Neuer Weg, 1967. augusztus (19. évfolyam, 5675-5699. szám)
1967-08-03 / 5677. szám
Seite 4 Temesvár, wenn es regnet Zu wenig Unterhaltung, behaupten die Jugendlichen Zeitvertreib auf Vorrat —was ist das? Was sollen die Jugendlichen aus Orawitz und Morifefeld, aus Grabatz und Bakowa, aus Deutschsanktpeter und Kleinbetschkerek sagen, wenn die Jungen und Mädchen aus Temesvár mit den Unterhaltungsmöglichkeiten in dieser viertgrössten Stadt des Landes unzufrieden sind ? Vielleicht verschlägt es ihnen die Sprache. Traurig, aber wahr : Die Jugendlichen aus der vielbeneideten Gartenstadt an der Bega antworten auf die Frage, welche Gelegenheiten zur Unterhaltung es da gebe, mit einer wegwerfenden Handbewegung oder sagen express : „So gut wie keine“, und manch einer fügt träumerisch den Namen einer anderen Ortschaft hinzu: Grosswardein, Konstanza, Craiova, Bukarest, Klausenburg ... Dabei halten wir mitten im Sommer. Man kann es nicht leugnen, Temesvár besitzt keine Berge. Temesvár hat nur etwas Wald, den Jagdwald. Der ist freilich an seinem Rande etwas verdreckt, auch riecht es dort nicht sehr gut; aber es gibt Bier, das in Temesvár trotz der Bierfabrik selten ist, und so spaziert man hinaus. Wer ein paar Stunden lang Gebirgsluft kosten möchte, der muss schon auf den Sonntag warten. Er muss sich frühmorgens auf die Socken machen, sonst lohnt es nicht: Bokschan, Lippa, Herkulesbad und Nadrag lassen sich mit der Bahn oder mit dem Bus in 2—3 Stunden erreichen, und man kann am Abend zurück sein. Die Angestellten der Unternehmen „Teba“, „Dermatina“, „Victoria“, „Modern“, „Solventul“ und „Arta textilă“, die, Jugend voran, schon öfter dort waren, wissen das gut genug. Um etwas vom Semenik oder von der Landschaft am Eisernen Tor zu erleben, reicht freilich ein Tag nicht aus. Ebensowenig vorhanden wie Hügel oder Berge ist ein grosses Wasser. Der Begakanal, in den alle Abwässer der Industrieanlagen fliessen, wirkt trüb, trüber, am trübsten, und der grosse Strand am Rande der Stadt besitzt noch immer keine Pilteranlage. Schwimmen und Baden kann man also an Werktagen kaum. Anders am Sonntag, dann geht’s nach Schag an der Temesoh und nach Dracşina, wo es, dank den Bemühungen des VfKS, recht hübsch geworden ist, nach Medves, nach Busiasch, nach Arad und nach Calacea. Apropos Sport: Die Sportanlagen der Stadt könnten mehr Spieler vertragen. Ganz empfindlich bleibt auch in der Banater Metropole die Zahl der praktizierenden Sportler hinter einer Unzahl von Körperkultur-Theoretikern oder sogenannten Druckern zurück. Und wie ehedem werden die allermeisten Fussballspiele auf unbebautem Gelände ausgetragen, mit dem die ausgedehnten Vorstädte durchsprenkelt sind — von Fussballfans, die nur nicht regelmässig zum Training gehen können. Aber es ist Sonntag, zum Spazieren haben wir keine Lust oder verschieben es auf später, stundenlang in einer Kaffee- Bar zu hocken — Restaurants und Kaffee- Bars muss man nicht suchen —, gefällt uns nicht recht, wir möchten tanzen. Kann man das ? O ja. In zehn grossen Arbeiterklubs, das Kulturhaus der Studenten nicht zu vergessen, spielt die Musik wöchentlich einmal zum Tanz auf-, jm Sommergarten des Eisenbahnerklubs sogar dreimäl, man muss nur wissen, wo und wann. Wissen die jungen Temesvarer das ? O nein. Und es ist noch niemandem eingefallen, zur Übersicht eine Art Plakat auszuhängen. Auch über die Zirkel im Eisenbahnerklub, deren Mitgliederzahl im Sommer zusammenschrumpft, ist wenig bekannt. Fahrt ins Grüne und Wassersport, Fussball und Tanz und Vorstellungen der besten Laienformationen aus rund 200 Fabriken und Unternehmen — ja so, ab und zu kommen aus anderen Ortschaften, aus anderen Ländern sogar, Schauspieler, Meistersportler, Musiker, Sänger und Zirkuskünstler nach Temesvár, hie und da wird, wie kürzlich „Expoflora 67“, auch eine Ausstellung veranstaltet. Bald steigt das Erntefest. Und wenn es regnet ? Dass es gleich regnen wird, erkennen zumindest die Bürger in der Inneren Stadt an dem Spritzwagen, der knapp vor dem Wolkenbruch in Ruhe die Strassen besprengt. Der Wetterwinkel Temesvars liegt im Westen ; wenn sich dort Wolken ballen, dann geht es los. Es geht los mit Donner und Blitz, recht häufig unerwartet, und ziemlich oft in diesem Sommer; der April bekundet unverkennbar immer grösseren Appetit auf die schönen Stücke der Jahrestorte, die von rechts wegen seinen Brüdern Mai, Juni, Juli und August gehören. Dann verkrallt sich der Sturmwind in den riesenhaften Platanen, und das schmutziggraue Wasser schäumt in breiten Rinnsalen von den Brücken herab. Die Strassen sind leer. Die Tauben, die zum Bild des Korso gehören, haben sich unter die Dächer geflüchtet, die mächtigen grauen Häuser wirken noch grauer, und um den Dózsa-Park, in den alten Strassen mit ihren vielen Bäumen, ist es fast dunkel. Laub und Pflaster glänzen vor Nässe. Die Buben, die Maulbeerblätter für ihre Seidenraupen sammeln müssen, ziehen die Stirnen kraus. Wenn der Regen anhält, setzen wir uns an das Rundfunk- oder ans Fernsehgerät. Oder wir gehen ins Kino. Wo ist das Programm ? Die Stadt zählt heute 42 000 Rundfunk- und rund 26 800 Fernsehantennen, aber der Andrang an den elf Kinokassen hat darum nicht nachgelassen. Keine Karten... Haben wir für diesen Fall ein gutes Buch bei der Hand ? Vielleicht. Schach oder Mühle geht ohne Partner schlecht, zum Basteln fehlt uns die Geduld, und zum Kreuzworträtsellösen fehlt die Zeitung vom Sonntag. Plötzlich fällt uns ein : Im Museum, da waren wir schon lange nicht mehr. Gehen wir in das Museum. Hans Fink Wie unsere Leser Ideen gegen die Langeweile vorrätig halten, möchten wir gern aus ihren Zuschriften erfahren. Was hat es für einen Sinn, über den Zeitvertreib des nächsten oder übernächsten freien Nachmittages zu grübeln ? Was fangt ihr an, wenn euch Regenwetter einen Strich durch die Rechnung macht ? Und schliesslich : Was versteht ihr unter Abwechslung ? SOLLTE SIE NICHT zur Miss Universum gewählt werden, einen stolzen Rekord hat die „Miss India 1967“ schon zu verzeichnen. Sie hat die längsten Haare unter den 70 Schönen aus aller Herren Ländern, die sich zum Wettstreit in Miami Beach in Florida, USA, stellen Ein offenes Wort Freunde sammeln wie bunte Steine? Ich bin 20 Jahre alt und habe seit über einem Jahr einen Freund. Trotzdem überlege ich oft, ob es Sinn hat, auf ihn zu warten ; denn er hat ja noch fast ein Jahr Militärdienst zu leisten. Vor einiger Zeit lernte ich einen anderen jungen Mann kennen, der mir gefällt und der starkes Interesse für mich zeigt. Wir schreiben uns, er will mich auch besuchen. Kürzlich machte ich die Bekanntschaft eines dritten jungen Mannes. Er ist eigentlich mein Idealtyp, wir waren uns gleich von Anfang an sympathisch. Ich konnte meine Zuneigung nicht verbergen. Auch er will mir schreiben und mich später besuchen. Ich weiss nun gar nicht, was richtig ist, und ich hoffe durch den Briefwechsel festzustellen, wer am besten zu mir passt. Grete Es wäre Unsinn, eine Freundschaft aufrecht erhalten zu wollen, wenn man nicht mehr von ihrem Sinn überzeugt ist. Wenn Euch beide nicht soviel verbindet, dass Dir das zeitliche Opfer zumutbar und ertragbar erscheint, dann solltet Ihr lieber Schluss machen. Hast du aber wirklich richtig über Deinen Freund und Eure Freundschaft und nicht nur über die Zeit das Wartens auf ihn nachgedacht ? Hast Du Dir schon überlegt, dass es in Euren Beziehungen eigentlich gar keinen Grund zur Trennung gibt, dass Du Dich nur davon leiten lässt, dass Dein Freund jetzt seinen Militärdienst leistet ? Ich glaube, dass Dir nur die neuen Probleme, die sich aus dem Getrenntsein ergeben, den Blick für Eure Freundschaft trüben. Gewiss, immer zusammen sein ist schöner. Aber wenn man an der eigenen Kraft zweifelt, einfach kapituliert und durch eigene Inkonsequenz einen wertvollen Menschen verliert, wird man das früher oder später auf jeden Fall bereuen. Ich möchte Dir raten, doch über Deine bisherige Freundschaft noch einmal gründlich nachzudenken, ohne Dich dabei von den neuen Bekanntschaften beeindrucken zu lassen. Selbstverständlich lernt jeder junge Mensch im taufe der Zeit viele andere Menschen kennen, und es ist nicht gesagt, dass man mit der ersten Freundschaft schon den Partner fürs Leben findet. Aber Bekanntschaften, die man ' nebenbei schliesst, sind immer problematisch, wenn man sich über den Sinn einer bestehenden Freundschaft nicht völlig im klaren ist. Wenn man mit dem Freund in den wesentlichsten Dingen der Gemeinsamkeit übereinstimmt, wird man nicht das Bedürfnis zu ausgedehntem Briefwechsel mit anderen jungen Männern haben. Schliesslich will man den eigenen Freund nicht misstrauisch machen und bei anderen Bekannten nicht unnütz irgendwelche Illusionen wecken. Etwas anderes 1st es, wenn es sich um eine harmlose Brieffreundschaft handelt, die nicht eine engere Beziehung zum Ziel hat und von welcher der Freund auch welss. Doch darum geht es hier ja nicht. Schreibt man sich mit verschiedenen jungen Männern, so muss der einzelne wissen, was er von einem erwarten darf und was nicht. Du kannst nicht mehrere über eine längere Zeit im unklaren lassen ; denn du kannst nicht zu gleicher Zeit „auf verschiedenen Hochzeiten tanzen“. Da Du Dich nicht zu entscheiden vermagst, nachdem Du inzwischen auch andere junge Männer kennengelernt hast, die Dir alle in irgendeiner Art sympathisch sind, komme ich zu der Annahme, dass Dir die Massstäbe für einen echten und wirklich zu Dir passenden Freund noch fehlen. Das sollte für Dich Anlass zu besonderer Vorsicht sein, ehe Du Dir nicht stärker bewusst bist, was Du wirklich willst. Denn man kann ja Freunde nicht wie bunte Steine am Strand sammeln und hinterher mit der Auswahl beginnen . .. Lässt Du Dich nur von angenehmen Äusserlichkeiten beeinflussen, begehst Du einen Fehler, den manches Mädchen (und auch mancher Junge) später bitter bereute. Nichts gegen beeindruckende Schönheit, gepflegtes Äusseres, gute Umgangsformen und freundliche Worte. Aber sich allein davon leiten lassen, wäre Betrug an sich selbst. Nach kurzer persönlicher Bekanntschaft ist ein gründliches Kennenlernen nur durch den Briefwechsel auch gar nicht möglich. Du solltest also keine Traumschlösser aus Briefen bauen, sie zerflattern oft, wenn man den Menschen später näher kennenlemt oder wenn sich eine echte Bewährungsprobe für die Freundschaft ergibt. Dein Freund, der jetzt seinen Militärdienst versieht, glaubt an Dich und vertraut Dir — gibt Dir das nicht die Kraft, es ihm gleichzutun ? K. T. Für die Jugend Zum Raten und Kopfzerbrechen Für diesmal 2 Nüsse Auf zur Jagd ! In dem folgenden Texi haben sich in dem Gewirr von anderen Wörtern die Namen von 60 Tieren versteckt, so etwas wie sich in dem Wort „Schmaus“ die Bezeichnung „Maus“ und in den Sätzen „Morgen geht’s über den Grat. Tee und Proviant nicht vergessen“ das Wort „Ratte“ verbirgt. Es wird wohl kein Leser beim ersten Durchlesen dieses Briefes alle 60 Tiernamen finden. Liebe Mutter ! # Nach Deiner Abfahrt stand ich noch lange mit dem Blumenstrauss am Eisenbahndamm, ganz allein, ohne Gesellschaft. Ausser einem Flieger war nah und fern niemand zu sehen. Als ich nachher in gedrückter Stimmung heimging, blieb ich überrascht stehen. Welch herrlicher Anblick ! Die über dem Buchenhain auflohende Sonne vergoldete einen Wolkensaum, und ihre Strahlen leuchteten auf der Spitze des Kirchendachs. Ich blieb ungestört, bis am Himmel Sterne blinkten. Zu Hause fand ich nicht viel zu essen. Es waren nur wenig Eier da, denn gestern hatte Berta alles mitgenommen, und Ella machte, wie immer mittwochs, einen Spaziergang. Auch unser tiefer Keller barg nichts. Aber kann ein Mensch lange hungern ? Unnötig ereifern wollte ich mich nicht, und so setzte ich mich vor den leeren, neulich beim Skat zerbrochenen Teller, schlug mir drei Eigelb in den Tiegel und trank ein Glas des leichten Tischweins. Ihr in der Grossstadt habt es besser. — Noch am selben Tage wollte Waldemar der Frau Pester Arbeit verschaffen. Sie sah Dir zum Verwechseln ähnlich. Er meint, Ruth ahne nichts davon. Helene ist gestern von Papa geimpft worden, wobei es ihr an nötigem Selbstvertrauen nicht fehlte. Johann hat heute die schwarze Buche und die danebenstehende Akazie gefällt und von den Läden den Staub entfernt, bis Onkel Heinz kam. — Noch eine Frage : Darf Röschen baden gehen und Fritz mit dem Brummeisen spielen ? Bitte besorge mir in der Strickerei ein Paar kurze braune oder flachsfarbene Strümpfe, aber waschechte (die letzten waren erbärmlich !), und vergiss nicht, frische Blumentopferde mitzubringen. Natürlich werde ich alles bar bezahlen. Dein Klaus Fünf Personen — ein Kahn Eine Familie. Vater, Mutter, Sohn und Tochter, kam bei einem Sonntagsausflug an einen Fluss, den sie überqueren musste. Aber weder Brücke noch Steg führten hinüber, auch war kein Fährmann mit einem geeigneten Boot zur Stelle. Was tun ? Da entdeckten sie, halb unter Sträuchern versteckt, einen kleinen Kahn, der wohl nur für Kinder erbaut war. Denn als der Vater sich hineinsetzte, sank der Kahn ziemlich tief ins Wasser ein, so dass niemand anders noch darin Platz nehmen konnte. Genauso war es, als die Mutter probierte. Die Kinder aber konnten beide darin sitzen. Die Mutter sagte : „Der kleine Kahn nützt uns nichts, damit kommen wir nicht hinüber.“ Der Vater aber rief: „Doch! Wenn wir es schlau anfängen, können wir alle übersetzen. Wir können ja alle rudern !“ Und der Vater hatte recht. (Kommt vor !) Die ganze Familie konnte mit Hilfe des kleinen Kahnes übergesetzt werden ! Wie musste das gemacht werden ? Wer fuhr zuerst ? Wer brachte den Kahn zu-rück ? Das ungewöhnliche Hobby eines 13jährigen „Ich will Römerforscher werden...“ „Mit 13 kann man schon träumen ...“, heisst es in einem Schlager. Die Träume des 13jährigen Mittelschülers Wolfgang Ober aus Mainz sind eigener Natur. Nicht ussballspiel oder Briefmarkensammeln sind seine Hobbys, sondern archäologische Grabungen, eine für sein Alter gewiss nicht alltägliche Passion. Sie wurde geweckt, als der auf dem geschichtsträchtigen Boden des Mainzer Vorortes Weisenau — vor 2000 Jahren römisches Töpfergebiet — wohnende Abc-Schütze beim Spiel auf einer Baustelle einen Römerdolch fand. Damit war der Forscherdrang des aufgeweckten Jungen geboren, der mit 8 Jahren seiner staunenden Mutter erklärte : „Ich will Römerforscher werden !“ Es gab für ihn nur noch ein Vergnügen : den antiken Spuren im Boden nachzuspüren, um weitere Gegenstände zu finden. So fing es an. Und fünf Jahre später J- vor einigen Wochen — erfuhr zum erstenmal die Öffentlichkeit von einem aussergewöhnlichen Fund des Schürers, einer römischen Tonlampe in Gestalt einer ägyptischen Mumie. Aber dieses Prunkstück ist nur eines von unzähligen schönen Fundobjekten, die zu der jetzt ansehnlichen Sammlung gehören. Der Knabe überrascht den Besucher nicht nur mit seinem erstaunlichen Schatz von Antiken, sondern auch mit ebenso erstaunlichen einschlägigen Kenntnissen. Seine ersten Lehrmeister, so erzählt er, waren ältere Amateure mit „Erfahrung in der Bodenforschung“. Sie gaben ihm die notwendigen praktischen Winke, und schon bald verstand es Wolfgang, aus Farbe und Beschaffenheit des Bodens auf seine „Fündigkeit“ zu schliessen und aufgespürte Objekte so zu bergen, dass sie keinen Schaden leiden. Wolfgang besuchte anfänglich jede nur erreichbare Baugrube, schaute jedem Bagger aufs Maul, hielt wie ein Luchs Ausschau nach Beute und freute sich königlich über jeden Scherben, den er zutage förderte. Doch bald stiegen seine Ansprüche, und er beschränkte seine Tätigkeit nicht mehr auf das Beobachten und Durchsuchen von Baugruben, sondern begann selbst zu graben. Er lernte trotz seiner Jugend und seines nicht gerade robusten Körperbaues mit Stechsonde und schwerstem Handwerkszeug, Pickel und Schaufel, zu hantieren. In jeder freien Minute, bei jedem Wetter durchforscht er brachliegendes, vor allem für Neubauten bestimmtes Land, nachdem er sich die Graberlaubnis bei dem Eigentümer geholt hat, und leistet, mit seinen jungen Armen bis zweieinhalb Meter tief in den Boden grabend, schwerste Erdarbeit. Nur die Freude an seinem Hobby scheint ihm solche Kräfte zu geben. Der Inhalt seines kleinen Kellermuseums zeigt den Lohn seines Eifers. Da verwahrt er kistenweise „Kleinfunde“ und „verzierte Sigillata-Scherben“, daneben mannigfache Einzelstücke. Aus dem sorgfältig und fehlerfrei mit Maschine geschriebenen „Museumskatalog“ seien nur einige Beispiele angeführt : belgische Flasche, Wölbtopf, Henkelkrug, Sigillata-Teller, Bilderschüssel, Glastasse, zwei einfache Öllampen, seltene, aus Italien importierte Gesichtsurne, Legionsstempel, zehn Töpferstempel, Webgewichte, Hornnadeln, Klicker usw. Auf drei römischen Münzen sieht man die Bildnisse der Kaiser Tiberius, Caligula und Konstantin. Zu den Prunkstücken zählt — ausser der erwähnten Tonlampe in Mumienform — eine kapitale Weinamphore, die er stückweise freigelegt und in stundenlanger mühevoller Kleinarbeit tadellos zusammengefügt hat. Sogar vorgeschichtliche Funde hat der junge Amateur-Archäologe vorzuzeigen, ein Steinbeil und bandkeramische Erzeugnisse zählen dazu. Hand in Hand mit zunehmender praktischer Erfahrung ging Wolfgangs Wunsch, diese theoretisch zu untermauern. Er begann mit dem gleichen Eifer, einschlägige Schriften zu studieren. So finden sich in seiner „Bibliothek“ Werke prominenter Fachleute. Wolfgang hat sich daraus ein für sein Alter ungewöhnliches Wissen und fachliches Vokabularium erarbeitet. Wolfgang Ober ist kein Wunderkind und kein Schwärmer, nur ein heller Junge, der mit beiden Füssen auf realem Böden steht. Über seine Grabungen — Tag, Ort, Bodenbeschaffenheit und Ergebnisse — führt er gewissenhaft Buch und versieht seine Eintragungen noch mit kleinen Illustrationen der Fundobjekte. Mit geradezu „wissenschaftlicher“ Akribie widmet er sich dieser zeitraubenden »Liebhaberei und, erfreut sich, obwohl die Schulfächer dabei leicht ins Hintertreffen geraten können, des Wohlwollens seiner Lehrer, die seinen Forschungseifer würdigen, indem sie Wolfgang erlauben, von Zeit zu Zeit kleine Ausstellungen seiner Fundgegenstände, die er gut beschriftet, seinen Mitschülern vorzuführen, womit das allgemeine Interesse an dem „römischen Mainz“ in der Schule gefördert wird. Wenn man nicht nur den jugendlichen Eifer und die Begeisterung des Schülers bei seinem Hobby, sondern auch sein offenkundiges Talent dazu beobachtet, möchte man dem jungen „Römerforscher“ wünschen, dass aus seiner lehrreichen Freizeitbeschäftigung einmal ein Beruf würde. Aufmerksam prüft diese junge Archäologin die Spuren einer alten Kultur in ßallatis Kleiner Starkasten Alain Delon Sein Name lockt Tausende ins Kino, sein Bild besitzen Tausende Mädchen — an den Spiegel gesteckt, in den Heften versteckt, im Album auf einem Ehrenplatz —, unzählige Mädchen wünschen sich einen Ehemann, der ihm ähnlich sehen muss : Alain Delon, 31jähriger Filmstar.. . „Nr. 1 von Frankreich“, wollten wir hinzufügen. Aber da fällt uns ein, dass wir dasselbe bereits von Jean Paul Belmondo behauptet haben — nach gründlicher Dokumentierung in der Fachpresse allerdings. Nun präsentiert uns dieselbe Fachpresse auch Alain Delon als männlichen Filmstar Nr. 1 von Frankreich. Wie es dazu kommen kann, dass zwei so grundverschiedene männliche Startypen, wo doch der eine ganz und gar nicht den Regeln der klassischen Schönheit entspricht — und dieses ist Belmondo —, den ersten Platz besetzen können ? In Belmondo hat sich das Publikum einen Star erkoren, der, obwohl den männlichen Schönheitsprinzipien vielseitig widersprechend, einem neu herangebildeten Ideal entspricht: dem Ideal, das Mut, Kraft, Unerschrockenheit in sich vereint. In Alain Delon jedoch — gewissermassen als Gegenpol zu Belmondo — das Ideal der perfekten Schönheit. (Perfekt natürlich nur für kurze Zeit, denn wie alles den Gesetzen der Veränderung-Erneuerung unterworfen ist, so ist auch ein, Schönheitsideal nicht ein für allemal da.) Wir können deshalb — um genauer zu sein — Alain Delon als männliche Schönheit Nr. 1 des französischen Films bezeichnen. Das soll aber bei weitem nicht bedeuten, dass er nur seiner Schönheit wegen Jahre hindurch als Filmstar anerkannt wird. Sein Talent kann ihm nicht abgesprochen werden. Er liess das Gelingen einer Rolle nie auf seinem persönlichen Scharm beruhen, sondern war ernst darum bemüht, jede Rolle anders zu gestalten, ihr etwas zu geben. Zu diesen beiden Voraussetzungen eines Stars gesellte sich ein dritter günstiger Umstand hinzu : die Zeit, in der Alain Delon vor 11 Jahren entdeckt wurde, eine Periode, als der Film grosse Neuerungen durchmachte, yvo das Bekanntwerden unbekannter Schauspieler durch das Interesse an den neuen Filmen erleichtert wurde. Es war ein Glück dabei, das andere Schauspieler, wie Maurice Ronet oder Robert Hossein, nicht hatten, obwohl Scharm und Talent da waren. Sie hatten wohl Erfolg, aber als Idole galten sie nie. Alain Delon öffneten die günstigen Bedingungen den Weg zur Berühmtheit, und er rang weiter um sie durch sein Talent, durch den Ernst, mit dem er seine künstlerische Laufbahn betrachtete. Yves Allegrets Film „Wenn sich die Frau einmischt“ war es. in dem er 1957 debü- • tierte. 1958 spielt er mit Romy Schneider in dem Streifen „Christine“ (Regie : Gaspai Huit). 1960 schliesslich sein grosser Erfolg — und die meisten werden ihn auch in „ dieser Rolle vor Augen haben : als Rocc» in Luchino Viscontis Film „Rocco und seine Brüder.“ Wir erinnern uns seiner fei* ner aus den bei uns vorgeführten Filmer^ wie „Der Teufel und die zehn Gebote1* j (1962, Regie: Julien Duvivier), in dem ef mit Danielle Darrieux auftrat, an die Rolle aus Lampedusas verfilmtem Roman „Der Gepard“ (mit Claudia Cardinale, Regie : Luchino Visconti), „Die schwarze Tulpe“ mit Virna Lisi und an den letzten Film, in dem wir ihn sehen konnten, „Einst war er Dieb". Nicht die Pose „Typ Alain Delon“, sondern sein Talent war es, das so bekannte Regisseure wie Visconti dazu bewog, Alain Delon Starrollen zu übertragen. Elke Henning Variationen eines Themas Von Joszef Toth STIMMGAMl KIMOMUtO tLBCTKÖNSCHE MUSK NEUER WEG / 3. August 1967 f Wir diskutieren.. Ein Jahr im Werk (NW Nr. 5641) Dass die Zeitung dieses Problem aufgeworfen hat. ist zu begrüssen. Die Presse müsste öfter darauf zurückkommen, denn die Ausbildung von Facharbeitern verschiedener Sparten — der Kader von morgen — lässt noch zu wünschen übrig. Als ein auf Elektronik und Elektrotechnik spezialisierter Arbeiter komme ich ständig mit Jungarbeitern und Lehrlingen in Kontakt und bin über ihre lückenhaften beruflichen Kenntnisse zuweilen wirklich sehr erstaunt. Nun — ich war auch einmal Lehrling und meine, dass man Jahre braucht, um ein Handwerk zu erlernen, denn es gibt Kniffe und Griffe, welche die Schule nicht mitgeben kann, man muss sie dem Fachmann abgucken. Versuchen das die Absolventen der Fachschule ? Nicht wenige öteigen während des Praktikums ziellos herum, Himmeln hier und dort, basteln sich Messer und Schnallen für Riemen usw. In der Produktion klappt es dann nicht. Lassen die Tatsache, dass in unserem Lande jeder lernen darf und die Überlegung, dass für jeden ein Arbeitsplatz gesichert ist. diese verantwortungslose Einstellung aufkommen ? Denn Meister, die mit ihrem Wissen hinter dem Berg halten, gibt es praktisch nicht mehr, und wie man sich zur Arbeit stellen soll, zeigen stündlich ungezählte ältere Kollegen durch ihr Beispiel vor. Im Krohstädter Traktorenwerk führt unter anderem die Fluktuation der Jungarbeiter zu Schwierigkeiten. Wegen ungenügender Fachausbildung — die Schuld scheint bei ihnen zu liegen, denn ihre Kollegen erzielen schon nach zwei-drei Monaten ganz schöne Gehälter — zogen es mehrere Absolventen der Fachschule vor, in eine andere Abteilung hinüberzuwechseln und Serienarbeit zu leisten (immer ein und dasselbe Werkstück zu bearbeiten), obwohl die gut ausgerüstete Werkzeugabteilung erstklassige Möglichkeiten zur fachlichen Vervollkommnung bietet. Durch diese Fluktuation wird die Produktion beeinträchtigt, doch könnten die Meister und älteren Kollegen mit Geduld viel helfen. Traurig steht es um den Jungarbeiter der Fachrichtung Elektronik, der das Ohmsche Gesetz nicht kennt, geschweige denn eine Spule bei einem Automaten auswechseln kaán. Da kann nur ein Mehr an praktischer Arbeit während der Studienzeit abhelfen : Viele Stunden Schulwerkstätt im ersten Jahr, viele Stunden Arbeit in den Sektoren der Fabrik im zweiten und dritten, bei parallel geführtem theoretischem Abendunterricht. Dazu müsste das Interesse der Schüler mehr berücksichtigt werden ; es geht nicht an, dass einer der Planifizierung zuliebe ungefragt zu den Elektrikern oder zu den Drehern eingeteilt wird. Gut wäre es auch, wenn sich ein Facharbeiter mit nur einem Lehrling beschäftigen könnte statt mit zweien oder dreien. Ich spreche aus Erfahrung. Diesem einen kann ich, ohne mit meiner eigenen Arbeit zu verspäten, die Maschine in die Hand geben, die Handgriffe erklären, seine Neugier befriedigen. Dadurch gewinnt er Selbstvertrauen, und sein Verantwortungsgefühl wächst. Wird ihm eine gute theoretische Ausbildung zuteil, dann muss er sich zu einem Fachmann entwickeln. Günther H a n n a k Kronstadt Ihre Eltern wollen „was Besseres" .. (NW Nr. 5653) Ein grosser Teil der Jugendlichen und ein noch grösserer Teil der Eltern scheinen zu glauben, dass man heute, um jemand zu sein, unbedingt studieren müsse, und ich fürchte, viele hegen diese Ansicht nicht aus wirklichem Wissensdrang oder aus Begeisterung für ein Fach und auch nicht, weil sie glauben, überdurchschnittliche Fähigkeiten auf einem bestimmten Gebiet zu haben, sondern die einen (Eltern) tun es aus Ehrgeiz, die anderen (Jugendliche) weil sie annehmen, sich dadurch ein bequemes Leben zu sichern. Es ist erfreulich, dass jeder Jugendliche heute danach trachtet, vorwärtszukommen, zu lernen und sich zu vervollkommnen, ja es ist sogar notwendig. Dies soll abers nicht zu der Meinung führen, man könne das nur, wenn man Intellektueller wird, denn dann ist nur noch ein kleiner Schritt bis zur Verachtung der körperlichen Arbeit. - 1 Man müsste die Jugendlichen immer wieder darauf hinweisen, dass es nicht so wichtig ist, was man arbeitet, sondern wie man arbeitet und dass es besser, ehrenhafter, nützlicher und befriedigender ist, ein guter Arbeiter zu sein als ein schlechter Ingenieur. Erfriede Nagy Zeiden Ich möchte Manfred raten, dass er unbedingt eine Aussprache mit den Eltern seiner Freundin anstreben soll, denn die Tatsache, dass er eine Meisterschule besuchen möchte, spricht für ihn. Es könnte sein, dass die Aussprache keinen Erfolg hat. Soll sich das Paar in diesem Fall trennen ? Ich sage nein, wenn das Mädchen ihn wirklich lieb hat. Die Meisterschule dauert drei Jahre, die beiden sind jung und können folglich warten. Wenn sie dann ihre eigene Wohnung haben, steht der Ehe nichts mehr im Wege ; die Eltern werden ihre Zustimmung geben, sobald sie ihre Tochter glücklich sehen. Wenn aber das junge Paar bei den Eltern der Frau wohnen müsste, soll der „Meister“ um so mehr abgewartet werden, weil dann dem Mädchen viele schwere Stunden erspart bleiben. Das Problem des „Besseren“ tritt noch häufig auf. Ich finde, dass der Beruf des Meisters ein schwerer Beruf ist, und da Manfred als Schlosser arbeitet, wird er das wohl wissen. Dieser Beruf verlangt einen ganzen Mann. Wenn Manfred vor der Verantwortung nicht zurückschreckt, kann das nur positiv eingeschätzt werden, ausser es geht Manfred nur um den Titel. Das Mädel freilich muss sich darüber klar sein, ob es wirklich seine Frau werden will oder nur ein bisschen in ihn verliebt ist. M. Ungermann Reschitza