Neuer Weg, 1971. február (23. évfolyam, 6761-6784. szám)
1971-02-23 / 6779. szám
Seite 2 Verschärfte Gewalttätigkeit 7« Guatemala löst ein Ausnahmezustand den anderen ab. Der Terror bleibt. Seit Anfang November 1970 wurden 700 Personen, vor allem Gewerkschaftsführer, politische Persönlichkeiten und Führer der Bauern ermordet. Für Leute, die die politische Atmosphäre in Guatemala nicht kennen, mag diese Ziffer übertrieben scheinen• Es ist jedoch bekannt, dass in diesem Land täglich vier bis fünf Menschen umgebracht werden. Man weiss auch, wer hinter den Morden steckt: die rechtsextremen Organisationen, auf deren Konto schon Tausende politische Morde gehen. Die MANO (Organisierte Nationale Antikommunistische Bewegung), auch „Mano blanco“ genannt, ist die blutigste. Sie arbeitet Hand in Hand mit der NOA (Neue Antikommunistische Organisation). Beiden Organisationen gehören ehemalige Militärs, Grossgrundbesitzer und rückständige Vertreter des Bürgertums an, die alle im Dienste der die Wirtschaft des Landes bestimmenden ausländischen Monopole stehen und sich die Unterdrükkung der für demokratische Rechte und Freiheiten des guatemaltekischen Volkes, für Fortschritt Kämpfenden zum Ziel gesetzt haben. Ihre Vorgangsweise ist ganz einfach: Wer der Regierung unbequem geworden ist oder mit der Widerstandsbewegung FAR (Bewaffnete Revolutionäre Streitkräfte) sympathisiert, wird um die Ecke gebracht. Am 17. Januar d. J. wurde der Gewerkschaftsführer Tereso Jesus Oliva auf offner Strasse ermordet. Kurz vorher waren Adolfo Mijangos, Abgeordneter der Linken, Professor an der Universität „San Carlos“, und der Führer der Linken, Marco Antonio Leoni, von „unbekannten“ Personen erschossen worden. Bei seinem Amtsantritt (im Juli 1970) hatte der Präsident Guatemalas, Oberst Carlos Arana Osorio, erklärt, er werde das Problem der Gewalttätigkeit sofort lösen. Doch das Problem ist und bleibt ungelöst. Die Zensur im Lande ist so streng, dass die Öffentlichkeit gar nichts oder mit grosser Verspätung von den Terrorakten erfährt. Hoffnung auf eine Verbesserung der Lage besteht vorläufig nicht. Eher scheint eine Verschärfung des Terrors bevorzustehen, da die Autoritäten in Ciudad de Guatemala ihre politischen Gegner unter Druck setzen und viele davon schon auf den „schwarzen Liste“ der MANO- und NOA-Terroristen stehen. E. M Befreiung Gomides bestätigt Montevideo (Agerpres). — Aleysio Mares Diaz Gomide, der fern 1. Juli 1970 von den Tupamaros geraubte brasilianische Konsul, ist am Sonntag freigesetzt worden. Von allen gekidnappten und später befreiten Personen in den verschiedenen lateinamerikanischen Ländern war Diaz Gomide die längste Zeit in Haft. Seine Befreiung erfolgte kurz nach Wiederherstellung der verfassungsmässigen Garantien in Uruguay, die von der Regierung am 8. Januar 1971 ausgesetzt worden waren. Im Gewahrsam der Tupamaros verbleiben demnach noch der britische Botschafter Geoffrey Jackson und der nordamerikanische Botschaftsrat Claude Fly. New York. — Die ..New York Times“ meldet, dass sie im Besitz einer zweiten Botschaft der uruguayischen Geheimorgahisation „Tupamaros“ an die Gattin des amerikanischen Botschafters Claude Fly ist, worin die bereits einmal ausgesprochene Forderung, eine Million Dollar Lösegeld für den Entführten zu erlegen, wiederholt wird. Der Botschaft sind einige Zeilen von Fly persönlich beigefügt. Er bestätigt, dass sein Gesundheitszustand gut sei. Die erste Forderung von Lösegeld wurde von der amerikanischen Regierung zurückgewiesen. Uganda bleibt Republik Kampala (Agerpres). — Die neue Militärregierung Ugandas, die am 25. Januar im Wege eines Staatsstreichs die Macht übernahm, wird die Führung des Landes mindestens fünf Jahre lang behalten, wurde in Kampala in einem Regierungskommuniqúé bekanntgegeben. Der nach dem Staatsstreich verhängte Ausnahmezustand ist aufgehoben worden. Idi Amin, der am 5, Februar als Staatschef vereidigt worden' war, ist zum General befördert worden, meldet Associated Press. Er erklärte bei dieser Gelegenheit, dass Uganda eine Republik bleibt. Bekanntlich wurde die Monarchie 1966 abgeschafft, als Milton Obote die Präsidentschaft übernahm. Grösster Unterseetunnel Im Bau Tokio (Agerpres). — Sonntag fand in Sapporo das feierliche Zeremoniell des Baubeginns am grössten Unterseetunnel der Welt statt, der die japanischen Inseln Honshu (Hondo) und .Hokkaido verbindet. ' Der Tunnel wird eine Länge von 54,2 Kilometern haben : ein rund 23 Kilometer langer Abschnitt liegt unter der die beiden Inseln trennenden Meeresenge. Die Gesamtkosten dieses Baus, der 1978 fertiggestellt werden soll, werden sich auf etwa 325 Milliarden Yen belaufen. Fichten von Flugzeugabgasen vergiftet München. — Fiugzeugabgase haben die Fichten in einem Waldstück an der Einflugschneise des Münchner Flughafens Riem vergiftet. Das ergab eine Untersuchung des Instituts für Forstsamenkunde und Pflanzenzüchtung der Münchner Universität. Wie mitgeteilt wurde, sei die Krankheit der Bäume eine „wertvolle Signalwirkung“, weil die Fichte schon dann durch Luftverschmutzung geschädigt werde, wenn bei den meisten anderen Pflanzen und beim Menschen noch kein Schaden erkennbar sei. Vor Jahren hatten die Forstexperten eine rätselhafte Krankheit bei Fichten des Versuchsguts Grub entdeckt. Sie zeigte sich zunächst in einer ■ Rötung der Nadeln und führte dann zuletzt zum völligen Dürrwerden junger sowie alter Bäume. Die Ursache : Flugzeugabgase. Ausland Die Lage in Indochina Abwehrschläge der Patrioten Saigoner Invasion ins Stocken geraten / Raketenfeuer auf Da Nang Saigon (Agerpres). — Die Lage der auf laotischem Territorium oder in Nachschubbasen in unmittelbarer Nähe der Grenze befindlichen Saigoner Truppen beschäftigt das Saigoner Kommando in diesen Tagen in höchstem Grade. Laut Meldungen, die in der südvietnamesischen Hauptstadt umlaufen, ist der Vormarsch der Aggressionstruppen praktisch zum Stillstand gekommen, wobei die von ihnen erlittenen Verluste als ausserordentlich schwer bezeichnet werden. France Presse weiss von einer Saigoner Kompanie von „Rangers“ zu berichten, die durch einen Überraschungsangriff der Patrioten dezimiert wurde. Das Gefecht fand etwa zehn Kilometer innerhalb laotischen Territoriums statt. Im gleichen Raum werden zwei Rangers-Einheiten von den Streitkräften der Pathet Lao bedrängt, und alle Versuche der amerikanischen Luftwaffe, die Eingeschlossenen zu entsetzen, sind bisher gescheitert. Mehrere US-Hubschrauber, die versucht hatten, den belagerten Truppen zur Hilfe zu kommen und Verwundete zu evakuieren. wurden von der Artillerie der patriotischen Streitkräfte abgeschossen. Südvietnamesische Patrioten belegten den amerikanischen Luft- und Flottenstützpunkt Da Nang mit schwerem Ra-ketenfeuer. Laut Reuter erhielt ein Transporter vom Typ „C, 130“ einen Volltreffer und wurde vollständig zerstört. Die Militärsprecher weigerten sich, über die durch dieses Bombardement verursachten Verluste weitere Einzelheiten bekanntzugeben. Laut Presseagenturen führten B-52- Bomber neue Raids im Norden Südvietnams aus, wo es in den letzten 24 Stunden zu heftigen Zusammenstössen zwischen amerikanischen und Saigoner Truppen sowie den Streitkräften der Befreiungsfront gekommen war. Die Patrioten hatten in der Nähe der Ortschaften Quang Tri und Khe Sanh zwei Hinterhalte gelegt; mehrere amerikanische Militärangehörige wurden dabei getötet oder verletzt. Ein dritter vom US-Kommando als „ernst“ bezeichneter Zusammenstoss ereignete sich acht Kilometer nördlich von The Sanh, wo Patrioten eine Stellung der fünften US-Infanteriedivision überfielen. Die amerikanischen Truppen verzeichneten Verluste. Pnom Penh. — Die Streitkräfte des Volkswiderstandes in Kambodscha griffen in der Nacht zum Sonntag einen Vorposten der Lon-Nol-Truppen, 65 Kilometer südöstlich von Pnom Penh, an. In der gleichen Nacht wurden zwei Brückenüberführungen auf der Nationalstrasse Nr. 1. die die kambodschanische Hauptstadt mit Saigon verbindet, mit Bomben belegt. Im Verteidigungsgürtel der Hauptstadt wurden ebenfalls zwei Angriffe und heftiger Feuerwechsel gemeldet. Wie Associated Press meldet, gab es in den Reihen der Lon-Nol-Truppen Verluste. Die Ausweitung des US-lndochina-Krieges auf Laos hat auch in der Bundesrepublik Deutschland Proteste hervorgerufen. — Unser Bild zeigt Demonstranten in Bonn Viermächte-Besprechung bei der UNO Amman (Agerpres). — Ein Sprecher des Informationsdienstes der Al Fatah in Beirut erklärte laut UPI, dass die jordanischen Regierungstruppen am Samstag mehrere Basen der palästinensischen Widerstandsorganisationen im Jordantal angriffen und dass die Kämpfe noch in den frühen Morgenstunden des Sonntags andauerten. Zu den ersten Zwischenfällen kam es in der Nähe der Ortschaft Khurayyat, als jordanische Streitkräfte eine Patrouille von Feddains angriffen. Dann nahmen die jordanischen Streitkräfte mehrere Basen der palästinensischen Widerstandskämpfer in diesem Raum unter schweren Artillerie- und MG-Feuerbeschuss. Gerüchte, wonach die jordanischen Behörden sich mit der Absicht trügen, einzelne Stadtviertel von Amman durchzukämmen, um Waffenlager und Geschützdepots der palästinensischen Widerstandsorganisationen aufzudepken, wurden laut France Presse am Sonntag von einem .Sprecher des jordanischen Innenministeriums dementiert. Er betonte, dass eine derartige Aktion vor kurzem abgeschlossen worden sei. Der Sprecher nahm in seiner Erklärung nicht Bezug auf die Behauptungen aus palästinensischen Quellen, wonach es zu den obenerwähnten Zwischenfällen gekommen sei. Der jordanische Ministerrat nahm in einer Sitzung am Samstag . abend von der prinzipiellen Vereinbarung zwischen den Vertretern des jordanischen Kabinetts und einer Delegation der „Tapline“-Verwaltung Kenntnis, wonach die Steuern der amerikanischen Erdölgesellschaft an den jordanischen Staat erhöht werden. Kairo. — „Al Ahram“ berichtet unter Bezugnahme auf die jüngste Zusammenkunft der Botschafter Frankreichs, Grossbritanniens, der USA und der .UdSSR bei der UNO, dass die Frage der Garantien, die gegebenenfalls bei Zustandekommen eines Friedensvertrags den am Nahostkonflikt beteiligten Seiten gegeben werden könnten, Gegenstand der Besprechung bildeten. Gleichzeitig wurde die Entsendung eines internationalen Friedenskorps an die Grenzen zwischen den arabischen Ländern und Israel erörtert. in Jordanien Algerien sucht Formender Kooperation Algier (Agerpres). — In einer Rede, die der Präsident Algeriens, Houari Boumediene, in der Ortschaft Boufarik hielt, unterstrich er, dass Algerien im Laufe nur weniger Jahre den grössten Tejl seiner Naturreichtümer in staatliches Eigentum zu überführen vermocht hat und sie im Interesse des Volkes nutzt. Der Präsident sagte, ,,es gibt jedoch noch viele Sektoren, die nicht befreit worden sind“. Mit ihnen befasse sich die Regierung zur Zeit. „Seit einiger Zeit bemühen wir uns“, sagte er, „eine neue Formel der Kooperation zu finden, die die höchsten Interessen Algeriens garantiert und gleichzeitig auf die Interessen derer Bedacht nimmt, die mit uns Zusammenarbeiten wollen. Offensichtlich haben wir jedoch bis zur Stunde noch keine spürbaren Resultate, beispielsweise im Bereich des Erdöls, erzielt.“ I ® Aus der Auslandspresse • Aus der Auslandspresse • Aus der Auslandspresse • Aus der Auslandspresse • Aus der Auslandspresse nGefährliche" lioiKSSTimme Z«ntralorgBB dr KqgmHn»l»tUch«n Porul Q»Urf Ich» Wien Seit Mitte Janüar beschäftigt ln den USA eine Affäre Politiker, Leitartikler und Fernsehkommentatoren — die sogenannte „Berrigan-Verschwörung“. Parrallelen zum französischen Dreyfus-Skandal Anfang des Jahrhunderts und zum „Reichstagsbrand“ der Nazis werden gezogen. Fünf katholische Priester, eine Nonne und ein pakistanischer Dozent werden von FBI, Generglstaatsanwalt und der Staatsanwaltschaft Harrisburg beschuldigt, ein Sprengstoffattentat auf das Weisse Haus und die Entführung von Nixons Chefberater Kissinger geplant zu haben, um den US-Präsidenten zu einer Änderung seiner Vietnampolitik zu zwingen. Seit Monaten schon im Gefängnis Als Ende November der Chef des Bundeskriminalamtes (FBI), Hoover, in einer Pressekonferenz die Brüder Daniel und Philip Berrigan, zwei Ordensgeistliche, als die geistigen Väter dieser phantastisch anmutenden Affäre nannte, geriet er ins Kreuzfeuer sarkastischer Kommentare. Denn die Brüder Berrigan sassen zu diesem Zeitpunkt bereits seit Monaten in Danbury (Connecticut) eine sechsjährige Gefängnisstrafe ab, die sie für die Verbrennung der Akten einer Wehrerfassungsbehörde im Sommer 1968 erhalten hatten. Als aber das Bundesgericht in Harrisburg (Pennsylvania) Mitte Januar formell gegen die Geistlichen in dieser neuen Sache Anklage erhob, war klar, dass es sich um mehr handelte als um eine „komische Geschichte“ oder um einen Versuch Hoovers, mit dieser wilden Story das US-Parlament zur Bewilligung der von ihm geforderten 1000 neuen FBI-Männer zu bewegen. Die USA hatten neben dem Fall Angela Davis nun auch einen „Fall Berrigan“. Der 49jährige Daniel Berrigan ist Jesuitenpater, sein zwei Jahre jüngerer Bruder Philip gehört dem Josephorden an. Die beiden Patres sind entschiedene Kriegsgegner. Eine Reise nach Frankreich brachte Daniel Berrigan in Kontakt mit den Arbeiterpriestern. Er begeisterte sich an ihrem Beispiel und, in die USA zurückgekehrt, beschwor er seine Amtsbrüder, unter das Volk zu gehen und das Leben der Ärmsten der Armen zu teilen. Der amerikanische Luftkrieg gegen Nordvietnam empörte die Berrigans zutiefst. Daniel Berrigan erklärte auf Antikriegskundgebungen, dieser Krieg sei „von Gott verflucht“. Im Oktober 1967 demonstrierte Philip Berrigan mit einigen Gleichgesinnten in Baltimore und übergoss in einem Rekrutierungsbüro Akten mit Tierblut. Sein Bruder Daniel schloss sich der Gruppe an, und sieben Monate später drangen sie erneut in ein Rekrutierungsbüro ein und verbrannten die dort liegenden Gestellungsbefehle. Die Berrigans wurden verhaftet und zu (je sechs Jahren Gefängnis verurteilt. Der Kardinal stellt Kaution Die Behauptung Hoovers und des Staatsanwalts, die Berrigans hätten ihre angeblichen Attentatspläne im Gefängnis ausgeheckt und ihren Mitverschworenen zugeschmuggelt, mutet derart lächerlich an. dass sie vom grössten Teil der USPresse mit Skepsis und offenem Hohn behandelt wird. Selbst der als konservativ bekannte Erzbischof von Baltimore, Kardinal Shehan. trat für die Mitangeklagten der Berrigans ein und stellte eine hohe Kaution aus kirchlichen Mitteln, damit drei von ihnen freigelassen wurden. Der Wirtschaftsprofessor der Cornell- Universität, Douglas Dowd, mit den Berrigans an früheren Aktionen gegen den Vietnamkrieg beteiligt, drückte die allgemeine Stimmung aus ; „Es wäre ganz amüsant, wenn es nicht so schwerwiegend wäre.“ Denn der grosse Einfluss der Patres auf katholische Kreise und ihr Ansehen beim hohen Klerus verursachte den „Falken“ der US-Politik und den Militärs, die eine Weiterführung und Intensivierung des Vietnamkrieges befürworten, schon lange Unbehagen. Ganz offensichtlich haben sie es darauf abgesehen. in den Berrigans und ihren Freunden alle Kriegsgegner in der Öffentlichkeit in Misskredit zu bringen und sie als gemeingefährliche Wahnsinnige hinzustellen. die auf Lebenszeit hinter Gitter gehören. Ein neuer, „Reichstagsbrand“ Daniel und Philip Berrigan haben die gegen sie erhobene Anklage als erlogen bezeichnet. Sie beabsichtigen, den FBIChef Hoover wegen falscher Anschuldigung zu verklagen. Durch ihren Rechtsanwalt William Künstler, der bereits viele Prozesse für angeklagte Pazifisten geführt hat. Hessen sie eine Erklärung veröffentlichen, die auch die Hintergründe dieses neuen Anschlags der amerikanischen Justiz gegen die Friedenskämpfer enthüllt. In dieser Erklärung heisst es : „Vor achtunddreissig Jahren steckten die Nazis den Reichstag in Brand. Durch diese Tat wollten sie das deutsche Volk aufhetzen, damit es ihre Politik der Unterdrückung im , Inneren und der militärischen Gewalt nach aussen unterstütze. Aus den gleichen Gründen hat die Regierung der USA eine groteske Verschwörung erfunden. Der Zweck dieser Erfindungen ist einfach, aber tödlich. Die Friedensbewegung soll zerstört werden, indem man Karikaturen aus jenen macht, die den Krieg in Südostasien bekämpfen.“ Zürich Das 400-Millionen-Dollar-Unternehmen ist beendet, und die Frage stellt sich, ob sich der gewaltige Aufwand gelohnt hat. Einige Antworten sind bereits gegeben worden. So äusserten sich die Mondforscher bei der NASA befriedigt darüber, dass ihnen die Apollo-14-Mannschaft mehr Mondmaterial mit zur Erde gebracht hat als ihre Vorgänger auf dem Mond. Die „Prawda“ verwies darauf, dass die Erforschung des Mondes durch ferngesteuerte Geräte erheblich preiswerter erfolgen könnte. Amerikanische Bürgerrechtskämpfer empfehlen der US-Regierung, nicht Mondgestein an Staatsoberhäupter, sondern Brot an die Armen zu verteilen. Und der wackere Wernher von Braun mahnte erneut, nicht auf den Lorbeeren auszuruhen, und malte — wenn äuch nicht zum erstenmal — das Gespenst eines neuen „Sputnik-Schocks“ an die Wand. Eine Antwort besonderer Art schliesslich gaben die amerikanischen Fernsehgesellschaften. Als Alan Shepard aus dem Weltraum zur Verständigung unter den Völkern aufrief, unterbrachen sie ihr Normal-Programm in keiner Weise. Die Mahnungen des Apollo-14-Kommandanten verhallten ungehört. Der Weltraum ist uninteressant geworden. Nicht lange mehr werden weisse Schemen, die mit eigentümlich schwebenden Bewegungen stundenlang über die Mondoberfiäche impfen, hier ein Fähnchen in den Boden ,rammen, dort eine Versuchsanordnung aufbauen oder einen Stein aufheben. sich des Interesses eines nach Hunderten von Millionen zählenden Publikums erfreuen können. Die Raumfahrt ist dabei, ihren Glorienschein zu verlieren. Bald wird sie sich den Alitagskittel überziehen müssen. Schon jetzt haben nur die lange Pause, die in der bemannten Raumfahrt eingetreten war. das missglückte Apöllo-13-Unternehmen und eine Serie von kleinen, aber nicht ungefährlichen Zwischenfällen — wie sie kein Filmregisseur hätte besser erfinden können — das Interesse der breiten Massen aufrecht erhalten. Doch wer den Alltagskittel anhat der muss sich auch im Alltag bewähren. Starallüren helfen ihm nicht weiter. Bei der NASA ist man sich dessen wohl bewusst. Nicht zufällig gehörten zum Programm der ApoUo-14-Piloten erstmals auch Versuche, mit denen die theoretischen Grundlagen für die Herstellung neuartiger Produkte in der Schwerelosigkeit des Alls gelegt werden sollten. Spät einige meinen zu spät, macht sich die NASA daran, ihr Geld selbst zu verdienen. Die amerikanische Öffentlichkeit ist nicht mehr geneigt, den vagen Hinweis auf das Stimulans, das von der Weltraum-Technologie auf viele Bereiche ausstrahlt, jährlich mit Dollar-Milliarden zu honorieren. Die NASA steht vor einer schwierigen Epoche. Sie muss jenes Kunststück, das ihr in den sechziger Jahren mit den ersten Nachrichten- und Fernsehsatelliten gelang, in den siebziger Jahren mit den bemannten Raumstationen wiederholen. Im vergangenen Jahrzehnt war sie in der Lage, unter dem anfänglichen Spott der Fachleute aus einfachen, riesigen Ballons. die um die Erde schwebten, hochkomplizierte elektronische Schaltwerke im All zu entwickeln, jene Nachrichtensatelliten. die gegenwärtig mehr als 400 Millionen Dollar im Jahr an Gebühren einbringen. Jetzt geht es darum, aus kleinen Raumschiffen Raumstationen zu entwickeln, in denen zu rentablen Preisen Dinge hergestellt werden, die am Erdboden aufgrund der Schwerkraft gar night zu produzieren sind. •Nur Wenn dies gelingt, ehe die barte Kritik der Raumfahrtgegner der NASA den Geldhahn noch weiter Zudreht, dürfte die Zukunft, der amerikanischen bemannten Raumfahrt auf lange Zeit gesichert sein. Apollo 14 lohnend? DfEfWELTWOCHE KURZÜHIELT Abgeschossen wurde ein automatisch gesteuertes Aufklärungsflugzeug der amerikanischen Luftstreitkräfte, das in den Luftraum über Haiphong (Nordvietnam) eingedrungen war. Die Bevölkerung Indiens betrug Anfang 1971 553 964 000 Einwohner. Sie nimmt jährlich um 2,5 Prozent zu. Der Präsident Pakistans, General Yahya Khan, hat France Presse zufolge am Sonntag die Regierung aufgelöst. Ein Militärhubschrauber der USA vom Typ „Boeing Ch 47“ ist über Oberaspach in Westdeutschland abgestürzt. Der Apparat zerstörte die Dächer mehrerer Häuser sowie Kraftstromleitungen. Die vier Bordinsassen kamen ums Leben. Lubomir Strougal, Ministerpräsident der CSSR. ist auf Einladung des Vorsitzenden der Ungarischen Revolutionären Arbeiterund-Bauern-Regierung in Budapest zu einem Freundschaftsbesuch eingetroffen. Der Präsident Tansanias, Julius Nyerere, hat die Schaffung einer ..Volksmiliz" bekanntgegeben. die Staatsstreiche und Invasionen, wie sie in Guinea verübt wurden, verhüten soll. In Sofia ist laut BTA eine italienische Regierungsdelegation zu Verhandlungen über Warenaustauschprotokolle eingetroffen. Die Staaten Mississippi und Louisiana wurden von ausserordentlich heftigen Stürmen heimgesucht. Ersten Schätzungen zufolge kamen dabei 42 Menschen ums Leben. Die Stadt Inverness im Staate Mississipp. wurde praktisch zerstört. Harold Wilson, der ehemalige Labourpremier, warnte vor einer ernsten Rezession, bei dér die gegenwärtige Arbeitslosenzahl von 720 000 auf eine Million ansteigen könnte. In Tripoli haben Besprechungen der Erdölminister Libyens, Algeriens, Iraks und Saudiarabiens begonnen. Die vier wollen ihre Haltung gegenüber den Erdölgesellschaften auf einen gemeinsamen Nenner bringen. Die Nähe der Erdölquellen zu Westeuropa und die hervorragende Qualität des Erdöls veranlassen dié vier Länder, ihren Rohölpreis über den in Teheran vereinbarten zu erhöhen. NEUER WEG / 23. Februar 1971 Jugoslawisch-ägyptisches Kommuniqué Kairo (Agerpres). — Wie bereit* gemeldet, wurde nach dem Besuch des Präsidenten der SFR Jugoslawien, Josip Broz-Tito, in der VAR ein Kommuniqué veröffentlicht, worin es heisst, dass Präsident Anwar Sadat und Präsident Tito einen Meinungsaustausch zu internationalen Fragen und zu den bilateralen Beziehungen zwischen den beiden Ländern Vornahmen. Der Meinungsaustausch fand in einer Atmosphäre der Herzlichkeit und des beiderseitigen Einverständnisses statt. Die beiden Präsidenten, so heisst es im Kommuniqué, prüften die jüngste Entwicklung der Lage in Nahost, insbesondere im Lichte der letzten Initiativen der VAR und der von Botschafter Jarring unternommenen Bemühungen. Sie brachten ihre volle Unterstützung für den UNO-Generalsekretär und für die Mission des Botschafters Jarring zum Ausdruck, in der Überzeugung, dass ein Scheitern dieser Bemühungen unweigerlich zur Eskalation des bewaffneten Konfliktes in Nahost führen würde, was gefährliche Folgen für den Frieden und die Sicherheit der Welt haben könnte. Die beiden Präsidenten brachten erneut ihre Überzeugung zum Ausdruck, dass dem palästinensischen Volke die Möglichkeit gegeben werden muss, in den Genuss des legitimen Rechts auf Selbstbestimmung zu kommen. Präsident Tito bekräftigte den Wunsch Jugoslawiens, seine vielseitige Unterstützung für die Anstrengungen der VAR im Hinblick auf die Wiederherstellung seiner Souveränität über die ihm gewaltsam entrissenen Territorien fortzusetzen. In diesem Zusammenhang erwähnte er, dass Jugoslawien sich bemühen wird, im Rahmen seiner Möglichkeiten einen maximalen Beitrag zu den Bemühungen um eine friedliche Lösung der Nahostkrise zu leisten. Die ’ÍJ AR und die SFR Jugoslawien verurteilen die Eskalation de« Indochina- Kriege« tmd fordern den vollen Abzug der amerikanischen Truppen als unerlässliche Bedingung für die Wiederherstellung des Friedens. Anwar Sadat und Josip Broz-Tito stellten eine günstige Wendung in der Haltung vieler Länder gegenüber der Chinesischen VR fest und unterstrichen, dass es unerlaubt und unlogisch ist, einer so grossen Nation nicht die Möglichkeit zu geben, ihre legitimen Rechte in Anspruch zu nehmen und den ihr gebührenden Platz in der Weltorganisation einzunehmen. .Sie äusserten ihre Genugtuung über die erfolgreiche Entwicklung der vielseitigen Zusammenarbeit und beschlossen, neue Anstrengungen zur Festigung der Freundschaftsbeziehungen un-d der Zusammenarbeit in allen Bereichen zu unternehmen. Es liegt im Interesse der beiden Länder, wird im Kommuniqué festgestellt, die ökonomischen Beziehungen zu fördern, die vielseitige langfristige Zusammenarbeit sowie die Zusammenarbeit in der Industrie und im technisch-wissenschaftlichen Bereich auszuweiten. Der in der ökonomischen Entwicklung der beiden Länder erreichte Stand kann zu neuen Formen der Kooperation im Einklang mij; den ökonomischen Systemen der beiden Länder, zu einem Ausbau der Warenaustausche sowie zur Schaffung anderer Formen der bilateralen Kooperation führen. Man kam überein, die Möglichkeiten einer intensiveren Beteiligung der jugoslawischen Unternehmen an der Durchführung des wirtschaftlichen Entwicklungsplans der VAR zu prüfen. Präsident Anwar Sadat nahm die Einladung zum Besuch Jugoslawiens an. US-Gewerkschaften fordern Schaffung neuer Arbeitsplätze New York (Agerpres). — Das Exekutivkomitee der grossen amerikanischen Gewerkschaftszentrale AFL/CIO nahm am Sonntag eine Resolution an, durch die der Kongress und das Weisse Haus aufgefordert werden, so rasch wie möglich ein umfassendes Programm von öffentlichen Arbeiten zu verwirklichen, um die Arbeitslosigkeit zu bekämpfen und die dringendsten sozialen Probleme des Landes zu lösen. AFL/CIO fordert vom Kongress und der Administration als ei'ste Massnahme unverzüglich die Bereitstellung von rund zwei Milliarden Dollar, um mit Hilfe dieser Gelder 500 000 neue Arbeitsplätze zu schaffen. Die Gewerkschaftszentrale fordert ferner, dass das Bundesprogramm zur Bekämpfung der Arbeitslosigkeit den Vorrang vor anderen Regierungsinitiativen habe. Verdikt gegen Rassenhetzer Washington (Agerpres). — Eine Jury in Südkarolina erklärte die Angeklagten Marsh, Kirven und Best der öffentlichen Ruhestörung für schuldig. Sie hatten Autobusse angegriffen, die farbige Schüler zu Schulen in der Nähe der Ortschaft Lamar brachten, wo kürzlich die Rassentrennung aufgehoben worden war. Das nach 22stündigen Beratungen gefällte Verdikts kann zur Verurteilung der Rassisten Marsh und Best bis zu fünf Jahren Gefängnis und 1000 Dollar Geldstrafe führen. Kirven. der sich Tätlichkeiten gegen einen Polizeioffizier zuschulden kommen liess, kann mit zehn Jahren Gefängnishaft bestraft werden. Der Gerichtsbeschluss ist um so bemerkenswerter, als man in Betracht ziehen muss, dass die Jury nur aus Weissen zusammengesetzt war und die Verhandlungen unter starkem Druck der örtlichen Rassenhetzer verliefen. New York. — In der amerikanischen Ortschaft Fort Pierce im Staate Florida wurden infolge heftiger Rassenkrawalle Verkehrsbeschränkungen verhängt, Es begann am Freitag, als die Behörden aus geringfügigem Anlass die Schliessung des Zentralgymnasiums der Stadt und die Verhaftung von 36 Schülern verfügten. Zum Protest gegen die Massnahme fand eine Demonstration der farbigen Bevölkerung statt, wobei es laut Angaben der Polizei zu Gewalttätigkeiten im Handelsviertel der Stadt gekommen sei. Bei den dadurch ausgelösten Wirren wurden drei Neger von Kugeln der Polizisten verwundet. Andere 29 wurden verhaftet. Herzinfarkt lässt sich Voraussagen Hamburg. — Ein Herzinfarkt lässt sich nach Ansicht des Wissenschaftlers Siegfried Heyden fast genau Voraussagen. In Hamburg erklärte Professor Heyden, der zur Zeit an der Duke-Universität in Durham (USA) lehrt, dass Menschen mit einem Cholesterinspiegel über 200 Milligramm pro 100 Gramm weitaus häufiger Herz- und Gefässerkrankungen davontragen als solche, deren Untersuchungsergebnisse unter diesem Wert liegen. „Unsere heute noch üblichen Nahrungsfette haben einen zu grossen Anteil an gesättigten Fettsäuren, die den Cholesterinspiegel im Blut hoehtreiben“, sagte Heyden zur Ursache des hohen Cholesteringehalts. Nach gründlichen und langwierigen Untersuchungen auf diesem Gebiet lässt sich nach den Worten von Heyden heute sagen, dass von 100 Männern mittleren Alters, deren Cholesterinspiegel um 250 Milligramm pro 100 Gramm und darüber liegt, mindestens 20 im Laufe der nächsten 10 Jahr« einen Herzinfarkt erleiden.