Neue Zeitung, 2016 (60. évfolyam, 1-53. szám)
2016-01-01 / 1. szám
Neue Zeitung, Nr. 1, Seite 3 Gemeinschaften der Ungarndeutschen Dunakeszi: Tätigkeit der deutschen Nationalität wird immer mehr zum aktiven Teil des Stadtlebens Die Deutsche Selbstverwaltung in Dunakeszi wurde 2006 gegründet. Die Gründung und die ersten Schritte sind Prof. Antal Madl zu verdanken. Seit seinem Tod leitet Dr. Anna Mervald die Arbeit weiter und die Tätigkeit der deutschen Nationalität wird immer mehr zum aktiven Teil des Stadtlebens. Deutschsprachige Bürger leben hier seit ungefähr 150 Jahren, sie kamen aus allen Ecken Deutschlands, und viele schon seit langem im Land wohnende Ungarndeutsche sind nach Dunakeszi umgesiedelt. Sie sahen im neuen Industriezentrum eine Möglichkeit zum Vorwärtskommen. Die Nähe der Hauptstadt und die Traditionen des Pferderennens waren auch verlockend. Die deutsche Nationalität hier findet ihre Wurzeln in der Mobilität, in der Ausnutzung des Großstadtlebens und der Industrie. Seit 2010 hat Dunakeszi in der Region sehr enge Kontakte ausgebaut zu Verőce, Berkina, Kleinmarosch, Großmarosch, Wudigess, Wudersch und Großturwall. Ihre Vertreter sind immer gern gesehene Gäste zu Fasching, Advent, beim Kathreinball und Dunakeszi-Feszt. Dieses Jahr wurde der Kreis noch größer: Die Selbstverwaltung hat mit Nadasch und Willand sehr interessante Projekte gestartet. Im Mittelpunkt steht die Schule. Die Lehrer haben an Fortbildungen in Willand teilgenommen, die Kollegen werden der Deutschen Grundschule „Fazekas Mihály“ bald einen Besuch abstatten. Im Frühling fahren die Schulkinder nach Nadasch, wo sie das Leben der dortigen Ungamdeutschen kennen lernen können. Die Fazekas-Schule hat drei Klassen für die ungarndeutschen Kinder, im nächsten Jahr fangen wieder zwei neue Klassen an - das bedeutet 30 Kinder und 30 Familien in jeder Klasse. Vor dem Schulanfang hat die Deutsche Selbstverwaltung die Familien über die deutschen Traditionen im Elternhaus befragt. Die Idee von Prof. Madl, die „Wurzel-Serie“, also eine auf Forschung basierte Familiengeschichte, verwirklicht sich jetzt. Bald erscheinen die ersten Geschichten auf DVD, zusammengestellt von Borbála Cseh. Der Lenau-Preis ist auch eine wichtige Motivation, die deutschsprachige Kultur zu pflegen und weiterzuentwickeln. Albin Kollár, der leitende Kurator der Stiftung, kümmert sich sehr gewissenhaft um die Preiszuerkennung. Damit können die besten Deutschschüler und -lehrer geehrt werden. (Fortsetzung auf Seite 4) Hymnen Die Hymne ist ursprünglich ein feierlicher Preis- und Lobgesang, daraus entstand die Hymne als Gedichtform. Nationalhymnen haben eine wichtige identitätsstiftende und gemeinschaftsbildende Funktion und lösen beim Erklingen oftmals eine emotionale Bindung aus. Die ungarische Hymne tanzt auf jeden Fall aus der Reihe. Wenn man an die Marseillaise denkt, geht es um eine schwungvolle Marschmusik, wie das oft bei Nationalhymnen der Fall ist. Auch die ungamdeutsche Volkshymne ist in ihrer Funktion des „Aufrüttelns“ - „wachet auf es ruft die Zeit“ - eher der ersten Marschmusikhymnengruppe zuzuordnen. Die ungarische Hymne ist als Folge von Trianon zu einer langsamen Trauermusik avanciert. Doch auch die Trauermusik ist in ihrer Funktion der Emotionsauslösung nicht falsch am Platz: Sentimentalität, Klagetöne und Tränen stimmen ebenfalls dazu, eine ehrerbietige Haltung anzunehmen. Wie es im Wikipedia-Artikel zum Stichwort Sentimentalismus heißt: „Der Sentimentalismus ist eine Geisteshaltung in der europäischen Kultur des späten 18. und frühen 19. Jahrhunderts. Im Mittelpunkt stehen der Mensch und die menschliche Natur und die ungefälschten, echten Gefühle. Der Sentimentalismus manifestiert sich insbesondere in bestimmten kulturellen Praktiken und Phänomenen. In dieser Hinsicht sind beispielsweise die auf eine Gefühlsreaktion abgestellte Rezeptionshaltung gegenüber Romanen, Theaterstücken oder Gemälden zu nennen, die auf Gefühlsäußerungen und emotionale Sensibilität großen Wert legende Briefkultur der Zeit oder die allgemeine Tendenz zu einer Kultur der Tränen.“ Tränen tummelten sich in meinen Augen, als letztens bei einer Großveranstaltung die Hymnen (die ungarische und die Europa-Hymne) statt wie früher gewohnt nicht live erklangen, sondern abgespielt wurden. Qualitätsmäßig kam die Europa-Hymne viel zu kurz, nicht zu sprechen von der schlechten Aufnahme — es handelte sich um eine Interpretation, die nicht gerade die Auffassung der Hymnenadaptationen widerspiegelte. Gefühlsmäßig angespannt habe ich begriffen, dass manchmal auch bei den Hymnen Pannen Vorkommen, die einen zu Tränen rühren. Ich hüllte mich in das Erbe von Sentimentalismus. ng Ihre Bemerkungen zu unseren Themen erwarten wir an neuezeitung@ t-online .hu