Minderheiten geprägt wäre, wenn ihr Dasein nicht die europäische Kultur und die europäiche Denkweise bereichern würde.... ’inheit in der Vielfalt, das ist das Geiimnis Ungarns; Einheit in der Vielilt, das ist das Geheimnis des Erfols Europas“, unterstrich der Regiengschef. Im weiteren verwies Péter Medgyessy darauf, 2003 sei das erste Jahr gewesen, da die Regierung den Landesselbstverwaltungen der Minderheiten fast eine halbe Milliarde Föhnt sicherte, um beim Betreiben ihrer Institutionen zu helfen. Die Regierung sorge auch im Jahr 2004 dafür, daß den Minderheitenselbstverwaltungen diese Summe zur Verfügung stehe, „damit wir die begonnene Politik fortsetzen können“. Die Regierung möchte die Überprüfung der Rechtsregeln bezüglich Minderheitenselbstverwaltungen, worüber auf der Kabinettssitzung am 17. Dezember auch verhandelt worden sei, damit bei den Wahlen tatsächlich von den Rechten Gebrauch gemacht werden könne. Diesbezüglich herrsche zwischen mehreren politischen Parteien Einverständnis, und in dieser Frage werde in erster Linie mit den Minderheitenvertretem koordiniert. Diese staatliche Auszeichnung — die anläßlich des Minderheitentages am 18. Dezember verliehen wird - können Personen und Organisationen aus Ungarn und dem Ausland erhalten, welche im Interesse der Nationalitäten in den Bereichen öffentliches Leben der Minderheiten, (Fortsetzung auf Seite 2) Ministerpräsident Péter Medgyessy überreicht den Minderheitenpreis an Barátság-Redakteurin Eva Mayer. Ausführlich dazu auf Seite 3. Aus dem Inhalt Mit der Beilage Ungamdeutsche Christliche Nachrichten Doyen der Hobbyforscher Der Kulturpreis Nikolaus Lenau ging im Jahre 2003 an den Fünfkirchner Familienforscher Ferdinand Hengl. Übergeben wurde die schöne Auszeichnung am 12. Dezember im Fünfkirchner Lenau- Haus. Wie bekannt, wurde der Kulturpreis vom Lenau-Verein gegründet, um verdiente ungamdeutsche Persönlichkeiten und solche, die viel für die Volksgruppe getan haben, zu ehren. Seite 3 Ein wohlverdientes Hoch! den Elekem Jährlich wird im Dezember auf Komitatsebene ein Tag der Minderheiten organisiert, an dem die Besten auch ausgezeichnet werden. Heuer wurde das Fest des Minderheitsausschusses des Komitats Bekesch im Städtchen Vésztő gefeiert. Zur allgemeinen Freude der Bekescher Deutschen wurde die Auszeichnung heuer den Elekem überreicht. Seite 3 Kulturzentrum im Entstehen Ein Ungamdeutsches Kulturzentrum soll im Budapester Haus der Ungamdeutschen entstehen. Über das Projekt selbst und über die Aufgabenstellung an die neue Institution fragte NZ den Vizevorsitzenden der LdU für kulturelle Fragen, Franz Erdei. Seite 4 40 Jahre Gymnasium - 10 Jahre Ungamdeutsches Wirtschaftsgymnasium Vor 40 Jahren wurde in der damals noch Großgemeinde Werischwar ein Gymnasium gegründet. Der entscheidende Schritt in die Zukunft wurde dann vor zehn Jahren getan, als die Schule in ein ungamdeutsches Wirtschaftsgymnasium umgestaltet wurde, das mit seinem doppelten Profil einzigartig in der Bildungslandschaft unserer Volksgruppe dasteht. Seite 5 770415 304345 04001